Das 27 Zoll große 5K-Display von Philips richtet sich an anspruchsvolle Anwender aus Film, TV und Web die bereit sind, für einen nur mittelgroßen dafür aber sehr hochauflösenden Bildschirm im Format 16:9 knapp 1000 Euro auf den Tisch zu legen. Wir schauen dem Bildschirm "hinter das OSD" um zu ermessen, in wie weit der Bildschirm für Filmer als Schnitt- und Vorschaumonitor interessant sein könnte.
Der Philips 275P4VYKEB (ab 999 Euro) ist neben dem iMac mit Retina-Display (ab 1840 Euro) und dem Dell Ultrasharp UP2715K (ab 850 Euro) der dritte 27-Zoller mit einer 5K-Auflösung von 5120 x 2880 Pixel resp. insgesamt 14,74 Mio. Bildpunkten. Die Pixeldichte beläuft sich auf satte 218 ppi. Standardwerte für einen Bildschirm mit herkömmlicher Auflösung sind Werte um 100 ppi. Während Bilddetails bei zunehmender Pixeldichte deutlicher sichtbar werden, verkleinert sich die Schriftgröße in der Standardauflösung immer mehr.

Ausstattung
Das im Philips 275P4VYKEB verbaute PLS-Panel ist ausgesprochen blickwinkelstabil (178 Grad horizontal und vertikal) und verfügt über eine LED-Hintergrundbeleuchtung, die einen erweiterten Farbraum darstellen kann. Daher kann der Philips 275P4VYKEB quasi alle gängigen Arbeitsfarbräume für Fernsehen (HDTV, SDTV), Video, Broadcasting und Film, (Rec.709, Rec.601, EBU, SMPTE-C, DCI-P3) abbilden. Den für UHD und 4K relevanten Farbraum der Rec.2020 kann derzeit noch kein PC-Display vollumfänglich (Gamut entspricht 133 Prozent NTSC) darstellen. Dank 10-Bit-Farbdarstellung (8 Bit + FRC) pro Farbkanal sollten Farbabstufungen deutlich feiner dargestellt, Farbabrisse (Banding) bzw. die unschöne Treppchenbildung in an sich homogenen Farbverläufen dürften gar nicht oder deutlich weniger sichtbar werden. Bedauerlichweise spiegelt die Displayoberfläche, so dass Lichtquellen im Rücken des Anwenders reflektieren und störend wirken können. Einer ergonomischen Ausrichtung des Displays sollte dennoch nur wenig im Weg stehen, denn es kann gedreht, geneigt und in der Höhe (bis 15 cm) verstellt werden. Selbst ein Drehen in den Porträt-Modus (Pivot), etwa zur Bildretusche, ist möglich.
Die Standard-Auflösung von 5120 x 2880 Pixel gelingt dem Philips 275P4VYKEB nur mit ein paar kleinen Tricks. Da die Bandbreite von DisplayPort 1.2 (540 MByte/s pro Lane) für 5K bei 60 Hz nicht ausreicht (erst DisplayPort 1.3 ermöglicht dies mit 810 MByte/s pro Lane), werden jeweils zwei freie DisplayPort-Anschlüsse am Monitor und der Grafikkarte benötigt. Für UHD (3840 x 2160@60Hz) genügt übrigens ein DisplayPort-Anschluss. Selbst bei der nutzbaren Grafikkarte zeigt sich der Philips 275P4VYKEB wählerisch. Im 5K-Modus „schmecken“ ihm lediglich Nvidia-Grafikkarten und auch nur die potenten Modelle ab Geforce GTX 980 sowie die Quadro-Familie ab K2200. Besitzer eines Mac Pro schauen also in die Röhre. Sie haben lediglich Zugriff auf zwei Auflösungen: 2048 x 1080 und 2560 x 1440 Pixel. Ein duales DisplayPort-Kabel liegt dem Monitor erfreulicherweise bei. Andere Video-Eingänge, etwa HDMI, gibt es bedauerlicherweise nicht – lediglich USB in der Geschmacksrichtung 3.0 mit einem Upstream und drei Downstreams.

Zur weiteren Ausstattung gehört eine Webcam mit Mikrofon, die über USB mit dem Rechner kommuniziert sowie ins Gehäuse integrierte Stereo-Lautsprecher mit einer Leistung von jeweils 2 Watt.
OSD
Das On-Screen-Display (OSD) bietet eine Schnellauswahl an sechs verschiedenen Bildvoreinstellungen, Büroarbeit, Foto, Film, Spiel, Sparmodus, Aus. Sie sind hinreichend verständlich, lassen aber keinen konkreten Arbeitsfarbraum erahnen. Etwas versteckt im Menü finden sich letztlich unter Farbe sRGB und AdobeRGB. Der Anwender kann sich ungeachtet dessen über die Menüpunkte Bild und Farbe ein benutzerdefiniertes Preset mit Helligkeit, Kontrast, Gamma (1,8 – 2,6) und Farbtemperatur (von 5000K bis 9300K) ganz individuell einstellen. Das OSD lässt sich als aufgeräumt bezeichnen. Den Sensoren für das OSD im Bildschirmrahmen fehlt aber ein wenig das Feingefühl. Ein Feedback gibt es nicht, weder haptisch noch akustisch. Ärgerlich ist auch, dass die Intensität der 6-Achsenfarbkorrektur jeweils bereits bei 100 Prozent liegt. Wollte man bei einer Kalibration die Farbsättigung (Helligkeit) anheben, ginge es nur über das Absenken einer anderen Farbe.
Test
Der Monitor wird demontiert geliefert. Seine drei Teile (Fuß, Ständer und Panel) sind per Steckverbindung jedoch schnell zusammengebaut. Mit insgesamt 8,11 kg ist der Bildschirm letztlich eher ein Leichtgewicht. Die Oberflächen sind sauber verarbeitet, wegen der Plastik-Haptik wirkt der Philips 275P4VYKEB aber nicht sonderlich hochwertig.
Wir vermessen zunächst die einzelnen Bild-Presets, erstellen ein ICC-Profil, kalibrieren den Philips 275P4VYKEB anschließend auf Rec.709 und DCI-P3 und vermessen ihn abermals. Schließlich ermitteln wir noch die Reaktionszeit der Flüssigkristalle und die Energieaufnahme.
Dem Preset „Film“ liegt eine Farbtemperatur von 7500K und ein Gamma von 2,2 zu Grunde. Die maximale Helligkeit beträgt 307 Candela pro Quadratmeter (cd/qm). Im Alltag reichen zwar je nach Umgebungslicht 100 bis 150 cd/qm aus. Da die Lichtausbeute des Displays mit der Zeit aber abnimmt, ist es beruhigend zu wissen, einen üppigen Puffer zu haben. Der Schwarzwert kann mit 0,4 cd/qm allerdings nur wenig überzeugen. Der daraus resultierende maximale Kontrast liegt daher auch nur bei 767,5:1. Erstrebenswert sind Werte über 1000:1.
Den angepeilten Weißwert (7500K) erreicht der Philips 275P4VYKEB mit 7304K innerhalb der gesetzten Toleranzen (Abweichung 1,3 DeltaE). Erstaunt sind wir über die ausgesprochen inhomogene Ausleuchtung des Displays, da der Bildschirm mit dem Feature „Smart Uniformity“ beworben wird, die Helligkeitsschwankungen kompensieren soll und eine Homogenität von 95 Prozent verspricht. Mehrere Messungen über einen Arbeitstag hinweg bescheinigen dem Philips 275P4VYKEB mit Helligkeitsschwankungen von durchschnittlich 6 Prozent (gut) im Maximum aber letztlich indiskutablen 24 Prozent eher nur durchschnittliche Homogenitätswerte. Auch die Farbdrift ist mit durchschnittlich 2 DeltaC und 5 DeltaC im Maximum nur befriedigend. Die Graustufen geben keinen Anlass für Beschwerden. Farbschwankungen von durchschnittlich 0,75 DeltaC sind ebenso klasse wie die max. Range von 1,69 DeltaC.
Nach der Kalibration auf die Rec.709 sollten die einzelnen Parameter möglichst nahe an den Zielwerten (6500K, Gamma 2,2, 150 cd/qm) liegen. Während die Farbtemperatur mit 6445K (0,5 DeltaE) und auch das Gamma dem Ziel sehr nahe kommen, verliert die Grafikkarte durch die software-basierte Kalibration über die LUT 9,4 Prozent der Tonwerte. Wir haben uns also eher verschlechtert als verbessert. Die Kalibration auf DCI-P3 (6300K, Gamma 2,6, 150 cd/qm) zeichnet ein deutlich erfreulicheres Bild. Der Weißpunkt wird mit 6302K (1,8 DeltaE) erreicht und die Tonwertverluste betragen nur 4,8 Prozent.
Anhand des ICC-Profils lässt sich der Farbraum des Philips 275P4VYKEB mit denen der bevorzugten Arbeitsfarbräume vergleichen. Wir unterscheiden hier die quantitative Abdeckung, bei der lediglich die beiden Größen verglichen werden und die qualitative Abdeckung, bei der dann die Deckungsgleichheit ermittelt wird.

Es verwundert hier wenig, dass sRGB zu 99 Prozent abgedeckt wird. Doch DCI-P3 kann er trotz einer Größe von 108 Prozent (quantitative Größe im Vergleich zu DCI-P3) qualitativ letztlich nur zu 96 Prozent abdecken. Da eine qualitative Abdeckung von mindestens 95 Prozent als hinreichend erachtet wird, geht auch dieser Wert in Ordnung. Den Farbraum der Rec.2020 kann der Philips 275P4VYKEB erwartungsgemäß nur zu 77 Prozent. Zieht man allerdings in Betracht, dass derzeit nur Highend-4K-Kameras, wie Sonys PMW-F55 und die F65 CineAlta in einem größeren Farbraum (etwa 85 Prozent Rec.2020) aufnehmen können, relativiert sich dieses Manko auf ein eher akademisches Problem.
10-Bit-Farbverarbeitung
Seit einiger Zeit können Displays 1 Milliarde Farben statt der bislang üblichen 16,7 Mio. Farben, respektive 30 Bit statt 24 Bit Farbtiefe darstellen. Die Darstellung mit 10 Bit pro Farbkanal erlaubt eine Farbdarstellung mit deutlich weicheren Verläufen. Damit diese jedoch auch klappt, muss die gesamte Darstellungskette auf 10 Bit (und UHD) ausgelegt sein, angefangen beim Betriebssystem, über die Anwendung bis hin zur Grafikkarte, deren Treiber, Monitor und Kabel. Wenn sie auch noch über eine Vorschaukarte funktionieren soll, dann nicht nur über DisplayPort sondern auch HDMI. Für den Philips 275P4VYKEB können wir feststellen, dass dessen Farbverläufe in 10 Bit ausgesprochen homogen sind und sich deutlich von 8-Bit-Farbverläufen abheben.

Vorschau
Wer den Philips 275P4VYKEB auch als Vorschau-Monitor nutzen möchte, etwa über eine Blackmagic Intensity Pro 4K, wird vermutlich nur eine geringe Wärme für diesen Bildschirm entwickeln. Denn mangels HDMI kann der 275P4VYKEB nur über DisplayPort und ein Adapterkabel (HDMI auf DisplayPort) betrieben werden. Ein Vorschaubild konnten wir ihm aber nicht entlocken, weder über Edius noch über Premiere. Wer nur fürs Web produziert und den Bildschirm über eine zweite Grafikkarte zur Vorschau benutzt, sollte nur Vollbild-Material mit 60 fps und 30 fps beurteilen. Interlaced-Material und Clips mit Bildraten von 50 fps, 25 fps oder 24 fps werden mit dem üblichen Pumpen wiedergegeben, was ein sicheres Beurteilen erschwert.
Reaktionszeit der Flüssigkristalle
Die Reaktionszeit der Flüssigkristalle beim Ändern der Lichtdurchlässigkeit von Schwarz auf Weiß und zurück ist technologisch bedingt meist nur bei Displays mit TN-Panel überzeugend. Doch mit 1,2 ms (0,296 ms rise, 0,904 ms fall) ist sie beim Philips 275P4VYKEB mehr als überragend, was ihn selbst für FPS-Gamer sehr interessant macht.
Stromverbrauch
Der Stromverbrauch ist in dieser Geräteklasse meist zweitrangig. Doch auch hier gibt sich der Philips 275P4VYKEB keine Blöße. Bei einer Helligkeit von 150 cd/qm liegt die Leistungsaufnahme bei wettbewerbsfähigen 58,3 Watt und selbst bei 100 Prozent Lichtausbeute sind es nur 80,4 Watt. Im Ruhezustand sowie im ausgeschalteten Zustand begnügt er sich mit 0,3 Watt.
Fazit
Der Philips 275P4VYKEB gefällt durch seine hohe Auflösung, lässt sich ergonomisch ausrichten und kann alle video-relevanten Arbeitsfarbräume mit Ausnahme von Rec.2020 ohne sichtbare Einschränkungen darstellen. Die gute Reaktionszeit macht den Monitor auch für Spieler interessant. Abstriche müssen bei der Bildhomogenität gemacht werden. Die spiegelnde Oberfläche des Monitors nervt und macht eine genau Ausrichtung und Abstimmung an die Umgebung notwendig. Als Vorschaumonitor für Filmer eignet er sich aber nur sehr bedingt. Der Straßenpreis von knapp 1000 Euro erscheint zwar angemessen. Der Dell Ultrasharp UP2715K ist allerdings ein wenig üppiger ausgestattet, Hardware-kalibrierbar, um gut 100 Euro preiswerter und arrangiert sich auch mit AMD-Grafikkarten.