Sicherlich gibt es leichteres als auf slashCAM Kauftipps für Schnittprogramme zu verteilen. Egal welches Programm wir rühmen, ehren und auf Händen aus unserem Teststudio tragen, es wird nicht die Meinung und Erfahrung jedes Lesers widerspiegeln. Und dennoch: Als „Leitmedium der digitalen Videokultur“ wollen wir natürlich dennoch unsere Leser bei der Hand nehmen und sie wissen lassen, wo unserer Meinung nach investiertes Geld am besten angelegt ist. Wir versuchen natürlich dabei wie immer auch zu begründen, weshalb wir uns für die Klassensieger entscheiden würden. Also Vorhang auf und Bashmodus an...
Vorüberlegungen
Eigentlich muss man sich Fragen, was man von einem Schnittprogramm erwartet? Unserer Meinung nach sollte ein Schnitt-Programm in erster Linie das Zusammenstellen von einzelnen Clips mit einem professionellen Workflow unterstützen. Dazu gehört ein durchdachtes Trimming-Tool genauso wie adäquate Vorschau-Möglichkeiten mit möglichst ruckelfreier Performance. An Video-Effekten erwarten wir eigentlich nur einen sauberen Titeler und eine potente Farbkorrektur um die einzelnen Clips aneinander anzupassen, sowie eine saubere Slow-Motion. Hand aufs Herz: Alle anderen Effekte und Funktionen bekommt man meistens mit einem Compositing-Programm besser hin. Schön ist daher, wenn die Anbindung an Compositing-Programme und andere (Sound-)Editoren gut gelöst ist.
Die Auswahl
Das günstigste Schnittprogramm mit guter HDV-Performance, durchdachten Assemble-Tools und einer Farbkorrektur, die den Namen auch verdient ist Green Valley´s Canopus Edius Neo. Nur dieses Programm schafft es wirklich einen Videostrom mit echter 3 Wheel-Farbkorrektur und einer Überblendung oder einem Titel ruckelfrei auf einem halbwegs aktuellen Rechner wiederzugeben.
Avid Liquid oder Final Cut Pro schaffen dies „nur“ mit einfachen Farb-Korrektur. Premiere Pro oder Vegas sind mit einer solchen Aufgabe bereits überfordert. Hier ruckelt es bereits bei voller Vorschauqualität.
Alle Edius-Konkurrenten bieten dafür eine Fülle an mehr oder weniger sinnvollen Zusatzfunktionen, die den Einsatz eines Audio-Editors oder eines Compositing-Programms bei einfachen Projekten überflüssig machen können. Sie haben einfach mehr „unter der Haube“. Für normalen DV-Schnitt reicht die Performance fast jedes Programms mittlerweile völlig aus. Wer jedoch heute HDV-Schnitt (und zwar wirklich nur Schnitt/Assembling) machen will, bekommt bereits für knapp 200 Euro ein angenehmeres Schnitterlebnis. Sucht man dagegen die Möglichkeit auch professionellere (10Bit-)Formate zu bearbeiten, muss man heute noch tief in die Tasche greifen. Hier kommen dann Avid-Produkte oder z.B. Premiere mit gesonderter Hardware-Lösung ins Spiel. Allerdings zu Preisen jenseits der 1000 Euro Schallmauer. Nur Vegas macht hier mit dem optionalen 32-Bit-Farbraum eine rühmliche Ausnahme, zumal sich die Bittiefe der Bearbeitung auch „on the Fly“ umstellen lässt. Alleine deswegen verdient Vegas unseren Kauftipp in der 500 Euro-Liga.
Ebenfalls entscheidend ist das Zusammenspiel mit anderen Applikationen, und hier setzten gerade die aktuellen Major-Player die Akzente: Sowohl Apple als auch Adobe versuchen über Bundling mit Audio, Compositing- und sonstigen Tools immer fettere Produktions-Pakete an den Mann zu bringen. Mit Preisen zwischen 1.200 und 2.000 Euro sind diese Pakete jedoch eine eigene Kategorie für sich.

Im lukrativen Massenmarkt der 100 Euro Schnittprogramme tummeln sich momentan viele Anbieter. Das rundeste Paket liefert dabei Adobe mit Premiere Elements 4.0 ab: Dank voller HDV-Unterstützung mit einer ziemlichen professionellen Oberfläche und guter Audio-Abteilung lassen sich auch größere Projekte ohne Probleme mit diesem Produkt abarbeiten.
Die Schattenseiten
Neben Schwachstellen, unter denen auch Premiere Pro leidet (Keine Überlagerungsfunktionen und nur durchschnittlicher Keyer ohne (H)DV-Kantenglättung, mäßige RT-Performance) fehlen professionelle Trim-Werkzeuge sowie eine komplexe Farbkorrektur. Außerdem (und fast unglaublich) wird AVCHD nicht unterstützt.
Fazit
Wer „nur“ mit HDV arbeitet, findet hier eine fast professionelle Schnittumgebung mit Keyframes und hochqualitätiven Effekten.
zum ausführlichen Test von Premiere Elements 4
Systemfrage
Je nachdem ob man einen Mac oder einen PC besitzt, bekommt man für 200 Euro schon ziemlich ausgefallene Schnittsoftware, die jedoch unterschiedlicher kaum sein könnte...

Edius Neo bringt schon in dieser abgespeckten Version viele professionelle Schnitt-Werkzeuge und eine einzigartige Echtzeitleistung ohne Zusatzhardware mit. Um HD(V)-Clips aneinander zu hängen, ein paar Blenden und Titel zu setzen und das Projekt mit einer ziemlich guten Echtzeit-Farbkorrektur zu finishen, ist Edius Neo das Tool der Wahl. Auch die AVCHD-Unterstützung ist ziemlich solide, allerdings nicht so schnell wie man von Canopus eigentlich erwarten würde.
Die Schattenseiten
Neben vielen Funktionen, die wirklich fast nur Profis wirklich brauchen, wurde leider auch die Slow-Motion Funktion rausgelassen. Außerdem beschränkt sich Edius Neo wirklich nur auf den eigentlichen Videoschnitt. Wer mehr „Drumherum“ will, wird eher bei der Konkurrenz fündig.
Fazit
Ein schöneres Echtzeit-HDV-Schnittgefühl gibt es in dieser Preisklasse (und auch deutlich darüber) nirgendwo.
zum ausführlichen Test von Edius 4.5

Wer einen Mac besitzt dürfte bei 200 Euro Budget kaum überlegen. Bereits das kleine Final Cut bringt erstaunlich viele Funktionen des großen Bruders mit. Inklusive Keyframes, Überlagerungsfunktionen, Keying mit Chroma-Korrektur und Preview auf einem externen Display.
Die Schattenseiten
Neben einigen Profi-Formaten wurde vor allem bei der Farbkorrektur gespart. Und leider fiel mit der letzten Preissenkung um 100 Euro auch Soundtrack aus dem Lieferumfang.
Fazit
Wer am Mac schneiden will und für die übrigen Programme der großen Suite keine Verwendung hat, sollte sehr genau prüfen, ob nicht auch Final Cut Express für die eigenen Ansprüche reicht. In den meistens fällen dürfte das nämlich klar der Fall sein.
zum ausführlichen Test von Final Cut Express 4

Mit der achten Version hat sich Sony tatsächlich selbst übertroffen. So kann man dem Programm gut und gerne attestieren für alle Schnittbelange professionelle Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Neben der einzigartigen 32 Bit-Float Unterstützung und der ungeschlagenen Audio-Abteilung wird grundsätzlich absolute Effektpräzision groß geschrieben.
Die Schattenseiten
Die gebotene Präzision schlägt sich natürlich auf die Performance nieder, wodurch man oft bei der Vorschau auf höchste Qualität verzichten muss. Wer von anderen Schnittsystemen kommt findet vielleicht auch an dem etwas unüblichen Workflow keinen Gefallen.
Fazit
Um Einzelteile eines Filmprojekts zum großen Ganzen zusammenzufügen ist Vegas einfach die rundeste Sache, da man für viele Compositing- oder Audio-Operationen auf andere zusätzliche Programme verzichten kann. Die Oberfläche will allerdings geliebt und beherrscht sein.
zum ausführlichen Test von Sony Vegas Pro 8