Test Unnatürlich Scharf - Canon HF200

Unnatürlich Scharf - Canon HF200

Was Bildschärfe anbelangt konnte Canon bisher kaum ein Hersteller das Wasser abgraben. So erreichten die Vorjahresmodelle in dieser Disziplin immer wieder Bestnoten. Die 2009-Modelle wollen nun jedoch auch bessere Fotoapparate sein, weshalb die Pixelzahl der Sensoren nun erhöht wurde. Ob das gut gehen kann?

// 14:03 Di, 21. Apr 2009von

Was Bildschärfe anbelangt konnte Canon bisher kaum ein Hersteller das Wasser abgraben. So erreichten die Vorjahresmodelle in dieser Disziplin immer wieder Bestnoten. Die 2009-Modelle wollen nun jedoch auch bessere Fotoapparate sein, weshalb die Pixelzahl der Sensoren nun erhöht wurde. Ob das gut gehen kann?





Wie jedes Jahr gibt es auch die Modelle der HF2-Serie in zweierlei Ausführungen: Einmal als HF200 die für 899 Euro nur auf SD(HC)-Karten aufzeichnen kann, sowie die bauähnliche HF20, die zusätzlich 32 GB internen Flash-Speicher mitbringt. Ansonsten unterscheiden sich die Modelle nicht. Wir hatten die HF200 im Test, die uns aufgrund der günstigen SD-Karten Preise auch als die bessere Alternative für kostenbewusste Anwender erscheint. Denn der Aufpreis von 200 Euro für 32 GB einfachen Flash-Speicher erscheint uns nach wie vor übertrieben.



Unnatürlich Scharf - Canon HF200 : cam




Große Änderungen

Gegenüber der HF100 weist die neue HF200 eine Reihe bedeutender Änderungen auf: So wurde der Listenpreis bei Veröffentlichung von 999 auf 899 Euro gesenkt (aktuell laut Webseite sogar nur 749 Euro) und die maximale Datenrate auf 24 Mbit angehoben, was dem AVCHD High Level 4.1-Standard entspricht. Der Bildwandler wurde von 1/3,2 Zoll auf 1/4 Zoll verkleinert, was erst einmal nicht sonderlich positiv zu werten ist. Schöner Seiteneffekt ist dennoch, dass sich nicht nur der Zoombereich von 12 auf 15fach erhöht hat, sondern auch der Weitwinkel erstmals wieder knapp unter 40mm (bezogen auf 35m kb) befindet. Das ist zwar immer noch sehr wenig, aber mehr als die Konkurrenz in der Preisklasse bietet. Die effektiven Bildpixel des Sensors sind dabei gleichzeitig von rund zwei Megapixel auf fast drei Megapixel erhöht worden, was für den Lowlight-Bereich bereits böses erahnen lässt.





Portabel

Die Kamera selbst ist wieder etwas leichter geworden und hat gegenüber dem Vorgängermodell um ca. 40 Gramm auf 340 Gramm ohne Akku abgespeckt. Auch das Volumen wurde noch einmal etwas reduziert. Für Hosentasche bleibt der Camcorder leider etwas zu groß. Die Verarbeitung wirkt aber sehr solide und vertrauenerweckend, wodurch man das Gerät ohne größere Schutzmaßnahmen schnell und gedankenlos irgendwo dazupacken kann. Ambitionierte Filmer freuen sich über die Miniklinken für Kopfhörer und aussteuerbares, externes Mikrofon, ärgern sich aber vielleicht über den proprietären Canon Zuberhörschuh.



Hatte die HF100 noch das alte, etwas verstaubte Canon-Menü, so glänzt die HF200 nun auch mit schön flüssig animierten Pictogrammen. Ist die Bedienungslogik einmal durchschaut, findet man im Menü schnell die gewünschten Funktonen, an denen es Canon auch nicht mangeln lässt.


So lässt sich Kamera auch in einen 25P-Modus mit Cinegamma-Kurve versetzen oder in Farbe, Schärfe, Kontrast und Helligkeit (in engen Grenzen) justieren. Sogar Feinheiten wie variable Zoomgeschwingdigkeiten lassen sich hier definieren.







Auto hui – Manuell Pfui

Während Automatiken wie der Autofokus oder Bildstabilisator für die vorgesehenen Einsatzgebiete sehr zuverlässig funktionieren, bleibt das größtes Problem der HF200 mal wieder der manuelle Fokus. Da kein Touchscreen vorhanden ist, muss man über den Joystick scharf stellen und das gelingt trotz automatisch vergrößertem Bildausschnitt nur mäßig.



Am bequemsten filmt es sich nach unseren Erfahrungen im Shutter Priority-Modus (= feste, frei bestimmbare Verschlusszeit), während man über den Joystick die Belichtung nachregelt. Letztere gibt jedoch keine Auskunft über Blendenöffnung oder Gain, sondern nennt nur Zahlen von -11 bis +11. Einen Trick gibt es jedoch, dennoch beim Filmen an diese Infos zu gelangen. Mann muss nur den gleichzeitigen Fotomodus aktivieren. Tippt man anschließend leicht auf den Fotoauslöser, so werden Blende und Belichtungszeit in das Display eingeblendet. Ein eventueller Gain wird jedoch weiterhin nicht dargestellt. Ärgerlich ist außerdem, dass Canon bei der HF200 weder Zebra noch Histogramm in der Firmware freigeschaltet hat. Dem Anwender fehlen daher viele wichtige Hinweise bei der manuellen Einstellung des Bildes. Warum fast Hersteller außer Panasonic hier mit solchen Informationen geizen, bleibt uns ein Rätsel.





Bildqualität

Bei der Bildqualität zeigte die neue Canon dann ein sehr zwiespältiges Bild. Man könnte zwar aus den Messergebnissen lesen, dass die Kamera noch schärfer als ihre Vorgänger. Jedoch ist dies real kaum möglich, da die Vorläufer bereits an der Systemgrenze arbeiteten.



Luminanzauflösung
Luminanzauflösung


Des Rätsels Lösung liegt in der digitalen Nachtschärfung, die der sowieso schon sehr guten, natürliche Schärfe noch eine künstliche Kantenaufsteilung verpasst. Dies wirkt bei manchen Motiven etwas unnatürlich. Ein Stück weit lässt sich diese Kantenaufsteilung jedoch noch durch die manuellen Einstellmöglichkeiten zurückfahren.



Weitaus unglücklicher wirken jedoch ein weiteres mal die Unschärfe-Inseln in unserem Testbild, die ziemlich sicher durch das Herunterskalieren der überschüssigen Sensorpixel entstehen dürften. Denn gerade in Moiré-kritischen Bereichen tendiert die Kamera dazu, Muster im Bild zu verfälschen oder stark weichzuzeichnen. Bei realen Aufnahmen dürfte dieser Effekt bei weitem nicht so stark auffallen wie in unserem ISO-Testbild, jedoch wirft dies nicht gerade ein gutes Licht auf die interne Signalverarbeitung.



ISO-Testbild
ISO-Testbild


Bei der Farbauflösung gibt es dagegen nicht zu bemängeln. Die Kamera differenziert schön und sauber Farbunterschiede bis an die AVCHD-Systemgrenze.



Chrominanz-Auflösung
Chrominanz-Auflösung



Nicht gerade gerade verlaufen die einzelnen Linien des Testbildes im maximalen Weitwinkel der HF200. Hier neigt das Objektiv zu einer leichten Tonnen-Verzerrung.



Objektiv-Verzeichnung
Objektiv-Verzeichnung





Bei der Farbwiedergabe sieht die Canon dagegen prächtig aus. Sehr klare Farben bei einer sehr neutralen Wiedergabe. In Maßen lässt sich die Kamera dazu noch an den eigenen Geschmack anpassen.



1200Lux-Testbild
1200Lux-Testbild


Bei Schwachlicht liefert die Kamera ein sehr dunkles Bild ab. Dabei haben wir noch etwas zu bemängeln, was sich erst einmal komisch anhören dürfte. Die Kamera rauscht unnatürlich. Bei wenig Licht erzeugt die Kamera auch einzelne sehr helle Pixel, die den natürlichen Gesamteindruck des Bildes deutlich stören. Ungefähr so wie ein defektes Pixel auf einem LC-Display, nur blitzen diese zu Pixel zu Hauf in dunklen Flächen wie feiner Nieselhagel zufällig verteilt auf. Andere Kameras rauschen schlichtweg „schöner“, bzw. unauffälliger. Im Gegenzug sind noch erstaunlich viel Bilddetails und Farben zu erkennen.



12Lux-Testbild
12Lux-Testbild


Und noch etwas sei zu Canons Gunsten erwähnt: Während fast alle anderen Hersteller mittlerweile bei wenig Licht auf eine Belichtungszeit von 1/25 Sekunde umstellen, verharrte die HF200 brav bei 1/50 Sekunde mit korrekter Halbbildzerlegung. Wenn mir manuell auf 1/25 Sekunde umstellten, gewinnt die HF200 noch einmal deutlich an Helligkeit, allerdings bleiben die weißen Rauschpixel erhalten.



12Lux-Testbild mit 1/25 Sekunde Belichtungszeit
12Lux-Testbild mit 1/25 Sekunde Belichtungszeit


Für alle, die sich das mit dem Rauschen nicht genau vorstellen können, hier mal ein pixelgenauer 1:1-Bildauschnitt der Kamera ohne Vergrößerung, wenn man das Objektiv abdeckt. Gegenüber anderen Kameras treten hier sehr helle Pixel störend ins Bild:



Bildrauschen
Bildrauschen








Audio

Die aufgezeichneten Störgeräusche im Audiobereich sind für einen Festspeicher-Camcorder durchschnittlich, dafür beschneidet die Kamera die Höhen bei weitem nicht so stark, wie die meisten Konkurrenten.



Störgeräusch-Spannungsabstand
Störgeräusch-Spannungsabstand





Fazit

Gegenüber den Vorgängermodellen ist die HF2-Serie von Canon nicht unbedingt ein Schritt nach vorne. Kleinere Bildsensoren und kleine Bildpatzer in der ansonsten schon etwas übertriebenen Schärfe, wirken nicht unbedingt fortschrittlich. Dazu kommt das schlechtere Low-Light-Verhalten mit den hellen Pixel-Störungen im Rauschen sowie die fehlenden Historgramm- und Zebra-Anzeigen sowie die manuellen Fokussierungsprobleme. Auf der Habenseite steht der stark gefallene Preis sowie die Tatsache, dass die Kamera im Automatikmodus bei genügend Licht dennoch sehr stimmige und extrem scharfe Bilder erzeugt.



Hier der Link zu den Testbildern und technischen Daten der Canon HF 20 und Canon HF 200 in unserer Datenbank



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