Test DeckLink HD Extreme

DeckLink HD Extreme

Schon seit längerem hatten wir bei slashCAM keine Videoschnittkarte mehr in der Test-Redaktion. Warum auch? Für viele Einsatzgebiete sind solche dezidierten Schnitt- und Capturekarten in digitalen Zeitalter irgendwie obsolet geworden. Doch es gibt dennoch einige Gründe, sich die DeckLink HD Extreme näher anzusehen...

// 14:01 Mo, 23. Feb 2009von

Schon seit längerem hatten wir bei slashCAM keine dezidierte Videoschnittkarte mehr in der Test-Redaktion. Im rein digitalen Zeitalter stellt sich eigentlich auch die Frage wofür? Schließlich sollte man die Daten ja eigentlich digital problemlos aus der Kamera herausbekommen und ebenso digital in der Distributionsklette weiterschleusen können. Auch für die Vorschau auf einem zweiten Monitor kann theoretisch die normale Grafikkarte benutzt werden. Doch es gibt dennoch einige Gründe für die DeckLink HD Extreme...







Flexibilität

Die Flexibilität der Karte ist auf den ersten Blick erschlagend: Sie ist PC- und Mac-kompatibel. An Anschlüssen gibt es neben sämtlichen analogen Varianten auch HDMI und SDI. Bei der Formaten hat man als Anwender ebenfalls die Wahl zwischen 8 oder 10 Bit und unkomprimiert oder MJPEG für komprimierte Arbeit ohne RAID. Mit der Unterstützung von diversen Programmen wie der Adobe Suite, Apple Final Cut und Sony Vegas stehen drei sehr beliebte Videopakte auf der Kompatibilitätsliste. Hinzu kommen noch einige Spezial-Applikationen wie Combustion oder Cleaner.



DeckLink HD Extreme : karton




Üppige Anschlussmöglichkeiten

Natürlich geht es bei der DeckLink HD Extreme in erster Linie um Anschlüsse. Neben SDI und HDMI bietet die Karte dabei fast sämtliche erdenklichen analogen Anschlüsse, die man ja vielleicht doch noch bei der einen oder anderen Gelegenheit gebrauchen kann. Wenn (Archiv-)Videomaterial nur analog vorliegt, ist eine solche Capture-Möglichkeit oft schnell von unschätzbarem Wert. Allerdings dürfte die Einsatzmöglichkeiten für solche Fälle in den nächsten Jahren immer seltener werden.



Bleiben noch die digitalen Anschlüsse für HDMI und SDI. Beides ist eigentlich nur Studio-Umgebungen interessant. HDMI um aus günstigen Prosumer-Camcodern Live-Signale mit mehr als 4:2:0-Farbauflösung zu ziehen (in erster Linie für Keying Situationen). Und SDI um unkomprimierte HD-Streams mit entsprechendem Profi-Gerätschaften verlustfrei auszutauschen. Gerade für letzteren Anwendungsfall ist die DeckLink HD Extreme ein echter Preisschlager. Denn günstiger bekommt man nirgendwo echtes 4:4:4 HD-10Bit 3 Gbit SDI.



DeckLink HD Extreme : karte


So schön dieser spezielle Anwendungsfall auch sein mag: Solche Videofiles brauchen auch für unkomprimierte Bearbeitung nicht nur dicke RAIDs, sondern auch Camcorder jenseits der 30.000 Euro Schwelle. Alles darunter zeichnet maximal 4:2:2 auf und kann daher auch noch von den neuen, günstigeren DeckLink-Studio Karten gestemmt werden.







Digitale 10 Bit Vorschau

Bleibt noch die Ausgabe via SDI oder HDMI. Über solche Verbindungen können auch Vorschaumonitore mit mehr als 8 Bit-Farbauflösung pro Farbkanal angeschlossen werden. Professionelle SDI-Studiomonitore mit 10 Bit kosten allerdings ebenfalls schnell 5.000 Euro. Theoretisch findet man jedoch bei TV-Herstellern bereits günstiger Fernseher, die via HDMI auch Deep-Color unterstützen. Somit könnte so eine günstige Vorschau mit 10 Bit gelingen. Dies schafft ohne große Umwege keine Windows-Grafikkarte. Und übrigens auch nicht günstige Intensity-Serie von DeckLink. Mangels Monitor konnten wir dies allerdings auch nicht testen.



Einzig im Audio-Bereich könnte man vielleicht einen Kritikpunkt an der technischen Ausstattung der Karte finden. Sie stellt zwar sehr professionell über symmetrische XLR-Buchsen entsprechende Audio-Ein- und Ausgänge bereit, jedoch „nur“ in Stereo. Beim Mix gehört heute jedoch oft schon eine Mehrkanal-Surround-Abmischung „zum guten Ton“, weshalb man im Fall der Fälle noch eine separate Soundkarte bemühen muss. Via HDMI sollte es eigentlich kein Problem sein, Mehrkanal-Sound per Software-Update zur Verfügung zu stellen. Momentan kommen jedoch auch hier nur Stereo-Signale zum Einsatz.





In der Praxis

Auf jeden Fall hatte die Karte so manche Überraschung für uns parat. Die ersten großen Augen machten gleich mal beim Einbau. Denn die Karte wollte in keinen PCI-E-Slot unseres Testrechners passen. Erst nach längerer Suche fanden wir die Erklärung: Es handelt sich um eine PCI-E x4-Karte. Gängig sind dagegen momentan eigentlich nur x1 und x16 Karten. Und so muss man als Anwender erst einmal ein passendes Mainboard finden.


Komisch finden wir dabei vor allem, dass Blackmagic hierauf nicht deutlicher aufmerksam macht. Auch bei Redaktionsschluss fand sich ein entsprechender Hinweis ausschließlich ganz klein gedruckt auf der Webseite im hinteren Teil der Tech Specs. Auf der Packung oder in den Produktankündigungen findet sich hierzu dagegen schlichtweg nichts.


Somit kann die Karte auf den meisten Mainboards nur im x16-Slot-betrieben werden, der jedoch üblicherweise von der Grafikkarte belegt ist. Hinzu kommt weiter, dass x4 Karten zwar meistens, jedoch bei weitem nicht nicht grundsätzlich in x16 Slots funktionieren.


Wer also keinen eigenen x4 Slot auf dem Mainboard hat, sollte für einen reibungslosen Betrieb wohl auch ein neues Mainboard für die Karte einplanen.



Damit fiel auf der PC-Seite auch unser aktueller Quadcore-Testrechner schon mal aus. Im Redaktionsfundus fanden wir ein altes Pentium 4 Extreme Edition Dual Core-Prozessor-Mainboard-Gespann, das wir für diesen Test wieder mit RAM, Grafikkarte und sonstigen Innereien wiederbelebten.


Zur Ehrenrettung von Blackmagic sei jedoch noch folgendes gesagt: Während ein PCI-E x1 Slot im besten Fall 240 MB/s übertragen kann, können bei PCI-E x4 fast 1 GB/s übertragen werden. Für unkomprimierte 4:4:4 HD-oder 2K-Übertragung können dabei schon bei 30 Bildern pro Sekunde ungefähr 240 MB/s (1920 x 1080 x 30 Bit x 30 FPS) zusammen kommen. Da wäre PCI-E x1 schon äußerst knapp bemessen. Es ist also sicherlich keine schlechte Design, wenn eine solche Karte auf einen x4-Bus beharrt.



Nach der Installation ist man erst einmal von der klaren Integration der Karte ins System überrascht. So finden sich alle Einstellungen für die Karte an einer zentralen Stelle, nämlich in der Systemsteuerung. Wer mit mehreren Schnittprogrammen (oder auch z.B. mit After Effects und Premiere) arbeitet, muss sich so nicht verschiedene Orte merken und kann die Karte jederzeit zentral umzukonfigurieren. Gut mitgedacht. Hier kann auch über separate LUTs (LookUpTables) die Farbausgabe der Karte professionell kalibriert und angepasst werden.






DPX-Frameserver

Dann gleich die nächste Überraschung: In der Systemsteuerung findet sich auch noch ein zweites neues Icon, ein DPX-Frameserver. Wer öfters mit DPX-Sequenzen arbeitet, fragt sich gleich „Wie cool ist das denn?“. Für alle anderen hier eine kurze Erläuterung:



Im professionellen Compositing-Umfeld (praktisch in allen größeren Studioumgebungen) findet man eigentlich überhaupt keine Videofiles, weil hier auf Systemen wie toxik, nuke oder shake oft in heterogenen Arbeitsumgebungen mit vielen Betriebssystemen gearbeitet wird. Damit hier niemand mit einem File- oder Codec-Format ankommt, das ein anderer Rechner nicht lesen kann, arbeitet man in der Regel nur mit Einzelbildsequenzen, die in Ordnern abgelegt werden. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um BMPs, Tiffs oder JPGs sondern meistens um DPX-Dateien, da diese hohe Bittiefen und noch viele andere Produktionsvorteile bieten. (Auch der aktuelle Digital D-Cinema Standard basiert übrigens auf DPX)


Wer nun jedoch bereits unkomprimiertes 10-Bit Rohmaterial auf seiner Festplatte liegen hat, will dieses sicherlich nicht noch einmal als Einzelbildsequenzen duplizieren. Und genau hier springt der DPX-Frameserver in die Presche. Er spiegelt anderen Applikationen ein virtuelles Laufwerk vor, in dem die Videosequenzen als Einzelbilder herumliegen. Fordert eine Applikation nun ein Bild an, so wird dieses „on the fly“ zur Verfügung gestellt. Eben so, als läge es schon immer in diesem Laufwerksordner. Wirklich eine coole Idee.







Zusammenspiel Adobe

Im Zusammenspiel mit der Adobe Suite verhielt sich die Karte ziemlich genau so, wie man es von einer Schnittkarte erwarten darf: Unauffällig. Für die Vorschau lässt sie sich als externer Monitor konfigurieren und ermöglicht auf diesem Wege sogar 10Bit-Previews unter Premiere. Für Profis echter Vorteil gegenüber einer normalen Vorschau auf einem zweiten PC-Monitor.


Unter After Effects waren wir allerdings nicht so überzeugt. Erstens passt sich das Bildseitenverhältnis nicht automatisch an. Und zweitens bremst die Karte die Vorschau deutlich aus. Und mit deutlich meinen wir, dass bei komplexen Compositings die Bildwiedergabe von 15 FPS auf ca. 5 FPS einbrach, wenn die Vorschau auf einen zweiten Monitor umgelenkt wurde.



Auch mit Photoshop ist übrigens eine direkte Vorschau auf einem angeschlossenen Vorschaumonitor möglich. Allerdings ist diese nicht live, sondern man muss das Bild immer über das Export-Menü dezidiert senden. Dafür wird eine direkte Konvertierung von 16 Bit RGB auf 10 Bit YUV ermöglicht. Auf jeden Fall praktisch, wenn man DVD oder BluRay-Menüs bastelt.


Wir mussten übrigens alle Tests nach wie vor mit der Adobe CS3 durchführen, weil offizielle CS4-Treiber nach wie vor nicht erhältlich sind.





Fazit

Für die typischen Anwendungsfälle vieler slashCAM-Leser dürften die günstigeren DeckLink Studio-/Intensity-Karten von Black Magic Design bereits völlig ausreichen. Wer jedoch auf 10Bit-4:4:4 Produktion (vielleicht gepaart mit DPX-Compositing) angewiesen ist, für den weist die DeckLink HD Extreme ein extrem gutes Preis-Leistungsverhältnis auf. Die drei gravierendsten Einschränkungen der Karte (bisher nur Adobe CS3, PCIx 4x-Steckplatz sowie Stereo-Audio) sind leicht verschmerzbar, bzw. umgehbar. Zumal man für diesen Preis weit und breit keine Alternativen zu einer echten 4:4:4 10-Bit-SDI-Lösung findet.


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