Telekonverter
Canon hat außerdem einen 1,7fachen „Telekonverter“ in die Kamera eingebaut. Dieser lässt sich über das neue Quickmenü mit dem Joystick aktivieren. Dabei wir jedoch keinesfalls eine weitere Linse vorgeschoben (so etwas müsste man beim Umschalten irgendwie hören). Stattdessen wird offensichtlich einfach eine kleinere Fläche des CMOS-Bildwandlers ausgelesen und entsprechend umskaliert. Sozusagen eine modifizierte Variante des Digitalzooms, die jedoch aufgrund der üppigen Pixelbestückung nicht in einer Bildverschlechterung resultiert.
100 Prozent Display-Ansicht
Praktisch ist auf den ersten Blick die neue 100-Prozent Ansicht, bei der der gesamte Bildinhalt ohne Overscan auf dem Display der Kamera angezeigt werden kann. Aktiviert wird diese Funktion über das zweimalige Drücken der separaten „Disp.“Taste hinter dem Display. Dass diese Ansicht einen eigenen, nicht unerheblichen Trauerrand mitbringt ist dabei noch verschmerzbar. In der Praxis funktioniert diese Funktion aber nur, solange man danach keine weitere Funktion des Camcorders aktiviert. Justiert man allerdings die Schärfe nach oder wählt man irgendeine andere Funktion fällt das Display ausnahmslos in den Overscan-Modus zurück. Auch ein Einsatz während der Aufnahme war nicht möglich. Damit wirkt ist diese Funktion irgendwie etwas praxisfern.
Aus dem Messlabor - Bildqualität
Die größte Überraschung zeigte sich jedoch bei Bildqualität. Waren die Canons bisher immer der Konkurrenz durch den letzten Tick mehr an natürlicher Schärfe überlegen, ist hiervon bei der Legria HF S10 nichts mehr zu sehen. Wir haben dreimal nachgemessen, weil wir es eigentlich kaum glauben konnten. Scheinbar patzt die Signalelektronik beim Herunterskalieren der sechs auf die nötigen zwei Megapixel. Sichtbar wird dieses Phänomen durch gelegentliche horizontale Streifen im Bild, die leicht unschärfer sind, als der sie umgebende Rest. Beim direkten Sichtest des ISO-Testbildes sieht man einigen Bereichen horizontal verlaufende Unschärfen (z.B mittlerer Trompeten-Streifen), die (so unsere Vermutung) auf eine schlechte Skalierung der Signalelektronik zurückzuführen sind.

Damit ist die Schärfe der Kamera zwar immer noch gut, liegt aber keineswegs mehr über den besten Sonys oder gar der neuen Panasonic-Serie. In der horizontalen Auflösung sieht die Canon nach wie vor sehr gut aus, (in der vertikalen bricht die Auflösung dagegen leicht ein):

Ob es sich bei diesem Verhalten um einen Sonderfall unseres Testmodells handelt und ob sich sowas über ein Firmware-Update ausbügeln ließe, wollen wir unbedingt in einem Nachtest klären.
Bei der Farbauflösung liefert die HF S10 dagegen ein tadelloses Bild ab. Ein schöner Verlauf an der Systemgrenze ohne Fehl und Tadel.

Bei der Verzeichnung des Objekivs gibt es wenig Dellen, die aufgrund des geringen Weitwinkels aber auch nicht zu Begeisterungsstürmern hinreißen können.

Typisch dezent und nüchtern fallen die Farben der Canon HF S10 bei guter Beleuchtung aus. Hier wird nichts übertrieben oder beschönigt. Wer mehr oder weniger will, kann ja zusätzlich grob manuell nachjustieren.

Das Low-Light Verhalten ist trotz 18 dB Verstärung dunkler als bei vielen aktuellen Konkurrenten. Hellt man hier in der Post auf, rauschst und grieselt es klassentypisch. Gespannt warten wir noch auf Sony´s neue XR500, die in diesem Bereich ja besonders glänzen soll.

Der Audio-Frequenzverlauf der Kamera ist in Ordnung und sie rauscht nicht übermäßig stark. Auch für ein Flash-basiertes Modell definitiv gehobener Durchschnitt.
