Test Sony HDR-SR1E

Sony HDR-SR1E

Mit dem HDR-SR-1 stellt Sony seinen ersten hochauflösenden AVCHD-Festplatten-Camcorder in die Händler-Regale. Lohnt sich der Griff zum Festplatten-Modell oder soll man lieber auf andere Formate und Aufzeichnungsvarianten setzen?

// 16:53 Fr, 24. Nov 2006von

Nach dem Auspacken staunten wir zuerst etwas überrascht. Gegenüber dem HDR-HC3 ist der HDR-SR-1 etwas bulliger ausgefallen. Eigentlich komisch, denn da man für eine Harddisk kein Bandlaufwerk und keinen Auswurfmechanismus benötigt, könnte die Kamera logischerweise doch eigentlich etwas kleiner als das HC3-Pendant sein. Der Vergleich zwischen den beiden Modellen liegt übrigens auf der Hand, denn Signalelektronik, Bildwandler und Objektiv wurden praktisch 1:1 übernommen. Der HDR-UX1 schließt sich dieser Blutsbrüderschaft an, nur mit dem Unterschied, dass hier auf (DL-)DVD aufgezeichnet wird. Wie dem auch sei: Trotz des etwas üppigeren Formats liegt der SR1 gut in der Hand und lässt sich angenehm bedienen. Soweit man überhaupt von Bedienung sprechen will.



 Der SR-1 ist etwas klobiger als der HC3, liegt aber dennoch ziemlich gut in der Hand.
Der SR-1 ist etwas klobiger als der HC3, liegt aber dennoch ziemlich gut in der Hand.




Manuelle Funktionen

Denn es ist ja ein offenes Geheimnis, dass die Hersteller bei kleineren Kamera-Modellen ungern viele manuelle Funktionen „nach draußen“ legen. Wenn man jedoch im Hinterkopf behält, dass jede Knopf-Funktion nur eine willkürliche Zuweisung in der Firmware ist, ärgert es doch manchmal wofür die Knöpfe an der Außenhaut vergeudet werden. So besitzt dieser Camcorder außen sechs Knöpfe, jedoch nur einer dient dazu den Objektiv-Ring mit einer manuellen Funktion (Focus, WB-Shift oder Blende) einzuschalten. Zwei weitere Schalter sind für Night-Shot und für für Gegenlicht-Kompensation gedacht. Ein vierter Knopf schaltet einfach nur in den Play-Modus (könnte genausogut der Multifunktions-Power-Button machen). Auch die Aktivierung des Blitzes für Fotoaufnahmen hat eine eigene Taste. Und (jetzt kommts) der schste Knopf dient dazu den Batteriestand abzufragen, den man sowieso dauernd im Display sehen kann. Ist es wirklich eine Utopie, wenn man sich wünscht, dass man solche Tasten auch bei Consumer-Modellen einmal selber belegen könnte?





Anschlüsse

Übrigens ist auch der Anschluss der USB 2.0 Schnittstelle seltsam angebracht. Hinter dem Display muss selbiges beim Einsatz als Mobile Festplatte immer ausgeklappt sein. Und nicht nur das: Wer ab und zu einen Kontrollblick auf das aufgeklappte Display wirft, hat immer ein Kabel dazwischen. Schön ist dagegen die Verdeckung der restlichen AV-Anschlüsse gelöst. Ein Schiebeschalter gibt die gesamte Leiste frei oder schützt die Anschlüsse vor Staub. Gegenüber den anderen Konkurrenten aus dem selben Preisbereich glänzt Sony mit einem zusätzlichen HDMI-Output, der sogar 4:2:2 -Signale herausführt. Ob diese allerdings vor der Kompression abgezweigt oder nach der Kompression wieder hochgerechnet werden, ließ sich während des kurzen Testzeitraums nicht klären. Es spricht jedoch einiges dafür, dass die Abzweigung tatsächlich vor der Kompression geschieht. Auch der automatische Objektiv-Verschluss weiß nach wie vor zu begeistern. Man kann sich kaum noch vorstellen früher immer mit einem schützenden Objektiv-Deckel hantiert zu haben.







Menülastig

Wer nicht mit Automatik filmen will, muss auf jeden Fall ins geliebte Menü, welches bei Sony über das Touchscreen-fähige Display bedient sein will. Natürlich hinterlässt man dabei immer Fingerabdrücke auf dem Blickfeld, dafür ist die Bedienung etwas gefälliger als mit einem Drehrädchen durch die Hierarchie-Stufen zu hüpfen. Außerdem ist die Helligkeit und die Winkelabhängigkeit des Displays wirklich gut.


Das Menü selbst ist aufgeräumt, aber nicht allzu üppig ausgestattet. Viele manuelle Einstellmöglichkeiten fehlen ganz oder die einstellbaren Werte sind nichtssagend. Über das Feld Datencode lassen sich dann doch einigermaßen sinnvolle Kameradaten ablesen, wenn man die Option „Kameradaten“ wählt. Hier sieht man dann im Display Werte wie F-Blendenwert, Verschlusszeit oder sogar Gain in dB. Allerdings nur beim Abspielen (!!!). Denn diese Werte werden offenbar bei der Aufnahme in den Stream mitcodiert. Warum nur in aller Welt bekommt man diese Werte nicht bei der Aufnahme zu Gesicht?





Audio

Beim Sound suchten wir vergeblich nach einer Einstellung, um nicht Dolby 5.1 Sound aufzunehmen, doch es gibt sie schlichtweg nicht. Wie es aussieht, muss man (falls man ein Stereo-Signal wünscht) dieses später aus den Kanälen heraus rechnen.



Schön, dass sich immerhin ein externes Mikrofon über Mini-Klinke und ein Kopfhörer anstecken lässt. Schlecht dagegen, dass man dabei der automatischen Aussteuerung des Camcorders ausgeliefert ist. Eine manuelle Aussteuerung gibt es nämlich nicht. Man kann nur zwischen 2 festen Pegelstufen wählen, was zwar besser als nichts ist, aber schlechter als eine normale Aussteuerungsfunktion.





Bildqualität

Die Kamera zeichnet die hochauflösenden Videos als MPEG4/AVC-Strom mit 1440 x 1080 Pixeln auf die Festplatte. In der höchsten Qualität mit maximal 15 Mbit/s über eine Dauer von ca. 4 Stunden. Die Bildqualität ist dabei mit dem HC3 ziemlich identisch. Das bedeutet eine nur durchschnittliche Helligkeitsauflösung, die Farbauflösung ist unter SD-Niveau. An feinen Details sind teils deutliche (farbige) Moires zu sehen. Der subjektive Bildeindruck ist noch gut, was auch auf das gute Dynamikverhalten mit wenig Rauschen und geringen Smear-Effekten zurückgeht. Farblich ist die Kamera angenehm stimmig. Der Weitwinkel ist für Innenräume sehr gering, dafür sind nur wenig Objektiv-Fehler auszumachen. Im Lowlight ist der SR-1 befriedigend. Gegenüber HDV dem HC3 fielen in der höchsten Qualitätsstufe kaum Unterschiede auf.



 Der HC3 (oben) ist praktisch gleich scharf, wie der SR-1 (mitte), der jedoch einen Hauch mehr Kontour zeigt. Eine Liga darüber brilliert allerdings die deutlich schärfere HV10 von Canon (unten).
Der HC3 (oben) ist praktisch gleich scharf, wie der SR-1 (mitte), der jedoch einen Hauch mehr Kontour zeigt. Eine Liga darüber brilliert allerdings die deutlich schärfere HV10 von Canon (unten).



Es sieht also so aus, als ob AVCHD durchaus das Zeug hat, HDV mittelfristig zu ersetzen, besonders, wenn die Datenrate noch steigt und die Hersteller die vollen 1920 Horizontal-Pixel bei der Aufnahme (später einmal) ausnutzen. Momentan bekommt man in der selben Preisklasse allerdings bei der HDV-Konkurrenz noch ein besseres Bild. Hier weiß die HV10 von Canon insgesamt einfach mehr zu überzeugen.



SD-Material wird bei dem HDR-SR-1 übrigens in MPEG2 aufgenommen. Lustig ist dies am Rande, weil die meisten Schnittprogramme oft immerhin AVC-SD-Codecs mitbringen. Sony scheint AVC also in PAL-Auflösung jedenfalls nicht zu benutzen. Schade, denn gerade hier könnte man aufgrund der niedrigen Datenrate dann enorme Aufzeichnungszeiten auf Festplatte erzielen, was in speziellen Fällen sicherlich höchst interessant wäre. Tja, wäre was, hätte was, gibt’s aber nicht.





Nachbearbeitung

Wie schon häufig in diversen Foren zu lesen, ist man bei der Nachbearbeitung von AVCHD noch auf sich selbst gestellt. Weder das neue Premiere Elements 3 noch das nagelneue Vegas 7 kann etwas mit den Daten des Camcorders anfangen. Viele Schnittprogramme haben den nächsten Updatezyklus allerdings noch vor sich. Es bleibt also abzuwarten, welcher Hersteller hier als erster eine reife Schnittlösung zur Verfügung stellt.



Wer selber an die Files herankommen will, hat es auf den ersten Blick nicht sonderlich schwer: Am Rechner wird die Kamera als USB Mass Storage Device ohne spezielle Treiber erkannt (Windows XP SP2). Auf der so erkannten Festplatte finden sich zwei Ordner: AVFInfo und AVCHD. In zweitem verstecken sich drei Unterordner, wobei sich die Videodaten offensichtlich im Ordner BDMV/STREAM befinden. Die hier zu findenden MTS-Dateien konnte jedoch ebenfalls kein Programm direkt lesen. Auch ein Umbenennen nach Mp4 oder ähnliche Tricks brachten keine Verbesserung. Immerhin der Mplayer konnte den Strom zwar „etwas“ decodieren, zeigte dabei jedoch auch drastische Bildstörungen. Die Anleitung warnt übrigens sogar vor einem reinen Lese-Zugriff auf diesen Ordner: „Versuchen Sie nicht diesen Ordner zu öffnen oder mit einem Computer auf den Inhalt dieses Ordners zuzugreifen. Andernfalls können Bilddateien beschädigt oder nicht mehr wiedergegeben werden.“ Huch.



Wer jedoch seine Filme nur ansehen oder rudimentär schneiden will, dem reicht vielleicht der mitgelieferte Picture Motion Browser 1.1. Der „Player für AVCHD“ ließ sich bei uns allerdings nur starten, wenn der Camcorder angeschlossen war. Alternativ bietet das Programm an, Files auf die Festplatte zu kopieren, jedoch hat man dabei keine freie Wahl des Zielordners. Film-Dateien landeten sinnigerweise bei uns immer im Order „MyPictures“. Außerdem werden die Dateien dabei in m2ts-Dateien umgeschrieben, mit denen ebenfalls kein gängiges Schnittprogramm etwas anfangen kann.


Beim Abspielen der eigenen Videos bemerkt man übrigens auch den Preis der reduzierten Datenrate. Gegenüber HDV erzeugt AVCHD ungefähr die doppelte Prozessorlast. Dies wird beim effektlastigen Schnitt daher in Zukunft noch potentere Rechner erforderlich machen.







Fazit

Auch wenn unser Testbericht nicht den Anschein erweckt: Das Konzept HDV-Qualität auf eingebauter Festplatte, das hat schon irgenwie was. Niemals mehr Tapes herumschleppen und ständig aufnahmebereit sein, das macht einfach Spass und Laune beim Filmen. Somit eignet sich der SR1 für alle, die sich wenig mit manuellen Einstellungen herumplagen wollen und lieber jederzeit „draufhalten“. Wer jedoch die beste Bildqualität fürs Geld sucht und auch sofort losschneiden will, wird momentan eher bei der HDV-Konkurrenz fündig.



Alle technischen Daten zum HDR-SR1 und detaillierte Testergebnisse findet Ihr hier...



Vergleich der Sony SR1, Sony HC3 und Canon HV10



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