Frage von beiti:(Ich hatte diese Anleitung schon in einem anderen Forum veröffentlicht, aber hier bei Slashcam dürfte sie auf noch mehr Interesse stoßen.)
Um eine leichte und schnell aufzubauende Kombination fürs Filmen unterwegs zu erhalten, bin ich ich auf die Idee gekommen, den ACE-Kopf von Sachtler auf mein Manfrotto 055CXPRO3 zu montieren.
Dass das 055er eigentlich fürs Filmen nicht optimal verwindungssteif und auch zu leicht ist (Gefahr des "Abhebens" bei schnellem Schwenken und starker Dämpfung), war mir bewusst. Aber manchmal ist ein moderates Transportgewicht wichtiger.
Der serienmäßige ACE-Kopf hat an seiner Halbkugel eine abgeflachte Unterseite mit einer herausstehenden M10-Gewindestange. (Es gibt auch einen modifizierten ACE-Kopf mit 3/8"-Innengewinde an der Unterseite, und wahlweise einen Umrüstsatz für den normalen ACE-Kopf. Das wäre die etwas teurere Variante für Nicht-Bastler, weil der Kopf dann direkt auf Flatbase-Stative passt.)
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Wenn man die Mittelsäulen-Konstruktion des Manfrotto 055CXPRO3 abnimmt, erhält man eine runde Öffnung von ca. 37 mm Durchmesser.
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Naheliegende Idee wäre, den Kopf von oben aufs Stativ zu setzen, unten eine große Beilagscheibe dranzumachen und mit einer M10-Mutter zu fixieren. Leider ist jedoch die Gewindestange dafür nicht lang genug. Außerdem würde eine dickere Beilagscheibe das Zusammenklappen der Beine behindern, und beim Aufdrehen des Kopfes (Metall auf Metall) käme es zu erheblichen Kratzern.
Ich habe daher zwei Teile angefertigt:
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Das erste Teil ist eine Spezialmutter für die Verschraubung. Ich habe auf eine dicke 50-mm-Beilagscheibe zwei M10-Muttern geschweißt (nur eine Mutter wäre etwas zu kurz oder zumindest sehr knapp). Dann habe ich aus der Scheibe drei halbkreisförmige Nuten rausgeflext, um später ein problemloses Einklappen der Beine zu ermöglichen. Das ganze Ding habe ich dann noch fein geschliffen, dunkel lackiert und mit drei kurzen Schrumpfschläuchen (als Rutschhemmer und Verkratzungs-Schutz) versehen.
Das zweite Teil ist eine Zentrierscheibe, die das halbwegs mittige Aufsetzen des Kopfes sicherstellt und verhindert, dass beim Aufschrauben das Metall von Kopf und Stativ sich gegenseitig zerkratzen. Sie besteht aus zwei verklebten Lagen 3 mm dicker Kunststoff-Bastelplatte aus dem Baumarkt. Der Durchmesser der größeren Scheibe ist 48 mm, die kleinere Scheibe (die ins Innere des Stativöffnung greift) hat knapp 37 mm Durchmesser. Die Innenbohrung hat 20 mm Durchmesser.
(Ich bin kein Präzisions-Handwerker. Andere Bastler kriegen das vermutlich schöner und exakter hin. Mir war nur wichtig, dass es funktioniert.)
Das Aufschrauben ist problemlos. Am besten lässt man hierbei die Stativbeine eingeklappt; dann ist automatisch die korrekte Position der Spezialmutter zwischen den Beinen sichergestellt.
Zusammengeschraubt sieht das Ganze dann so aus:
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Und von unten:
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Und als komplettes Stativ:
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Das so entstandene Stativ sieht wegen des großen Kopfes und der dünnen Beine etwas kopflastig aus. Es funktioniert aber erstaunlich gut. Die Verwindungssteifheit beim horizontalen Schwenken (Rückfeder-Effekt) ist in normaler Stellung nicht optimal, aber für die meisten Zwecke okay. Klappt man die Beine weiter auseinander (zweite Stufe am Manfrotto), verliert man zwar Höhe, aber die horizontale Verwindungssteifheit ist dann sogar etwas besser als mit den serienmäßigen ACE-Stativbeinen.
Da das Manfrotto sehr leicht ist, muss man für schnelle Schwenks immer mit der linken Hand das Stativ festhalten (oder ein Zusatzgewicht an den Haken hängen).
Die Neigung im Gelände muss man über die Längen der Stativbeine feinjustieren, weil das 055er Manfrotto keine Halbschale und somit keine Nivelliermöglichkeit hat. Der Aufbau geht trotzdem schneller als mit den serienmäßigen Stativbeinen und ihren umständlichen Schraubverschlüssen.
Mit den serienmäßigen Beinen wiegt das ACE 4450 Gramm; meine Kombination kommt lediglich auf 2900 Gramm (jeweils ohne Kameraplatte gewogen).