Test Canon Legria HF S11

Canon Legria HF S11

Nach der Preissteigerung der letzten Frühjahrsmodelle zeigt auch bei Canon wieder die Preisschraube beim Consumer-Spitzenmodell nach unten. Gegenüber dem Vorgänger-Modell HF S10 wurde der UVP von 1499 auf 1299 Euro gesenkt. Doch was hat sich eigentlich noch geändert?

// 12:56 Mo, 12. Okt 2009von

Nach der Preissteigerung der letzten Frühjahrsmodelle zeigt auch bei Canon wieder die Preisschraube beim Consumer-Spitzenmodell nach unten. Gegenüber dem Vorgänger-Modell HF S10 wurde der UVP von 1499 auf 1299 Euro gesenkt. Doch was hat sich eigentlich noch geändert?



Canon Legria HF S11 : cam1


Auf den ersten Blick nicht viel. Nach dem Auspacken glaubt man eine HF S10 in den Händen zu halten. Nur ein Schriftzug an der Seite verrät, dass der interne Flash-Speicher nun von 32 GB auf 64 GB erhöht wurde. Außerdem sollen der Bildstabilisator sowie die Low-Light-Fähigkeiten verbessert worden sein. Offensichtlich einzig durch eine verbesserte Firmware, was wir eigentlich nicht glauben wollten.





Ausstattung

Die erste Begegnung mit der neuen HF S11 von Canon hinterlässt den selben Eindruck wie beim Vorgänger: Durch den relativ großen Bildwandler (1/2,6-Zoll) erreicht man fast schon das Abbildungs-Nivau von richtigen Profi-Geräten mit 1/2-Zoll-Chips. Allerdings wirkt dadurch auch die Konstruktion der Kamera etwas bullig. Mit üppigem Objektiv (58mm Filtergewinde!!) hat man nun wieder mal richtig etwas in der Hand. Canon nutzt die größere Chipfläche allerdings hauptsächlich für eine enorm erhöhte Fotoauflösung. Hierbei vergrößert sich jedoch auch zwangsweise die Pixelanzahl, die für ein interpoliertes Videobild benutzt wird. Und zwar von effektiv zwei auf sechs Megapixel. Damit verbessert sich zwar der Einsatzbereich im Bereich digitale Fotografie, den Video-Aufnahmen kann diese erhöhte Pixelanzahl jedoch offensichtlich auch schaden (siehe Messergebnisse). Alternativ kann der Pixelüberschuss auch als 1,7facher „Telekonverter“ genutzt werden. Hierbei wird offensichtlich einfach eine kleinere Fläche des CMOS-Bildwandlers ausgelesen und entsprechend umskaliert. Sozusagen eine modifizierte Variante des Digitalzooms, die jedoch aufgrund der üppigen Pixelbestückung nicht in einer Bildverschlechterung resultiert. Wenn es solche Tricks nur auch in die andere Richtung für mehr Weitwinkel gäbe...



Ein Sucher fehlt, dafür gibt es immerhin Mikrofon und Kopfhörer-Anschlüsse. Das Display kommt mit rund 200.000 Pixeln in der Schärfe nicht an unseren Liebling der Sony XR-Serie heran. Ärgerlich: Canon setzt (wie auch Sony) auch beim Mikrofonschuh auf eine eigenen, proprietäre Halterung.





Neuer Bildstabilisator...

Tatsächlich funktioniert der neue Stabilisations-Modus bei Canon gegenüber dem alten, ebenfalls noch vorhandenen Modus etwas besser. Wohlgemerkt erkennt man diese Verbesserungen nur, wenn man sich selbst mit der Kamera bewegt. Das Bild zieht dabei immer leicht nach, woran man sich als Filmer aber erst einmal gewöhnen muss. So steht das Bild nach einem Schwenk nicht gleich wieder im Display, sondern „schwimmt“ erst langsam wieder in eine feste Position. Diese Technologie scheint gleichzeitig in alles Labors von Sony, Panasonic und Canon „aufgetaucht zu sein“ und dürfte wie schon die Gesichtserkennung ein Subset aus dem MPEG4-Codec sein, der sowieso eine Bewegungserkennung für effektive Kompression einsetzt. Ein Schwebestativ können diese neuen Stabilisatoren nicht direkt ersetzen, aber auf jeden Fall unterstützen.






...und besseres Schwachlicht?

Und hier gab es die größte Überraschung im Test. Denn zwischen der Canon HF S10 und HF S11gibt es tatsächlich einen signifikanten Unterschied in der Lichtleistung. Scheinbar ist es Canon nur durch ein Firmware-Update gelungen, die Schwachlichteigenschaften bei der HF S11 messbar zu verbessern. Auf jeden Fall beeindruckend.





Bedienung

Canon bietet bei der HF S11 auf den ersten Blick viele üppige Möglichkeiten: Über den „Set“-Knopf am Monitorrand stehen viele Funktionen im Direktzugriff via „Quickmenü“ zur Verfügung (Videoleuchte, Digitaleffekte, Pre-Recording, BLC - elektronisch Verstärkung, manuelle Belichtung, Fokus, Mikrofonpegel, Gesichtserkennung und Telekonverter). Wer die Touchscreens von Sony und Panasonic gewöhnt ist, findet den Joystick am Displayrand vielleicht etwas „unproduktiv“. Dennoch lassen sich hiermit nach etwas Übung schnell die gewünschten Funktionen treffen. Außerdem findet sich ja noch ein spezielles Drehrad neben dem Objektiv, über das sich ähnlich wie bei einem Objektiv-Ring fokussieren lässt. Über die Individualtaste „CUSTOM“ lässt sich dieses Rad auch mit vier alternativen Vorgaben belegen: Belichtung, Hilfsfunktionen (wie Zebra oder Peaking), Mikrofonpegel und AGC (Automatic Gain Controll – Verstärkungsbegrenzer von 0 bis 18 dB).



Zum Scharfstellen gibt es Zebra-Funktionen und Peaking. Hier liegt jedoch auch der größte Schwachpunkt der Kamera: Um diese Fokussierhilfen an- und auszuschalten muss man tief ins Menü. Man kann ihn zwar auch auf die Custom-Taste legen, nur kann man in diesem Fall nicht mehr manuell über den Ring fokussieren.





100 Prozent-Ansicht

Gegenüber den Konkurrenten fällt vor allem die 100-Prozent Ansicht auf, bei der wirklich der gesamte Bildinhalt ohne Overscan auf dem Display der Kamera angezeigt werden kann. Dass diese Ansicht einen eigenen, nicht unerheblichen Trauerrand mitbringt ist dabei noch verschmerzbar. In der Praxis funktioniert diese Anzeige aber nur, solange man danach keine weitere Funktion des Camcorders aktiviert. Justiert man adagegen die Schärfe nach oder wählt man irgendeine andere Funktion fällt das Display ausnahmslos in den Overscan-Modus zurück. Auch ein Einsatz während der Aufnahme war nicht möglich. Damit wirkt ist diese Funktion wie schon beim Vorgängermodell irgendwie etwas praxisfern.






Aus dem Messlabor

Die Schärfe der Kamera ist zwar immer noch gut, kommt aber nicht mehr an die aktuellen Panasonic oder gar die JVC GZ-HM400E heran.



Luminanz-Auflösung
Luminanz-Auflösung


Dies sieht man auch gut im ISO-Testbild, wo an vielen Linien deutliche Unschärfe-Inseln entstehen, die man früher von Canon nicht gewohnt war.



ISO-Testbild
ISO-Testbild


Bei der Farbauflösung liefert die HF S11 dagegen ein tadelloses Bild ab. Ein schöner Verlauf an der Systemgrenze ohne Fehl und Tadel.



Chrominanz-Auflösung
Chrominanz-Auflösung




Bei der Verzeichnung des Objektivs gibt es ein paar Dellen, die in dieser Preisklasse als Durchschnitt einzuordnen sind.



Objektiv-Verzeichnung
Objektiv-Verzeichnung


Dezent fallen die Farben der Canon HF S11 bei guter Beleuchtung aus. Hier wird nichts übertrieben oder beschönigt. Wer mehr oder weniger will, kann zusätzlich grob manuell nachjustieren.



1200Lux Testbild
1200Lux Testbild


Das Low-Light Verhalten hat sich gegenüber dem Vorgängermodell HF S10 deutlich verbessert und liegt nun fast auf dem Niveau der aktuellen Spitzenreiter von Sony.



12-Lux Testbild
12-Lux Testbild


Der Audio-Frequenzverlauf der Kamera ist in Ordnung und sie rauscht nicht übermäßig stark. Auch für ein Flash-basiertes Modell definitiv gehobener Durchschnitt.



Rausch-Spannungs-Abstand
Rausch-Spannungs-Abstand






Fazit

Gegenüber dem Vorgänger konnte Canon tatsächlich das Low-Light-Verhalten deutlich verbessern. Eigentlich erstaunlich, dass dies scheinbar alleine durch ein Firmware-Update gelingen konnte, denn an der Hardware hat sich gegenüber der HF S10 offensichtlich nichts verändert. Ansonsten gilt alles, was schon für die HF S10 galt: Die hohe Pixelauflösung für Fotos sorgt im Videobereich für eine zwar noch gute, aber nicht mehr einzigartigen Auflösung und das Fokussieren fällt bei den Canon-Modellen im manuellen Modus schwerer als bei Sony und Panasonic. Im Gegenzug bietet die Kamera eine Menge interessanter Einstellmöglichkeiten und Features, die nur noch von Panasonic getoppt werden. Um sich wieder vor die Konkurrenz zu setzen wären auf jeden Fall mehr manuelle Bedienelemente von Vorteil und eventuell auch ein Touchscreen hilfreich. Aber wenn wir die Ähnlichkeit aktueller 1000-Euro Camcorder betrachten, könnte dies schon bei den nächsten Frühjahrsmodellen von Canon so weit sein.


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