Wir hatten die Canon EOS C70 ja schon vor drei Monaten bei uns im Test, allerdings wollte Canon seinerzeit keine Veröffentlichung von Messergebnissen des Sensors, solange es sich noch um Geräte aus der Vorserienproduktion handelte. Nun hatten wir endlich die Möglichkeit mit einem finalen Modell unsere Messungen zu veröffentlichen.
Nach den zwei hybriden DSLMs EOS R5 und R6 hat Canon nun auch wieder eine Kamera vorgestellt, die sich exklusiv an die Anforderungen von Filmern richtet, ohne im Fotobereich glänzen zu müssen.

Der neuen Cinema EOS C70 wurde dabei trotz RF-Mount kein Vollformat-Sensor verpasst und auch auf eine bewegliche Lagerung des Sensors wurde verzichtet, obwohl der Vollformat-Bildkreis hierfür natürlich fast schon prädestiniert erscheint. Dafür überrascht Canon mit einem optional zugehörigen EF-RF Focal Reducer à la Speedbooster und bietet zudem - dank DGO-Sensor (Dual Gain Output)- auch eine Dynamik, die schon bei der Canon C300 Mark zu überzeugen wusste. Das ist nicht verwunderlich, denn von dieser letzten C300 hat die C70 ihren Sensor geerbt.
Um diesem Flaggschiff-Modell jedoch nicht zu nahe zu treten, beherrscht die C70 kein internes RAW (und auch eine externe RAW-Ausgabe ist bis dato nicht angekündigt). Doch immerhin gibt es interne 10 Bit 4:2:2 CLog2/3-Aufzeichnung in zwei SD-Karten-Slots, was für die meisten Anwendungsfälle mehr als ausreichend sein dürfte. Und darum auch hier mal wieder ein kurzer Check, ob die Signalqualität auch so gut ausfällt, wie die Spezifikationen erwarten lassen.
4K-Debayering
Mit Frameraten von 24-120fps lässt sich der gesamte Sensor der C70 in einem 1:1 Readout speichern, wobei Details in der Tat "cinematisch gefiltert" werden. Wo also typischerweise Alasing-Artefakte und Bayer-Zipper sichtbar werden würden, fällt die C70 in eine leichte Unschärfe. Die resultierende 4K-Debayering Qualität fällt somit für die native 4K-Auflösung des Sensors bestmöglich aus:

Die Rolling Shutter Werte der C70 in 4K sind hierbei ebenfalls "unauffällig" und für Cinema Kameras typisch. Das bedeutet im Klartext 15,7ms in 24-60p und bemerkenswerte 7,7ms bei 100-120p.
Auch wenn kein beweglicher Sensor verbaut wurde, lässt sich zusätzlich noch eine digitale Stabilisierung durch die Nutzung von Randsenseln zuschalten. Aufgrund der grundsätzlich gefilterten Details wirkt diese leichte Reduktion der Auflösung konsistenter als bei anderen Modellen:

HD-Debayering im S16 Crop
Nicht ganz überraschend fällt im Super16 Crop das HD-Debayering ebenfalls etwas detailarm aus. Denn hier steht ebenfall nur ein 1:1 Readout für die entsprechenden FullHD-Auflösungen bereit:

Dafür wird auch diese Qualität durchgehend von 24-180fps gehalten. Und das bei entsprechend verbesserten Rolling Shutter Zeiten: 7,8ms von 24-60p und 3,8ms bei 100-180fps.
Und auch hier gibt es nur wenig sichtbare Qualitätsverschlechterung, wenn der digitale Bildstabilisator zugeschaltet wird:

Fazit Canon C70 - Rolling Shutter und Debayering
Die aufgrund der Spezifikationen erwartete "Hausmannskost" erfüllt die C70 ohne Überraschungen. In den gängigen Frameraten liefert die Kamera die amtlichen Rolling Shutter Werte ab und das 1:1 Readout 4K-Debayering wird gefällig szenisch gefiltert. Da die Datenraten in 4K (vor allem gegenüber RAW) sehr moderat ausfallen, sehen wir somit kaum einen Grund, mit der C70 im S16-Crop zu arbeiten (außer den geringeren Rolling Shutter Zeiten und den 180p). Schön ist, dass die 4K-Qualität über das gesamte Frameraten-Spektrum gehalten wird. Ganz so wie es sich für ein solides Arbeitstier gebührt.
Unsere Dynamik-Betrachtungen zur C70 folgen übrigens in Kürze...