Wie jedes Jahr wurden auch heuer auf der Computergraphik-Konferenz Siggraph viele neue Methoden vorgestellt, um realistische Bilder zu generieren oder zu manipulieren. Wir stellen hier die interessantesten video-relevanten Algorithmen vor, von denen sicher wieder einige (etwas später) als neue Funktionen (z.B. zur automatischen Verbesserung von fehlerhaften Videos) in kommerziellen Programmen auftauchen werden (Adobe und Google haben sich hier schon mehrmals als sehr aufgeschlossen erwiesen).

Subtile Änderungen in einem Video sichtbar machen
Das Eulerian Video Magnification for Revealing Subtle Changes in the World genannte Projekt kann kaum wahrnehmbare Änderungen (z.B. von Farbtönen oder der Position von Objekten im Raum) die sich von Bild zu Bild vollziehen derart verstärken, dass sie überdeutlich sichtbar werden. Ein schönes Beispiel ist die Visualisierung des menschlichen Pulsschlags in Aufnahmen von Gesichtern - die Pulsfrequenz läßt sich so per Video einfach bestimmen, was interessante Anwendungen in Medizin oder Psychologie ermöglicht.
Nachschärfen von verwackelten Videos
Aus der Hand aufgenommene Videos sind meist etwas verwackelt - solche Videos können zwar nachträglich per Software stabilisiert werden, es bleiben aber leicht verschwommene Bilder. Die hier vorgestellte Methode verbessert die Videos sichtbar, und zwar indem Bildelemente scharfer Bilder in die unscharfen Bilder lückenlos eingefügt werden. Mal schaun, wie lange es dauert bis YouTube diese Lösung aufgreift und sie in den automatischen Videostabilisierer integriert.
Gezieltes De-Animieren von Video
Dieses Programm ermöglicht es dem User, gezielt Bildelemente eines Videos auszuwählen, die dann fixiert werden - nur der Rest bewegt sich noch. Im vorgeführten Beispielvideo zum Beispiel wird das Instrument eines Gitarrenspielers fixiert, um seine Handgriffe deutlicher zu machen.
Die Methode könnte auch zum einfachen Erstellen von Cinemagraph-Animationen benutzt werden, die sich ja grade auszeichnen durch den Mix von bewegten und unbewegten Bildinhalten.
Hilfe beim Interview-Schnitt
Über dieses Tool hatten wir ja schon vorab berichtet. Es erleichtert die Arbeit mit Interviews, indem anhand eines Interview-Transskipts die Schnitte im Text selbst vorgenommen werden. Das Tool versucht dann, die sich daraus ergebenden Szenenübergänge per Interpolation möglichst unsichtbar zu gestalten.
Navigieren durch Videosammlungen eines Ortes
Interessant ist auch diese Anwendung, die es ermöglicht, aus einer Vielzahl von Videos, die an einem Ort gedreht wurden, eine Art virtuellen Raum zu rekonstruieren, durch den der User dann navigieren kann, um die gewünschten Videos anzuschauen. Mehr dazu hier.
Beim gleichen Forscher haben wir zudem noch ein schon vor der Siggraph veröffentliches Projekt vom Max Planck Institut für Informatik gefunden, das ebenfalls nicht uninteressant ist:
Unsichtbar gemacht - Objekte aus belebten Szenen entfernen
Geradezu beängstigend gut klappt hier das Entfernen von Objekten aus einem Video - auch Bildstellen, die zeitweise von dem entfernten Objekt verdeckt werden, werden automatisch rekonstruiert - man ahnt so nicht mehr, dass etwas (womöglich wichtiges) aus der Szene entfernt wurde. Video-Cuttern würde dieses Tool jedenfalls bei der täglichen Arbeit sehr viel Arbeit (Rotoscoping) ersparen und einen freieren (zum Guten und zum Schlechten) Umgang mit der dargestellten Realität ermöglichen. In den Beispielvideos wird es zum Beispiel dazu genutzt, aus belebten Szenen Menschen die durchs Bild gehen einfach zu entfernen.