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Test : Manfrotto Nitrotech N8 -- der neue, modifizierte Stativkopf

von Do, 15.Juni 2017 | 8 Seiten (Artikel auf einer Seite)


Technische Daten / Ausstattung
Das Problem mit der Vorserie
Top-Release
Tarierung / Stufenlose Counterbalance / Bremse
Nitrotech N8 versus Sachtler ACE L und FSB 8
Stufenlose Dämpfung / Friktion (&Bremsen)
Flachboden-Montage auf Slider / Kräne
Anti-Rotation: Zubehör-Rigging am Stativkopf
Fazit



Hier nun unser Test des modifizierten, brandneuen Manfrotto Nitrotech N8 Stativkopfs, der nach dem weltweiten Manfrotto Rückruf nach unserem Vorserien-Test jetzt seinen Weg in die slashCAM Redaktion gefunden hat. Was beim N8 upgedatet wurde und wo wir die Stärken und Schwächen des Manfrotto Nitrotech N8 in der Praxis (auch im Vergleich zu Sachtler Ace L und FSB 8) sehen, lest ihr hier.

Manfrotto Nitrotech N8 Fluid-Stativkopf



Der Nitrotech N8 Stativkopf stößt seit seiner Vorstellung auf großes Interesse - auch hier auf slashCAM. Die Gründe hierfür dürften in erster Linie in einem Funktionsumfang liegen, der in dieser Preisklasse (Nitrotech UVP= 494,84) seines gleichen sucht. Ein Blick auf die technischen Daten und die Ausstattungsmerkmale des Nitrotech N8 verdeutlicht, weshalb der neue Fluidkopf von Manfrotto so viel Interesse hervorruft:



Technische Daten / Ausstattung



Das ist zunächst mal sein Traglastbereich von 0-8 kg. Versucht man bei Sachtler eine entsprechende Traglast zu finden, landet man beim FSB 6 (1-8kg), der allerdings mit einer UVP von 1.100,- Euro mehr als das Doppelte vom Manfrotto Kopf kostet.

Vergleicht man über den Preis landet man beim Sachtler ACE L (UVP = 480,- Euro), der allerdings "nur" einen Traglastbereich von max 6 kg (0-6kg) ausweist. Außerdem wird beim Sachtler ACE die Stativplatte "eingefädelt", also von vorne nach hinten auf den Stativkopf geschoben - beim Manfrotto gibt es einen Top/Sideload-Mechanismus, der vor allem bei schwereren Kamera-Setups und ausladenden Rigs deutlich mehr Sinn macht und bei Sachtler erst ab dem FSB 4 zu finden ist.



Zudem verfügt der Nitrotech über eine zweite Rosette, an der sich entweder ein weiterer Stativarm oder ein Magic Arm mit Anti-Rotation Lock anbringen lassen. Zur Ehrenrettung von Sachtler sei an dieser Stelle angemerkt, dass der Ace L mit einem Gewicht von gerade mal 1,7 kg deutlich leichter als der Nitrotech ist, der mit seinen (von uns mit 75mm Halbschale, Stativplatte und Klemmschale) gemessenen 2,4 kg spürbar mehr wiegt (und sich damit auch recht nah beim Sachtler FSB 6 = 2,6 kg befindet).

Der Manfrotto Nitrotech N8 wird standardmäßig mit einer flachen Basis mit 3/8“ Gewinde ausgeliefert. Wer eine Halbschale benötigt, muss diese extra anschaffen. Bei unserem Test hat auch eine ältere 75mm Halbschale von einem "musealen" Manfrotto 501 Kopf perfekt gepasst. Wichtig hierbei festzuhalten ist, dass sich mit dem flachen Stativboden auch Slider- und Krananwendungen gut bedienen lassen, eine 75mm Halbschale aber extra angeschafft werden muss (sofern man nicht den Nitrotech N8 gleich mit einem Stativsystem im Bundle kauft, bei dem die Halbschale bereits mit dabei sein dürfte).




Schließlich sei noch erwähnt, dass der Mantrotto Nitrotech N8 komplett stufenlos arbeitet. Das bedeutet, dass sowohl die CBS (Counterbalance) als auch die vertikale und horizontale Dämpfung über keine Rasterung verfügen. Das bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich, auf die wir im folgenden Praxiskapitel näher eingehen wollen.

Also wie verhält sich der Nitrotech N8 jetzt in der Praxis? Gehen die beeindruckenden Tech-Specs zu Last der Praxistauglichkeit oder ist der N8 das neue „Universalgenie“ am Stativhimmel?

Der Manfrotto Nitrotech N8 mit der Ursa Mini



Wir haben den Manfrotto Nitrotech N8 mit unterschiedlichen Kamera-Setups in der Praxis getestet:

Einmal ein Leichtgewichts-Setup: Nur die GH5 mit dem Standardzoom 12-60 f2.8-4.0 und einmal einer schwerere Kombination mit der Blackmagic Ursa Mini, die mit VCT-14 Stativplatte, Anton Bauer Cine 150 Akku, Zeiss Cp.2 und Chrosziel-Kompendium knappe 8kg (7.968 gr) wiegt. Mit einer spezifizierten Traglast von 8kg (Sicherheitszuladung und Gegengewicht = 8kg) bewegen wir uns mit unseren Testsetups also einmal im Entry-/ und einmal im Grenzbereich der zulässigen Traglast.




Wir haben zudem unser Ursa Mini-Setup bis auf 6 kg reduziert, um einen Vergleichs-Eindruck vom Sachtler ACE-L unter Vollast zu erhalten und auch auch das 8 kg Setup mit unserem Sachtler FSB 8 verglichen. Zudem konnten wir auch ein Paar Praxiserfahrungen mit dem Nitrotech und unserem diesjährigen Interview Setup auf der NAB sammeln. Diese Setup – bestehend aus GH5, 12-60mm Zoom, Cage, externem Monitor, Kopflicht, den dazugehörigen Akkus, XLR-Adapter und AVX-Funkstrecke kam auf insgesamt 3,2 kg.



Das Problem mit der Vorserie



Doch bevor wir auf die Charakteristiken des N8 zu sprechen kommen, noch ein Wort zu unserem Vorserientest, den Rückruf und die neue, leicht modifizierte Kopfkonstruktion. Was genau ist passiert?

Für systematische Tests mit unterschiedlichen Kameragewichten haben wir den Nitrotech Stativkopf vom Stativ heruntergenommen und per Hand die Friktion und die Counterbalance auf Null gestellt. Die Counterbalance verfügte beim alten Modell über keinen fest definierten Anschlag in Minimalstellung. Wer auf der Suche nach dem Anschlag in Nullstellung war, lief Gefahr, die CBS zur überdrehen und damit die Druckwalze unbemerkt zu lockern (was bei uns offensichtlich passiert ist).



Um zu testen, dass tatsächlich keine Counterbalance mehr im Stativkopf aktiv ist, haben wir den Kopf einmal nach vorne und dann nach hinten geneigt. Danach haben wir ihn auf das Stativ zurückmontiert und von seiner nach hinten geneigten Stellung in die Normal-Stellung nach vorne geschwenkt, um die Kamera zu montieren. Hierbei hat sich plötzlich ein Bauteil des Stativkopfs unter relativ hohem Druck gelöst und zerbrach dabei die seitliche Führung. Zu Schaden ist niemand gekommen.

Wie sich in der folgenden Kommunikation mit Manfrotto herausstellte, handelte es sich bei dem von uns getesteten Modell um eine Vorserie und zudem um ein Ausstellungsstück, das zuvor auf der NAB unterwegs gewesen war, wo es möglicherweise nicht fachgerecht behandelt worden war; der Vorfall ließ sich in Labortests laut Manfrotto nachvollziehen, aber nicht reproduzieren. Um auszuschließen, dass es auch bei anderen Köpfen in härteren Einsätzen ähnliches passiert, entschloss sich Manfrotto dennoch schnell (und vorbildlich) für einen weltweiten Rückruf und eine kleine Modifikation des Kopfes.

Bei der neuen Konstruktion, die ab Juli ausgeliefert werden soll und die wir hier jetzt in einer finalen Version testen konnten, wurde ein definierter Anschlag bei der CBS gesetzt, der deutlich stärker gegen ein Überdrehen gesichert wurde.

In unseren Augen eine wichtige und richtige Modifikation – weil der Unterschied deutlich spürbar ist und das CBS-Systen so auch in Grenzsituationen einer stärkeren Beanspruchung stand halten sollte.

Soweit hierzu - jetzt weiter mit unserem Test des modifizierten Manfrotto Nitrotech ...



Top-Release



Bei Manfrotto heißt es „Top-Release“ - andere Hersteller sprechen von Sideload oder Snap&Go Mechanismus. Was damit gemeint ist, sind Lade- und Entriegelungsysteme für die Kameraplatte, die von oben auf dem Stativkopf aufgesetzt wird und mit einem Federmechanismus und meist einem hörbaren Klick einrastet.



Das Gegenstück hierzu sind Stativsysteme, bei denen die Kameraplatte von vorne oder von hinten auf den Stativkopf quasi eingefädelt wird.

Mit solchen Top-Release Systemen wie sie Manfrotto hier beim Nitrotech anbietet, lassen sich Kamerasetups schnell und recht bequem auf den Stativkopf montieren und ebenso wieder abnehmen. Gerade bei komplexeren Rigs oder auch schweren Kamerasetups bieten solche Verschlußsysteme klare Vorteile beim Handling gegenüber den eingefädelten Kameraplatten. Von daher zunächst mal ein ausdrückliches Lob an Manfrotto, ein entsprechendes System in dieser Preisklasse überhaupt anzubieten.



Geklemmt wird die Stativplatte mit einem an der Seite herausragenden Keil, der keine gerasterte Lock-Position kennt. Um die Kameraplatte nach der Tarierung zu fixieren, muss der Keil einfach nur nach hinten gedrückt werden. Der Vorteil hierbei ist, dass die Fixierung der Kameraplatte sehr schnell erfolgt.

Der Nachteil ist jedoch, dass der Keil recht deutlich zur Seite herausragt und man bsp. im Gedränge schnell mal hier ranstoßen kann (wie bei uns auf der NAB passiert). Dabei fällt die Kamera zwar nicht vom Stativkopf herunter aber sie kann plötzlich nach vorne bis zum Sicherungspunkt der Kameraplatte rutschen – hier würden wir lieber eine Schraube zur Fixierung der Kameraplatte sehen, zumal der Keil auch nicht mit einem kurzen Blick eindeutige Auskunft über seinen Arretierungsstatus gibt. Wir haben uns häufiger dabei erwischt, wie wir zwischendurch immer wieder mal den Sicherungskeil zur Kontrolle nach hinten gezogen haben.

Toprelease stellt also grundsätzlich einen Vorteil des Manfrotto Nitrotech dar - aber gerne etwas eindeutiger gesichert.



Tarierung / Stufenlose Counterbalance / Bremse



Wie bereits erwähnt arbeitet der Nitrotech N8 mit einem stufenlosen CBS-System (Counter Balance System). Im Gegensatz zu anderen Stativköpfen gibt es also keine fixen Rasterungen – weder bei der Counterbalance noch bei der Dämpfung.

stufenlose CBS (Counter Balance) beim Manfrotto Nitrotech N8



Der Vorteil von solch stufenlos arbeitenden Systemen wie hier beim Nitrotech ist, dass man den Stativkopf sehr exakt auf das jeweilige Kameragewicht tarieren kann. Das gilt beim Manfrotto Nitrotech Stativkopf vor allem für Kamerasysteme die sich im mittleren Bereich der zulässigen Traglast bewegen.

Ein entsprechend austariertes Kamera-Stativkopf-System zeichnet sich durch eine sehr konstante Dämpfung und Fluidaktion aus – vor allem in den extremen Neigebereichen um die -70° und +90°. Wer sehr konstante Kamerakontrolle gerade in diesen stark angewinkelten Bereichen benötigt, dürfte kaum ein besseres System finden. Bei weniger extremen Winkeln relativiert sich die exakte, stufenlose Tariermöglichkeit in der Praxis.

Um von der minimalen zur maximalen Counterbalance zu gelangen, muss man den ausziehbaren Drehknopf links vorne am Nitrotech Stativkopf 11 Mal um 360° drehen. Mit einer Handdrehung schafft man meistens 180°. Insgesamt sind es also von Minimum bis Maximum bei der CBS über 20 Handgriffe. Das ist nicht wenig. Zwar wird man selten von Minimum bis zum Maximum wechseln, aber auch 10 Handgriffe benötigen Zeit. Eine gerasterte CBS mit 5-10 Rasterpunkten kann meistens mit einem einzigen Handgriff von 0 bis Maximum durchgesteppt werden.

ausziehbarer CBS-Drehknauf



Zumindest im Hinterkopf sollte man behalten, dass bei entsprechenden, stufenlosen Einstellungen, die sich über einen großen Gewichtsbereich spannen, hier etwas Zeit benötigt wird, die optimale Counterbalance zu finden.

Ist man hauptsächlich mit einer Kamera oder Gewichtsklasse unterwegs und wechselt eher selten von einem leichten auf ein schweres Objektiv fällt dies allerdings kaum ins Gewicht. Hatte man hingegen eher mit gerasterten Counterbalance Systeme zu tun, ist das mehrfache Drehen erstmal gewöhnungsbedürftig.

Als Fazit bleibt in Sachen CBS: Sehr exakte Tarierung von Kamerasystemen möglich, was aber deutlich mehr Zeit braucht als bei Rastersystemen.



Nitrotech N8 versus Sachtler ACE L und FSB 8



Um den Funktionsumfang und das Handling des Manfrotto Nitrotech N8 besser einordnen zu können, haben wir uns auch kurz nochmal den aktuellen Sachtler ACE L und FSB 8 Stativkopf im Vergleich angeschaut - also Stativköpfe, deren max. Traglasten etwas unterhalb und oberhalb des Nitrotech N8 liegen. Zunächst zum Sachtler ACE L:

Sachtler ACE L und Panasonic GH5



Leichte Kamerasetups wie die GH5 mit dem Panasonic Zoom Objektiv meistert das Sachtler ACE L problemlos. Hier kann das Sachtler ACE L sogar als besonders leichter Stativkopf trumpfen. Schnelle Counterbalance-Einstellungen via Rasterung ermöglichen gute Kamerakontrolle sowohl bei vertikalen als auch bei horizontalen Schwenks. Bei der Qualität der Schwenks sehen wir den Manfrotto Nitrotech N8 und den Sachtler ACE L bei leichten Kamerasetups recht nah beieinander. Beim Nitrotech gefällt uns das Top-Release System besser als das Einfädeln beim Sachtler – dafür ist das Sachtler schneller tariert und besitzt eine Schraube für die Klemmung der Kameraplatte.

Erhöht man jedoch das Kameragewicht auf 6 kg – also dem Grenzbereich des Sachtler ACE-L, zieht der Nitrotech N8 Stativkopf klar am Sachtler ACE L vorbei. Zwar lässt sich auch hier noch das Sachtler ACE-L bedienen, aber bei unseren Ursa Mini Setup musste man bei maximaler Friktion und maximaler CBS beim Sachtler ACE L deutlich mehr Kraft aufwenden, um bsp. bei 45° Neigung die Kamera aufzustoppen als beim Nitrotech N8. Klarer Punkt für den Manfrotto Nitrotech N8.

Sachtler FSB 8 und Ursa Mini Setup



Erhöhen wir unser Ursa Mini Setup bis auf knapp 8 kg und vergleichen dann den Nitrotech N8 mit dem Sachtler FSB 8, verschieben sich die Gewichte hin zum Sachtler. Auch hier lässt sich noch mit dem Manfrotto N8 arbeiten - sogar noch recht gut. Wer jedoch insgesamt auf eine leichtgängiger tarierte Kamera, ergonomisch bessere Bremshebel, weniger extrudierende Elemente (ein Thema bei ruppigeren Umgebungen/ Transport) und auch mit VCT-14 Kameraplatten besser ablesbare Libelle wert legt, ist mit dem Sachtler FSB 8 (Traglast =10 kg) besser bedient - muss dafür aber auch deutlich mehr auf den Tisch legen.

Wir empfehlen für optimales Arbeiten bei den Stativköpfen grundsätzlich 1 - max. 2 kg von den max. Traglastangaben abzuziehen. Das gilt für alle hier genannten Köpfe:

Das Sachtler Ace L fühlt sich also am wohlsten bei max. 4-5 kg Setups, der Manfrotto N8 bei ca. max. 7kg Setups und der Sachtler FSB 8 bei max. 8-9 kg Setups. Einfluss auf die Tariereigenschaften hat aber nicht nur das Gewicht, sondern auch die Länge des jeweiligen Kamerasetups. Bei größeren Überhängen (langen und schweren Zooms etc) kann schnell noch mehr Reserve benötigt werden.



Stufenlose Dämpfung / Friktion (&Bremsen)



Auch die Dämpfung/Friktion des Manfrotto Nitrotech N8 funktioniert stufenlos. Für die vertikale Dämpfung wird das innere große Rad an der linken Seite gedreht, für die horizontale Dämpfung gibt es einen breiten umlaufenden Ring knapp oberhalb der Halbschale des Nitrotech N8. Beim Verstellen der Dämpfung ist ein deutliches „Schmatzen“ im Innern des Stativkopfs zu hören, was das Fett in den Kartuschen sein dürfte. Dies soll sich nach Aussagen von Manfrotto mit der Zeit allerdings minimieren.



Für die stufenlose Dämpfung gilt das gleiche wie für die stufenlose Counterbalance. Ihr Vorteil liegt in der sehr genauen Einstellung auf das jeweilige Kameragewicht und die entsprechend exakt abgestimmte Friktion. Damit lassen sich sehr feinjustierte Einstellungen finden, die mit gerasterten Friktionsstufen so nicht möglich wären.

stufenlose Friktion beim Manfrotto Nitrotech N8



Auf der anderen Seite braucht es etwas Zeit bis die gewünschte Dämpfung gefunden wurde – wenn auch deutlich weniger als bei der Wahl der optimalen CBS: So benötigt man bsp. 2-3 Handgriffe für die vertikale Dämpfung (min.-max.) und ca. 10 Handgriffe für die horizontale Dämpfung (min.-max.)

Die Fluidmechanik des Manfrotto Nitrotech N8 arbeitet sowohl bei horizontalen als auch bei vertikalen Schwenks auf angenehm hohem Niveau. Hier hat Manfrotto ganze Arbeit geleistet. Bleibt zu hoffen, dass die guten Dämpfungseigenschaften auch über einen längeren Zeitraum und über wechselnde Temperaturbereiche konstant bleiben.

Über die Langzeit-Performance können wir keine Aussagen treffen – was jedoch beruhigt, ist die bis zu 5 Jahre gegebene Garantie von Manfrotto auf den Nitrotech N8 (bei Registrierung).

Das große Drehrad der vertikalen Bremse sitzt unserer Meinung nach für große Hände etwas zu nah am CBS Drehhebel - zumindest wenn dieser eingefahren ist. Wir empfehlen für einen unkomplizierten Betrieb der vertikalen Bremse zunächst den CBS-Knauf auszuziehen.



Flachboden-Montage auf Slider / Kräne



Manfrotto liefert den Nitrotech N8 „solo“ als Flachboden-Stativkopf aus. Wer eine Halbschale für die Stativmontage benötigt, muss sich noch eine 75mm Halbschale besorgen (knapp 70,- Euro bei Manfrotto). Bei den Nitrotech N8 Stativ-Sets befindet sch eine 75mm Halbschale bereits dabei. Wir haben eine entsprechende Halbschale von einem alten Manfrotto Kopf bei uns abmontiert und für den Nitrotech genutzt, was perfekt funktioniert hat und brachte den Vorteil, dass der Handgriff für die zu schraubende Halbschalen-Klemmung ergonomisch besser passte als die Flügelschraube, die Manfrotto bei seinen Sets mitliefert (bei engen Platzverhältnissen war das Bedienen der Manfrotto Flügelschraube etwas hackelig wegen der eng stehen Stativschenkel – hier funktioniert ein Stabgriff wie ihn Manfrotto für seine 75mm Halbschale mitliefert, besser).

Nitrotech N8 mit Flachboden und 3/8 Zoll Gewinde vielseitig einsetzbar



Im Flachboden des Nitrotech N8 befindet sich ein 3/8“ Gewinde eingelassen. Hier lässt sich entweder besagte 75mm Halbschale anbringen oder der Stativkopf auf einen Slider oder einen Kran befestigen. Mit diesem modularen Konzept lässt sich der Nitrotech N8 (ähnlich wie mittlerweile auch die Sachtler ACE Linie) vielseitig nutzen. Gut gefallen hat uns hierbei der unkomplizierte Umbau von Flachboden auf 75mm Halbschale: Neben dem 3/8“ Gewinde müssen nur noch ein Paar Madenschrauben angezogen werden und das war`s: Vorbildlich.



Anti-Rotation: Zubehör-Rigging am Stativkopf



Was wir bei vielen auch höherwertigeren Stativköpfen immer wieder vermissen, sind zusätzliche Gewinde für das Anbringen von kleinerem Zubehör wie bsp. einem Monitor, Recorder oder Kopflicht. Vor allem bei Kamerasetups, wo gerade kein Cage zur Verfügung steht oder es an der Kamera selbst an Montage-Optionen mangelt, kann ein Magic Arm am Stativkopf durchaus hilfreich sein.



Manfrotto hat hier mitgedacht und die Rosette auf der linken Seite neben dem 3/8“ Gewinde zusätzlich mit einer Anti-Rotation Aufnahme versehen. Damit lässt sich hier entweder klassisch ein zweiter Stativarm anbringen oder ein Magic-Arm. Manfrotto bietet mit dem 244 Micro Friktionsarm einen entsprechenden Arm mit Anti-Rotation Anschluss an, der sich bei uns sehr gut bewährt hat und dessen Anschlüsse sich zudem vorbildlich auswechseln lassen.

Manfrotto Nitrotech N8 mit Anti Rotation Lock



Eine andere Alternative ist das von uns seit Jahren sehr geschätzte ULCS Mounting System, das aus dem Tauchsport stammt und für uns das robusteste und am festen sitzende Magic-Arm System ohne proprietäres Anti-Rotation-Lock-System am Markt darstellt - nicht gerade billig aber dafür bewährt.

Freuen würden wir uns über die Integration zusätzlicher ARRI Lock Pin Aufnahmen an der Rosette.



Fazit



Wer einen Stativkopf mit einem weiten Traglastbereich von 0-8 kg sucht, der über gute horizontale wie vertikale Dämpfungseigenschaften verfügt, findet in dem Manfrotto Nitrotech N8 einen Fluidkopf, dessen Preis-Leistungsverhältnis (494,84 (UVP) Euro) derzeit nur schwer zu schlagen sein dürfte (Sachtler`s ACE-L System (bis max. 6kg) mit vergleichbarem Preis kann hier nicht mithalten und bedarf dringend einer Aufwertung).

Der modifizierte Manfrotto Nitrotech N8 punktet in unserer Praxis sowohl bei leichten Kamerasetups bis hin zu Traglasten vom ca. 7 kg mit sehr genauer Justierbarkeit, guter Dämpfung, schneller Top-Release Montage, zusätzlichen Rigging-Optionen sowie den vielseitigen Flachboden Montage-Optionen.

Auf der Contra-Seite stehen die gegenüber fixer Rasterung zeitaufwendigere Tarierung, die etwas unglücklich überstehenden Bedienelemente, das für leichte Kamerasetups vergleichsweise hohe Gewicht und die nicht gesicherte Klemmung der Kameraplatte.

Will man die beste Performance aus Gewicht, einfacher, schneller Bedienbarkeit und optimalem, auf das jeweilige Kameragewicht zugeschnittene Schwenkverhalten, empfehlen wir grundsätzlich für leichte Kamera-Setups entsprechende leichtere Köpfe und für schwere Kamera-Setups entsprechende schwere Köpfe.

Hier summieren sich jedoch bei entsprechender Qualität schnell die Kosten und genau hier setzt der Manfrotto Nitrotech N8 an: Er ist vergleichsweise günstig und Manfrotto gibt obendrein noch 5 Jahre Garantie bei Registrierung. Für Indie-Filmer ist das eine extrem attraktive Kombination und hier dürfte dann auch nicht so schwer in´s Gewicht fallen, dass die Tarierung und das Finden der optimalen Balance am Nitrotech N8 länger dauert als bei Stativen mit fester Rasterung.

Dank an 25p Berlin für die unkomplizierte Stellung des Sachtler ACE L Stativkopfs für unseren Vergleich.


  

[35 Leserkommentare] [Kommentar schreiben]   Letzte Kommentare:
derpfelix    09:58 am 6.9.2019
Nur falls noch jemand gerade günstig einkauft und sich Sorgen macht, eventuell noch alte Lagerbestände zu erstehen - so erkennt man auch ohne Schrauben, ob man die alte oder die...weiterlesen
rush    07:29 am 8.7.2019
Yo die 100mm Carbon Stelzen sehen zumindest von der Abbildung her so aus... Daher gerne mal berichten wie Du sie einschätzt. Für mich damals der Grund gewesen doch noch was...weiterlesen
iasi    07:00 am 8.7.2019
https://www.videodata.de/shop/products/ ... WINMC.html Gibt´s in verschiedenen Varianten und bei verschiedenen Händlern.
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