Frage von Jalue:Immer wieder findet man neuerdings 'Angebote' (so auch hier) für 'Volontariate' oder 'Traineestellen' in Gewerken wie Schnitt oder Kamera.
Unschuldige Frage in die Runde der werten Foristen:
Handelt es sich dabei, so wie es früher üblich, um vollwertige Anschussausbildungen für Hochschulabsolventen (z.B. Management / Journalismus) oder sind es schlichtweg getarnte Dauerpraktika, denen der Gesetzgeber ja eigentlich längst einen Riegel vorgeschoben hat - sehr zum Leidwesen nicht zuletzt der Medienbranche.
Gibt es hier diesbezügl. Erfahrungswerte? Ich denke, das Thema ist im Interesse der jüngeren Kollegen eine Diskussion wert, liebe SLASHCAM - Redaktion. Eingedenk der Tatsache, dass ihr aus gegebenem Anlass garantiert darüber nachdenkt, ob man diesen Thread nicht besser löschen sollte.... ;-)
Antwort von Horace83:
Ich möchte hier keine generellen Aussagen machen, aber im persönlichen Arbeitsumfeld (Regional TV), kann ich das definitv bestätigen. Man muss sich nur die Ausschreibungen genau anschauen, wenn da keine genaue Tätigkeitsbeschreibung dabei ist und/oder im Vorstellungsgespräch nicht ersichtlich wird, was das Volo jetzt vom Praktikum abgrenzt, sollte man vielleicht vorsichtig sein.
Antwort von pixelschubser2006:
Das kann man leider nicht so pauschal sagen und hängt vom Arbeitgeber ab. Bei Tageszeitungen kenne ich das eigentlich als Seriös, das ist praktisch die "handwerkliche" Redakteursausbildung. Allerdings sind insbesondere die Lokal-Blätter ziemlich bodenständig. Beim Fernsehen sieht das ganz anders aus. Ich selbst habe damit richtig ins Klo gegriffen. Ich habe bei der DFA in Düsseldorf angeheuert und sollte ein Kamera-Volo bei n-tv machen. Als ich meinen Arbeitsvertrag bekam, wurde da schnell ein Job bei QVC in der Mastercontrol draus. Lustigerweise fingen nach mir Leute in der gleichen Aufgabe an, die nicht wie ich als Fernsehtechniker eine passende Ausbildung hatten, dennoch eine normale Festanstellung bekamen. Und wesentlcih mehr Geld. Gab noch andere Ärgernisse.
Allerdings will ich es im Vergleich auch nicht schlechter reden als es war. Immerhin habe auch bei diesem Job einiges gelernt, wennauch nicht das was ich wollte. Außerdem ist ein Volontariat immerhin id.r. so gut bezahlt, dass man sich zumindest auf Studenten-Niveau fast schon damit ernähren kann. Zumindest in Gegenden, wo die Mieten bezahlbar sind. Das ist beim Praktikum deutlich schlechter. Kenne mich da nicht so aus, aber da ist wohl eher eine Aufwandsentschädigung in Höhe eines halben Azubi-Lohns üblich.
Das hat im Umkehrschluss auch den Aspekt, das Arbeitgeber, die mehr Geld bezahlen, auch mehr bzw. qualifiziertere Leistungen des Angestellten fordern und förden. Kann zwar nicht allgemeingültig behaupten, aber häufig wird das eine Tendenz sein!
Antwort von philbird:
Ein Volo wird ja bezahlt, das war früher der Unterschied.
Antwort von toweise3:
Wie auch die anderen schon schrieben..Praktikanten machen ihr Arbeit (wenn sie sie denn machen) unentgeltlich.
Wenn man einen Volo-Job annimmt, dann muss man ganz Vorsichtig sein was die vertraglichen Verhältnisse angeht..jedoch sollte man auch irgendwie froh sein, dass man so eine Arbeit überhaupt gefunden hat.
Grüße
Antwort von Jalue:
Danke für die Antworten, bestätigt mich in der Ansicht, dass hier ein interessantes Thema schlummern könnte.
"Jedoch sollte man auch irgendwie froh sein, dass man so eine Arbeit überhaupt gefunden hat." Nö, auch nicht irgendwie. Wenn ein regulärer Arbeits- oder Ausbidungspatz durch Pseudo-Volontäre substituiert wird, ist das Ausbeutung. Punkt.
Wie schon gesagt geht es mir nicht um Volos für angehende Journalisten oder Trainee-Stellen für BWLer bei Ernst & Young o.ä., alles Positionen, die im Regelfall ein
Training on the Job für Postgraduierte darstellen. Der Sinn eines einjährigen 'Volontariats' für Ungelernte in den Gewerken Schnitt oder Kamera erschließt sich mir allerdings nicht, denn niemand wird das als Ausbildung anerkennen.
Der Verdacht, dass hier Rosstäuscherei betrieben wird, um an billiges Kanonenfutter fürs Kabelhelfen, Tonangeln oder Datenschubsen zu kommen, liegt für mich auf der Hand, dürften doch Mindestlohn und die gesetzliche Neuregelung des Praktikantenunwesens so manches 'kreative Geschäftsmodell' ziemlich rasiert haben.
Antwort von Peppermintpost:
in unserer branche wirst du immer hunderte von menschen finden die gerne umsonst arbeiten (unsonst auch genau so gemeint, ich meine expliziet nicht kostenlos). die jenigen die es zu was bringen lassen sich auf so einen mist auch nicht ein, die anderen sind als sklaven gebohren und können sich ein leben in freiheit auch nicht vorstellen. wie man das ganze dabei jetzt nennt ist vollkommen unerheblich, praktikant, volontair, runner, intern, trainee das sind alles nur moderne begriffe für sklavenhaltung.
der einzige schlecht bezahlte job der da etwas heraus bricht ist der lehrling, aber ein lehrling ist für den arbeitgeber auch nicht kostenlos und die ausbildung ist für den lehrling mit etwas glück auch nicht umsonst.