Frage von TomMarvolo:Hallo,
mir ist etwas aufgefallen bei Filmen, also richtigen professionellen Produktionen und zwar: jedes Mal wenn ein Schwenk in horizontaler Richtung (sprich nach links oder rechts) über eine Lichtquelle (z.B. eine Lampe) erfolgt, dann wird das Licht an den jeweils äußeren Rändern komisch verzerrt bzw. gebrochen. Das ist mir bei sehr vielen (und verschiedenen) Filmen aufgefallen und ich würde gerne wissen, woher das kommt, denn filme ich mit meinem Camcorder Lampen von links nach rechts, kommt dieser Effekt nicht zustande.
Ganz gut sieht man das z.B. hier: ein Ausschnitt aus dem erfolgreichsten Film aller Zeiten (Titanic), von James Cameron aus dem Jahre 1997:
https://www.youtube.com/watch?v=ny-PNTw ... g&index=31
Der Clip ist französisch, aber das spielt keine Rolle. Man sieht den Effekt zu beiden Seiten des Bildschirms bei ungefähr 10 Sekunden beginnend, sobald über die Lampen geschwenkt wird. Das passiert in jeder Szene, wo Lampen vorkommen, im Film. Das kann also kein Bildfehler sein.
Antwort von -paleface-:
Ist eine Anamorphe Linse.
Antwort von carstenkurz:
Google z.B. mal 'J.J. Abrams lens flare', die ersten paar Treffer sagen dir im Grunde alles was Du wissen musst.
Und die technische Grundlage:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anamorpho ... _Verfahren
- Carsten
Antwort von TomMarvolo:
Danke für die Antworten.
Obwohl ich jetzt zwar weiß, wie anamorphe Bildaufzeichnung funktioniert und was die Vorteile sind (mehr Bild ohne Pixel zu verschwenden), verstehe ich dennoch nach wie vor nicht so genau, wieso es dann bei den Lichtquellen zu solchen Effekten kommt, sobald sie die Bildränder erreichen... Beim anamorphen Verfahren wird doch das Bild einfach nur in die Höhe gestaucht, sodass mehr Pixel anstatt der Letterbox vorhanden sind und am Ende wieder in die Breite entzerrt. Was hat das nun mit den Lichteffekten zu tun?
Antwort von carstenkurz:
So eine anamorphotische Optik ist keine perfekte Realisierung einer theoretischen Idee, sondern ein reales optisch-physikalisches Element. Die reine 'Idee' eines x-beliebigen Objektivs beinhaltet auch nicht die in der Realität vorkommenden Artefakte wie Verzeichnung, Chromatische Aberration, MTF, etc., von denen es bei jedem real existierenden Objektiv eine Vielzahl gibt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Abbildungsfehler
https://de.wikipedia.org/wiki/Lens_Flare
https://en.wikipedia.org/wiki/Lens_flare
https://ascmag.com/blog/the-film-book/p ... anamorphic
Dass die Form der Flares/Lichtquellen sich bei Schwenks ändert, ist der Natur der Reflektion innerhalb eines solchen Objektivs geschuldet. Wenn der Einfallswinkel sich verändert, dann ändert sich der Weg und die Mehrfachreflaktion/Streuung horizontal anders als vertikal.
Du kannst natürlich ein 'normales' Bild im Seitenverhältnis 2.4:1 digital in ein Bild mit dem Seitenverhältnis von 1.2:1 stauchen - dann hast Du keinen der oben erwähnten typischen Effekte. Aber wozu sollte man das dann machen? Heute arbeitet man in der Regel gerade wegen dieser Artefakte mit anamorphotischen Linsen.
- Carsten