Test Blackmagic Cinema Camera - Teil 1: Schärfe und Moires

Blackmagic Cinema Camera - Teil 1: Schärfe und Moires

Selten hat uns eine Kamera so gefesselt, dass wir vor Staunen überhaupt nicht zum Schreiben kamen. Und dieser Kamera in irgend einer Weise erst einmal gerecht zu werden, ist schwer, da sie so anders ist, als alle Kameras, die wir bisher in unserem Test hatten.

Selten hat uns eine Kamera so gefesselt, dass wir vor Staunen überhaupt nicht zum Schreiben kamen. Und dieser Kamera in irgend einer Weise erst einmal gerecht zu werden, ist schwer, da sie so anders ist als alle Kameras, die wir bisher in unserem Test hatten.



Dies klingt erst einmal paradox, da die Kamera vor allem eines ist: Schlicht! So lassen sich tatsächlich nur die relevantesten Dinge beim Dreh einstellen. Alles was sich auch als Entscheidung in die Postproduktion verlegen lässt, soll auch erst dort geschehen. Und so kommt es, dass man die erste Zeit mehr mit DaVinci Resolve als mit der Kamera verbringt und darüber staunt, wie gut dieses Programm und die Kamera-Aufnahmen der BMCC harmonieren. Aber fangen wir von vorne an:



Erst einmal ein dickes Dankeschön an Andrew Reid von EOSHD. Aufgrund seiner mutigen, frühen Preorder besitzt er bereits eine der wenigen in Europa kursierenden, finalen Cinema Cameras und er stellte uns diese auch gleich dankenswerterweise für einen slashCAM-Test zur Verfügung. Wir haben dazu mit ihm, der Blackmagic Cinema Camera (und einigen anderen Kameras) einen Tag in Berlin gedreht und konnten so die Kamera dabei noch weiter kennenlernen.



Wie auch schon Andrew in seinem Artikel treffend erwähnt hat, ist die Arbeit mit der Cinema Camera gegenüber einer DSLR oder Videokamera wirklich ziemlich anders. Um bei einer DSLR filmische Ergebnisse zu erhalten ist es auf jeden Fall erstrebenswert schon beim Dreh ein Auge darauf zu werfen, welche Helligkeitsbereiche nachher in den 8 Bit des Codecs prominent vertreten werden sein werden. Ein besonders deutliches Beispiel für diese Problematik liefert z.B. die Canon C300 ab, die via C-Log ihre 11 Dynamikstufen in 8 Bit quetschen muss. Damit das gelingt, muss man beim Dreh natürlich darauf achten, dass diese Bilddetails nicht in den wenigen Bits verschwinden. Gleiches gilt aber auch wenn man grundsätzlich mit flachen Dynamikkurven oder Picture Profiles und einem 8 Bit Codec arbeitet. Ansonsten wird man von Banding-Problemen und Codec-Artefakten überrannt.



Vielleicht zuerst die gute Nachricht für alle, die sich nicht für einen RAW-Workflow interessieren: Tatsächlich kann eine Canon C300 direkt aus der Kamera mit kleinen Korrekturen trotz 8 Bit genauso gut aussehen, wie die BlackMagic-Files. Hierfür muss man jedoch schon beim Dreh den finalen Look im Kopf haben und das Bildverhalten der Kamera gut kennen. Fehler beim Dreh lassen sich im Nachhinein nicht mehr korrigieren sondern nur noch vertuschen. Sobald etwas stärkere Farbkorrekturen anstehen, werden immer mehr oder weniger starke Bockartefakte sichtbar. Dieses Beispiel zeigt, was mit dem Bild passiert, wenn man die Helligkeit stärker ändert:



 Bei 8 Bit Codecs gibt es keine Reserven mehr für stärkere Bildkorrekturen...
Bei 8 Bit Codecs gibt es keine Reserven mehr für stärkere Bildkorrekturen...


Und auch der unscharfe Codec-Flächen-Matsch gängiger Consumer-Codecs fällt einem ab dem Moment viel deutlicher ins Auge, sobald man einmal den Vergleich zu einer BlackMagic Cinema Camera gesehen hat. Das Material (egal ob RAW oder ProRES) besitzt einfach viel mehr Reserven in jeder Hinsicht. (DNxHD haben wir noch nicht getestet). Es wirkt im direkten Vergleich deutlich cleaner und detailreicher. Und sobald man in Davinci Resolve die Raw-Interpretation eingestellt hat, tritt dem Btrachter eine Dynamik entgegen, die man bei keiner anderen Kamera in dieser Preisklasse jemals gesehen hat.








Beim Dreh

Wie bereits erläutert, gibt es bei der Blackmagic Cinema Camera nicht viel einzustellen. Die Schärfe lässt sich neben einem zuschaltbaren Peaking (eigener Knopf, rechts oben neben dem Display) noch besser kontrollieren, indem man zweimal auf das Display tippt. Hierbei wird dann der mittlere Bildausschnitt vergrößert dargestellt. Leider lassen sich keine bestimmten Randbereiche antippen oder der Bildausschnitt verschieben, sondern es bleibt immer nur die Bildmitte zum Scharfstellen. Diese zeigt sich allerdings wirklich in einer pixelnativen 1:1 Darstellung. Das 5 Zoll-Display stellt dabei mit einer Auflösung von 800 x 480 Pixeln im RAW-Modus also eine 3fache Vergrößerung dar.



Doch auch das Doppeltippen will gelernt sein. Denn tippt man versehentlich nur einmal, so landet man in den Szenen-Meta-Daten Einstellungen. Diese Einstellungen hätten wir uns persönlich lieber nicht hinter dieser Touch-Geste gewünscht, weil man doch immer mal gerne unbewusst auf dem Bildschirm tippt.



Der Shutter lässt sich (wie bei analogen Filmkameras) nur in Grad des Verschlusswinkels einstellen. Videofilmer müssen also immer etwas kopfrechnen. An Winkeln stehen folgende Einstellungen zur Verfügung: 45, 90, 108, 144, 172.8, 180, 216, 270, 324 sowie 360 Grad. Bei 24 fps entsprechen 180 Grad beispielsweise 1/48 Sekunde, weil der der Shutter für eine halbe Framelänge geöffnet ist. 360 Grad entsprechen einen vollen Öffnung, also einer 1/24 Sekunde. Bei 25p sind 360 Grad dagegen 1/25 Sekunde usw.


Üblicherweise werden Spielfilme mit 180 Grad Shutter-Winkel gedreht, wobei man gerne auf 172,8 Grad bei 24p in 50Hz-Ländern wie Deutschland zurückgreift, um flimmern zu vermeiden. Dieser Winkel entspricht ziemlich genau 1/50s bzw. 50 Hz.



Die ISO/ASA-Werte sind ebenfalls überschaubar (200/400/800/1600 ISO), wobei Blackmagic selbst ISO800 für die optimale Sensoraussteuerung angibt. Unserer Erfahrung nach lohnt es sich nur in wirklich extremem Low-Light oder in hellster Sonne die ISO/ASA-Einstellungen anzupassen und nicht mehr auf den sensornativen ISO800 zu bleiben, wobei das zusätzliche Rauschen auch bei ISO1600 nicht sonderlich stark zunimmt. Extreme ISO-Einstellungen wie bei vielen DSLRs zu finden hat sich Blackmagic gespart, jedoch lassen sich diese dank RAW-Aufzeichnung auch in der Postproduktion nach erzeugen. Ein definitiver Vorteil gegenüber Gain/ISO bei 8 Bit-Aufzeichung.



In der Prostproduktion (die wohl in 95 Prozent der Fälle im mitgelieferten Resolve stattfinden dürfte) lassen sich auch Schatten und Highlights anschließend fast beliebig manipulieren. Verloren ist hier nichts. Bemerkenswerterweise gilt dies auch für die ProRes-Aufnhamen, die mit 10 Bit fast die gleiche Dynamik boten und sich mit einer Film-Log-Kurve kaum anders anfühlten, als die RAW-Aufnahmen. Will man nicht auch die höhere Auflösung des RAW-Modus nutzen (2400x1350 Pixel), so würden wir persönlich eigentlich immer in ProRes (DNxHD haben wir noch nicht getestet) filmen. Denn der reine 12Bit-Dynamik Zusatznutzen des Raw-Modus rechtfertigt unserer Meinung nach den zusätzlichen Speicherbedarf kaum.






Schärfe und Moires

Für manchen dürfte die zusätzliche Schärfe durch eine höhere Auflösung dagegen ein Argument sei, auch wenn diese nicht sonderlich signifikant ausfällt: Gegenüber den 1920 Horizontalpixeln von FullHD tritt bei 2400 RAW-Pixeln tatsächlich eine Prise mehr Detail ins Auge. Jedoch weniger, als man aufgrund der großen Pixelunterschiede erwarten würde. Der Grund: Der Sensor liefert ja im RAW-Modus keine echten 2400 x 1350 RGB Pixel, sondern errechnet diese durch Interpretation des Bayer-Filters mit der höheren Auflösung. Wie groß hier der Unterschied tatsächlich ausfällt, zeigt unser ISO Testchart (auf das wohl viele Leser schon sehsüchtig gewartet haben). Also Vorhang auf:



Blackmagic Cinema Camera - Teil 1: Schärfe und Moires : PROResvsRAWISO


Die Unterschiede zwischen den jeweiligen Originalen und den skalierten Versionen sind von der Interpolation abhängig (in unserem Fall eine einfache, bikubische Interpolation in Photoshop), die je nach Motiv die subtilen Moires leicht verstärkt. Mit etwas Optimierung dürfte man jedoch noch deutlich bessere Ergebnisse erzielen können.



Wer auch zukünftige 4K-Auswertung plant, dürfte im RAW-Modus etwas besser fahren. Auch nicht zu verachten: Für eine FullHD Produktion lässt sich hier noch nachträglich ein Teil des Bildes nutzen, ohne an Schärfe zu verlieren.



Auf jeden Fall ist zu bemerken, dass die BMCC bei weitem nicht so ein Weichzeichner ist, wie die typischen Canon DSLRs. Vielmehr spielt sie mit ihrer Schärfe bei FullHD-Aufnahmen in der Spitzengruppe aller von uns bisher getesteten Camcorder und reicht im 2,5K-RAW Modus sogar noch darüber hinaus.



Die dabei gelegentlich vorhandenen Aliasing-Artefakte und Moires, fallen äußerst gering aus und äußern sich in erster Linie in leichtem Flirren in sehr hochfrequenten Mustern. Dieses ist mit einem leichten Blur einfacher wegzuzaubern, als bei allen Konkurrenten. Dazu muss man sagen, dass die REC709 LUT aufgrund ihrer bunten Grundeinstellung Moires eher unterstützt, als die sehr neutrale BMC FILM-LUT, bei der wir in unserem Testbild praktisch keine Moires zu sehen bekamen. Weder in FullHD noch in 2,5K.



Kurz gesagt: Ach wenn wir beim Thema Moires in den letzten Jahren äußerst kritisch wurden, schätzen wir bei der BMCC das Aliasing-Verhalten als ziemlich unproblematisch ein. Für uns wäre dies definitiv kein Dealbreaker, zumal es eine wirklich moirefreie und gleichzeitig scharfe Kamera physikalisch nicht geben kann. Formulieren wir also anders: Die BMCC liegt in ihrem Mix aus Schärfe und Aliasing sehr nah an dem von uns ertäumten Optimimum.




Mit dieser (für viele Leser wohl wichtigsten Einschätzung) wollen wir den ersten Teil unserer Erkenntnisse zur Blackmagic Cinema Camera abschließen. Der nächste Teil ist aber schon in der Mache...



Ähnliche Artikel //
Umfrage
    Welche Streaming-Dienste nutzt Du?













    Ergebnis ansehen

slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash