Frage von mekong:Hi,
ich würde gerne einen Stummfilm im Stil der Klassiker wie z.B. Buster Keaton machen. Wie würdet ihr da vorgehen? Dreht man gleich in SW oder macht man das in PP? Wie kriegt man diese etwas abgehackten Bewegungen hin? Dreht man in 25p oder wie? Oder gibt es da vielleicht ein Plugin für irgendeine Software?
Antwort von Schleichmichel:
Du meinst, Stummfilme, wie wir sie heute kennen, nicht wie sie damals vielleicht einmal aussahen.
Also mit Schrammstreifen, pulsierendem Licht und zwischendurch einfach mal 5-10 fehlenden Frames. Ich gehe mal davon aus, dass Du nicht den Weg über Handkurbelkamera und gezielter Filmbeschädigung gehen willst.
Ich schlage vor, Du analysierst erst mal genau, was es für Störungen in solchen Filmen gibt und findest heraus, was ihre Ursachen sind. Dazu gibt es auch etwas Literatur.
Im Anschluss sollte es kein Problem sein, diese Störungen logisch zu Simulieren. PlugIns von der Stange, die einen Film altern lassen, gibt es auch zuhauf. Ist nun wirklich nichts neues...
Antwort von mekong:
Nein. Soweit will ich nicht gehen. Also Störungen brauch ich nicht. Ich meine einen SW-Film ohne O-Ton, wo de Bewegung wie bei einem Stummfilm sind. (Läuft der etwas schneller?)
Hat keiner Tips?
Antwort von WAF:
Hallo, grundsätzlich geht inzwischen (fast) alles in der Postpro. Meist will man dort die Qualität puschen. In Deinem Fall aber soll das Gegenteil geschehen. So wirst Du den schlechten Kontrastumfang des damaligen Materials ebenso wie seine Körnigkeit und die niedrige Empfindlichkeit nachempfinden müssen. Dann kommt der schlechte Bildstand der damaligen Filmkameras. Dafür gibt es unterschiedliche Software. Weiterhin die schlechte Qualität der Objektive=Randunschärfen etc. Und letztlich die unregelmäßigen Kurbelbewegungen des Kameramanns, was sich in den verschiedenen Bildgeschwindigkeiten niederschlägt. Ausserdem wurde damals mit 16 Bildern/sec. gedreht = schnellere Bdwegungsabläufe bei der heutigen Wiedergabetechnik.
Und vergiss nicht, die gestalterischen Möglichkeiten (Einstellungsgrössen, Lichtr, Schnitt, Schauspiel, Zwischentitel , Auf- und Abblenden, Kreisblenden, Maskierungen usw.) genau zu studieren.
Gruß, arthuro
Antwort von mekong:
Nee! Ich will keinen Stummfilm fälschen. Danke für Eure Tips. Mir geht es nicht um einen Film aus den Anfangstagen, sondern eh um so etwas wie die letzten Chaplin-Stummfilme.
Konkret: in SW drehen oder in Post Pro auf SW
25p und dann in was ändern?
Schneller abspielen lassen?
Antwort von markusG:
Keine Ahnung wie das bei Chaplin aussah, aber mMn kommen diese Zeitraffer-Effekte daher, dass früher mit 18 B/s aufgenommen wurden, was heute natürlich nicht so wiedergegeben wird, sondern schlicht schneller, dass 25 B/s rauskommen. Ergo wird das ganze schneller.
Kannst dir ja ne Kamera schnappen die 18fps (also B/s) unterstützt und diese dann in der Postpro auf 25fps beschleunigen.
Antwort von Axel:
Kannst dir ja ne Kamera schnappen die 18fps (also B/s) unterstützt und diese dann in der Postpro auf 25fps beschleunigen.
Ein bisschen umständlich. Eine Kamera, die im Original mit 25 B/s aufnimmt, lässt sich in der Postpro um 28% beschleunigen (ohne Bildüberblendung), womit wir 18 B/s hätten. Diese laufen nun - bei unseren heutigen 25 B/s - natürlich beschleunigt ab. Das ergibt einen Slapstick-Effekt, der nur von äußerst schlampigen Nachlassverwaltern nicht korrigiert würde. Ich würde den beschleunigten Film (7 Bilder von 25 wurden durch die Beschleunigung ausgelassen) als Film exportieren und wieder importieren. Dann würde ich wieder auf die originale Laufzeit verlangsamen - wiederum ohne Bildüberblendung -, sodass nun 7 Bilder pro Sekunde verdoppelt werden müssen. Das führt zu jenem unsteten Ruckeln, das wir mit Handkurbel-Kamera in Verbindung bringen. Man kann auch mit extremeren Werten experimentieren, z.B. 12 B/s.
Ich liebe Stummfilme als eine intelligente Art, Bildgeschichten zu erzählen, und das spaßige Nachäffen finde ich darum doof. Wenn schon, dann "Silent Movie" von Mel Brooks. Zum Beispiel die Szenen, in denen sich Marty Feldmann und Mel "Fröhlich" vor Freude umarmen, weil es ihnen mal wieder gelungen ist, einen Weltstar zu verpflichten, und jedesmal laufen zwei Frauen durchs Bild, die aufgeregt miteinander tuscheln. Titel-Insert: "Schwule!"
Dieselben Frauen wünscht man sich dann und wann in "Eclipse", der derzeitigen Romantik-Vampir-Werwolf-Fortsetzung von "Twilight", in der rudelweise durchtrainierte Jungs mit nackten Oberkörpern vor bockigen Backfischen posieren, für gezwungene männliche Begleitung der Schmachtenden gefühlt sehr lange Kinostunden.