Test Sony Actioncam HDR-AS100V: erste ernsthafte GoPro-Konkurrenz

Sony Actioncam HDR-AS100V: erste ernsthafte GoPro-Konkurrenz

Als Sony im Januar die neue Full HD Actioncam AS100 vorstellte, klang vieles ziemlich vielversprechend -- XAVC S Aufnahmen, neuer Sensor, verbesserte Optik uvm. Und tatsächlich läßt die kleine Kamera im Test ihren Vorgänger meilenweit hinter sich – nur ihren Vorgänger, oder vielleicht sogar auch den bisherigen Testsieger von GoPro...?

// 14:17 Mi, 4. Jun 2014von

Als Sony im Januar die neue Full HD Actioncam AS100 vorstellte, klang vieles ziemlich vielversprechend -- XAVC S Aufnahmen, neuer Sensor, verbesserte Optik uvm. Wir haben uns hier genauer angeschaut, was diese Änderungen in Sachen Bildqualität bringen.



Sony Actioncam HDR-AS100V: erste ernsthafte GoPro-Konkurrenz : left




Ausstattung und Bedienung

Bei der AS100 hat Sony vieles deutlich besser gelöst als am Erstling AS-15, der uns damals in vielerlei Hinsicht doch eher enttäuschte. Obwohl die Maße und die Bauform praktisch unverändert sind, hat man tatächlich das Gefühl, eine völlig andere Kamera in der Hand zu halten, und dies nicht nur weil sie nun weiß ist. Sie fühlt sich weniger plastemäßig und somit wertiger an, und ist jetzt auch ohne Schutzgehäuse spritzwasserschützt (IPX4). Möchte man sie über eine klassische Stativhalterung befestigen, so ist dies nun auch ohne Schutzgehäuse möglich. Ein entsprechendes Gewinde wird als kleines, anschraubbares Adapterteilchen mitgeliefert. (Wie robust diese Verbindung letztlich ist, sei dahingestellt, aber für den Hardcore-Einsatz empfehlen sich wohl sowieso andere Halterungen.)



Sony Actioncam HDR-AS100V: erste ernsthafte GoPro-Konkurrenz : adapter


Die etwas Geduld erfordernde Bedienung via Next-/Previous-Knöpfe ist geblieben. Dh. um an der Kamera selbst etwas an den Aufnahmeparametern zu verstellen, muß man sich durch die Menüoptionen klicken – ein paar frei belegbare Knöpfe fänden wir hier zur Vereinfachung nicht schlecht. Anders als bei der AS15 kann man die Kamera nun dabei im Zusatzgehäuse lassen, denn auch an diesem finden sich entsprechende Buttons – ein großer Fortschritt, obschon ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Ein Vorschaubild bietet diese Actioncam leider nicht, das Display ist nur für die Menüführung da.



Wem das Gefummel an der Kamera zu umständlich ist, kann auf manche Bedienungsparameter auch per kostenloser Smartphone-App zugreifen, und bekommt so auch eine Bildvorschau. Diese funktionierte bei uns prinzipell recht responsiv, hakelte jedoch immer wieder mal ein bißchen. Alle Optionen ließen sich jedoch nicht über Funk einstellen – lediglich den Aufnahmemodus und die Bildstabilisation fanden wir im Menü wieder sowie die Möglichkeit, Daten zu kopieren. Die Aufnahme läßt sich natürlich auch starten und stoppen.



Kleiner aber komfortabler fanden wir die optional verfügbare Fernbedienung fürs Handgelenk. Sie verbindet sich von ganz alleine mit der Kamera und bietet wie die App ein Vorschaubild, allerdings ein winziges. Modifizieren kann man hierüber den Videomodus, Steadyshot und den Aufnahme-Bildwinkel. Ob dies den Aufpreis von 100 Euro wert ist, bleibt jedem selbst überlassen.



Sony Actioncam HDR-AS100V: erste ernsthafte GoPro-Konkurrenz : remote







(Pro-)Features - XAVC S, flaches Bildprofil, Timecode, Steadyshot

Zusätzlich zur standardmäßigen Aufnahme in MPEG-4 AVC bietet die AS100 einen „Pro“-Modus, in dem in XAVC S komprimiert wird mit bis zu 50 Mbit/s. Eine ähnliche Datenrate bot bisher nur die GoPro, und dies nur im Protune-Modus (ca. 45 Mbit/s). Da wir unten gesondert auf die Bildqualität zu sprechen kommen, sei hier nur angemerkt: bei bewegten und/oder detailreichen Aufnahmen macht sich dieses Mehr an Daten durchaus bemerkbar. Neben 1080p30 und p60 (alternativ p25 und p50, wenn das Gerät auf PAL eingestellt ist), steht im Pro-Modus auch 24p als Bildrate zur Verfügung. Diese würde sich unserer Meinung nach jedoch nur dann anbieten, wenn das Material später mit anderen Aufnahmen in diesem Modus gemischt werden sollen; die Bewegungdarstellung in 60p ist deutlich flüssiger und uE daher vorzuziehen.



Möchte man in XAVC S aufnehmen, gibt es zwei Dinge zu beachten. Erstens wird dafür eine mindestens 64GB große Mikro-SDXC Karte (Class 10) benötigt – füttert man die Kamera mit SDHC, wird lediglich MPEG4-AVC aufgezeichnet, ein Verhalten, das uns zunächst einiges Haargeraufe bescherte. Da eine Datenrate von 50Mbits auch von Class 10 SDHC-Karten eigentlich locker zu schaffen sein müsste, mutet diese Beschränkung etwas künstlich an.



Zweitens läßt sich nicht ohne weiteres zwischen den XAVC S-Varianten und MPEG4-AVC wechseln, man muß zunächst den Pro-Modus aktivieren bzw. deaktivieren, welcher sich etwa auf halber Strecke zwischen all den anderen Setup-Menüpunkten findet, sodaß man in beide Richtungen einiges durchklicken muß. Allerdings stört dies wohl hautpsächlich beim Testen, denn im Alltagsbetrieb dürfte man sich für ein Format entscheiden und dabei bleiben. Das Ein- und Ausschalten des PRO-Modus ist übrigens (soweit wir entdecken konnten) nicht via App oder Fernbedienung nicht möglich.



Neben der XAVC S Aufnahme ist ein an GoPros ProTune angelehntes Color-Feature vorhanden. Dieses greift in allen Modi und ist ab Werk auf „vivid“ eingestellt, was einer ziemlich knalligen Farbwiedergabe entspricht. Wird auf „neutral“ gestellt, wird ein flacheres Bildprofil angewendet – unbearbeitet sehen diese Bilder natürlicher aus; in manchen Augen mögen sie etwas farb- und kontrastlos wirken, da sie eine andere Verteilung der Farbnuancen aufweisen. Dadurch läßt sich jedoch nachträglich die gewünschte Farbstimmung in der Postproduktion komponieren, ohne daß die Bildqualität darunter leidet – ein Blick aufs Histogramm bestätigte uns, daß in den hellsten und dunkelsten Bereichen nichts clippt. Sony hat also tatsächlich ein ernst gemeintes, flaches Bildprofil in dieser 300-Euro-Kamera implementiert, das zwar keine s-Log Funktion darstellt, aber dennoch auch den anderen Consumer-Camcordern gut stehen würde. Beispielbilder zum (Color-Feature gibt es unten.)



Als weitere Besonderheit hat Sony an der AS100 Timecode-Optionen implementiert. Dieses Feature ist vor allem interessant, wenn gleichzeitig mit mehreren Kameras gedreht wird. Um nachträglich Footage von den verschiedenen Kameras zu synchroniseren, können einige Timecode-Einstellungen definiert werden, etwa ab wann gezählt werden soll, ob mit oder ohne Drop-Frame, ob nur bei XAVC S oder immer.



Die bereits erwähnte, elektronische Bildstabilisierung beruhigt wie immer die Bewegungen etwas, beschneidet dabei jedoch das Bild merklich. Zeitlupen (100/120p, 200/240p) sind nur in 720p oder einer 800x480 Auflösung möglich. GPS ist an Bord.






Bildqualität – Notizen aus dem Testlabor

Wie sieht nun das Bild dieser Neuen aus? Vorab unser übliches kleines Caveat: aufgrund des extremen Weitwinkels (umgerechnet auf KB ca. 17,1mm) biegen sich wie immer die Balken in unseren Testcharts und -aufbauten...



Beginnen wir wie stets mit der Schärfe – hier hatte bislang die GoPro Hero 3 die Nase vorn, die aktuelle XA2 von JVC reichte im Test noch nicht ganz an ihre Leistung heran. Mit eher moderater Nachschärfung legt die AS100 nun aber bei der Schärfemessung ein beeindruckendes Ergebnis hin. Die Kreise im ISO-Chart werden fast störungsfrei mit vielen Details wiedergegeben. In dieser Hinsicht ist sie nicht nur besser, als die GoPro Hero 3, sondern sogar mit vielen Top-Camcordern der Consumerklasse auf Augenhöhe. Einschränkend sei gesagt, daß wir die Hero 3+ bisher nicht durchs Testlabor geschleust hatten; im Lichte der neuen Konkurrenz interessiert uns nun aber doch, ob bzw. wie viel schärfer sie geworden ist. Einen entsprechenden Schärfevergleich liefern wir also der Vollständigkeit halber noch nach. Aber hier nun erstmal das Chart der Sony AS100.



Schärfe der Sony HDR-AS100
Schärfe der Sony HDR-AS100




Die Bildqualität der Sony zeigt sich auch bei der Analyse des Luminanz-Sweeps. Ein glatter Verlauf ohne allzu starken Buckel:



Luminanz-Spektrum der Sony HDR-AS100
Luminanz-Spektrum der Sony HDR-AS100


Ebenso wenig gibt es an der Farbauflösung auszusetzen: Sauber, ohne künstliche Moire-Rückschwinger werden hier auch feine Chroma-Details wiedergegeben.



Chrominanz-Spektrum der Sony HDR-AS100
Chrominanz-Spektrum der Sony HDR-AS100


Soweit die algorithmische Beurteilung; nachfolgend noch einige Crops aus unserem klassischen Testmotiv für den subjektiven Bildeindruck in Sachen Farbwiedergabe bei 1200 Lux. Bei stehender Kamera und vollem Licht sind die Resultate in beiden Modi (XAVC S und MPEG4-AVC ) praktisch gleich, daher hier nur die Bilder aus dem Pro-Modus:



AS100 im XAVC S Modus (neutral) bei 1200lux
AS100 im XAVC S Modus (neutral) bei 1200lux


AS100 im XAVC S Modus (neutral) bei 1200lux
AS100 im XAVC S Modus (neutral) bei 1200lux


AS100 im XAVC S Modus (vivid) bei 1200lux
AS100 im XAVC S Modus (vivid) bei 1200lux




AS100 im XAVC S Modus (vivid) bei 1200lux
AS100 im XAVC S Modus (vivid) bei 1200lux


Ein Schwachlicht-Star sieht zwar anders aus, aber im Vergleich zum Vorgänger hat sich hier viel getan. Das (statische Test-)Bild verliert nicht so extrem an Schärfe wie zuvor. Etwas heller ist immer noch die GoPro Hero 3, sie differenziert auch die Farben besser. Allerdings stören dort die lila/gelben Flecken etwas, die auf ein clippen im Blaukanal zurückzuführen sein dürften. Übrigens scheint bei der AS100 im MPEG4-AVC-Modus eine Rauschunterdrückung zu greifen, denn die Bilder wirken einen Tick cleaner als im Pro-Modus.



AS100 im XAVC S Modus (neutral) bei 12lux
AS100 im XAVC S Modus (neutral) bei 12lux


AS100 im XAVC S Modus (neutral) bei 12lux
AS100 im XAVC S Modus (neutral) bei 12lux


AS100 im XAVC S Modus (vivid) bei 12lux
AS100 im XAVC S Modus (vivid) bei 12lux


AS100 im XAVC S Modus (vivid) bei 12lux
AS100 im XAVC S Modus (vivid) bei 12lux




Und hier nochmal das gleiche aber im MPEG4-AVC-Modus gemessen:



AS100 im MPEG4-AVC Modus (neutral) bei 12lux
AS100 im MPEG4-AVC Modus (neutral) bei 12lux


AS100 im MPEG4-AVC Modus (neutral) bei 12lux
AS100 im MPEG4-AVC Modus (neutral) bei 12lux


AS100 im MPEG4-AVC Modus (vivid) bei 12lux
AS100 im MPEG4-AVC Modus (vivid) bei 12lux


AS100 im MPEG4-AVC Modus (vivid) bei 12lux
AS100 im MPEG4-AVC Modus (vivid) bei 12lux





In der freien Wildbahn: XAVC S im Vergleich zu MPEG4-AVC

Die XAVC S Kodierung mit der höheren Datenrate kommt vor allem bei viel Bewegung im Bild zum tragen – im Testlabor bei stehendem Motiv fiel kein größerer Unterschied zwischen den Modi auf --, was bei einer Actioncam ja gerade recht ist. Daher nutzen wir unsere kleine Standard-Testfahrt zunächst einmal, um zu sehen, ob und wieviel mehr Detail die Aufnahmen in XAVC S bringen.



Kurz gesagt: Zur Lupe muß man nicht greifen, um einen Unterschied bei den ausgespielten Standbildern zu bemerken. Deutlich mehr Details in Laub und Gras – die feinsten Strukturen im Bild und daher hier ausgewählt – zeigt die Aufnahme mit 50Mbps. Hier ein Crop in 100% (XAVC S rechts):





sowie vier Stills in voller Auflösung:



XAVC S vivid | XAVC S neutral | MPEG4-AVC vivid | MPEG4-AVC neutral



Wir empfehlen auf jeden Fall, sich eine teurere SDXC-Karte (s. oben) anzuschaffen, und bevorzugt im XAVC S Modus zu drehen.



Auch wie die beiden unterschiedlichen Farb-Einstellungen (vivid bzw. neutral) unter normalen Drehbedingung wirken, läßt sich anhand der obigen Stills beurteilen – hier nochmal runterskaliert für einen schnellen Farbeindruck:





Color-Einstellung neutral (XAVC S)
Color-Einstellung neutral (XAVC S)


Color-Einstellung vivid (XAVC S)
Color-Einstellung vivid (XAVC S)




Und was ist mit 4K⁄UHD?

Die Fähigkeit, ultrahochauflösend in 4K zu filmen, hat sich Sony für die nächste Generation Actioncam aufgehoben, mit der AS100 ist „nur“ Full HD oder darunter möglich. Sie ist da bislang in guter Gesellschaft, denn lediglich die neue Panasonic HX-A500 bietet einen echten 4K-Modus, bei max. 25p. Bei der GoPro Hero 3+ reicht die Bildrate von max. 15 Bilder/sek. für eine flüssige Aufnahme nicht auf; zum Herbst könnte eine voll 4K-fähige Hero 4 vorgestellt werden.



Stellt sich die Frage, wie wichtig bei einer Actioncam ein 4K-Modus überhaupt ist. Wir denken, mit einem guten HD-Bild ist man prinzipiell besser bedient, als mit einem schlechten 4K-Bild, was zugegebenerweise eine recht salomonische Antwort ist. Denn einerseits läßt sich aus einem mittelmäßigen 4K-Bild oft ein sehr gutes HD-Bild runterskalieren, und bei einem guten 4K-Bild ließe sich dabei sogar nachträglich sogar per Crop am Bildausschnitt schrauben, was auch für eine digitale Bildstabilisation nützlich ist. Andererseits sollte man auch die temporale Auflösung nicht aus den Augen verlieren – für Action-Aufnahmen könnte 1080p60 attraktiver sein als 4K bei 25 BpS. Letztlich kommt es darauf an, wie gut die 4K-Umsetzung bei der Konkurrenz gelingt -- je besser, umso älter wird natürlich die AS100 aussehen.



Eine Preisfrage ist das Ganze jedoch auch, denn die unverbindliche Preisempfehlung zur Panasonic A500 lautet 450 Euro, er ist somit um ein Drittel höher als bei der Sony (und auch GoPro liegt meist um die 400 Euro).






Fazit

Die AS100 bietet eine Schärfe, die wir bislang im Actioncam-Bereich noch nicht zu sehen bekamen, dazu optional eine hohe Datenrate, Dank welcher auch bei bewegter Kamera mehr Details abgebildet werden. In Sachen Bildqualität sehen wir sie vor allen anderen von uns getesteten Actioncams, also auch vor der GoPro Hero 3 (Schärfevergleich mit der Hero 3+ folgt). Dazu bietet sie viele Features, die man auch bei GoPro findet, wie die Möglichkeit, mit einem flacheren Farbprofil zu filmen oder mit 24fps.



Während die aktuelle Hero 3+ Black Edition bei den möglichen Auflösungen die Nase vorne hat (neben dem verkrüppelten 4K steht ua. 1440p48 und 960p100 zur Verfügung), bringt die AS100 eine elektronische Bildstabilisation sowie Timecode-Optionen und GPS mit, und kostet dabei auch noch deutlich weniger als die Hero 3+ (BE), nämlich 299 Euro UVP (ohne Fernbedienung). Eine klare Ansage von Sony, von der ambitionierte Action-Filmer nur profitieren können – sei es, weil sie von diesem Angebot Gebrauch machen, oder weil GoPro auf die neue Konkurrenz reagieren müsste (preislich oder qualitativ).


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