Interviews Michael Mörtl zu Adobe CS5.5

Michael Mörtl zu Adobe CS5.5

Wir hatten auf der Digitalschnittmesse 2011 in Berlin die Möglichkeit mit Michael Mörtl, Business Development Manager bei Adobe, etwas über Adobe und seine aktuelle CS 5.5-Version zu plaudern...

// 13:46 Mi, 25. Mai 2011von

Wir hatten auf der Digitalschnittmesse 2011 in Berlin die Möglichkeit mit Michael Mörtl, Business Development Manager bei Adobe, etwas über Adobe und seine aktuelle CS 5.5-Version zu plaudern...



slashCAM: Unlängst zeigte Apple die neue, ziemlich heftig überarbeitete Version Final Cut Pro X. Sieht man bei Adobe nun eine größere Chance, künftig Profi-Anwender für die eigene Schnittlösung gewinnen zu können?



Michael Mörtl: Wir kommentieren keine Fremdprodukte, aber ich denke, das sind alles smarte Jungs bei Apple, die sich etwas bei ihren Entscheidungen denken und es wird sicherlich einen großen Anwenderbereich für das neue Produkt geben. Wir für unseren Teil beobachten schon seit der Einführung der Production Premium auf dem Mac ein stetig steigendes Interesse an unseren Produkten. Dabei ist vor allem Dynamic Link ein großes Thema, denn viele Mac-Anwender, die das sehen, wollen immer gleich gleich wissen, ob es auch mit Final Cut zusammenarbeiten kann. Wer schon viel mit After Effects oder Photoshop arbeitet, findet so natürlich mit Premiere Pro auf dem Mac eine schöne Einbindung in den Dynamic Link Workflow vor. Dazu kann Premiere Pro auch Timelines mit Final Cut austauschen.



slashCAM: Gibt es denn offizielle Zahlen zum Marktanteil von Adobe im Schnittmarkt?



Michael Mörtl: Adobe hat hierzu keine öffentlichen Zahlen. Aber es ist auch grundsätzlich schwer den Markt zu definieren, weil es zu viele Segmente gibt. Da gibt es den Broadcast-Markt, dann die Studios, aber auch Multimedia-Agenturen sowie Einzelkämpfer, und in jedem Segment stellt sich unser Marktanteil anders dar. So kommt Premiere Pro beispielsweise vermehrt im Zusammenspiel mit After Effects, Photoshop und Flash zum Einsatz, um interaktive Inhalte für das Web zu generieren. Wir wachsen auf jeden Fall seit Jahren stetig mit unseren Videoprodukten und das auch gerade im professionellen Umfeld. Beigetragen hat dazu die Neuentwicklung von Premiere Pro. Der Vorgänger Premiere 6.5 wurde vor allem als Consumer-Produkt wahrgenommen und hatte einen riesigen Marktanteil, jedoch nicht im professionellen Segment.


Seitdem hat Adobe sukzessiv professionelle Wünsche umgesetzt, zum Beispiel die Integration von professionellen Codecs wie DVCPRO. Wir arbeiten außerdem intensiv mit Fernsehsendern zusammen, um deren Wünsche aufzunehmen und umzusetzen.


Ein großes Thema ist dabei die Unterstützung des bandlosen Workflows. Denn die Umstellung von Tape auf Festspeicher ist noch im vollen Gange und es wird weiterhin gemischt produziert. Gerade in einem gemischten Umfeld sind dann Themen wie Logging und Übernahme von Metadaten besonders wichtig. Man darf auch nicht vergessen, dass die Umstellung von SD auf HD bei weitem noch nicht nicht abgeschlossen ist. Hier gibt es noch viele Baustellen.



slashCAM: Wird es dann vielleicht auch noch einmal spezielle Versionen für Sender oder ähnliches geben?



Michael Mörtl: Ich denke nicht, dass ein solcher Schritt sinnvoll wäre. Es existieren ja auch keine unterschiedlichen Versionen von Photoshop, etwa für Fotografen oder Webagenturen, sondern es gibt zahlreiche integrierte Funktionen, die je nach Anwendungsfall genutzt werden oder nicht. Gleichzeitig erweitern sich die Arbeitsbereiche, sodass Funktionen, die im Broadcast in der Vergangenheit weniger wichtig waren, jetzt eine stärkere Bedeutung bekommen. Damit haben unsere Kunden den Vorteil, alle Werkzeuge in einer vertrauten Umgebung nutzen zu können, auch wenn manche Funktionen vielleicht gerade erst neu entdeckt werden.



slashCAM: Was waren denn die größten Schwerpunkte beim neuen CS5.5-Update?



Michael Mörtl: Für Premiere Pro waren dies definitiv die Punkte Performance und Stabilität. Wir haben in dieser Hinsicht die Mercury Playback Engine weiter verbessert. Wichtig war uns, dass jetzt mehr mobile Grafikkarten unterstützt werden. Aber auch die Funktionalität der Engine ist weiter verbessert worden. So kann nun auch die Skalierung bei gemischten Clips in der Timeline oder die Änderung des Pixelseitenverhältnisses direkt von Grafikkarte übernommen werden.


Killer-Feature bei After Effects ist definitiv der Warp Stabilizer.



slashCAM: Das führt uns zu der Frage, wie es denn nun eigentlich am Mac mit der Beschleunigung aussieht. Da Apple selbst ja fast nur AMD/ATI-Grafikchips verbaut, steht dort die Mercury Engine nur Mac Pro Benutzern mit separater Grafikkarte zur Verfügung.



Michael Mörtl: Zum einen ist die Mercury Playback Engine ja auch als Software-Lösung einsetzbar, man ist also nicht zwingend auf eine Nvidia-Grafikkarte angewiesen, um die Engine nutzen zu können. Vergleicht man beispielsweise die Performance von Premiere Pro CS4 mit der CS5.5 so sieht man hier auch auf allen Macs ohne Nvidia-Grafikkarte einen deutlichen Performance-Sprung.


Und auf der anderen Seite verschließen wir uns auch nicht Ati oder OpenCL gegenüber. Der Grund für den aktuellen Status Quo liegt in der Historie. Als wir vor ein paar Jahren mit der Entwicklung der Mercury Playback Engine angefangen haben, war CUDA die einzig stabile und verfügbare Plattform für ein derartiges Projekt. Das heißt jedoch nicht, dass es immer so sein wird.



slashCAM: Auch interessant ist ja Intels neue Quick Sync Technologie, die schon heute 5 HD-Streams ohne zusätzliche Prozessorlast decodieren kann und in kommenden Generationen nochmal zulegen soll. So etwas könnte der Mercury Engine ja auch noch mal einen gehörigen Performance Boost verschaffen...





Michael Mörtl: Falls jemand eine passende Technologie zur Verfügung stellt, wird sich Adobe das sicherlich auch näher ansehen und nach Möglichkeit auch umsetzen. Wann das allerdings sein wird, kann ich hier nicht sagen. Jetzt sind wir erst einmal bei unserer aktuellen Version 5.5 und man darf davon ausgehen, dass es auch irgendwann wieder eine neue Version geben wird.



slashCAM: Wohl wahrscheinlich als CS6 in 12-18 Monaten. Das lässt uns doch noch fragen, wie es sich mit dem Update für den Anwender verhält. Durch die neuen, kostenpflichtigen Zwischenschritte zahlt man als Anwender ja nun viel öfter, um auf dem Laufenden zu bleiben.



Michael Mörtl: Das .5-Upgrade sehen wir als Option, und wir bieten hierfür auch spezielle Preise an. Wenn jemand also den halben Schritt macht, zahlt er wesentlich weniger als jemand, der nur die vollen Update-Schritte mitmacht.



slashCAM: Und wie sieht es mit den Patches zur Fehlerbereinigung aus? Bekommen auch CS5.0-Anwender weiterhin Fehlerbereinigungen zur Verfügung gestellt oder wird nur immer die aktuellste Version mit entsprechenden Updates versorgt?



Michael Mörtl: Das kann ich nicht eindeutig mit ja oder nein beantworten. Kritische Updates zur Fehlerbereinigung wird es sicherlich auch noch für CS5 geben, aber keine Garantie, dass alle Updates auch für CS5 zur Verfügung gestellt werden.



slashCAM: Das Abo-Modell kommt da ja gerade recht. Vielleicht lohnt es sich ja im Einzelfall dann sogar eher als ein Update.



Michael Mörtl: Dazu ist anzumerken, dass man mit einem Abo immer die aktuellste Version bekommt. Findet also während eines 12-Monats-Abos ein Update-Schritt statt, so bekommt der Kunde für den Restzeitraum die aktuellere Version zur Verfügung gestellt. Das Abo ist also nicht an eine alte Version gebunden.



slashCAM: Darf man das Abo-Modell vielleicht schon als eine Art Testballon für erste cloud-basierte Services seitens Adobe interpretieren?



Michael Mörtl: Also das Lizenzmodell hat erstmal mit Cloud-Computing nichts zu tun. Nichtsdestotrotz arbeiten wir natürlich an solchen Ideen. Wir haben ja schon ein paar Online-Services, die in der Cloud ablaufen. Wir werden sicherlich in Zukunft in dieser Richtung noch ein paar interessante Produkte vorstellen.



slashCAM: Bleibt noch 3D als Thema: Bei Premiere wird ja eine entsprechende Lösung über das Cineform-Plugin angeboten. Gibt es Bestrebungen 3D-Schnitt auch „nativ“ im Premiere zu unterstützen?



Michael Mörtl: Aus Marketing-Sicht ist es sicherlich gut, wenn man sich hier eine Marktführerschaft auf die Fahnen schreiben kann. Aus vertrieblicher Sicht sehen wir wenig Nachfrage oder anders ausgedrückt: Wir glauben momentan nicht, dass wir signifikant mehr Lizenzen verkaufen würden, wenn wir 3D direkt unterstützen würden. Es gibt eine bewährte Plugin-Lösung über Cineform, die bei den entsprechenden Anwendern sehr gut angenommen wird und einen der besten Workflows auf dem Markt bietet. Wer den 3D-Schnitt will, kann daher auch heute schon auf Premiere Pro mit Cineform-Plugin setzen.


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