
Für die Arbeit mit unkomprimierten Datenströmen in HD-Formaten stellt Premiere Pro eine Anbindung an entsprechende High-End-Capture Karten zur Verfügung. Bei Datenraten zwischen 140 und 240 MB/Sekunde werden alle Komponenten des Capture-/ Schnittsystems bis zur Belastungs-Grenze beansprucht, konstante Fehlerresistenz ist hierbei extrem wichtig. Im Folgenden wollen wir die Integration von Premiere Pro in eine entsprechende High-End-Capture-Umgebung vorstellen. Bevor wir zum Handling eines solchen Capture-Systems kommen – zur Erinnerung - eine kleine Tabelle aktueller unkomprimierter HD-Datenraten. Als Vergleichswerte wurden hier die HDV (DV) Datenraten an den Anfang gestellt.

Quantisierung | Bildgröße | Bildrate | Datenrate (~) | Speicherbedarf (~) |
HDV | ||||
8bit | 1440x1080(i) | 25/s | 3,125 MB/s | 12 GB/h |
8bit | 1280x720(p) | 25/s | 3,125 MB/s | 12 GB/h |
PAL unkomprimiert | ||||
8bit | 720 x 576 | 25/s | 20 MB/s | 72 GB/h |
10bit | 720 x 576 | 25/s | 26 MB/s | 93 GB/h |
HDTV 1080i/1080p unkomprimiert | ||||
8bit | 1920x1080 | 25/s | 99MB/s | 348 GB/h |
10bit | 1920x1080 | 25/s | 132MB/s | 463 GB/h |
HDTV 720p unkomprimiert | ||||
10bit | 1280x720 | 25/s | 118MB/s | 414 GB/h |
Ein entsprechendes High-End-Capture-System mit Decklink-Software und Adobe Premiere Pro kann selbstverständlich nur innerhalb einer speziell kontrollierten Studio-Umgebung eingesetzt werden, weil der technische Aufwand für Monitoring und Speicherung immens ist.

Die bei diesem Dreh eingesetzte Capture Karte war eine Blackmagic HD Extreme, die sich in folgender Gesellschaft befand:
Gehäuse: Supermicro SC743 19" Tower (8x Festplatteneinschübe Hot-Swap)
Mainboard: Supermicro X6DAi-G2 Dual Xeon
Prozessor: 2x Intel Xeon 3.2GHz 2MB Cache
Hauptspeicher: GB PC3200 DDR-RAM ECC
Grafikkarte: NVidia QuadroFX 560 128MB PCIe
RAID-Controller 3Ware 9550SX-8 S-ATA PCI-X
Storage: 1,5TB Brutto RAID5 mit Western-Digital RAID-Edition Festplatten
Als Kamera für den Bluescreen-Dreh wurde eine Panasonic HVX200 eingesetzt mit folgendem Aufzeichungsformat: 720p 50 fps 4:2:2 Sampling. Das Kamera-Signal wurde über Komponente direkt abgegriffen und unkomprimiert, ebenfalls mit 4:2:2 Abtastung via HD Decklink Extreme und Premiere Pro gecaptured. Die Datenrate dieses Setups liegt bei ziemlich genau 118 MB/s (ohne Ton) – im Vergleich hierzu: Die derzeit schnellsten S-ATA Festplatten (Raptor Western Digital) schaffen im Schnitt 60-70 MB/s – also gerade mal die Hälfte unseres Videosignals.

Das Laden der Projekteinstellungen in Adobe Premiere Pro ist nach der Installation der Blackmagic-Karte und zugehöriger Software ein Kinderspiel. Alle nur denkbaren HD-Varianten stehen für Capturing und Videobearbeitung zur Verfügung – angefangen bei 1080i und p-Flavors über 720p in unterschiedlichsten Frameraten wie auch die von uns benötigten 50 progressiven Frames pro Sekunde in einer Auflösung von 1280x720 Pixeln und einem Sampling von 4:2:2 Bildpunkten. Selbst 4:4:4 RGB-Sampling war möglich – wäre hier jedoch absoluter Overkill gewesen – trotzdem beruhigend zu wissen, dass Premiere Pro in Verbindung mit der Decklink noch Luft nach oben hat.
Die einzelnen Takes wurden vor Bluescreen geschossen, (mehr Infos zum Set-Up der einzelnen Drehs folgt in weiteren Kapiteln dieser Workshop-Reihe - so stay tuned) und hatten jeweils eine Dauer von ca. 40 Sekunden.

Insgesamt wurden knapp 25 Takes geschossen ohne einen einzigen Frame Aussetzer. Ein entsprechendes Capture-Setup hat ja bekanntlich viele Schwachstellen: Angefangen bei der extremen Verkabelung für Video-Capture und Monitor-Daten über das Festplatten-Raid bis hin zum Logging-Modul und dessen Integration in Premiere Pro. Doch auch nach 2 Stunden intensiver Arbeit keine Probleme mit instabilem Verhalten, weder beim Capturen noch beim Previewen vor Ort direkt vom Raid runter.
Lediglich die Lautstärke eines 8-Platten-Raids samt Intensiv-Kühlung fängt nach 2 Stunden gehörig zu nerven an – aber das ist ein anderes Thema ...
Hinweis: Dieser Artikel ist im Rahmen einer 12-teiligen Workshop-Serie erschienen.
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