Erfahrungen vom Dreh

(Magnus Film – Sebastian Uthoff)



Wir haben als fast klassisches EB-Team gedreht, zwei Kameraleute und ein Redakteur – kein Stereograph. Beide Kamermänner waren mit der Panasonic HDC Z10000 ausgestattet, so mussten nur wenig Gedanken an asynchrone Bildaufnahme, Höhenversatz, Größen- und Helligkeitsunterschiede verschwendet werden. Durch das kompakte Doppeloptik-System gibt es zwar Einschränkungen bei der Bildgestaltung aber wahnsinnige Vorteile bei der Flexibilität und Einrichtungszeit.



Besonders viel Zeit zum Testen hatten wir vorher übrigens nicht. Wir haben die Kamera als Leihgabe bekommen und hatten im Vorfeld ca. drei Stunden Gelegenheit, die Kamera im Feldversuch zu testen. Beim Training der Hamburg Freezers haben wir diverse Einstellungen ausprobiert und danach zum ersten Mal das 3D Material geschnitten. Dazu kamen etwa 2 Stunden in der Hamburger Innenstadt sowie Aufnahmen im eigenen Büro. In der Summe hatten wir die Kamera vor dem Dreh etwa anderthalb Tage zur Verfügung, um uns einzufinden.



SKY 3D mit Tim Wiese  -- Erfahrungen mit der Panasonic HDC Z10000 : pic2


Aber zurück zum Dreh: Während sich der eine auf die "typisch offenen" 3D Einstellungen konzentriert hat (Supertotale bis zur Amerikanischen, im äußersten Falle noch eine Halbnahe), haben wir mit der zweiten Kamera etwas herumexperimentiert und auch versucht, Aufnahmen zu schießen, die vielleicht nicht ganz nach den Gesetzen von 3D funktionieren, um im Schnitt später auch alternativen anbieten zu können (Close-ups mit viel Bewegung, auch mal eine Scheinfensterverletzung in Kauf genommen etc).





Locations waren Fußballplatz und Golfplatz, so dass häufig mit unendlich entferntem Hintergrund gedreht werden musste. Dies führt bei dem Camcorder aufgrund der begrenzten Stereobasis zwar zu platten Bildern im Hintergrund, bei ansprechendem Vordergrund verzeiht das Auge dies aber. Während des Trainings konnte nur von außerhalb des Platzes geschossen werden. Zusätzlich hat es stark geregnet...



Die Schwierigkeit bestand hauptsächlich darin, unter Zeitdruck (wir hatten wie gesagt nur etwa eine Stunde mit Tim Wiese) die richtigen Einstellungen zu finden. Anders bei beim EB Dreh in 2D muss zur Einstellung die Konvergenz stimmen. Da die bei der Z10000 extrem mühselig einzustellen ist (am Seitenrädchen), waren wir teilweise lange vor den Einstellungen damit beschäftigt, den richtigen Konvergenzpunkt "zurechtzukurbeln", da das Rädchen denkbar unsensibel reagiert. So geht vor jeder Einstellung minimum 1/2 Minute verloren. Stimmt die Konvergenz erstmal, dreht es sich ähnlich wie in 2D. Gedreht wurde übrigens für Screens bis 50 Zoll.



In der Post haben wir die Parallaxe nicht mehr verändert – beim Dreh haben wir versucht, korrektes 3D zu erzeugen, sodass ein Schrauben in der Post nicht mehr nötig war. Hätten wir gerade bei den Interview-Einstellungen mit viel Tiefe die Parallaxe verändert, hätten wir wahrscheinlich Kopfschmerzen bekommen. Indem wir versucht haben, unser zentrales Objekt (meist Tim Wiese) auf das Fenster zu legen, war eine Nachkorrektur später nicht mehr erforderlich.



Grundsätzlich haben wir bei der Kadrierung, entsprechend der 3D Gesetze, festgestellt: Je offener und je mehr Ebenen im Bild, desto besser. Während in 2D ein Hintergrund mit Tiefe ein schönes Bild schafft, verhält es sich in 3D eher umgekehrt. Oft haben wir deshalb versucht, einen Vordergrund ins Bild zu integrieren, und den O-Ton Geber vor einer nicht allzu tiefen Fläche zu haben. Totale bis Amerikanische hat für uns die schönsten Resultate erzielt. Nimmt man sich einen Hintergrund mit Tiefe ist es wichtig, im Mittelgrund


immerhin noch mindestens ein Element von Größe zu haben, sonst wirkt das Bild schnell platt. In dem Film haben wir Tim Wiese Golf spielen lassen. Der Versatz von Golfbällen, Schläger, Fahne und Rasen waren dankbare Motive für 3D und erlaubte es uns gelegentlich auch mal das ein oder andere Bild "rauskommen" zu lassen.



Apropos O-Ton Geber: Die HDC Z10000 verfügt über zwei XLR Buchsen, das hat uns erlaubt, den Ton von Tim Wiese direkt in die Kamera zu funken. Wir haben ihn mit einer klassischen Sennheiser Funke aus dem EB Bereich verkabelt und den Empfänger in die Hauptkamera laufen lassen.



SKY 3D mit Tim Wiese  -- Erfahrungen mit der Panasonic HDC Z10000 : pic3


Folgende Vor- und Nachteile der Z10000 haben sich für uns in der Praxis herauskristallisiert:



Vorteile:



- ordentlicher Brennweitenbereich, gute Anfangsbrennweite (relativ weitwinklig).


- Verhältnissmäßig lichtstark (für diese Preisklasse angemessen).


- absoluter Pluspunkt (konvergieren/angulieren) die manuelle Einstellung des Konvergenzpunktes vor Ort – das spart Zeit bei der Postproduktion


- XLR-Anschlüsse mit manueller Aussteuerung


- Real 3D Display mit der Funktion, das 3D Bild im Mix darstellen zu können, was ein gutes Instrument bei der exakten Einstellung des Konvergenzpunktes ist.


- Gut arbeitender Bildstabilisator. Damit ist mit diesem Leichtgewicht auch im mittleren bis langen Brennweitenbereich ein aus der Hand geschossenes ruhiges Bild machbar.


- Einstellringe für Schärfe, Blende und Brennweite


- gut arbeitende Vollautomatik (mit Automatikprogrammen und Gesichtserkennung) – allerdings nix für Profis :-)))))


- zwei SD Karten-Slots. So wird das gedrehte Material automatisch auf einer zweiten Karte gedoppelt und man hat sofort eine Sicherheitskopie


- Zebra zuschaltbar


- Weißabgleichspeicher und Weißabgleich-Presets (3200K und 5600K),



Nachteile:



- Bei Dreharbeiten im hellen Tageslicht (bei Sonnenschein) vermisst man einen eingebauten ND Filter (wie bei EX1 oder EX3). Um auf eine vernünftige Arbeitsblende zu kommen, muss die Verschlusszeit verkürzt werden, was abgehackte Bewegungen im Bild zur Folge hat. Alternativ muss ein Kompendium mit ND Filter vorgesetzt werden.




- trotz XLR Anschlüssen fehlt eine genaue Anzeige zur Tonaussteuerung (lediglich einige zappelnde Balken ohne db-Angaben im Display).


- Das 3D Display ist gewöhnungsbedürftig und erzeugt bei längerer Nutzung Kopfschmerzen.


- Um den 3D Effekt auf dem eingebauten Monitor gut zu erkennen muss der Kameramann exakt im 90 Grad winkel auf das Display schauen. Aber für diese Preisklasse wiederum absolut OK!


- Die Einstellringe für Schärfe, Blende und Brennweite haben keinen Anschlagpunkt (mittels Drehung der Ringe werden lediglich die Servomotoren im Objektiv angesteuert!)


- Großer Nachteil ist die sehr schlechte Übersetzung des 3D Konvergenzrades. Es bedarf sehr vieler Umdrehungen, um die Konvergenz von einem nahen zu einem weiter entfernten Punkt einzustellen.


Hier sollte Panasonic beim nächsten Firmware-Update die Software für die Ansteuerung anpassen (2-3 Umdrehungen um den ganzen Konvergenzbereich einmal durchzufahren wären praktikabler).


- Die Schärfe ist im 3D Modus auf dem kleinen Display nur schwer einzuschätzen. Was auf dem Kameradisplay manchmal scharf erscheint, kann sich auf einem Plasma 3D Display im Nachhinein als unscharf entpuppen. (gilt für die manuelle Schärfeeinstellung).



Handling:



Das Handling der Kamera hat uns gut gefallen. Durch den Power OIS Bildstabilisator ist eine Handkamera relativ wackelfrei machbar. Wie alle anderen "Henkel-Kameras" ist auch diese Modell ziemlich frontlastig, was auf die schwere Objektivkonstruktion zurückzuführen ist. Das Kameramenü ist gut und übersichtlich aufgebaut. Die drei frei wählbaren User-Tasten sind gut angeordnet






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