Mit dem brandneuen Manfrotto Stativ Set 526,545GBK zielt Manfrotto klar auf den Prosumer-/Professional Bereich. Die Leistungsdaten dieses Stativ-Sets unterstreichen diesen Anspruch. Bei einer Auszugslänge von knapp 1,60m bietet das Stativ 545GB eine Traglast von 25Kg – der mit fluider Dämpfung arbeitende Stativkopf 526 bringt es auf immerhin 16 Kg max. Traglast. Das Stativ-Set inkl. hochwertiger Tragetasche wird mit einer UVP. von 1.663,00 Euro gelistet.

Handling Stativ 545 GB
Stative mit Traglasten über 20 Kg sind nur in seltensten Fällen echte Leichtgewichte und wenn dann zu entsprechend deftigen Preisen. Mit seinen 3,5 Kg bei einer maximalen Traglast von 25Kg reiht sich das Manfrotto 545 GB Videostativ im Vergleich zur Konkurrenz im mittleren, durchaus akzeptablen Gewichtsbereich ein. Die Doppelrohrschenkel mit zweifacher Klemm-Schließung sind aus Aluminium gefertigt und vermitteln bereits beim ersten Aufbau einen soliden Eindruck. Verwindung im Stativ-Gestänge unter Volllast hielt sich auf erfreulich niedrigem Niveau. Verantwortlich hierfür dürften die gut anliegenden Rohrmanschetten sein, die zwar in Plastik gehalten sind, trotzdem aber bündig an den Rohren schließen.

Das Klemmsystem für die Tarierung der Höhe stellt einen erfreulichen Fortschritt zu den Schrauben vergangener Tage dar: Höhe einstellen, Hebel umlegen: fertig. Das Klemm-Hebelsystem arbeitet vom Prinzip her ähnlich wie Sachtlers Speedlock-System, ist von dessen Komfort jedoch um einiges entfernt. Zum einen müssen pro Stativschenkel zwei Klemmen oben und unten betätigt werden und zum anderen sind die Hebel einen Tick zu kurz geraten. Der Kraftaufwand liegt bei der kleinen Hebelwirkung daher höher als bei anderen Systemen. Auch können sich Kabel schneller im Klemm-Mechanismus verfangen, da die Endposition der Klemmen nicht in einer Führung ruht.
Dies tut jedoch der Stabilität keinen Abbruch – das System schließt verläßlich und wer auf den Luxus eines Speedlock-Systems verzichten kann, erhält hier ein verwindungssteifes, sicher schließendes Alustativ mit vergleichsweise hoher Traglast.
Handling Stativkopf 526
Der aus Alu-Spritzguss in Italien (Feltre) gefertigte, fluidgelagerte Stativkopf Manfrotto 545 GB wird von Manfrotto klar für den professionellen Einsatz empfohlen.

Zitat aus dem Katalog: „Dieser 526 Pro Video Kopf ist als ein funktionsreicher Fluid Video Kopf besonders für den Markt der schweren High-End ENG und EFP Videokameras ausgelegt.“ Darauf weist nicht nur seine robust-massige Erscheinung hin, sondern beispielsweise auch die Counter-Balance-Feder, die bereits in der Null-Position 8Kg Gegengewicht aufnimmt. Will heissen: Unter 8 Kg Camcorder-Gewicht macht der Einsatz des Manfrotto 526 nicht wirklich Sinn – auch wenn wir gute Ergebnisse beim Schwenken mit leichteren Prosumer-Cams erzielt haben – aber dazu später mehr. Am wohlsten bei unserem Test fühlte sich der Kopf offensichtlich mit einer HPX500 mit grosser Kameraplatte, Kompendium und schweren Anton Bauer-Packs.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Dinge, die uns gut am Manfrotto 526 gefallen haben: Hierzu gehört zunächst einmal dessen massive Ausführung mit 100mm Klemmschale und einem der ergonomisch am besten geformten Arretier-Hebel für die Klemmschale am Markt. Die Aufnahme der Kameraplatte funktioniert im Gegensatz zu älteren Manfrotto-Stativen butterweich und zuverlässig. Häufiges Wechseln der Kameraplatte wird so zum Kinderspiel. Die seitliche Schraube für die Arretierung der Kameraplatte schliesst sicher und verhindert wirkungsvoll ein Verrutschen der Kamera. Auch der massiv und ergonomisch angenehm gearbeitete Schwenkarm hat uns gut gefallen – die Handaufnahme ist auch für grössere Hände bestens geformt. Betrachtet man das rein mechanische Wirkungsgefüge in Sachen horizontaler und vertikaler Dämpfung, so muss diese ebenfalls als durchaus gelungen bezeichnet werden. Zwei sog. permanent Fluid-Kartuschen zeichnen für die Dämpfung verantwortlich bei leider nur 3 Dämpfungsstufen (+ Null-Dämpfung). Kartusche1 wird intern für den ersten Dämpfungsgrad geschaltet, Kartusche 2 für den zweiten und beide zusammen für Nr. 3. An der Dämpfung selbst ist absolut nichts auszusetzen. Sie arbeitet genau so, wie es sein soll und wie man sie auch von durchaus teureren Köpfen gewohnt ist: Absolut gleichmäßig und ohne meßbare Nachführung beim Erreichen der Endposition. Dies gilt sowohl für das horizontale, als auch für das vertikale Verschwenken. Soweit so gut. Betrachtet man jedoch das Handling genauer, offenbaren sich ein Paar Schwächen.

Die Einstellräder für die Dämpfung sind viel zu klein und hakelig geraten. Wer nicht aufpasst, reisst sich schnell einen Fingernagel beim Verstellen der horizontalen Dämpfungsstufe ein. Das Rädchen für die vertikale Dämpfung ist besser platziert – jedoch im Gebrauch ebenfalls ziemlich hakelig. Die Feststellhebel für das vertikale und horizontale Schwenken sind ebenfalls zu klein geraten. Bei der horizontalen Arretierung muss definitiv zu viel Kraft aufgewandt werden, um eine feste Arretierung zu erreichen – hier kann auch Mal die Gummimanschette der horizontalen Arretierung Tuchfühlung mit der äußeren Hülle des Stativkopfs aufnehmen und somit das Arretieren zusätzlich erschweren. Zwar lässt sich die Gummierung einfach abziehen (was wir in diesem Fall empfehlen) – trotzdem erscheint uns dieser Mechanismus nicht über jeden Zweifel erhaben.
Der Drehknopf der Counter-Balance-Feder ist ergonomisch gut geraten auch wenn der Mechanismus recht einfach gehalten ist. Sie lässt sich stufenlos von Minimal bis Max mit steigendem Federzug verstellen und versieht ihren Dienst zuverlässig, solange man die 8Kg minimale Vorspannung in der Minimalstellung im Hinterkopf behält.
Handling mit Camcorder
Es lässt sich vortrefflich darüber streiten, wieviele Dämpfungsstufen man tatsächlich braucht. Letztlich muss das jeder Kameramann für seine eigene Praxis definieren. Wir sind jedenfalls mit den 3 Dämpfungsstufen relativ gut ausgekommen. Das gilt sowohl für unsere Maximal-Beladung mit der Panasonic AG HPX 500 als auch mit der kleinen 171er Panasonic. In Sachen Counterbalance ist die 171er zwar definitiv zu leichtgewichtig - aber horizontale und vertikale Schwenks stellten letztlich kein grösseres Problem mit etwas Eingewöhnung dar.


Vor allem mit der HPX500 mit schwerer Fujinon-Optik, Kompendium und Batterie-Pack liess sich stets eine optimale Balance über die Counter-Balance-Justierung finden: Die Kamera blieb in allen vertikalen Verschwenkungen bestens auf dem Manfrotto Stativ Set 526,545GBK kontrollierbar.
Fazit
Das Manfrotto Stativ Set 526,545GBK punktet vor allem in Sachen Grundfunktionalität und Preis/Leistungsverhältnis. In den funktionalen Kernbereichen eines professionellen Stativs kann es durchaus mit teureren Stativen mithalten: Dämpfung, Stabilität und Verwindungssteifheit befinden sich auf erfreulich hohem Niveau. In Sachen Bedienkomfort und Workflow darf hingegen gerne noch etwas nachgearbeitet werden. Vor allem das horizontale Dämpfungsrädchen nervt. Wer jedoch ein preiswertes Stativ für Profi-Cams sucht und mit den hier genannten Schwächen leben kann, findet mit dem Manfrotto ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis bei einem UVP von 1663,- Euro.