Test Poseidons Spross - GrassValley/Canopus Pegasus

Poseidons Spross - GrassValley/Canopus Pegasus

Im Gegensatz zu anderen Canopus-Karten handelt es sich bei der Pegasus PCIe-Hardware nicht um eine Schnittlösung, sondern ausdrücklich nur um eine reine Capturing-Karte. Allerdings mit vielen Anschluss-Möglichkeiten.

// 10:17 Di, 11. Mär 2008von

Die geplanten Zielgruppen für diese Karte erschließen sich auf den ersten Blick nicht automatisch. Denn eigentlich bewegt sich gerade die gesamte Videowelt dank digitaler Aufzeichnung weg von Capturing und just diesem Trend entgegen bringt die Firma eine PCIe-Karte, die nichts anderes kann als capturen. Das allerdings in zahlreichen Variationen: Egal ob von analogen Videoquellen, VGA Signale, DVI oder HDMI. Praktisch alles außer SDI, was irgendwo als Video rauskommt kann Pegasus direkt aufzeichnen.



Poseidons Spross - GrassValley/Canopus Pegasus : pegasusBoard


Das Konzept hinter der Karte bringt schon mal etwas Licht in die Sache: Canopus hat auf der Pegasus einen eigenen Chip integriert, der die eingehenden Videoströme direkt in den hauseigenen Canopus HQ-Codec wandelt, ohne den System-Prozessor für derartige Rechenaufgaben einzuspannen. Somit werden weder Prozessor noch Festplatten übermäßig belastet, wenn man beinahe verlustfrei aufzeichnet. Während im SD-Bereich so etwas niemand mehr vom Hocker reißt, gibt es im HD-Bereich durchaus vereinzelte Anwendungsfälle, zumal der Canopus HQ-Codec oft in einem Atemzug mit Apples ProRes oder Avids DNxHD-Codec genannt wird. Also haben wir uns diesen Videoallesfresser einmal näher angesehen.





Installation

Die Karte steckt man in einen freien PCIe-Slot des Hauptrechners und nach ca. 10 Minuten Software-Installation kann man bereits loslegen. Praktisch ist dabei, dass man auch den Software-Codec im Lieferumfang findet, um auch auf anderen Systemen den Canopus HQ-Codec einsetzen zu können. Damit lassen sich Filme, die man auf einem Rechner mit Pegasus erfasst hat auch auf anderen Rechnern öffnen und bearbeiten. Allerdings ist dieser Codec nach wie vor nicht für jedermann frei erhältlich, sondern günstigsten falls gegen den Kauf einer Eidus (Neo)-Lizenz bei einem Fremdrechner (z.B. zuarbeitende Agentur) einsetzbar. Schade, denn er gehört zu den wenigen Near-Lossless-Codecs, die auf Editing-Geschwindigkeit getrimmt wurden und gleichzeitig einen Alpha-Kanal unterstützen. Durch seine kommerzielle Lizenz stellt er leider als universeller Austausch-Codec keine direkte Alternative zu HuffYUV oder Avids DNxHD-Codec dar.





Inbetriebnahme

Eine über HDMI-Angesteckte Panasonic HDC-SD1 wurde sofort erkannt und lieferte auf Anhieb eine echte Live-Vorschau. Bemerkenswert, denn so eine Vorschau bekommt man in digitalen Zeitalter ohne Kompressions-Verzögerungen ja eigentlich gar nicht mehr zu Gesicht. Per Doppelklick in den Vorschaubildschirm erhält man sogar eine bildschirmfüllende Preview. Damit wird der Computer automatisch zu einem netten Vorschaumonitor, der sich zur Schärfebeurteilung gut eignet. Auch die Aufzeichnung erfolgte spontan ohne Probleme. Einfach den Record-Button am Vorschaufenster drücken und die Ausgabe der Kamera landete auf der Festplatte in einem vorgegebenen Pfad. In der höchsten Qualitätsstufe waren bei uns die Clips mit maximal 12 MB/s komprimiert worden, jedoch variiert dies stark mit dem Bildinhalt. Bei Screencapturings lag die Datenrate aufgrund der hohen Bildredundanz teilweise deutlich darunter.



Einfach, dafür ohne Handbuch zu bedienen -Der HQ-Recorder zum Aufnehmen von Videosignalen.
Einfach, dafür ohne Handbuch zu bedienen -Der HQ-Recorder zum Aufnehmen von Videosignalen.




Auch wenn die Vorschau selbst etwas schwammiger wirkt, konnten wir im Dateien-Direktvergleich bei Schärfe keinen Unterschied zwischen HDMI-Capturing und der parallelen AVCHD-Aufzeichnung ausmachen. Allerdings zeigten die Pegasus-Aufnahmen deutlich weniger Kompressionsartefakte und eine höhere Vertikal-Auflösung im Chrominanzkanal. Dies ist natürlich einmal der höheren Datenrate zu verdanken aber auch dem echten 4:2:2-Farbsampling gegenüber 4:2:0 der AVCHD-Kompression.



Weniger Artefakte und eine offensichtlich verdoppelte Vertikal-Auflösung im Farbkanal (Pfeil) werden bei der Direktaufnahme über HDMI deutlich sichtbar.
Weniger Artefakte und eine offensichtlich verdoppelte Vertikal-Auflösung im Farbkanal (Pfeil) werden bei der Direktaufnahme über HDMI deutlich sichtbar.


Ziemlich faszinierend, nur wer will und kann einen vollformatigen PC bei der Aufnahme mit sich herumschleppen? Da HDMI-Kabel ohne Verstärker bis zu 15 Meter lang sein dürfen, lässt sich die Pegasus in dieser Form vielleicht in kleineren (Blue-Screen-)Studios gut einsetzen. Gelänge es dagegen GrassValley/Canopus die Karte auch als geschrumpfte Version, beispielsweise als miniPCIe oder ExpressCard für Notebooks herauszubringen, könnte man damit jeden Laptop zum HD-Vorschaumonitor umbauen. Eigentlich sollte sogar eine USB- oder Firewire-Lösung technisch machbar sein, denn die herausgeführte Datenrate des HQ-Codecs sollte mit den gemessenen 12MB/s locker über solche externe Bussysteme übertragbar sein. Hier ergäbe sich dann ein echtes Killerprodukt und eine nette Konkurrenz zu externen HD-Recodern.





Andere Anwendungsfälle

Canopus selbst bewirbt die Karte übrigens auch noch als spezielle Screen-Capturing-Karte.


Ein No-Name-Windows-Notebook erkannte über seinen DVI-out mit HDMI-Adapter die Pegasus Karte aber nicht als externen Monitor. Ein Mac-Book dagegen schon. Über analogen VGA-Ausgang gelang dann aber mit beiden Geräten eine Aufzeichnung. Außerdem funktioniert es ebenfalls, den zweiten Ausgang der eingebauten Grafikkarte als Input für die Pegasus zu verwenden. Dadurch gelingen ScreenCapturings sogar auf dem selben Rechner, der die Pegasus-Karte beherbergt.



Wer das Signal außen durch schleift, kann über die Pegasus auch den zweiten Output der Grafikkarte aufnehmen -Die Karte meldet sich als zweiter Bildschirm (HDRECS).
Wer das Signal außen durch schleift, kann über die Pegasus auch den zweiten Output der Grafikkarte aufnehmen -Die Karte meldet sich als zweiter Bildschirm (HDRECS).


Die Datenreduzierung von 4:4:4 auf 4:2:2 macht sich dabei kaum in der Schärfe, jedoch etwas in der Farbdarstellung von Computerscreens bemerkbar. Allerdings auch nur im direkten Eins-zu-Eins-Vergleich. Für brillante und vor allem flüssige Screen-Capturings in hohen Auflösungen ist die Pegasus daher auf jeden Fall eine sehr kompetente Lösung, die mit 950 Euro allerdings auch ihren Preis hat.


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