
Die Canon G7
Verarbeitung / Stabilität
Die Konstruktion des Gehäuses der G7 ist auf sehr gutem Niveau. Trotz des Kunstoffgehäuses vermittelt die Kamera einen robusten Eindruck und stell somit in unserem Dreiervergleich zusammen mit der Rich GR Digital die stabilste Kamera dar. Auch die Schalter und Regler der G7 hinterlassen durchweg einen guten Eindruck. Das metallene Drehrad auf der Gehäuse-Oberseite zum Einstellen der ISO-Werte erinnert mit seiner sicheren, rustikalen Bedienung an 70er/80 Jahre Designs, so wie die gesamte Kamera vom Look&Feel her Anleihen bei den Sucherkameras vergangener Jahrzehnte nimmt. Im deaktivierten Zustand wird das Objektiv komplett im Gehäuse versenkt und die Kamera präsentiert sich als geschlossener schwarzer Block, den man bendenkenlos auch ohne zusätzlichen Schutz in einen Tages-Rucksack oder eine Schultertasche stecken würde – für eine Hemd- oder Jeanstasche ist sie jedoch zu gross. Neben der insgesamt robusten Konstruktion vermittelt auch das rückwandige Display einen vertrauenswürdigen Eindruck – hier sollte nichts zu schnell brechen. Bemerkenswert an der G7 im Vergleich zu den anderen P&S dieses Tests ist ihr optischer Suche. Als einzige Cam unseres Testfeldes leistet sich die G7 einen optischen Sucher samt Dioptrin-Korrektur. Allerdings ist die G7 auch die voluminöseste Kamera in unserem Test. Mit Abmessungen von 106,4 x 71,9 x 42,5 mm bei 320g (ohne Akku) ist sie eigentlich fast zu gross für eine Point&Shoot – hier heisst es also abwägen, ob Gewicht und Größe für mobile Zwecke einer Immer-Dabei-Cam zu viel des Guten sind oder die dafür gebotene Robustheit und Griffigkeit das Gewicht „aufwiegen“.
Bedienung
Das Bedienkonzept der G7 weiss durchaus zu gefallen. Eine neben dem Display befindliche Kombination aus Drehrad und Joystick ermöglicht eine schnelle Navigation durch das Menue und auch bei manuellen Einstellungen wird über das grosse Drehrad sowohl die Blende als auch (nach Klick auf den Umschaltknopf) die Verschlusszeit eingestellt. Zwar kommt die Bedienung nicht ganz an unseren Spitzenreiter in Sachen Bedienung im Test die GR-Digital heran – doch belegt die Canon einen guten zweiten Platz: Drehräder lassen sich grundsätzlich schneller und intuitiver Bedienen als Joysticks (Leica) – hier hat Canon unserer Meinung nach auf das richtige Konzept gesetzt. Häufig positiv hervorgehoben wird der optische Sucher der Canon G7 – und seine Existenz allein rechtfertigt schon eine positive Erwähnung – aber im Alltag wird man sich nicht lang mit dem winzigen Sucher aufhalten, zumal Statusinformationen sowieso im Display abgelesen werden müssen. Für die Praxis ist der Sucher also eher irrelevant. Darüber hinaus liegt die Canon gut in der Hand. Größere Hände werden das größere Volumen der Cam zu schätzen wissen und die damit einfacher zu findenden Bedienelemente. Ein großes Plus der Canon sind die sehr gelungenen Display-Informationen. Zeit und Blenden-Werte werden in Echtzeit als analoge Balken-Skala angezeigt und bei Belichtungs-Shifts werden beide Balken-Skalen übereinander angeordnet: sehr übersichtlich und logisch. Besonders gefallen im täglich Umgang hat uns die exzellente Fokussierung der Canon. Je nach gewähltem Fokussiersystem ist die Schärfe schnell und präzise ermittelt. Es fällt schwer hier zwischen der Canon und der Leica zu entscheiden aber hier würde dem Gefühl nach die Canon mit einem Hauch Vorsprung gewinnen, während der Fokus der Ricoh bei anspruchvolleren Motiven und Lichtverhältnissen gelegentlich zu kämpfen hatte. Ein besonders innovatives Feature der Canon G7 stellt Ihre automatische Gesichtserkennung dar. Diese lässt sich neben den bekannten flexiblen und statischen Mehrfach-Messzonen ebenfalls aktivieren und brachte durchaus sicherere Fokussiergebnisse bei Portraits als die anderen Messmodi. Allerdings muss das zu portraitierende Antlitz sich frei im Raum befinden und darf nicht von anderen Gegenständen teilweise verdeckt werden. Sobald die G7 ein Gesicht identifiziert hat, leuchtet ein Quadrat um das Gesicht herum auf – bei Veränderung der Kameraperspektivik trackt die Gesichtserkenung das Gesicht in Echtzeit mit. Wem es vor allem um Portraits geht, dürfte hiermit gerne arbeiten - die nötige Zeit vorausgesetzt, schneller arbeitet die traditionelle Meßtechnik. Trotzdem stellt die Gesichtserkennung ein ziemlich beeindruckendes Feature der G7 dar.

Bei allem Lob für die Canon muss jedoch auch ganz klar auf ein großes Manko hingewiesen werden: Canon hat sich entschieden, die RAW-Verarbeitung, die beim Vorgängermodell noch möglich war, zu streichen. Dies kommt einer bewußten Qualitätsminderung gleich – auch wenn die JPEGs der Canon auf sehr hohem Niveau liegen. Erklären lässt sich dies nur mit Marketing-Überlegungen, um nicht den lukrativen Spiegelreflex-Markt zu kannibalisieren. Allerdings verlangt eine Kamera mit der ansonsten sehr hochwertigen und voll manuell justierbaren Ausstattung wie die G7 einfach nach RAW-Verarbeitung – aus der Anwender-Perspektive ist dies nicht nachvollziehbar – hierfür gibt es klar Punktabzug.
Geschwindigkeit
Bei der Geschwindigkeit gibt sich die Canon keine Blöße und liegt ebenfalls mit der Leica gleich auf. Ca 5 Sekunden braucht die Canon bei bestmöglicher JPEG-Qualität und -Größe, bis das Display für ein neues Bild upgedatet und das JPEG auf die Speicherkarte geschrieben ist. Wir erinnern uns: die Ricoh brauchte für ein RAW ganze 15 Sekunden, die Leica ebenfalls nur 5. Da die Canon jedoch keine RAWs schreibt, ist die Geschwindigkeit mit der nötigen Einschränkung zu sehen.
Bildqualität
Das Objektiv der Canon liegt auf sehr gutem Niveau. Die von ihr gelieferten JPEGs überzeugen in Sachen Schärfe und Auflösung – auch wenn sich aus den RAWs der Leica ein Tick mehr herausholen lässt – vor allem bei höherem ISO. Solange man jedoch im 100 ISO Bereich bleibt, gibt es keinen Grund für Beanstandung. Die Abbildungsleistung überzeugt gemessen an der baubedingten kompakten Abmessung von sowohl Objektiv und Sensor.

ISO
Da die Canon lediglich JPEGs zur Verfügung stellt, können wir hier bei höheren ISO-Werten nicht mehr aus den Bildern herausholen, als bei den Mitbewerbern. Die Unterschiede sind jedoch marginal mit leichtem Vorteil der Leica-RAWs. Letztlich spricht dies für die recht gute JPEG-Kompression der G7. Bei höheren ISO-Werten übertreffen ihre Bilder mit geringerem Bildrauschen die der Konkurrenz, solange man lediglich das kameraeigene JPEG vergleicht. Wer also eine Kamera mit guter Bildleistung bei höheren ISO-Werten sucht und sich nicht mit RAW-Verarbeitung beschäftigen möchte, macht mit der G7 wenig falsch. Bei sehr hohen ISO-Werten 800-1600 ISO löst die Canon die Bilder mit verstärktem Korn auf, das einer Filmemulsion von allen Cams am nächsten kommt. Empfehlenswert auch für Photographen, die viel in schwarz-weiss arbeiten und denen die Kornstruktur bei Lowlight ein willkommenes Bildelement ist.
Video
Die G7 zeichnet Videos in ihren größten Ausflösungen mit 1024x768 Pxeln mit 15 Bildern pro Sekunde und 640x480 Pixel mit 30 Bildern pro Sekunde auf. Ebenso wie die Ricoh bedient sich die Canon des OpenDML JPEG Formates im Avi-Container. Die Datenrate liegt beim 640x480 Video bei 16,4 Mbit/s. Damit löst die Canon schwierige Strukturen wie bewegtes Blattwerk am besten von allen Cams im Videomodus auf. Leider ist ihr 1024er Bild nur mit 15 Bildern pro Sekunde unterwegs. Ansonsten wäre sie eine interessante kleine HD-Videocam, mit der sich entsprechende HD-Schnipsel produzieren liessen.
Lautstärke
Der Objektiv-Cubus der Canon liegt beim Lautstärkevergleich knapp hinter dem Betriebsgeräusch der Leica. Damit erkämpft sich die Canon einen guten zweiten Platz bei der Lautstärke zumal sie nur geringfügig hinter der Leica D-Lux 3 liegt, die als leiseste Cam im Test diese Disziplin für sich entscheiden konnte. Auslösegeräusche sind vernachlässigbar wenn auch hörbar.
Fazit G7
Die Canon G7 weiss mit erstklassiger Verarbeitung in einem robusten, relativ großem Gehäuse zu Punkten, das Dank seiner Größe sehr gut in der Hand liegt. Die Canon liefert erstklassige JPEGs, die fast an die Qualität der JPEGs heranreichen, die bei den Bewerbern via RAW-Bearbeitung gewonnen wurden. Ärgerlicher Weise bietet die aktuelle G7 Einstellmöglichkeiten wie eine Profi-Cam, stell jedoch keine RAW-Bilder zur Verfügung. Wer auf RAW und 16:9 Format verzichten kann, erhält mit der G7 eine hochwertige Kompaktkamera mit ausgezeichneten Belichtungs- und Fokussierfunktionen.
Gesamt Fazit Vergleich Ricoh GR Digital, Leica D-LUX 3 und Canon G7
Am Ende unseres Vergleichstests muss natürlich ein Gewinner gekürt werden und dies fällt bei den hier versammelten Cams nicht einfach, weil es sich um sehr unterschiedliche Cams handelt, die mit je eigenen Stärken aufzutrumpfen wissen. Ebenfalls eine gute Ausgangslage sich seine P&S-Traumcam zusammenzustückeln, die das 16:9-Format und das Objektiv der Leica, das Bedienkonzept der Ricoh und die Fokussier- / Belichtungssoftware der Canon G7 in sich vereinen sollte. Leider geht das so aber nicht und da unsere Aufgabenstellung die Suche einer P&S für den Videographen war, fällt die Entscheidung für den Gewinner auf die Leica D-Lux 3, die mit Ihrem 16:9 Format, ihrem Formfaktor und dem ausgezeichneten Objektiv zu punkten verstand und damit unsere Empfehlung in Sachen Still-Backup für den Kameramann darstellt, sei es dass er sich auf Location-Tour befindet oder HD-Bilder in sein Videomaterial integrieren möchte: Die Leica D-Lux 3 macht dabei den meisten Sinn, dicht gefolgt von der G7 und der Ricoh – ein knappes Rennen.