interface / Gesamt
Ganz gleich ob Source-Dateien, abgerufen über den Sourcemonitor oder Clips aus der Timeline: Die Videosequenzen sind gut reaktiv und bieten bis in Einzelbild-Steps exakte Bearbeitungskontrolle. Was für die Werkzeugpalette gilt, funktioniert auch für den Composer, den Source Pop-Up Monitor und alle anderen einblendbaren Palletten, Werkzeuge und Listen: alles frei plazier- und konfigurierbar. Hat man einmal seine "Tools" auf dem Desktop von Avid Xpress DV fürs individuelle Arbeiten plaziert und eingerichtet, steht bei jedem neuen Programmstart der individuell konfigurierte Schnittplatz bereit - unabdingbar für Mehrbenutzer-Umgebungen, wie sie im professionellen oder schulischen Einsatz benötigt werden, wenn unterschiedliche Operators zu unterschiedlichen Zeiten an einem System arbeiten. Bei Mac Os X gilt es zu beachten, dass der am Mac OS angemeldete User automatisch auch der Avid-User ist, sobald er Xpress startet. Sollen mehrere User bei Xpress DV unter Os X eingerichtet werden, müssen diese erst für das Gesamt-System vergeben werden, was übrigens durchaus Sinn macht, da Mac Os X als Unix-System sehr streng zwischen einzelnen Usern mit ihren individuellen Berechtigungen trennt. Ein User kann in Xpress mehrere User-Profile haben, so dass eine individuelle Mehrfach-Konfiguration jederzeit möglich ist.
Farbkorrektur

o.k., wir kommen zur absolut wichtigsten Neuerung in Xpress DV: der Farbkorrektur. Auf der Interface-Seite teilt sich die Farbkorrektur in zwei unterschiedliche Screens: dem Composer, und dem eigentlichen Correction Tool.
Der Composer teilt sich in drei Ansichten auf, wobei die Mittlere die zu korrigierenden Schnittsequenz zeigt, der Linke die Sequenz davor und die Rechte die Sequenz danach. Dieses 3-Fenster-System ist den meisten Avid-Cuttern von den großen Avid Suiten wie der Symphony vertraut. Es läßt sich kaum eine bessere Methodik vorstellen, um bei umfangreicheren Projekten zu einer konsistenten Farbgebung zu kommen. Mit diesem 3-Fenster Set-Up läßt sich Schnittpunkt nach Schnittpunkt auf der Timeline ansteuern: der Cutter sieht aus welchem Farbraum er kommt, in welchem er sich derzeit befindet und in welchen er gehen wird. Diese Vorher-Jetzt-Nacher Verteilung von Videomaterial ist jedoch nicht zwingend. Es läßt sich beispielsweise im linken Fenster ein Referenz-Frame fixieren, der kontinuierlich angezeigt wird, während man von Schnittpunkt zu Schnittpunkt navigiert und anhand des Referenz-Frames die jeweiligen Sequenzen anpasst.
Doch auch damit nicht genug: Die Farbkorrektur funktioniert in Echtzeit - allerdings handelt es sich hierbei defacto um einen Preview (PAL-Aulösung/Ausspielung muss wie bei anderen Systemen nachwievor gerendert werden). Zusätzlich läßt sich jedes der drei Composer Fenster intern nochmals in ein Vorher-Nacher teilen (s. Screenshot). Dieser Preview-Bereich läßt sich mit Kontrollpunkten an jeder Ecke frei im jeweiligen Fenster platzieren. Man kann somit gezielt die Farbwahl in bestimmten Bildbereichen überprüfen oder vergleichen, ob man mit den bisherigen Farben insgesamt zufrieden ist.
Es kommt noch besser: Zusätzlich lassen sich Farben gezielt korrigieren. Gemeint ist selektive Farbkorrektur; Avid spricht von Colour Matching. Eines der wichtigsten professionellen Farbkorrektur-Optionen überhaupt. Folgendes Szenario: Es wird an zwei Tagen gedreht. Am ersten Tag scheint die Sonne ins Gesicht des Darstellers am zweiten Tag gibts Wolken: es muss mit Kunstlicht gedreht werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit, wird der Hautton des Darstellers im Vergleich von Tag 1 zu Tag 2 einen Unterschied aufweisen. Dieser Unterschied läßt sich mit selektiver Farbkorrektur nivellieren. Mit der Pipette aus dem Colour Matching Bereich wird der Hautton von Tag 1 als Referenz abgenommen und gespeichert und gegen den Wert von Tag ausgetauscht: fertig. Na gut, ein bißchen muss man immer noch Nachjustieren - aber es funktioniert erstaunlich gut, zumal Xpress DV spezielle Algorithmen zur Auswahl stellt, die sich unter der Bezeichnung NaturalMatch verbergen, wo spezielle Luminanz-, Sättigungs- und Farbschattierungsverhältnisse umgesetzt werden. Darüber hinaus lassen sich auch einzelne Werte wie Luminanz oder Sättigung etc.. abgleichen und die Größe der abgenommenen Farbfläche regulieren.

Auch die Darstellungsoptionen der Korrekturtools lassen kaum Platz für Wünsche: Ob Bezier-Kurven, Zahlen-Eingabe oder Farbräder: Alles da. Schade eigentlich, dass mit Xpress DV ausschließlich DV-Material verarbeitet werden kann. Missen will man die Farbkorrektur jedoch nicht mehr, wenn man einmal mit ihr gearbeitet hat. Bei all der Pracht in Sachen Farbkorrektur verwundert es allerdings ein wenig, dass die Farbkorrektur nicht über Keyframes animierbar ist. Vielleicht ab Version 4.0 ?
Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass die Farbkorrektur von Xpress DV zum besten gehört, was derzeit im DV-Bereich zu haben ist.
















