Nachdem Sony mit der SR-11/12 wieder bei Bildqualität in der selben Klasse wie Canon spielt, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch ein rein Flash-basierter HF100-Konkurrent auf den Markt kommt. Die neue CX11 hat dabei tatsächlich einiges zu bieten...
Wirft man einen Blick auf die technischen Daten, so lässt sich schon gut abschätzen, was einen hier erwartet. Der 1/3-Zoll Exmor-Bildwandler mit Bionz-Signalprozessor werkelt bereits in der SR-11 und SR-12 von Sony und verspricht eine brillante Bildqualität, die in der Schärfe gerade nur von Canon noch einen minimalen Tick übertroffen wird.

Gegenüber den Festplattenschwestern zeichnet die CX11 nur auf Flash-Speicherkarten auf. Ein 4 Gigabyte Memorystick wurde bei unserem Modell von Sony mitgeliefert, zusätzlich eingebauten Speicher bietet die Kamera dagegen nicht. In höchster Qualität reichen diese 4 GB für ca. 28 Minuten Videoaufnahme, was einen Nachkauf für viele Anwender obligatorisch machen wird. Denn selbst wer die Karte regelmäßig leert, wird 28 Minuten in den meisten Anwendungsfällen doch als etwas zu wenig empfinden.
Teure Speichermedien
Und das bringt uns schon direkt zum größten Nachteil der Sony CX11. MemorySticks für AVCHD-Modelle haben momentan Straßenpreise von mindestens 6 Euro pro GB, während AVCHD-taugliche SDHC Karten bereits für ungefähr ein Drittel des Preises erhältlich sind. Wer also plant viele Medien zu bespielen, muss hier noch einmal einen gehörigen Aufpreis zum eigentlichen Kaufpreis miteinrechnen.
Szenische Filmer die ohne ohne Vorschaumonitor und externem Audiorecorder arbeiten, werden die CX11 kaum interessant finden, denn sie bietet weder einen Sucher, noch externe Anschlüsse für Mikrofon oder Kopfhörer. Das fantastisch hochauflösende Display der SR-11/12 wurde leider ebenfalls nicht übernommen.
Ein externes Mikrofon könnte theoretisch über den aktiven Zubehörschuh Anschluss finden, jedoch macht auch dies mangels manueller Aussteuerung nicht wirklich Sinn. Die Empfindlichkeit des Mikrofonpegels lässt sich im Menü nämlich nur zwischen „Normal“ und „Niedrig“ umschalten.
Multifunktionsrad
Dafür hat die CX11 das nette Funktions-Drehrad der großen Schwestern geerbt, was der Kamera einen deutlichen haptischen Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten (außer der neuen Panasonic HS/SD100) verschafft: Denn über dieses Rad lassen sich sowohl Schärfe als auch Blende (inklusive Gain) beinahe so justieren, als hätte man ein Objektiv mit Servo-Motoren in der Hand. Gegenüber einer echten mechanischen Koppelung liegen zwar noch Welten, jedoch funktioniert das deutlich besser, als das Scharfstellen mittels Joystick oder Tasten.

Übrigens gibt es wie auch bei den großen Schwestern ein Feature für den Parameter-Schnellwechsel des Ringes. Einfach ca. 3 Sekunden gedrückt halten, schon erscheint ein Menü, welchen Parameter man mit dem Ring verändern will. Sollen die alten Parameter dabei nicht in den Automatik-Modus zurückspringen, muss man nach jeder Änderung wieder 3 Sekunden drücken. Unserer Meinung nach ist dies keine optimale Lösung, wenn es schnell gehen muss, aber immerhin gibt es diese manuellen Umschaltmöglichkeiten überhaupt.
Touchscreen
Je öfter wir dagegen die Fokussier- und Belichtungshilfen durch den Touchsreen benutzen, desto besser gefällt uns diese Möglichkeit. Gerade bei einem kleinen Camcorder stellt man die Schärfe so deutlich sicherer ein, als über einen Ring oder ein Rad. Bei dieser Funktion bleibt Sony bis auf weiteres konkurrenzlos. Alternativ kann die Kamera auch automatisch auf Gesichter fokussieren, die sie im Bild erkennt. Das klappt erstaunlich gut, kann die Konkurrenz aber auch.
Doch nicht nur Scharfstellen durch Gesichtserkennung ist vorhanden. Im Fotomodus lässt sich sogar eine automatische Bildauslösung einstellen, bei der immer ein Bild geknipst wird, wenn die Kamera ein Lächeln erkennt. Hier traut Sony dann dem Benutzer das meiste Feintuning zu: So kann (und sollte) man vor der Eingabe einstellen, ob das Lachen ein Kindeslächeln oder ein Erwachsenenlächeln sein wird und dann noch wie hoch die Lächelempfindlichkeit (Hoch, Mittel, Niedrig) ausfällt. Für eine Automatik eigentlich zu viele Parameter. Umgekehrt lassen sich nach wie vor wichtige Parameter (allen voran die Belichtungszeit bei Videoaufnahmen) überhaupt nicht einstellen.
Sonstiges
Das mitgelieferte Handbuch geht übrigens auf die meisten Funktionen der Kamera gar nicht ein. Wer mehr erfahren will, sollte daher erst einmal das PDF der beigelegten CD ausdrucken. Und noch ein erwähnenswertes Detail am Rande: Die CX11 kann auch PAL-Formate als MPEG2-Strom mit Datenraten zwischen 9 und 3 Mbit aufzeichnen.
Bildqualität - aus dem Messlabor
Beim Bildtest gab es keine Überraschungen. Die Bildqualität entspricht der SR-11/12. Man könnte ihr sogar noch einen Tick mehr Schärfe attestieren, aber solche Unterschiede liegen innerhalb der Messtoleranz:

Im ISO-Chart sieht man mit bloßem Auge eine sehr gute Auflösungsleistung.

Bei der Farbauflösung spielt die CX11 in der AVCHD-Oberliga und schabt an der Grenze des 4:2:0-Farbraums.

Bei guter Beleuchtung liefert die CX11 saubere Farben ohne Ausfransungen und eine sehr natürliche Abstimmung. Schön.

Bei wenig Licht gibt es das klassentypische Verhalten mit viel Rauschen, Chroma-Fahnen und relativ wenig Farben. Andere Kameras unter 1000 Euro können es allerdings auch nicht besser.

Fazit
Einerseits bekommt man mit der CX11 die günstigste Möglichkeit, Sonys 1/3 Zoll-Exmor-Bildqualität zu erwerben (die neben Canon gerade das non-Plus-Ultra im 1000 Euro-Camcorder-Bereich darstellt). Tolle Features sind dabei auch der manuelle Kontrollring und die doch gerade bei kleinen Kameras praktischen Touchscreen-Möglichkeiten, die man bei der Konkurrenz überhaupt nicht findet. Im Gegenzug vermisst man dringend Sucher, Mikrofoneingang, Kopfhörerbuchse und manuelle Belichtungszeiten. Ebenfalls negativ fallen die hohen MemoryStick-Preise ins Gewicht. Leider ist das tolle Display der SR-11/12 nicht integriert worden, dafür ist die Kamera nochmal deutlich kompakter als die Festplattenschwestern.