Drehortsuche + Preproduction

Ich hatte meine eigene, genaue Vorstellung davon, wie jede Szene im Film aussehen sollte. Die schattige Seitengasse, in der ein Mädchen Liebesbotschaften in eine verdreckte Wand ritzt, der sandige Marktplatz mit vielen Händlerständen oder die äußert prachtvoll verzierten Wände in der Pliniusvilla baute ich in meinem Kopf auf - ein Teil des Träumens. Dass ich von dieser Traumvorstellung früher oder später abkommen musste, war klar. Der Kompromiss, den ich aufgrund der finanziellen Situation eingehen musste, sollte jedoch so klein wie möglich sein.



Die Villa Borg im Landkreis Merzig-Wadern, Saarland
Die Villa Borg im Landkreis Merzig-Wadern, Saarland


Kaiser Wilhelm II. interessierte sich für griechische und römische Geschichte sehr, und zu seiner Zeit begann erstmals die wissenschaftlich-archäologische Erforschung diese Zeit. Neben einer Vielzahl an Bodenfunden und sichtbaren Hinterlassenschaften wurden viele Bauwerke rekonstruiert -- dazu zählt das Pompejanum in Aschaffenburg, ein Schloss das im Stil der Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum errichtet wurde, oder auch die Villa Borg. Nachdem ich nach einem viertel Jahr alle Drehorte besucht hatte, erschien mir letztere sehr geeignet, da die Rekonstruktion sehr gut erhalten ist und die Innenräume sehr verschiedenen gestaltet sind. Es gibt prunkvoll eingerichtete Räume, aber auch sehr minimalistisch gehaltene (im Film: Häuser von ärmeren Menschen). Hinzu kam, dass die Innenausstattung im Stil von 79 n. Chr. ebenfalls vorhanden war.



Der Begrüßungsraum in der Villa Borg
Der Begrüßungsraum in der Villa Borg


Nachdem ich Frau Dr. Birkenhagen, Leiterin der Villa Borg, Storyboard und Drehbuch, sowie weitere Informationen zur Verfügung gestellt habe, haben wir hier die Drehgenehmigung als Förderung kostenlos erhalten. Wir haben lediglich für Strom und Wasser je 100€ (für zwei Tage) ausgegeben. Selbst das Personal, das von 18 bis 22 Uhr länger in der Villa Borg vor Ort war, arbeitete ehrenamtlich. Uns wurde hier ein eigener, alarmgesicherter Raum für die Schauspieler und Technik, eigene Toiletten, Platz für Maske, große Tische zum Essen und gemütliche Sessel für Pausen zur Verfügung gestellt. In der Therme wurde uns für eine Szene in ein Becken Wasser gefüllt, im kompletten Innen- und Außenbereich hatten wir Starkstromanschlüsse.



Eine Szene vor der Villa Borg
Eine Szene vor der Villa Borg




Nachdem ich die Drehgenehmigung schriftlich erhalten habe, plante ich weitere Fahrten auf die Villa Borg. Dieses Mal jedoch mit zwei weiteren Mitgliedern aus dem „Via Herculaneum“-Team (Aufnahmeleitung, Kameratechnik, Spezialeffekte). Das Schöne: Wir mussten bis zum Dreh keinen Eintritt bezahlen. Gemeinsam besprachen wir auf der zweistündigen Hinfahrt viele Kameraeinstellungen und Inhalte von Szenen, die dort gedreht werden sollten. Mit einer Kamera haben wir dann bestimmte Positionen fotografiert, um zu wissen, wie sich die Einstellungen im Film machen.


Wir haben uns auch an komplett neue Einstellungen getraut, die im Storyboard so nicht zu sehen sind. Ich musste mir genau den Sonnenstand überlegen, um zu wissen, in welche Richtung wir filmen können, damit wir geeignetes Licht haben. Außerdem habe ich Spezialeffekte eingeplant. Fragen, wie: „Wo soll der Vesuv stehen?“ oder: „Wenn die Sonne rechts von der Kamera steht, wo muss dann die dunkle Rauchwolke hinziehen?“ haben mich beschäftigt. Beim nächsten Besuch haben wir diese Gedanken versucht umzusetzen und sind mit einer Kamera Szenen durchgegangen. So konnte ich mich als Regisseur perfekt auf den Dreh vorbereiten.



Eine der finalen Szenen im Film, vor der Villa Borg
Eine der finalen Szenen im Film, vor der Villa Borg




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