Schnittstellen
AJA verfügt über reichhaltige Erfahrung in Sachen hochwertiger Schnittstellen und dies kommt der CION massiv zu Gute. Uns fällt derzeit keine Kamera ein, die über mehr In/Outs verfügt, als die CION. Die integrierte Ethernet-Schnittstelle, die XLR-Eingänge, die SDI-Monitoring-Out Signale und die beiden Lanc-Schnittstellen hatten wir bereits erwähnt.
Hier die kompletten IN/Outs der AJA CION nochmal aufgelistet:
4 x 3G-SDI-Hauptausgänge (4 BNC-Anschlüsse, 3G/1,485 Gbps)
2 x 3G-SDI-Monitorausgänge (1 BNC-Anschluss an der Vorderseite, 1 BNC-Anschluss an der Rückseite, 3G/1,485 Gbps)
2 x HDMI-Ausgänge (1 HDMI-Anschluss (v1.3, Typ A) an der Vorderseite, 1 HDMI-Anschluss (v1.4, Typ A) an der Rückseite)
2 x D-Tab für die Stromverteilung für Zubehör
2 x Lanc für Fernsteuerungen (2,5mm Klinke)
2 x XLR
1x Ethernet (10/100/1000)
1x Genlock
1x Timecode
1x Thunderbolt
1x Kopfhörer (3,5mm Klinke)
Bemerkenswert ist hier die schiere Fülle an SDI-Outs, die zweifache Lanc-Option, die integrierte Ethernet-Schnittstelle für das Webinterface sowie die Thunderbolt Schnittstelle über die 4K RAW mit 30 B/s ausgegeben werden kann. In Sachen Output-Funktionen ist die CION damit überdurchschnittlich ausgestattet.
Aus dem Messlabor
Wir hätten nicht erwartet, dass uns die AJA CION im Testlabor länger beschäftigt. Doch in der Kamera spielen sich doch einige Dinge anders ab, als erwartet. Das fängt bereits bei der Schärfemessung und dem Codec an: Denn ProRes 4:4:4 in 4K macht eigentlich keinen Sinn: Der Sensor kann mit seinem Bayer Pattern in 4K-Auflösung ja eigentlich nur 4:1:1 bzw. 4:2:0 Chroma-Subsampling liefern, da ja nicht für jeden Pixel ein echter RGB-Wert zur Verfügung steht. Speichert man nun in ProRes 4:4:4, so müssen diese Pixelwerte schon irgendwie hinzu-interpoliert sein. Und somit speichert man überflüssig viel Informationen ab, die man eigentlich auch in der Postproduktion “hinzuerfinden” könnte (wie übrigens auch bei der URSA).
Diese Umwandlung von Bayer Senseln nach RGB-Pixel-Werten passiert beim internen Debayering der CION. Und auch hier macht die Kamera einiges anders, als die meisten Konkurrenten. Sehen wir uns hierfür einmal unser typisches Schärfechart an:

Erst einmal fällt auf, dass feinste Details von der CION nicht wiedergegeben werden. Diese werden jedoch nicht breit gefiltert, sondern verschwinden eher unter einer Art Raster. Die Umsetzung der Bayer-Sensel in RGB Werte, also das Debayering erfolgt dabei nach einer Art Dithering. So werden schon bei genauem Hinsehen einzelne Rasterpunkte deutlich sichtbar, die auf die Bayer-Struktur des Sensors zurückzuführen sind.
Gegen grundsätzliches Aliasing hilft dieses Verfahren nur bedingt, da in feinen Bildmustern ebenfalls unruhige Flächen entstehen, jedoch vermeidet man niederfrequente, falschfarbige Flächen. Die Sony FS7 löst im Vergleich höher auf, zeigt allerdings auch mehr Aliasing und Moiré. Ob dieses Dithering der CION besser Aussieht als das typische Debayering bleibt Geschmacksfrage. Auf jeden Fall erinnert die Pixelstruktur mehr an Filmkorn, als das klassische Debayering und es gibt Hinweise darauf, dass durch Dithering auch der subjektiv wahrgenommene Dynamic Range zunimmt. Doch bevor diese Interpretation esoterische Züge annimmt, wollen wir uns die AJA CION einmal bei 1200 LUX ansehen:

Erst einmal ist anzumerken, dass der Weißabgleich mit dem 5600K Preset nicht ganz 100% passt. Darüber hinaus fällt die Dynamik der Kamera nicht ausgesprochen hoch aus. Die Stirn unseres Puppenkopfes ist bereits ohne Zeichnung, jedoch sind die Augen noch unterbelichtet und die Schatten (u.a. in Bereichen der Schalplatte) versinken schon strukturlos in komplettem schwarz. Insgesamt so ziemlich genau das, was wir vom CMOSIS Sensor erwartet haben. Feinste Details fehlen, jedoch unterstreicht dies eher noch einen cinematischen Grundeindruck des Bildes.
Bei wenig Licht wird die Sache noch einmal interessanter. Da uns für die PL-Mount “nur” ein Zeiss CP.2 25mm mit T2.1 zur Verfügung stand, mussten wir schon etwas hochdrehen, um überhaupt ein brauchbares Bild bei 12 Lux hinzubekommen:

Zwar wird unser Bild bei dem maximal möglichen EI1000, einer Belichtungszeit von 1/25 Sek, und Blende T2.1 nicht sonderlich hell, jedoch fällt besonders positiv auf, dass das Rauschen sehr fein und gleichmäßig bleibt. Fixed Pattern Noise, der bei der Blackmagic 4K mit dem gleichen Sensor besonders auffällt ist uns bei der CION fast gar nicht begegnet.
Abschließend lässt sich zur Bildqualität sagen, dass die AJA CION aus dem CMOSIS Sensor wohl das beste herausholt, was aktuell möglich erscheint. Tatsächlich darf man wörtlich nehmen, wie sie beworben wird: “Minimize your Post” ist durchaus so zu begreifen, dass die CION schöne, cinematische Bilder “out of the Box” produziert. Der weitere Gestaltungsspielraum ist dagegen relativ eng, weil die Grenzen der Dynamik des Sensors schon 10 Bit ProRes 4:4:4 kaum ausreizen können.