Test Adobe Premiere Pro 2.0 im Test

Adobe Premiere Pro 2.0 im Test

Mit Premiere Pro 2.0 stellt Adobe sicherlich eines der meist erwarteten Updates im neuen Production Studio vor. Dabei erwartet den Nutzer neben Altbekanntem auch viel Neues. Wir haben schon einen Testbericht für euch...

// 19:33 Mo, 23. Jan 2006von

Wir hatten für diesen Test bereits das gesamte Production Studio Pro vorliegen. Dieses dürfte auch für die meisten Leser das Bundle der Wahl sein, da man gegenüber der einzelnen Premiere Pro-Lizenz doch einen deutlichen Mehrwert bei relativ geringem Aufpreis bekommt. So kostet das gesamte Bundle so viel wie After Effects Professionell von ein paar Jahren alleine. Außerdem entfalten die Applikationen erst im Zusammenspiel ihre volle Wirkung. Damit der Artikel jedoch nicht zu üppig ausfällt, haben wir uns entschlossen jeder Applikation einen einzelnen Testbericht zu widmen. Beginnen wollen wir dem Video-Steckenpferd von Adobe: Premiere Pro 2.0 eben...






Installation

Die Installation des Programms ging ohne Probleme von der Hand. Da wir Premiere Pro mit der gesamten Suite installierten, war jedoch erst einmal warten angesagt. Nach dem Einschieben von fünf (!!) DVDs lag das komplette Production Studio erst nach geschlagenen 109 Minuten auf der Festplatte. Die Produktaktivierung wurde dabei nun auf alle mitgelieferten Produkte ausgeweitet. Testweise hatten wir vor der Installation noch eine Linux-Installation auf einer zweiten Partition eingerichtet um zu sehen, ob sich die Aktivierung damit beißt, wie oft in diversen Foren berichtet. Hier gibt es jedoch bis jetzt nichts Negatives zu berichten. Unser Linux startete auch nach der Adobe Installation ohne Zicken. Dennoch bleibt ein ungutes Gefühl, wenn sich fremde Software im Bootsektor breitmacht. Auch während des Tests hätten wir die Suite gerne auf mehr als zwei Rechnern installiert, was aufgrund der Aktivierung nun nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Immerhin gibt es nun nur noch eine Seriennummer für das gesamte Paket, was die Verwaltung etwas vereinfacht. Dafür muss man die mitgelieferten Zusatzprogramme noch separat installieren: Dazu gehören die Cycore-Plugins, Steady Move, Keylight und Color Finesse. Letzteres verlangt noch einmal nach einer separaten Seriennummer.






Oberfläche

Nach dem ersten Start reibt man sich erst einmal die Augen: Die Oberfläche wurde scheinbar komplett überarbeitet. Doch der Schein trügt. Alles befindet sich noch da, wo man es als Cutter gewohnt ist. Die einzelnen Fenster kleben jedoch nun aneinander. Wenn man die Größe eines Fensters ändert, werden die anderen angrenzenden Fenster im Arbeitsbereich automatisch vergrößert bzw. verkleinert. Dadurch wird der verfügbare Raum auf dem Desktop immer möglichst effizient genutzt. Die Anordnung der einzelnen Fenster lässt sich auch als Arbeitsbereich speichern. Der Anwender kann hiermit schnell zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen wechseln (z.B. Compositing oder Schnitt).


Insgesamt erinnert die neue Oberfläche damit mehr an Vegas oder das neue Media Studio. Mit Premiere Elements 2.0 hatte Adobe dieses neue Feature ja auch schon selbst „vorweggenommen“.



Die neue Oberfläche lässt alle Fenster aneinander "kleben". Dadurch kann man den Platz auf dem Bildschirm optimal nutzen.
Die neue Oberfläche lässt alle Fenster aneinander „kleben“. Dadurch kann man den Platz auf dem Bildschirm optimal nutzen.







Neue Formate

Adobe bewirbt die neue Version des Programms auch mit neuen Formaten. In erster Linie sind dabei in den Projekteinstellungen nun SD-SDI und HS-SDI hinzugekommen. Hierbei handelt es sich um unkomprimiertes 10bit-YUV 4:2:2-Video, das in einem AVI-Container abgelegt wird. Dies könnte zwar den beliebten HUFFYUV-Codec ersetzen, allerdings werden die Videodaten nicht verlustfrei (wie bei einem Zip-Programm) zusammengefasst. Dadurch werden die Dateien extrem groß (ca. 26 MB für eine Sekunde SD-Video, ca. 130 MB für eine Sekunde HD-Video).


Ohne großes Raid-Array macht dieses Codec-Format daher nur zum Austausch zwischen Applikationen Sinn. Wer solche Videos auch irgendwie analog oder über SDI ein- und ausgeben will, kann momentan nur die AJA Xena-Karten einsetzen. Scheinbar kooperiert diese Firma gerade besonders eng mit Adobe.



Ebenfalls neu ist die Abkehr vom Cineform-Codec. Denn Premiere setzt nun auf direkte und native HDV-Bearbeitung von Anfang bis Ende. Das bedeutet keine Zwischenkodierungsschritte mehr, solange man ausschließlich mit HDV-Material arbeitet. Leider fand sich in unserer Version kein Codec für DVCPRO (HD/P2). Schade: Käufer von Panasonics neuer HVX-200 werden dadurch erstmal auf Final Cut Pro oder Canopus Edius setzen müssen, bis sich hier eine Lösung abzeichnet. Dafür dürften sich die Multimedianer über die integrierte Flash-Unterstützung freuen: Premiere exportiert nun direkt nach Flash-Video (On2-VP6), sogar mit Alpha-Kanal.



Premiere Pro 2.0 kann nun auch direkt nach Flash-Video mit Alpha-Kanal ausgeben.
Premiere Pro 2.0 kann nun auch direkt nach Flash-Video mit Alpha-Kanal ausgeben.





Integriertes DVD-Authoring

Es muss ja nicht immer gleich ein Authoring-Programm sein: Wer sein fertiges Schnittprodukt schnell und unkompliziert auf DVD brennen will, kann dies nun auch direkt in Premiere bewerkstelligen. Für Menüs gibt es eine vorgefertigte Auswahl an brauchbaren Schablonen, die sowohl ein Hauptmenü zur Verfügung stellen, als auch Untermenüs mit alle Szenen der DVD anzeigen können. Wer mehr will greift zu Encore DVD (separater Test folgt), das die Kapitelmarkierungen natürlich direkt übernehmen kann.



Das integrierte Authoring ist primitiv, bietet aber nette Vorlagen und geht praktisch automatisch von der Hand.
Das integrierte Authoring ist primitiv, bietet aber nette Vorlagen und geht praktisch automatisch von der Hand.





Neue Effekte

Die neue Version hat auch wieder neue Filter mitbekommen: Besonders herausragend ist dabei einmal Steady Move, ein Plugin um Videos zu entwackeln. Und auch der Filter Beleuchtungseffekte, der vielen Anwendern sicherlich schon aus Photoshop bekannt ist, wurde nun speziell an Premiere angepasst. Er ist nun voll animierbar, und erlaubt es Lichtkegel oder ähnliches in Bild zu rechnen.



Der beliebte Beleuchtungsfilter aus Photoshop wurde jetzt auch in Premiere integriert.
Der beliebte Beleuchtungsfilter aus Photoshop wurde jetzt auch in Premiere integriert.







Multikamera-Editing

Ebenfalls neu und voll auf der Höhe der Zeit ist das Multikamera-Editing: Hiermit kann man Filmmaterial aus verschiedenen Kameraaufnahmen die zur selben Zeit stattfanden synchronisieren und dann wie mit einem Live-Mixer schneiden. Hierfür legt man zuerst die einzelnen Spuren in einer Sequenz auf der Timeline an, und eröffnet dann sozusagen eine Meta-Sequenz, in der nur noch eine Videospur zu sehen ist. Über einen speziellen Programmmonitor sieht man dann alle Spuren gleichzeitig in der Vorschau und kann über die Zahlentasten die zu verwendende Spur bestimmen. Das Material bleibt dabei auch nach dem Schnitt voll editierbar.



Vier Kameras ein Bild. Den aktuellen Clip kann man über die Zifferntasten auswählen.
Vier Kameras ein Bild. Den aktuellen Clip kann man über die Zifferntasten auswählen.





Clip Notes

Mit den neun Clip Notes will Adobe den Workflow zwischen Cutter und Auftraggeber weiter optimieren. So kann man aus Premiere einfach eine PDF-Datei mit eingebettetem Videostrom exportieren, die jeder Windows- oder Mac- Rechner mit Acrobat Reader öffnen kann. Der Clou ist jedoch, dass man in der PDF-Datei Notizen zu jeder Stelle des Videos hinterlassen kann, also auch konstruktive Kritik oder Änderungswünsche. Aus dem Reader lässt sich dann eine Änderungsdatei speichern, die Premiere wieder direkt importieren kann. In der Timeline erscheinen anschließend die einzelnen Anmerkungen als Marker mit Kommentar. In der Praxis funktionierte dies auf Anhieb, man muss nur darauf achten, ob man Windows-Media (PC) oder Mac (Quicktime) für den eingebetteten Videostrom verwendet. Denn nicht jeder Auftraggeber hat die entsprechende Codec-Plattform auf seinem Rechner, wenn er nicht selber aktiv Videos bearbeitet.



Über Clipnotes kann man seinem Auftraggeber die eigene Arbeit als PDF übergeben und ihn Bemerkungen oder Änderungswünsche einfügen lassen.
Über Clipnotes kann man seinem Auftraggeber die eigene Arbeit als PDF übergeben und ihn Bemerkungen oder Änderungswünsche einfügen lassen.





Workflow

Durch neue Techniken wie Adobes Bridge oder Dynamic Link kann man jetzt noch bequemer Teile seines Projekts auf die verschiedenen Adobe-Anwendungen aufteilen. Hierzu nutzt Premiere beispielsweise direkt den Cache von After Effects, was in vielen Fällen ein zweites Rendern überflüssig macht. Diese Techniken erhält der Benutzer jedoch nur, wenn er das gesamte Production Studio erwirbt. Einzeln sind diese Zusatz-Programme nicht erhältlich. Daher werden wir diesen Technologien noch einen separaten Testbericht widmen.






Performance

Die Performance des Programms hat spürbar zugenommen. Skalierungen sowie einige wenige Spezial-Effekte werden nun offensichtlich von der GPU übernommen, wodurch diese Effekte beim SD-Schnitt nun in Echtzeit zur Verfügung stehen. Auch die HDV-Performance wirkt beim nativen HDV-Schnitt überraschend gut. Zwei Spuren, skaliert abzuspielen gelang unserem Dual-Core-Testsystem (P4 840 EE, 1GB RAM, 256 PCIe-Grafikkarte) noch fast ruckelfrei. Sobald allerdings unbeschleunigte Effekte ins Spiel kommen, brach die Performance spürbar ein. Der König in dieser Disziplin –Canopus Edius- scheint also weiterhin uneinholbar.



Auf jeden Fall erwähnenswert ist die Stabilität des Programms. Wir hatten für diesen Test bereits den „Golden Master“ zur Verfügung, also die Version, die sich jetzt auch bald im Handel befinden sollte. Und während des Testzeitraumes von drei Tagen stürzte das Programm kein einziges Mal ab.








Sprache

Für unseren Test installierten wir übrigens die deutsche Version des Programms. Insgesamt wirkt die Übersetzung an manchen Stellen etwas holprig. So wurde beispielsweise aus „Noise-Reduction“ „Geräuschreduzierung“. Grundsätzlich sich nicht falsch, nur in diesem Kontext geht es nicht Audio- sondern um Video-Rauschen. Durch diese Über-Übersetzung von englischen Fachbegriffen, die es im Deutschen kaum gibt, kommt es gelegentlich zu etwas Verwirrung bei der Bedienung. So ist an andere Stelle dann von Video-Störungsverringerung zu lesen. Wer spätestens hier das Wort „Noise-Reduction“ eher versteht, sollte vielleicht doch lieber die englische Version installieren.


Das ganze wäre an sich ja kein Beinbruch, jedoch kostet das Programm in den USA umgerechnet 750 Euro, während hierzulande rund 1050 Euro für die Lokalisierung fällig werden. Ob der Aufpreis für eine derartige Übersetzungsqualität gerechtfertigt ist, muss wohl jeder selbst entscheiden.






Systemanforderungen

Die Systemanforderungen für Premiere Pro 2.0 sind ziemlich hoch: Voraussetzung zur Installation von Adobe Premiere Pro 2.0 ist Windows XP SP2 und eine CPU mit SSE2 Unterstützung (Intel Pentium 4 mit 1,4 GHz für DV / Pentium 4 mit 3,4 GHz für HDV; Intel Xeon-Dualprozessor mit 2,8 GHz für HD oder entsprechende AMD Prozessoren), also zB kein Athlon oder Pentium III. des weiteren 512 MB RAM (2 GB für HDV), mindestens 512 MB RAM für DV, 2 GB für HD oder HDV Bearbeitung sowie 4 GB Festplattenplatz. Hier Adobes genaue Systemanforderungen .






Fazit

Das Update auf Premiere Pro 2.0 ist definitiv gelungen. Gegenüber der Vorgänger-Version finden sich zahlreiche Neuerungen, die das Programm weiterhin an der vordersten Front aktueller Schnittprogrammme mitspielen lassen. Seine besonderen Vorteile kann Adobe im Verbund mit den anderen Adobe-Programmen ausspielen, was wir jedoch noch in einem separaten Artikel behandeln werden. Zu kritisieren haben wir momentan eigentlich nur die etwas holprige deutsche Übersetzung, zumal man für die Lokalisierung doch einen saftigen Aufpreis bezahlt. Für Käufer des kompletten Production Studios lohnt sich der Aulandskauf extrem. So kostet die große Suite in Deutschland ca. 2300 Euro, während man für die englische Version beim aktuellen Dollarkurs gerade knapp 1400 Euro bezahlt.


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