Ziemlich ungewöhnlich kommt das neue Büchlein von Achim Dunker daher, quasi als Ergänzung zu seinem Standardwerk über Gestaltung mit Licht, Die chinesische Sonne scheint immer von unten. Eher wenig Textinformation findet sich darin -- diese dafür in 7 Sprachen --; statt dessen besteht das kompakte Taschenbuch im 4:3 Format vor allem aus vielen kleinen Fotos.
Den Hauptteil des Büchleins macht eine vergleichende Fotostrecke aus, in der die Wirkung von verschiedenen Licht-Setups gezeigt wird, von ganz einfach (mit einer Leuchtröhre) bis elaboriert (mehrere Lichter inkl. Folien, Diffusoren oder Masken). Viele Setups sind mit je 6 Portraitsfotos bebildert, sodaß einerseits deutlich wird, wie die gleiche Lichtsituation bei verschiedenen Gesichtern wirkt, andererseits auch schön zu sehen ist, wie sich das Gesicht einer Person durch die unterschiedlichen Setups zu verändern scheint. (Etwas mehr Altersvarianz bei den Modellen hätte wie wir finden allerdings nicht geschadet.)
Jedes Setup wird mit einem kurzen Satz erläutert, dazu gibt es eine kleine 2D-Skizze von oben, welche die Platzierung der Lichter, Kamera und Person illustriert. Die Lichtfunktionen sind durchnummeriert, von 1/Grundlicht über 3/Charakterlicht, 6/Aufhellung etc. bis 15/Kicker, und diese Zahlen finden sich sowohl in den Skizzen als auch in der Kurzbeschreibung. Welche Art von Lichtquelle wiederum verwendet wird (Röhre, Spot, Softbox...), ist den Icons und der Beschreibung zu entnehmen.
Man muß sich teilweise recht konzentrieren, um diese Informationsdichte zu entschlüsseln -- was war nochmal 3? Wie hoch steht die Lampe? (Nur dem Text zu entnehmen, nicht dem Lageplan.) Gelegentlich wandert ein Licht (erkennbar an Pfeilen in der Skizze) -- welches Foto entspricht welcher Position? Daß jeder (Ab)satz eng gedrängt sieben mal nacheinander in verschiedenen Sprachen gedruckt ist, macht es nicht unbedingt leichter.
Die Gretchenfrage bei der Sache ist natürlich, ob es funktioniert. Wir finden schon, vermuten die Zielgruppe allerdings eher bei Noch-nicht-Profis als bei echten "Professionals". Diese dürften eine solche als Immer-dabei-Buch gedachte Begleitung nicht mehr brauchen, außer evtl. als Bildwörterbuch bei internationalen Produktionen. Wer dagegen noch gar keine Erfahrung mit Lichtsetzung gemacht hat, auf den dürfte das Büchlein wohl etwas zu stenografisch wirken. Lediglich auf ca. dreieinhalb Seiten (pro Sprache) gibt es einen im Telegrammstil verfaßten Lauftext mit zu beachtenden Punkten einerseits zu den Lichtern, andererseits zur Herangehensweise bei komplexeren Lichtaufbauten.
Richtig lehrreich wäre es bestimmt, sich einen Tag lang mit Modell und Lichtkoffer die Mühe zu machen, die Setups selbst einmal durchzuprobieren, um wirklich ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie die Lichter an div. Positionen wirken und zusammenspielen, um daraufhin selbst weiter zu experimentieren.
Übrigens, als interaktive App zum durchklicken (Lichter verschieben, Lampentypen ändern uä.) würde sich das Ganze möglicherweise noch besser machen.
Fazit: Viele systematische Anregungen zur Lichtsetzung in Portraitsituationen, vermittelt im kompakten Bilderbuchformat.
Hallo,
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