Test Blackmagic Cinema Camera 6K Sensor Test - Rolling Shutter, Debayering und Dynamik

Blackmagic Cinema Camera 6K Sensor Test - Rolling Shutter, Debayering und Dynamik

Die neue Blackmagic Cinema Camera 6K ist in vielerlei Hinsicht eine alte Bekannte, will allerdings nicht mehr "Pocket" genannt werden. Doch es gibt wie immer auch noch mehr Details zu entdecken...

// 17:08 Do, 16. Nov 2023von

Mit der neuen Cinema Camera 6K, hat Blackmagic eher auf Evolution als auf die übliche Revolution gesetzt. Zwar ist es die erste Kamera der australischen Firma, die mit einem Kleinbild-Vollformat Sensor und der modernen L-Mount ausgestattet ist. Jedoch gibt es ansonsten kaum neue Features in dem bewährten Gehäuse zu bestaunen, welches bereits seit einigen Generationen für die günstigen "Cinema Camera-"Modelle zuständig ist.



Genau genommen ist Blackmagic an manchen Stellen sogar ein paar Schritte zurück gegangen. So gibt es beispielsweise in der neuen Kamera keine ProRes Aufzeichnungsmöglichkeit mehr und die Vergrößerung des Sensors bringt nicht nur Vorteile (wie wir gleich sehen werden).



Wir haben jedoch eine Vorahnung, dass dies alles nicht ohne Grund passiert. Denn der Platz für Firmware-Funktionen ist in einer FPGA-basierten Kamera relativ beschränkt und durch das Abschneiden alter Zöpfe könnte hier Raum für Neues entstehen. Wir würden uns beispielsweise nicht wundern, wenn man hier in naher Zukunft noch einen verbesserten Autofokus nachreichen will. Aber das ist alles nur reine Spekulation.



Die Blackmagic Cinema Camera 6K
Die Blackmagic Cinema Camera 6K


Begeben wir uns darum lieber schnell auf den Boden der harten Fakten...





Rolling Shutter Blackmagic Cinema Camera 6K

Grundsätzlich besitzen größere Sensoren längere Auslesezeiten für den Rolling Shutter. Und so sehen wir leider auch bei Blackmagics erstem Large Format Modell nur sehr durchwachsene Werte:



Die volle Sensorauslesung (im 3:2 Seitenverhältnis mit 6048 x 4032 Senseln) beträgt ganze 25 Millisekunden. Dies macht in Cine-Anwendungen ein Stativ fast obligatorisch. In diesem Modus wird man jedoch in der Regel sowieso anamorphotisch arbeiten, was im Gegenzug mit einer extrem großen Bildabdeckung belohnt wird.



Für die meisten Anwendungen relevanter ist da schon die 6K DCI-Auflösung mit 6048 x 3200 Senseln, die mit rund 20 Millisekunden etwas besser wegkommt. Wer ohne Anamorphot mit voller Sensorbreite cinemaskopisch filmen will, darf sich bei 6048 x 2520 Senseln schon über 15.6 Millisekunden freuen. Diesen Modus empfinden wir als eines der spannendsten Formate der Kamera, das sie die Aufzeichnung zudem mit bis zu 60 fps "beliefern" kann. In höheren Auflösungen schafft die Kamera nur 48 fps (6K UHD) bzw. sogar nur maximal 36 fps (in allen Modi mit 4032 Zeilen).



"In Ordnung" sind zudem die 15 Millisekunden beim DCI 4K-Modus im S35 Crop mit 4096 x 2160 Senseln, in dem die Kamera jedoch ebenfalls nicht über 60 fps hinauskommt. Dies funktioniert erst in sehr kleinen Sensorfenstern (2112 x 1184 mit 8.3 ms bis 100 fps, sowie 1920 x 1080 mit 7.5 ms bis 120 fps). In FullHD liegt der Cropfaktor des Sensorfensters dann übrigens bei ca. 3,15 - und damit sogar leicht unter der klassischen, ersten nativen FullHD Pocket Cinema Camera, die einen Cropfaktor von 2,88 aufwies.







4K Debayering Blackmagic Cinema Camera 6K

Beim Debayering gibt es dagegen viel Gutes zu berichten. Bei Auslesung des Sensors in voller 6K-Breite übernimmt das Schnittprogramm das 4K-Debayering, welches durch das Oversampling genügen Reserven bereithält um ein tadelloses Ergebnis zu erreichen:



Blackmagic Cinema Camera 6K - Readout 6K, Output 4K
Blackmagic Cinema Camera 6K - Readout 6K, Output 4K


Im 4K S35-Sensor-Crop bietet die Kamera dagegen die 1:1 Auslesung der Sensel, was in den feinsten 4K Details zu den typischen, aber kaum vermeidbaren Artefakten (Falschfarben/Aliasing Schlieren) führt:



Blackmagic Cinema Camera 6K - 1:1 Readout 4K, Output 4K
Blackmagic Cinema Camera 6K - 1:1 Readout 4K, Output 4K




Dynamik der Blackmagic Cinema Camera 6K

Zur Einschätzung der Dynamik greifen wir wie immer auf unsere Augen-Testreihe zurück, die einen visuellen Vergleich zwischen diversen Kameras ermöglicht. Hierfür richten wir eine Testkasten-Szene mit festem Weißabgleich auf 3200K ein. Dann tasten wir uns mit Blende und Belichtungszeit an eine Einstellung heran, in der die Haut unseres Puppenkopfes gerade nicht mehr clippt - und legen diese Einstellung als ETTR-0 fest. Von dieser Einstellung aus blenden wir sukzessive in Schritten von ganzen Blendenstufen ab (primär über die Belichtungszeit und dann - falls anschließend noch weiter notwendig - über ND-Filter oder Blendenring.)



Die hierbei entstehenden Aufnahmen bilden eine Blendenreihe mit jeweils einer zusätzlichen Blendenstufe "Unterbelichtung". Diese Aufnahmen korrigieren wir in Blackmagic DaVinci Resolve wieder zurück auf die Helligkeitsverteilung der ETTR-0 Referenz und vergleichen diese Aufnahmen mit anderen Kameras.



Bei den Blackmagic Kameras mit RAW Aufzeichnung gibt es hierbei jedoch eine Besonderheit für unser Testverfahren zu beachten. Denn wenn sich in der RAW-Entwicklung eine Highlight Recovery aktivieren lässt, bekommt die Kamera damit einen "Startvorteil" in unserem Test. Denn mit Highlight Recovery clippt die Haut im Waveform Monitor mindestens eine Blendenstufe später. Und unsere Testreihe startet dementsprechend mindestens eine Blendenstufe "früher" als ohne Highlight Recovery.



Da die Farben in den wiederhergestellten Bereichen jedoch eventuell nicht hundertprozentig stimmen, schaltet Blackmagic selbst die Highlight Recovery beim Debayering per Default aus. Und aus diesem Grund haben auch wir ohne Highlight Recovery gemessen. RED lässt dagegen dem Anwender bei der KOMODO beispielsweise keine Wahl, sondern aktiviert die Highlight Recovery durchgehend.


Wer plant, die Blackmagic Kamera durchgehend mit Highlight Recovery zu nutzen, darf bei unserem Dynamik-Test daher noch guten Gewissens eine Blendenstufe "hinzudenken".



Für einen direkten Vergleich haben wir diesmal auf folgende Kameras zurückgegriffen:



* Eine Panasonic S5II, weil diese wohl die aktuell direkteste Konkurrenz zur Blackmagic darstellt.


* Eine Nikon Z8 mit Tico RAW, die aktuell die beste Dynamik als Vollformat-Consumerkamera bietet.


* Sowie eine Canon EOS C70, die gerade die Dynamik-Referenz der S35-Cinekameras unter 5.000 Euro darstellt.



Vorhang auf:








Folgende Erkenntnisse lassen sich für die Blackmagic Cinema Camera 6K festhalten:



* Die Dynamik der Blackmagic Cinema Camera 6K liegt ziemlich genau auf dem allgemeinen Niveau typischer Vollformat DSLMs mit aktuellen 6K Sony Sensoren. Hier schenken sich die meisten Vollformat Kameras seit geraumer Zeit nicht viel. Auch gegenüber dem 8K Tiko RAW der Nikon Z8 schlägt sich die Blackmagic ähnlich. Die Z8 bietet jedoch noch einen Tick mehr sichtbare Auflösung und damit auch das feinere Rauschen, wodurch Details ebenfalls noch etwas länger sichtbar bleiben.



* Das Rauschen der Blackmagic Cinema Camera 6K ist dagegen "cinematischer". Gerade gegenüber der EOS C70 und der Panasonic S5II treten an kritischen Stellen deutlich weniger Kompressionsartefakte hervor.



* Die Canon C70 bleibt mit mit ihrer Dual Gain Sensorauslesung als S35/APS-C Referenz ungeschlagen. Allerdings spielt die Canon auch in einer anderen Preisliga. Würde man bei der Blackmagic Kamera die Messung mit aktivierter Highlight Recovery gelten lassen, so würde sie wohl mit Canon auf "Augenhöhe" landen.





Fazit

Die neue Blackmagic Cinema Camera 6K bringt gegenüber ihren S35-Vorgängern als Vorteile die moderne Mount sowie den größeren Sensor ins Spiel, liefert dafür aber bei den Rolling Shutter Werten nur Mittelmaß ab. Das Debayering ist dagegen tadellos und die Dynamik liegt auf dem allgemeinen Niveau typischer Vollformat DSLMs mit aktuellen 6K Sony Sensoren.



Gegenüber den DSLMs muss die Blackmagic zwar auf Autofokus und Sensor Stabilisierung verzichten, bietet dafür aber die Vorteile der internen, nativen RAW Aufzeichnung mit wenig Kompressions-Artefakten und erweiterten RAW-Korrekturmöglichkeiten in der Postproduktion. Besonders sei an dieser Stelle die Highlight Recovery erwähnt, welche die Dynamik noch signifikant steigern kann - sofern das Motiv mitspielt.



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