Videos
Wir drehten eine Reihe über 13 Blenden bei nativer ISO. Zusätzlich realisierten wir ISO-kompensierte Unterbelichtungen mit, soweit verfügbar, höherer dualen nativen ISO. Die einzelnen Videos kann man hier einsehen.
In der Regel verwendeten wir den jeweils besten Codec, ausgenommen bei der Ursa, die wir versehentlich bereits direkt in UHD drehten. Masterformat war UHD. Die 1 zu 1 Pixel Darstellungen basieren auf diesem Format, damit das Gesicht unseres Modells in gleicher Größe dargestellt wird.
Die von uns verwendeten Codecs hatten stark unterschiedliche Datenraten:

Beobachtungen
Die beste Leistung bei wenig Licht zeichnet nach wie vor die Mavo LF aus. Ihre Bedienung ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig; die Kamera scheint aber (nach Erfahrung im Team) zuverlässig auch unter widrigen Bedingungen zu funktionieren. Sie wurde hier erneut getestet, da sich im 2019er Test mit den Sigma Cine Primes und DNG-RAW ein starkes Aliasing zeigte. Bei diesem Test mit Prores4444-Aufzeichnung und 6K konnten wir jedoch dieses Artefakt nicht mehr beobachten. Die Entwicklung der DNG-Aufzeichnung soll noch nicht abgeschlossen sein.
Sony FS7II fällt im Testfeld deutlich zurück. Die vergleichbare EVA1 bleibt die modernere Alternative. Ebenfalls im S35 Segment zeigt die Amira auch heute noch ihren überlegenen Dynamikumfang und ihre überzeugende Farbwiedergabe. Sie hat mindestens zwei Blenden mehr Dynamikumfang als die anderen Kameras. Sogar die neuesten Vollformatkameras FX9 und C500II können hier trotz der Sensorentwicklung der letzten zehn Jahre in Japan noch immer nicht aufschließen.
Die FX9 bietet mit der höheren nativen ISO von 4000 bessere, rauschärmere Low-light Bilder als die FS7. Weitere ISO-Stufen verstärken im Cine-EI Modus nicht das Bildsignal, sondern wirken sich nur auf das Sucherbild aus. Der Autofokus funktioniert sehr zuverlässig in klar definierten Situationen wenn das Gesicht gut zu erkennen ist, also z.B. für Interviews oder wenn jemand auf die Kamera zu läuft. Bei bewegeter Kameraführung in dokumentarischen Situationen kann man sich jedoch trotz verschiedener Menu-Optionen nicht darauf verlassen, dass die Kamera die richtige Schärfenebene auswählt, hier kann das nur als Unterstützung der manuellen Focuseinstellung eingesetzt werden. Enttäuschend ist, dass der Autofokus im S+Q Modus (SloMo) nicht funktioniert. Von der Ergonomie, Bedienung und Menuführung ist die Verwandtschaft mit der FS7 offensichtlich. Erfreulicherweise gibt es TC- und Genlockeingänge am Gehäuse, sodass die Anschaffung der Extension Unit für professionelles Arbeiten nicht unbedingt notwendig ist. Limitierend wirkt der alte XAVC-I Codec, den man aus der FS7 kennt. Auffällig ist der gelbliche Ton der FX9 (mit s709 LUT) und ihr relativ weiches Bild.
Sowohl bei Sony als auch Panasonic beobachten wir generell einen etwas ungezwungenen Umgang mit LUTs. Panasonic bietet eine "Varicam LUT" an, die seit Jahren nicht verändert wurde und auch für EVA1, S1H und selbst S1 verwendet wird, obwohl hier unterschiedliche Sensoren verbaut wurden. So scheint auch Sonys 709 LUT, ursprünglich für die Venice angeboten, für die FX9 nicht ideal zu sein.
Es sieht so aus, als ob die Entwickler hier auf den letzten Metern aufgeben. Unklar bleibt auch, wie die Farben von den Ingenieuren gedacht waren, bzw. ob überhaupt, über die technischen Parameter des Sensors hinaus, eine individuelle Ästhetik eine Rolle spielt. Arri verwendet den selben Sensor seit 2010, und kann es sich leisten, praktisch dieselbe LUT zu verwenden.
Die C500II zeigt bei guter Belichtung ein besonders scharfes Bild, verliert jedoch mit zunehmender Unterbelichtung deutlich an Detailwiedergabe. Canons "Light-RAW" Codec generiert dabei ein starkes, farbiges Rauschen, was an die Bilder der C200 und C700 erinnert. Canon gibt kein natives ISO für die Kamera an, wir haben uns für 800 ISO entschieden, da Canon bei Log-Gamma 800 ISO empfiehlt "to obtain the recommended Dynamic Range" (400 ISO bei HLG oder Wide DR, 160 ISO bei Rec709). Der Autofokus funktioniert zuverlässig, nachdem man die in dieser Beziehung komplizierte Menuführung verstanden hat, begünstigt dadurch, dass man die Schärfeebene per Touchscreen auswählen kann. Dies setzt jedoch voraus, dass man den Viewfinderscreen nicht mit Okkular als Sucher verwendet, was insofern limitierend ist, als es nicht möglich ist, gleichzeitig den Canon Monitor und den Canon externen Sucher anzuschließen, jedoch einen fremd-Sucher. Die Entwickler würden jedoch an dem Problem arbeiten.
Durch die Beibehaltung der bekannten Ergonomie, Bedienung und Menuführung der C300/C500-Serie ist für Canon-User der Umstieg unkompliziert. Die Toneingänge sind im Gehäuse integriert. So kann die Kamera nach Entfernen des Handgriffs kompakter aufgebaut werden. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen ist die Kamera mit einem Wechselmount ausgestattet. Man ist nicht mehr auf EF-Mount-Objektive limitiert, sondern kann auf das vielfältige Angebot mit von Linsen mit PL-Mount zurückgreifen.
Die Blackmagic Pocket CC 6K konkurriert mit der älteren und teureren Ursa G2 aus dem gleichem Haus. Diese neueste Pocket ist spärlicher ausgestattet als die Ursa, gefällt aber durch etwas verbesserten Dydamikumfang und kommt, dank Ihrer dualen nativen ISO, deutlich besser mit Lowlight-Situationen zurecht. Auch die Ursa zeigt in den Schatten einen deutlichen Drift ins Grüne.
Die beiden DSLMs Panasonic S1 und S1H stellen den besten Einstieg in die Vollformat-Videographie dar. Die etwas größere S1H ist im Hinblick auf Filmaufnahmen professioneller ausgestattet, bietet eine erheblich größere Auswahl an Aufnahmeformaten (auch in 10Bit und Slow Motion), das beliebte Ausklappdisplay, das auch mit der Kabelführung nicht in Konflikt gerät und einen Timecode Eingang. Die Bilder unterscheiden sich in UHD nur in der Schärfe. Die S1H zeichnet mit ihrem Low-Pass-Filter (zur Unterdrückung von Aliasing/Moiré) ein etwas weicheres Bild als die S1. Zwei Teammitglieder konnten jedoch bislang in ihrer Arbeit mit der S1 kein Aliasing feststellen. Im 6k-Modus ist die S1H jedoch schärfer als der S1.
Bei wenig Licht steht die Leistung von S1/S1H der Mavo LF kaum nach. Die Mavo LF bietet jedoch mehr Auflösung, selbst als die S1H in 6k. Grund für den Unterschied wird zum Teil der Codec sein: Prores4444 mit fast 2GBit/s der Mavo LF im Vergleich zum 200Mbit/s h265 der S1H. Eine S1 oder S1H mit externem Rekorder ergäbe einen interessanten Nachtest. In unseren Tests bot der 400Mbit-UHD-Codec gegenüber dem 150er bislang keinen Vorteil.
Eine S1 oder S1H mit externem Rekorder wäre für einen weiteren Test ein interessantes Setting. Tatsächlich soll eine neue Firmware ab Mai 2020 auch die externe Aufzeichnung in RAW in Verbindung mit dem Atomos Ninja V Recorder ermöglichen. Somit schließt die Kamera in technischer Hinsicht die Lücke zu professionellen LF Kameras und erweitert ihren Einsatzbereich.
Insgesamt verkörpert S1 das beste Verhältnis von Bildqualität und Preis und eignet sich mit ihrem Sensorstabilisator für freie Kameraarbeit. Die GH5, insbesondere mit Fokalreduktor, ist weiterhin die günstigere und leichtere Alternative, mit bekannten Einschränkungen aufgrund des deutlich kleineren Sensors. Das zeigt sich in geringerer Dynamik und schlechterem Bild bei wenig Licht. Eva1, S1, S1H, GH5, GH5s verdanken ihre Attraktivität unter anderem dem effizienten 10bit 422 150Mbit-h264-basierten Codec, den wir schon in der Vergangenheit lobten.
Die Fuji XT3 im gleichen Preisbereich, aber etwas größerem APS-C Sensor, gefällt zwar durch gute Farben bei ausreichender Belichtung, zeichnet jedoch mit einem schnittunfreundlichem 265/HEVC Codec auf, der Hardwaredecoding verlangt. Ähnlich stark komprimiert ist der 6K h265 200Mbit-Codec der S1H.