Vorab unser Testclip mit der Canon EOS C400 den wir mit Caro an einem sommerlichen Tag in Berlin gedreht haben. Wir haben uns hier vor allem das neue 12 Bit 6K Raw 50p Material, den LOG-LUT Workflow, den neuen Dual Pixel AF, die Stabilisierungsleistung und die 100p Zeitlupe angeschaut:
Zum Einsatz kamen neben der Canon EOS C400 das stabilisierte RF 24-70mm F2.8 L IS USM und der neue 93Wh Akku BP-A60N. Geschnitten und farbkorrigiert wurde das Canon EOS C400 Material in DaVinci Resolve 19 (Beta) auf dem 16“ Redaktions MacBook Pro.
Ausstattung
Die Canon EOS C400 kommt zwar im vertrauten Design daher, stellt für das professionelle Cinema EOS Portfolio von Canon jedoch trotzdem ein Novum dar. Erstmalig finden sich in einem Cinema EOS Body ein Vollformatsensor und Canons moderner RF-Mount verbaut. Die EOS C400 darf damit als die modernere Schwester der EOS C300 und C500 durchgehen und nimmt folgerichtig auch bei beiden etablierten Cinema EOS Kameras Anleihen.

Herzstück der neuen Canon EOS C400 stellt ihr neuer 6K Vollformat BSI-Sensor dar (6.202x4.300 Pixel), der erstmalig über eine sogenannte Triple Base ISO Funktion verfügt. Hiermit kann die EOS C 400 - je nach Anwendungsfall – in einem von drei nativen ISO-Modi betrieben werden. Zur Auswahl stehen 800, 3.200 und 12.800 ISO. Diese können entweder einzeln manuell gewählt oder als fließende Automatik geschaltet werden. Und die Lowlightfähigkeiten der Canon EOS C400 sind tatsächlich hervorragend (– siehe hierzu auch unseren Vergleich mit der ebenfalls sehr lichtstarken Sony FX6 weiter unten).
Mit einer maximalen Auflösung von 6.000 x 3.164 Pixeln bei der Cinema RAW Light Aufzeichnung stellt die Canon EOS C400 die bislang hochauflösendste Cinema EOS Kamera dar. Neben Cinema RAW Light in den Abstufungen HQ, ST und LT zeichnet die Canon EOS C400 auch in XF-AVC, XF-AVC S sowie XF-HEVC S auf. Als Fileformate kommen neben den bekannten .CRM und -MXF jetzt auch bei den „S“ Formaten MP4 Formate mit professionellen Dateinamen und Ordnerstrukturen hinzu. Auch bei den Metadaten hat Canon bei der EOS C400 nachgearbeitet. Diese liegen jetzt Frame-by Frame (sowohl für RAW als auch für XF-AVC) vor und sollten somit auch eine bessere Integration in VFX-Workflows ermöglichen.

Für die Aufzeichnung bietet die Canon EOS C400 zwei Cardslots: 1x CFExpress – 1x SD. Hier hätten wir zwar grundsätzlich lieber 2x CFexpress gesehen aber dafür bietet der SD Cardslot bei Bedarf eine unabhängige, parallele Aufzeichnung – abhängig von der Formatkombination. So kann man beispielsweise auf dem CFexpress Cardslot in 12 Bit 6K RAW 50p aufnehmen und auf dem SD-Cardslot mit einer V90 Karte parallel 10 Bit XF-AVC Intra 4K Cine 50p. Bei einem kurzen Aufnahmetest unsererseits funktionierte genau diese parallele Formataufzeichnung – coole Sache.
Im Hinterkopf sollte man hierbei behalten, dass die SD-Karten vor der Aufzeichnung mit der entsprechenden Systemfrequenz formatiert werden sollten. Man muss sich also zwischen 24, 50 oder 60p bei der parallelen Aufzeichnung entscheiden. Für die CFexpress Karte scheint ein Wechsel der Systemfrequenz keine Rolle zu spielen. Eine parallele Formataufzeichnung bsp. in 10 Bit XF-AVC 50p oder in 10 Bit XF-AVC S 50p auf CFexpress und SD-Karte ist ebenfalls möglich. Hier gilt es jedoch aufmerksam bei den Daten- bzw Frameraten zu sein. Wählt man bsp. höhere Datenraten von XF-AVC 50p oberhalb von 500 Mbit/s ist unseren Tests nach keine parallele Aufzeichnung möglich.
Als echter Kampfpreis erscheinen uns die von Canon geforderten 8.599,- Euro für die C400 wenn man einen Blick auf die verbauten Schnittstellen wirft:

Hier stehen nun In/Outs zur Verfügung, für die man zuvor Teils in Zusatzmodule investieren musste. Hierzu zählen: 1 x 12G-SDI Ausgang (BNC), 1 x 3G-SDI Ausgang (BNC), Timecode (1 x DIN 1.0 / 2.3 (Eingang/Ausgang)), Genlock (1 x DIN 1.0 / 2.3 (gemeinsam mit Sync & Return)), Sync (1 x DIN 1.0 / 2.3 (gemeinsam mit Genlock & Return)), 1 x 12-poliger Stecker (Anschluss für Servo-Objektive) USB-C (USB 3.2 Gen1), 1x Ethernet (1000BASE-T kompatibel), 1 x HDMI (Typ A), 2 x Mini XLR 3-poliger Anschluss, 1 x 3,5-mm-Miniklinke, Stereo (Minko-In) sowie 1 x 3,5-mm-Miniklinke, Stereo (Kopfhörer-Out).
Vor allem die 2x SDI, Ethernet, Genlock und Sync In/Outs stellen einen echten Mehrwert dar und dürften neben der Triple Base ISO und der 6K Auflösung für professionelle User mit zu den wichtigsten Funktionen der neuen Canon EOS C400 gehören.
Ergonomie und Handling
Beim Thema Ergonomie schreibt Canon mit der EOS C400 das durchaus gelungene Handling-Konzept der Cinema EOS Kameras fort. Wer mit einer C300 oder C500 vertraut ist, dürfte sich auf Anhieb bei der Canon EOS C400 zurechtfinden. Vor allem bei der Anordnung der Funktionsbuttons auf der linken Kameraseite bleibt sich Canon weitestgehend treu - beim rotierbaren Handgriff auf der rechten Seite gibt es hingegen sehr willkommene Neuerungen. Wir hatten beim C300 Mark III Test auf unserer Wunschliste mehr Funktionsbuttons am Handgriff stehen. Schön zu sehen, dass Canon hier jetzt mit drei userkonfiguerierbaren Buttons nachlegt (insgesamt bietet die C400 18 userkonfigurierbare Buttons - 13 x (Gehäuse) / 3 x (Griff) / 2 x (LCD-Monitor)).
Der C400 Handgriff bietet zwar – wie bei der C300 Mark III / C500 Mark II - keine Quickrelease-Verstellung sondern die fixe Verschraubung via gerasterter Arri-Rosette – sitzt dafür jedoch stets angenehm spielfrei.

Durch die zwar ergonomische aber nicht zu tief in die Hand integrierte Form des Handgriffs kann in unserer Praxis ein recht weiter Bereich zwischen bodennahen und hohen Kamerapositionen handgehalten abgedeckt werden – ohne den Griffwinkel durch an- und abschrauben verändern zu müssen. Ergonomisch pass das gut für uns - der C400 Griff bietet sich im Vergleich zu anderen Herstellern eher für große Hände an.
Wer (wie wir) bei der Cinema EOS Serie das handgehaltene Filmen auf Brusthöhe für eine DER ergonomischen Stärken der Kameraserie hält, wird auch bei der neuen EOS C400 gut abgeholt. Insbesondere mit dem größeren BP-A60N Akku ergibt sich ein willkommener, zusätzlicher Kontaktpunkt am Körper und dies bei einem bemerkenswert guten Gewichtsmanagement von Canon:
Die EOS C400 bringt „nur“ 1.540g (Gehäuse only) auf die Waage und ist damit trotz Vollformatsensor und reichlich mehr In/Outs nochmal spürbar leichter als die C300 Mark III (1.750g). Drehfertig mit dem RF 24-70 2.8 und dem größeren BP-A60N Akku, Tophandgriff und Monitor (ohne Mikro) kommen wir auf knapp unter 4kg Systemgewicht (3.904g). Angesichts der gebotenen, integrierten Funktionen ein echtes Leichtgewicht.

Neu wurde bei der C400 auch die Monitoraufhängung konstruiert und das ist auch gut so. An Stelle der zentralen Verschraubung mit dem vorderen Ende des Handgriffs wie bei der C300 III und der C500 II, findet sich jetzt ein Rod quer zur Kameraachse, auf den der Monitor via Natorail geklemmt wird. Dies bietet mehrere Vorteile gegenüber der bisherigen Monitormontage. Zum einen ermöglicht die Natoschiene bei Bedarf mehr Abstand zum Monitor (bis hin zum spontanen Schulterbetrieb) und zum anderen lässt sich der Monitor bsp. für Gimbalsetups unkompliziert am Gimbal oder einem Ring Grip mit Natoaufnahme befestigen.
Die Canon EOS C400 ist bereits von Hause aus recht umfassend mit weiteren Rigging-Optionen bestückt. So finden sich auf dem Top-Handle zwei ¼ Zoll Gewinde und ein mit Kontakten versehener Hotshoe, auf der Gehäuse-Oberseite 6 ¼ Zoll Gewinde, zwei Metalaufnahmen für Trageriemen, auf der Unterseite drei ¼ Zoll und ein 3/8 Zoll Gewinde sowie auf der Kamerarückseite vier ¼ Zoll Gewinde
Darüber hinaus scheint die Canon C400 von Drittherstellerseite vielfach unterstützt zu werden: Vocas, Zacuto, Wooden Camera und auch ARRI PCA stellen diverses Zubehör in Form von Cages, Plates, Handles, Sucherlupen, V-Mount-Lösungen etc. zur Verfügung.
Und apropos V-Mount: Zum Lieferumfang der Canon EOS C400 gehört auch der neu für die Canon C400 entwickelte BP-A60N Akku inkl. Ladeschale, der jetzt über 93 Wh verfügt und mit einem Gewicht von 442 g (von uns gewogen) ein gutes Gewichts/Leistungsverhältnis bietet.

Wer mit V-Mounts unterwegs sein möchte, dürfte bald von Drittherstellern ähnliche V-Mount Akku-Lösungen angeboten bekommen, wie sie für die C300 Mark III mit rückseitiger Befestigung verfügbar waren. Damit sollte dann – je nach V-Mount-Adapterplatte - auch ein Hot-Swap Betrieb zwischen V-Mount und BP-A60N / BP-A30N möglich sein. Die älteren BP-A60 und BP-A30 Akkus der C300 Mark II, C70 etc. können ebenfalls mit der C400 genutzt werden. Allerdings mit zwei Einschränkungen: Die Kommunikation des Lens-Terminals (Stecker vorne an der Kamera) und die Stromversorgung des erweiterten Zubehörschuhs stehen bei den älteren Akkus nicht zur Verfügung.
Die Bootzeit der Canon EOS C400 bis zur Einsatzbereitschaft haben wir mit ca. 3-4 Sekunden gemessen - ein durchschnittlich bis guter Wert. Für besonders schnelle Einsatzbereitschaft empfehlen wir die Kamera im Standby laufen zu lassen und die optional zuschaltbare Pre-Rec Funktion zu aktivieren. Hier stehen 3 Sekunden PreRecording zur Verfügung (allerdings nicht bei der Raw-Aufnahme).
Klein aber in der Praxis fein: Bereits von der C300 III / C500 II bekannt und erfreulicher Weise auch bei der C400 mit an Bord ist die optionale Schalterbeleuchtung. Der Button hierfür ist bei der C400 unterhalb der Cardslot-Klappe gewandert und sorgt für eine sehr praxisgerechte Beleuchtung der C400 Buttons in Lowlight-Situationen – ein Detail was bei der Konkurrenz häufig fehlt.
Schließlich gilt es noch die Audioabteilung (4-Kanäle) zu erwähnen, die von der rechten (C300 Mark III) auf die linke Kameraseite bei der C400 gewandert ist. In unseren Augen ergonomisch eine gute Entscheidung, weil man im handgehaltenen Betrieb so schneller Zugriff auf das Audiomodul hat. Für den schnellen Audio-Status-Check gibt es links ja zusätzlich den AudioStatus Button inkl. Shortcut ins Audio-Setup Menü. Die Pegelräder sind hinter einer gelochten Klappe vor versehentlichem Verstellen geschützt bei gleichzeitig von außen ablesbaren Pegelstellungen.

Die XLR- Eingänge der C400 befinden sich – wie nahezu alle In/Out - auf der rechten, hinteren Kameraseite und sind als Mini-XLRs ausgeführt. Wer von der C70 her kommt, muss bei der C400 also keinen neuen Mikro-Kabel anschaffen. Wer hingegen die Fullsize XLRs der C300 Mark III gewohnt ist, muss bei der C400 entweder in entsprechende Adapter oder neue Mini-XLR-Fullsize XLR Kabel investieren. Letztere Option wäre unsere Empfehlung für eine robuste Lösung bei immer noch überschaubarem, finanziellem Aufwand.
Hauttöne
Wir hatten recht schnell wechselnde Lichtverhältnisse von hartem Mittagslicht bis hin zu weich-diffusem Licht Dank Wolken. Entsprechend unterschiedlich vielen die Hautton-Grades der C400 aus. Es spricht für die hohe Qualität der Canon Colorscience, dass sich hier die Ergebnisse trotzdem allesamt auf hohem Niveau bewegen.
Herausragend sind die Hauttöne bei leicht diffusem Umgebungslicht.

Unsere Close-Up Aufnahmen mit Caro zeigen dies eindrucksvoll - sehr viel besser wird es beim Thema einfach zu generierende, hochwertige Hauttöne nicht.
Bei härterem Umgebungslicht verhalten sich Hauttöne erwartungsgemäß schwieriger in der Postproduktion und auch bei der Canon EOS C400 muss man hier etwas mehr Zeit investieren, um zu hochwertigen Resultaten zu kommen. Zwar bietet Canon eine enorme Zahl an Konversions-LUTs – allerdings würden wir uns noch eine LUT mit etwas geringerem Farbkontrast als die offiziellen BT709_WideDR LUTs wünschen. Vor allem Rottöne wie Caros Haar haben bei der 709-Lut eine Tendenz etwas zu stark gesättigt zu werden. Nichts was man nicht in der Farbkorrektur hinbekommen würde, aber eine neutralere, 709-ähnliche LUT würde hier etwas Zeit sparen.

Wer das 12 Bit Canon RAW Material der C400 ohne LUT manuell graden möchte, hat hier ebenfalls viele Optionen. Für besonders einfache manuelle Farbkorrekturen empfehlen wir Canon RAW nach Canon Log 3 zu entwickeln – Dank RAW stellt eine entsprechende LOG-Konvertierung in DaVinci Reslove, Final Cut Pro etc. kein Problem dar.
Was uns bei Canon durchaus kameraübergreifend auffällt, ist der in unseren Augen sehr gelungene Mix aus Hautglättung und Auflösung. Selbst bei Standardeinstellungen (Effect Level off) empfinden wir Hautoberflächen bei Canon stets als minimal schmeichelnd ohne hier in eine unrealistische Glättung abzudriften. Für uns aktuell mit die beste Darstellung von Hautoberflächen am Markt.
Auflösung
Vergleich man die Bilder der C400 mit der C300 Mark III bzw. C70 fällt ein Unterschied sofort auf: Während die C70 und C300 Mark III mit ihren S35 Sensoren näher am 1:1 Readout samplen und damit eher zu einer weicheren Bild tendieren, bietet die Canon EOS C400 Dank 6K Oversampling für 4K-Timelines ein deutlich höher aufgelöstes Bild.

Dies macht sich durchaus auch bei der Wiedergabe von Details wie Haaren, Wimpern etc bemerkbar, die bei der C400 mit deutlich mehr Details aufwarten. Entsprechend hat man bei der Canon EOS C400 im Vergleich zu ihren „kleineren“ Schwestern etwas mehr Wahlmöglichkeiten, welchen Look man kreieren möchte. Ist ein moderner, hochauflösender High-Tech Look gefragt, greift man zur Kombination 6K Oversampling + moderne Canon EOS RF Optiken – ist hingegen ein eher organischer Look gefragt, kann man gut mit Diffusion oder manuellen Optiken mit „Charakter“ arbeiten.
Beim Thema „Schärfe“ empfehlen wir im RAW-Entwickler von Resolve auf jeden Fall „Sharpness“ auf Null zu setzen - auch wenn ein hochauflösender Look gefragt ist – das 6K Oversampling bietet mehr als genug Auflösung und Schärfeeindruck.

Abstriche bei der Schärfe muss man dann erst bei Zeitlupen ab 100p und mehr in Kauf nehmen. Bei unserem Close-Up Portraitshot fällt dies nicht weiter ins Gewicht. Sind hingegen gemixte Timelines mit 25/50 und 100p gefragt, sollte man den leichten Auflösungsabfall ab 100p zumindest im Hinterkopf haben.
Autofokus
Mit der Canon EOS C400 implementiert Canon den Dual Pixel CMOS AF II aus seinem DSLM-Line-Up jetzt auch erstmalig in einer größeren Cinema EOS Kamera.
Im Gegensatz zur Dual Pixel CMOS AF I Variante der C70 nutzt der AF II der C400 die gesamte Sensorbreite – wir hatten zwar bei der C70 in der Praxis keine Probleme mit einem am Rand nicht optimal funktionierendem AF aber wer hier in Grenzbereichen unterwegs ist – wir können uns hier schnell sich aus dem Sichtfeld rein- oder rausbewegende Motive bsp. bei Autorennen, Sportveranstaltungen etc. vorstellen – erhält hier mehr AF-sensitive Sensorfläche.
Mit der sog. EOS iTR AF X Tracking-Implementierung stehen hier beim Personen-Tracking Auge, Gesicht und Körper sowie eine Tiererkennung (Hund/Katzen) zur Verfügung. Mit den Face Only / Face Priority Modi lässt sich die AF-Performance weiter feinjustieren.
Bei unseren AF-Tests arbeitete der Dual Pixel II AF der C400 auf gewohnt hohem Niveau.Wir hatten keine Aussetzer – zusammen mit Sony für uns nach wie vor das beste AF-System am Markt. Unsere Wunschliste fällt damit auch klein aus:
Bei zukünftigen Implementierungen/Firmware-Updates würden wir uns noch eine bessere Speicherung getrackter Gesichter in einer Menschengruppe wünschen, wenn das getrackte Gesicht kurzfristig den Ausschnitt verlässt. Hier bietet die Konkurrenz noch etwas mehr „Erinnerungsvermögen“.
Lowlight Vergleich: Canon EOS C400 vs Sony FX6
Eine der wohl spannendsten und zugleich innovativsten Funktionen der Canon EOS C400 stellt das erstmalig überhaupt bei einer Kamera implementierte Triple Base ISO dar. Der Back Side Illuminated Vollformat-Sensor der C400 lässt sich damit in drei nativen ISO-Stufen betreiben: 800, 3.200 und 12.800 ISO.
Um die Lowlightfähigkeiten der Canon EOS C400 besser einordnen zu können, haben wir den Lowlight-Champion in diesem Kamera-Segment - die Sony FX6 – kurz mit dazu genommen und einen ISO-Vergleich bei kontrollierten Lowlightbedingungen im Testlabor gefilmt.
Da die Sony FX6 als Dual Base ISO Kamera ebenfalls 12.800 ISO als zweite, höhere ISO-Schaltung mitbringt, ergibt sich hier eine besonders gute Vergleichsmöglichkeit.
Auf unserem Testkasten waren wir mit ca. 12 LUX unterwegs. Beide Kameras waren mit ihrem jeweiligen aktuellen 24-70mm F2.8 Zoom bestückt und bei beiden Kameras haben wir manuell einen Kelvin-Wert von 2.700K eingestellt. Bei Kameras haben wir in LOG gefilmt und die Hersteller REC 709 LUT angewandt. Das Luma haben wir in Resolve bei beiden Kameras in etwa angeglichen.


In ihren höchsten nativen ISO-Werten bei 12.800 ISO setzt sich die Canon EOS C400 leicht gegenüber dem XAVC-Intra der Sony FX6 ab.
Durch ihre 6K-Auflösung bietet das RAW der Canon EOS C400 ein detailreicheres Bild während sich Codecartefakte der Sony mit dem Rauschen der C400 in etwas die Waage halten.

Schauen wir uns das parallel zu RAW aufgezeichnete 10 Bit Material der Canon EOS C400 bei 12.800 ISO an, fällt auf, dass hier die interne Rauschunterdrückung der Canon stärker zum Zuge kommt. Die C400 produziert im Vergleich zur Sony FX6 hier das sauberere Bild bei etwa gleicher Detailauflösung.

Diesen Vorsprung bei der Lowlight-Fähigkeit bewahrt sich die Canon EOS C400 bei allen von uns getesteten ISO-Stufen bis hin den High-ISOs 51.200 und 102.000 ISO. Tatsächlich liefert die Canon EOS C400 eine bemerkenswert starke ISO-Performance auch im High-ISO Bereich ab und zieht hier deutlich an der Sony FX6 vorbei.

Im Schnitt würden wir der Canon EOS C400 ca. eine Blendenstufe Vorsprung vor der Sony FX6 beim Lowlightverhalten zusprechen. Da die Sony FX6 bereits über ein sehr gutes Lowlightverhalten verfügt, stellt dies eine beachtliche Leistung der C400 dar.
Stabilisierung
Beim Thema Stabilisierung nutzt die C400 die von der C70 / R5C, etc. bekannte Kombination aus optischer Bildstabilisierung (bei entsprechenden Objektiven) und elektronischer interner Stabilisierung (EIS).

Als Objektiv kam bei unseren Aufnahmen das Canon RF 24-70mm f/2.8 L IS USM zum Einsatz, das als eines der wenigen 24-70 / 2.8er am Markt über eine optische Stabilisierung verfügt. Zusammen mit der elektronischen Stabilisierung der C400 ergibt sich damit in unseren Augen ein sehr guter Mix aus Stabilisierungsleistung bei natürlicher Bildanmutung. Mit etwas Übung sind selbst handgehaltene Aufnahmen im Laufen durchaus brauchbar.
Wir würden bei den EIS -Einstellungen aktuell die Standard-Einstellung empfehlen, weil wir im High-Modus ein Paar Wischeffekte beobachtet haben. Dieser könnte eher für besonders lange handgehaltene Brennweiten in Fragen kommen. In Hinterkopf sollte man hierbei behalten, dass sich die EIS nicht bei der RAW-Aufnahme nutzen lässt. Hier werden dann optische Objektivstabilsierungen noch wichtiger (oder ein Gimbal-Einsatz, für den die C400 vom Formfaktor sowie In/Outs her ebenfalls gut vorbereitet ist).
An die in letzter Zeit sehr stark gewachsenen Stabilisierungsleistungen von IBIS-DSLM Systemen kommt die C400 nicht (ohne Postpro-Stabilisierung s.u.) heran – dürfte aber in ihrem Segment trotzdem die aktuell beste Stabilisierungsleistung out-of-camera bieten. Da Canon über eine ganze Reihe von stabilisierten Optiken verfügt, die es bei vielen anderen Herstellern nicht gibt (35mm, 15-35mm, 24-70mm, etc.) lässt sich mit der Canon C400 über einen bemerkenswert weiten Brennweitenbereich bei Bedarf zusätzlich optisch stabilisiert arbeiten.

Uns hat dann doch noch die Neugier gepackt und wir wollten wissen, wie gut sich das handgehaltene Material noch zusätzlich in DaVinci Resolve stabilisieren lässt. Wir haben daher den Resolve Stabilizer in den Defaulteinstellungen einfach nochmal über den Clip laufen lassen und waren sehr angetan vom Ergebnis – denn damit bewegt sich das C400 Material jetzt auf dem Niveau von sehr guten DSLM-Stabilisierungssystemen. Mit etwas mehr Zeit hätten wir gerne auch einen Stabilisierungstest mit dem 6K RAW Material gemacht – hier steht nochmal mehr Auflösung für die Stabilsierung in der Postproduktion zur Verfügung ...
Akkuleistung und Speicherplatz
Nach knapp 1 Stunde Dreh mit Caro hatten wir noch drei von vier Punkten auf dem Canon BP-A60N Akku. Bei voll geladenem Akku zeigt die C400 211 Minuten an – also rund 3,5 Stunden Aufnahmezeit mit frischem Akku.
Den Stromverbrauch der Canon C400 gibt Canon wie folgt an:
RAW ST, 6.000 x 3.164, 59,94p (32,5 W)
RAW ST, 4.368 x 2.304, 59,94p (3,4 W)
XF-AVC, 4.096 x 2.160, 59,94p (31,6 W)
XF-AVC, 2.048 x 1.080, 59,94p (29,7 W)
Damit liegt die C400 trotz Vollformatsensor quas auf dem gleichen Niveau wie die C300 Mark III. Ein guter Wert.
Wer besonders leicht unterwegs ein muss, findet in dem mtgelieferten BP-A60N Akku eine effektive Stromquelle. Wer mehr Akkuleistung und/oder Hotswapfähigkeit benötigt, sollte mit den kommenden V-Mount-Lösungen von Drittherstellern gut bedient werden.
Hier noch die Aufnahmezeiten für unterschiedliche Formate im Überblick mit einer 512 GB CFexpress Karte:
Cinema RAW Light LT: 6.000 x 3.164, 576 Mbit/s: ca. 118 Min.
Cinema RAW Light ST: 6.000 x 3.164, 886 Mbit/s: ca. 77 Min.
Cinema RAW Light HQ: 6.000 x 3.164, 1.800 Mbit/s: ca. 37 Min.
XF-AVC: 4.096 x 2.160, 500 Mbit/s: ca. 136 Min.
XF-AVC S: 4.096 x 2.160, 500 Mbit/s: ca. 136 Min.
XF-HEVC S: 4.096 x 2.160, 135 Mbit/s: ca. 505 Min.
Fazit
Mit der Canon EOS C400 stellt Canon ein bemerkenswert komplett ausgestattetes Pro „Workhorse“ zu einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis vor. Zu den Stärken der C400 zählen ihre Dank Tripe Base ISO exzellente Lowlightfähigkeit, ihre zahlreichen In/Outs inkl. 2x SDI, Genlock/Sync, Ethernet etc., ihr Vollformatsensor mit zeitgemäßen Dynamikumfang und die zahlreichen Aufzeichnungsformate inkl. 12 Bit RAW und 10 Bit H.265.
Hinzu kommt ein ergonomisch erprobt gutes Gehäusedesign – insbesondere auch für mobile Kameraanwendungen – und kleine aber feine Updates wie die neue Sucheraufhängung oder die neue Dual Pixel AF II Version.
Das größte Feature stellt für uns neben der Triple Base ISO jedoch der Preis der Canon EOS C400 dar. Mit einer UVP von 8.599,- liegt sie noch unterhalb des Ausgabepreises der C300 Mark III - bietet jedoch deutlich mehr Funktionen.
Eine echte Kampfansage an die Konkurrenz und eine spannende Upgradeoption - nicht nur aber insbesondere auch für EOS R5C, C70 und C300 Mark III User...