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Infoseite // AV1 als Streaming-Codec für selbstgehostete Videos (und für archive.org)



Frage von cantsin:


Seit kurzem verwende ich AV1 mit einer Bitrate von ca. 1,3 Mbit/s für HD-/2K-Video als Codec für selbstgehostete bzw. auf archive.org hochgeladene Videos - und bin mittelschwer begeistert von dieser Lösung. Die Bildqualität ist auch bei schwierigem (verrauschtem, Raw gedrehtem Material) sehr gut bei dieser niedrigen Bitrate. Abspielen auf den von mir getesteten Browsern - Chrome in der Desktop- und Android-Version + Firefox - ist problemlos. Mit einer 64Kbit/s-Tonspur kommt so auf ungefähr 10 Megabyte pro Minute. Ein Videoarchiv mit 100 dreiminütigen Kurzvideos braucht also nur 3 GB Server-Speicherplatz.

AV1 ist ja schon länger im Gespräch, nur waren die bisherigen Codecs entweder viel zu rechenaufwändig für Desktop-Computer oder, bei annehmbaren Encodingzeiten, qualitativ nicht zufriedenstellend. Der Durchbruch ist IMO mit dem neueren (von Intel, Netflix und AOMedia gemeinsam entwickelten) SVT AV1-Codec erreicht, der zwar nicht GPU-beschleunigt ist, aber auf meinem Ryzen 9 3900X auf der höchsten Videoqualitäts- bzw. Kompressionseffizienzstufe praktikable 2fps schafft (also gut 12 Minuten Encoding für eine Minute Video). Der ist mittlerweile sowohl bei ffmpeg, als auch bei Handbrake an Board.

Mit Handbrake ist das AV1-Encoding sehr einfach. Für qualitativ bestes Encoding empfehle ich das SVT AV1-Preset 2 bei 15000 Kbit/s und 2-Pass-Encoding. Ich selbst verwende ffmpeg in einem Shell-Script wie folgt (mit Preset 10 für einen schnelleren ersten Durchgang, und Preset 2 für den zweiten Pass):
#!/bin/sh input="$*" output="$input.av1.mp4" ffmpeg -i "$input" -c:v libsvtav1 -preset 10 -b:v 2000k -g 240 -pix_fmt yuv420p10le -svtav1-params film-grain=50 -pass 1 -y "$output" ffmpeg -i "$input" -c:v libsvtav1 -preset 2 -b:v 2000k -g 240 -pix_fmt yuv420p10le -svtav1-params film-grain=50 -pass 2 -y "$output" (Dieses Encoding ist allerdings für meine tonlosen und Raw gedrehten, nicht-rauschgefilterten Videos optimiert und macht heftigen Gebrauch von der Grain-Synthese, die Teil der AV1-Spezifikation ist, mit dem bis zum Anschlag hochgedrehten Parameter "-svtav1-params film-grain=50". Der Codec entrauscht dann das Material und schreibt den ursprünglichen Rauschgehalt als Metadaten in den Videostream; beim Abspielen/Decodieren wird dann synthetisches Rauschen/Grain in genau dem Maße hinzugefügt, der in diesen Metadaten spezifiziert ist.)

Solche AV1-Videodateien sind auch eine praktische Lösung für bessere Streaming-/Previewqualität auf archive.org. Archive.org scheint die niedrige Bitrate zu erkennen und bietet den AV1-Stream dann automatisch als Preview-/Streamingcodec an, und den eigenen, auf dem archive.org-Server transcodierten h264-Stream in 480p-Auflösung nur noch als zweiten Stream:

https://archive.org/details/2025-10-01- ... se.av1.mp4

Damit lassen sich die videoqualitativen Nachteile von archive.org als Streamingserver faktisch umschiffen bzw. aufheben, und man kriegt stattdessen eine Streamqualität auf Vimeo- oder Netflix-2K-Niveau (sogar in 10bit...). Das könnte eventuell für Vimeo-Geschädigte/-Flüchtlinge interessant sein, die eine nichtkommerzielle, werbefreie Hostinglösung (für ebenfalls nichtkommerzielle Videos) suchen.

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Antwort von Jott:

Ob Encoding mit 2fps/Sekunde tatsächlich praktikabel ist, liegt im Auge des Betrachters.

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Antwort von cantsin:

Jott hat geschrieben:
Ob Encoding mit 2fps/Sekunde tatsächlich praktikabel ist, liegt im Auge des Betrachters.
Das hängt (a) vom zu encodierenden Volumen ab und (b) vom Rechner.

Bei mir fallen in einer durchschnittlichen Woche für diese (nichtkommerziellen) Bewegtbilder ca. 5 Minuten geschnittenes Video an. Das ist dann eine knappe Stunde Encoding im Hintergrund (wobei ich den archive.org-Upload, auf der Basis der zuvor in einer Textdatei hinterlegten Metadaten für das jeweilige Video, im selben Shell-Script bzw. in einem Rutsch miterledigen kann).

Mein Ryzen 9 3900x ist nicht mehr das taufrischeste Modell. Da SVT-AV1 rein CPU-basiert ist, sollte mit einem aktuellen (und qua Preis-/Leistungsklasse vergleichbaren) Ryzen 9 9950x die Encoding-Geschwindigkeit sich mindestens verdoppeln, bzw. dann auf eine halbe Stunde sinken.

Wenn man größere Volumen Video encodieren muss, spricht ja nichts dagegen, dafür einen dezidierten Encoding-Rechner im Heim- oder Firmennetz abzustellen. Ich sehe da auch Anwendungspotential für kommerzielle Videomacher/-betriebe, die ihren Kunden schlanke Dateien schicken wollen. h264 ist natürlich wegen seiner Kompatibilität noch König. Aber ich behaupte mal, dass mit 1,3 MBit/s-AV1 eine ähnliche, bei körnigem Material sogar: definitiv bessere Bildqualität geht als mit 6 Mbit/s-h264. Bei Kunden/Abnehmern, die Probleme mit dem Abspielen von AV1 haben, reicht der Hinweis, dass sie die Videodatei einfach im Webbrowser öffnen und abspielen können.

Die Situation ist also gut vergleichbar mit der von h264 versus dem (damals noch universelleren und hardwaretechnisch weniger anspruchsvollen) MPEG-2 vor ca. 15 Jahren. Und ich schätze, dass wir - genau wie bei h264 - in wenigen Jahren native AV1-Unterstützung in aller relevanten Consumer-Hardware haben, also z.B. auch in Smart-TVs.

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Antwort von TheBubble:

Neuere GPU Hardware kann auch das AV1 Encoding beschleunigen.

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Antwort von cantsin:

TheBubble hat geschrieben:
Neuere GPU Hardware kann auch das AV1 Encoding beschleunigen.
Aber nicht von SVT-AV1. Die Frage ist, ob die Ergebnisse bei GPU-Encoding vergleichbare Qualität bei geringen Bitraten haben.

Bei den bisherigen GPU-Encodern für h264 und h265 (wie NVENC) war das ja ggü. reinen CPU-Codecs wie (den auch in ffmpeg und Handbrake standardmäßig verwendeten) x264 und x265 nicht der Fall.

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Antwort von TheBubble:

cantsin hat geschrieben:
Aber nicht von SVT-AV1. Die Frage ist, ob die Ergebnisse bei GPU-Encoding vergleichbare Qualität bei geringen Bitraten haben.

Bei den bisherigen GPU-Encodern für h264 und h265 (wie NVENC) war das ja ggü. reinen CPU-Codecs wie x264 und x265 nicht der Fall.
Probiere es aus. Wäre doch ein interessanter Vergleich.

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Antwort von cantsin:

TheBubble hat geschrieben:
cantsin hat geschrieben:
Aber nicht von SVT-AV1. Die Frage ist, ob die Ergebnisse bei GPU-Encoding vergleichbare Qualität bei geringen Bitraten haben.

Bei den bisherigen GPU-Encodern für h264 und h265 (wie NVENC) war das ja ggü. reinen CPU-Codecs wie x264 und x265 nicht der Fall.
Probiere es aus. Wäre doch ein interessanter Vergleich.
Dafür brauchst Du eine neuere Nvidia-Karte ab der RTX4000-Generation (die ich zumindest nicht habe).

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