Die Canon HF-M52 fällt gegenüber ihren direkten Konkurrenten deutlich dicker aus. Dies ist jedoch weder notwendigerweise dem Bildwandler geschuldet (Sonys HDC-CX570 ist beispielsweise bei kleinerem Gehäuse noch größer) noch dem Objektiv, das bei Panasonics Konkurrent HC-V707 praktisch gleich groß ist. Die Canon Kamera gönnt sich einfach mehr Breite, was sie beim Filmen sogar durchaus griffiger macht als ihr direktes Umfeld.

Professionelle Zutaten
Erstaunlicherweise verbaut Canon in der neuen HF M 5x-Serie augenscheinlich den gleichen 1/3-Zoll FullHD-Sensor, der sich ebenfalls in weitaus teuren Modellen wie der XF100 oder XA10 wiederfindet. Und der in der HF M52 werkelnde Signalprozessor DIGIC DV III ist ebenfalls in der gerade vorgestellten Profikamera Canon C300 zu finden, die mit 15.000 Euro in einer ganz anderen Liga spielt. Im Gegenzug muss man bei Canons HF-M52 unter anderem mit einem sehr geringen Weitwinkel auskommen, während Panasonic und Sony bei den aktuellen Modellen geradezu mit opulenter Brennweite glänzen. Immerhin besitzt die HF M52 auch einen automatischen Objektivverschluss.
Canon bietet nur einen proprietären, dafür aber aktiven Zubehörschuh z.B. für zusätzliche Mikrofone. Apropos Mikrofone. Bei den Audiofunktionen ist Canon großzügig und gewährt der HF-M52 neben Mikrofon-Eingang und Kopfhörer-Ausgang (beides Mini-Klinke) auch Pegelanzeige und eine feinfühlige, manuelle Aussteuerung. Doch Achtung: Leider verzichtet Canon bei den noch etwas günstigeren, ansonsten bauähnlichen Modellen HF-M56 und HF-M506 laut Datenblatt auf den Mikrofoneingang.
Gesparte Ausstattung
Dafür zeigt sich die kleine Canon HF-M52 bei der Formatauswahl eingeschränkt. Es gibt zwar 50i und 25 FpS, aber echte 50p bleiben weiterhin der Konkurrenz vorbehalten. 3 Zoll-Displays sind in dieser Preisklasse mittlerweile Standard, jedoch liefert Canon hier nur unterdurchschnittliche Schärfe. Die 230.000 Pixel liegen deutlich unter der Konkurrenz. Diesen Mangel kompensiert die HF-M52 im Gegenzug mit einer Auschnittsvergößerung beim Fokussieren (Expanded Focus), was ansonsten in dieser Preisklasse gar nicht zu finden ist.
Objektivringe, Rädchen oder ein paar (womöglich noch frei belegbare) Knöpfe für Shutter, Blende oder Weißabgleich sucht man allerdings vergebens. Solche Aufnahmehilfen lassen sich die Hersteller nach wie vor mit einem deutlichen Aufpreis bezahlen.
Manuelle Einschränkungen
Nach dem Einschalten werden ambitionierte Videofilmer erst einmal enttäuscht: Denn neben der Vollautomatik finden sich nur zwei Halbautomatiken: Das heißt, entweder man definiert die Belichtungszeit, dann regelt sich die Blende automatisch (= Blendenautomatik), oder man regelt die Blende, woraufhin sich die Belichtungszeit automatisch einstellt (=Zeitautomatik). Eine volle manuelle Kontrolle über Belichtungszeit und Blende bietet Canon bei der HF M52 dagegen nicht.
Ein kleiner Trick, hilft aber dennoch zu immerhin festbleibenden Werten beim Filmen zu gelangen. Hierfür wählt man in der Blendenautomatik seine gewünschte Belichtungszeit und kann dann zusätzlich über den Parameter Belichtung indirekt die Blende festsetzen. Dies gelingt zwar nicht mehr in aussagekräftigen F-Werten, sondern nur noch in (EV-) Korrektur-Angaben, also +/- 3.0 Stufen. Dafür kann man diese Werte auch per direkter Touchscreen-Berührung auf das gewünschte Motiv einstellen (lassen).
Für viele Fälle mag diese Vorgehensweise ausreichen, jedoch bekommt man keine absolute Kontrolle über das Bild und auch der Gain ist hiermit leider nicht im Verhältnis zur Blende kontrollierbar. Solche “Features” machen offensichtlich, dass Canon hierüber versucht, die verbaute Technik nicht für Profis interessant erscheinen zu lassen. Schließlich findet sich nicht nur der CMOS-Sensor ebenso in den Profimodellen von Canon sondern auch der gleiche Signalprozessor.
Folglich gibt es auch weder Zebra noch Histogramm zur Belichtungskontrolle. Immerhin bietet Canon jedoch Einstellungen der Bildcharakteristik (Farbtiefe, Schärfe, Kontrast und Helligkeit). Diese greifen allerdings kaum nennenswert ein. Bemerkenswerter sind da schon die 9 Cinema-Profile der Kamera, die das Bild extrem verändern können. Leider in genau gegensätzlicher Richtung, wie es sich Profis wünschen würden, denn der Look wird durch die extremen Gradationskurven in der Kamera bereits unwiederbringlich in die Aufnahme gebannt. Dennoch zeigen diese spielerischen Presets, wie stark sich die Dynamik der Kamera prinzipiell nutzen ließe.
Aus dem Messlabor
Der Messverlauf erstreckt sich sehr linear und ohne auffälligen Bauch fast über das gesamte Messspektrum und erinnert stark an die großen Canon-Geschwister.
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Das abgefilmte ISO-Chart bestätigt auch eine sehr natürliche Schärfe, die jedoch auch leichte Moiré-Effekte in den Kreisen mit sich bringt.
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Der Farbpegel ist in der Werkseinstellung nicht übertrieben stark eingestellt und bei der Farbdifferenzierung gibt es „rein“ gar nichts auszusetzen.
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Trotz sehr geringem Weitwinkel sind leichte Verzeichnungen durchaus erkennbar. Eine digitale Verzeichnungskorrektur findet offensichtlich nicht satt.
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Die Farbgebung in der Werkseinstellung ist ziemlich neutral, wobei Hauttöne ganz leicht in Richtung rosa tendieren. Marginale Änderungen der Bildcharakteristik sind zusätzlich möglich.
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Bei Schwachlicht setzt sich der 1/3-Zoll Sensor kombiniert mit der lichtstarken Optik vor die Konkurrenz. Somit bieten die HF-M5x Camcorder gerade das beste Low-Light-Verhalten in dieser Preisklasse.
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Dies kann man besonders gut sehen, wenn man den Gain voll ausreizt und mit 1/25 Sekunde Belichtungszeit bei manuellem Weißabgleich filmt...
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Und auch im Audiobereich punktet Canon nicht nur durch die vollständigen Anschlüsse, sondern auch durch den besten Geräuschspannungsabstand gegenüber der Konkurrenz.
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Fazit
In der neuen HF-M52 verbaut Canon teilweise anspruchsvolle Technikkomponenten, die sich auch in der Profimodellen wiederfinden. Einschränkungen schafft Canon durch die geringe Weitwinkeloptik, das wenig auflösende Display sowie die eingeschränkte manuelle Kontrolle. Wer jedoch beim Filmen auch gerne experimentiert und sich intensiv in die Kamera einarbeitet, kann sicherlich mit den Halbautomatiken und den Cinema-Presets durchaus attraktive Aufnahmen hinbekommen. Zumal Low-Light-Verhalten und Audio-Ausstattung in dieser Preisklasse bemerkenswert sind.