Bei immerhin zweitausend Euro ist zumindest eins gleich klar: Für Omas Geburtstagdokumentation oder das alljährliche Urlaubsvideo sind ExpressPro und Liquid nicht unbedingt gedacht. Zwar steht dem grundsätzlich natürlich nichts entgegen, die Stärken der Programme liegen aber in anderen Bereichen. Wir schauen nach wo und geben Tipps zur Systemauswahl.
Hardware
Dass ein Rechner, mit dem acht bis vierzehn Stunden täglich gearbeitet werden soll, auch hochwertige Hardware besitzen sollte, dürfte selbstverständlich sein. Zusätzlich gibt es noch einige Dinge, die man beim Kauf beachten sollte:
Liquid baut für seine Effekte in hohem Maße auf den Chip der Grafikkarte (GPU), so dass daran nicht gespart werden sollte. Außerdem ist hier das Interface interessant: AGP lässt nur eine hohe Bandbreite zum Chip zu, der Rückweg wird ja normalerweise nicht gebraucht. Erst mit PCIe entsteht ein richtiger Hochleistungsbus für beide Richtungen. Pinnacle hat schon seit längerem eine Kooperation mit dem Grafikkartenhersteller ATI, der sogar für die Version 5.5 eine eigene Karte baute. Wer also viel auf Echtzeiteffekte setzt, sollte Grafikkarten mit ATI 850/800/700-Chip und PCIe bevorzugen. Bei nvidia-Fans stehen die GT6600 und 6800 dagegen.
Avid dagegen setzt auf eigene Hardware: Die „Mojo“ ist eine hardwarebeschleunigte Anschlussbox mit analogen Ein-&Ausgängen. Der Aufpreis ist allerdings happig: Gleich noch mal 2000Euro werden hier fällig, exklusive der nötigen Adapterkabel für Komponentenanschlüsse. Wer ohne Mojo-Box eine Echtzeit-Preview auf dem externen Monitor sehen möchte, sollte sich die Matrox P-Serie einmal näher ansehen. Sie ist in der Lage, das Overlay von ExpressDV&Pro auf ihrem TV-Ausgang darzustellen, allerdings nur in einem Viertel der PAL-Auflösung. Trotzdem reicht das für eine Bewertung von Effekten aus, zum Schnitt kann ja der DV-Rekorder in voller Auflösung verwendet werden.
Installation
Liquid 6 kam bei uns auf nur einer CD, die automatisch startende Installationsroutine fragt die Seriennummer ab und legt los. Nach locker einer Viertelstunde ist die Festplatte um ein knappes Gigabyte voller, was in erster Linie an den mitgelieferten Clips und Effekten liegt. Der Installer spielt nämlich automatisch auch gleich HollywoodFX und TitleDeko auf, was zusammen schon mit 460MB zu Buche schlägt. Danach noch den USB-Dongle eingesteckt, um die erweiterten Möglichkeiten der Broadcast-Version zu nutzen. Nach spätestens 30 Tagen muss Liquid aktiviert werden, bis dahin kann normal gearbeitet werden. Eigentlich hätte auch noch die mitgelieferte USB-Box mit den analogen Anschlüssen installiert werden sollen, sie war zum Testzeitpunkt allerdings noch nicht lieferbar.

ExpressPro kommt in einer großen Box mit mehreren CDs. Das liegt erstens daran, dass auch eine Macintosh-Variante beiliegt und zweitens an den zugekauften Programmen: Für´s DVD-Authoring gibt es ReelDVD LE von SonicSolutions, als Komprimierungssoftware Sorensen Squeeze 3 sowie Boris Graffiti Ltd und FX Ltd für Effekte und Titel. Jede Software verfügt über eine eigene Installationsroutine und nervigerweise auch über einen eigenen Kopierschutz. So lässt sich ReelDVD z.B. ohne vorherige Freischaltung über´s Internet erst gar nicht starten, egal ob der AVID-Dongle steckt oder nicht. Auch die mitgelieferten Effekte der Firma Boris verlangen jeweils eine eigene Seriennummer.
Profis werden auf vorkonfigurierte Systeme setzen und kommen daher nur selten in die Verlegenheit einer Installation. Wird es aber beispielsweise nach einem Plattencrash doch nötig, ist die Pinnacle-Lösung mit Sicherheit einfacher. Für Notebook-Cutter wichtig: Liquid startet bei Dongle-Verlust einfach als abgespeckte Konsumerversion (siehe „Kleine Geschwister“), ExpressPro dagegen gar nicht.