Mittlerweile befindet sich die Nikon ZR in den Händen vieler Käufer und zugleich poolen sich langsam die Erfahrungen im Umgang mit RED RAW NE. Auch wir haben unsere ersten Gehversuche hinter uns und wollen gleich einmal auf zwei wichtige Punkte im Umgang mit Resolve aufmerksam machen, die wahrscheinlich noch nicht jeder Anwender auf dem Schirm hat.
Decoding Quality Default?
Der erste Punkt sind die Resolve Einstellungen im RAW Decoder. Hier haben wir erlebt, dass die Qualitätseinstellungen im RAW-Modul bei Default-Einstellungen manchmal nicht auf der höchsten Qualitätsstufe ("Full res. premium" ) eingestellt sind. Stattdessen fanden wir sie oft ein der zweithöchsten Einstellung ("Half res. premium") vor.
Dies könnte sogar gewollt sein, weil hiermit die Schnitt-Performance auf den meisten Systemen zunimmt und man den Unterschied meistens nur beim Pixelpeeping unter einer vergrößerten Vorschau wahrnimmt.
Man sollte sich allerdings an dieser Stelle immer bewusst sein, dass man als Anwender in der Timeline mit heruntergesetzter Qualität arbeitet. Was mit Überraschungen beim Mastering verbunden sein kann, wenn man zum Finalisieren die Qualität wieder hinauf setzt und der Output plötzlich eine andere Anmutung aufweist.
Um hier keine Probleme zu bekommen, ist es daher wichtig, die relevanten Orte für die Einstellungen des RED RAW Decoders zu kennen. Und der wohl wichtigste Ort ist dabei in den Decoding-Einstellungen des aktiven Clips im Color-Raum zu finden.
Stellt man hier in den Einstellungen auf Clip (1), so gelten die folgenden RAW-Parameter immer nur für den gerade aktiven Clip - und überschreiben alle global eingestellten Default-Werte:

Darum ist es in der Regel sinnvoller, das Debayering über einen globalen Parameter zu steuern, der dann für alle Clips im Projekt gilt. Dies erreicht man durch Änderungen in den Project Settings:

Stellt man hier die Decoding Qualität ein, so gilt dieser Wert für alle RED RAW Clips, die in ihren Einstellungen auf die Project Settings verweisen. Diese Einstellung kann nur durch eine individuelle CLIP Einstellung im Color-Room übergangen werden.
Warum weniger Qualität?
Doch was gibt es eigentlich für Gründe, nicht immer in höchster Qualität bzw. Decoding Auflösung zu arbeiten?
Da wäre natürlich zunächst einmal die Performance zu erwähnen. Solange nur ein Clip decodiert werden muss, ist auch Mittelklasse-Hardware in der Regel für eine ruckelfreie Wiedergabe geeignet. Sind allerdings hohe Frameraten im Spiel oder müssen mehrere Clips auf einmal abgespielt werden, dann kann es selbst auf sehr potenten Systemen beim Decoding eng werden. In diesem Fall kann es dann hilfreich sein, für die Wiedergabe kurzfristig die Projektauflösung zu reduzieren, um eine flüssige Wiedergabe in niedrigerer Auflösung sehen zu können.
Cinematisches Decoding?
Uns ist allerdings beim Herumspielen unter Resolve noch ein weiterer, praktischer Aspekt der geringeren Qualitätsstufe aufgefallen. Und das ist das Rauschverhalten: Denn erstaunlicherweise verändert sich die Art des Rauschens zwischen den zwei höchsten Qualitätsstufen "Full res. premium" und "Half res. premium" deutlich.
In der zweithöchsten Qualitätsstufe "Half res. premium" rauscht RED-RAW beinahe so cinematisch wie Arri, während die höchste Auflösung sehr viel "digitaler" und pixeliger rauscht. Bei RED Raw in halber Bildqualität kommt hier wirklich so etwas wie eine Grain-Struktur ins Spiel, die stark an analogen Film erinnert.
Hier einmal zwei Standbilder im Vergleich:

Auf der linken Seite sieht man das Debayering in halber Premium Qualität und auf der rechten Seite die volle Premium Qualität. Hier im Anschluss auch noch einmal dazu als Bewegtbild:
Offensichtlich entsteht hier durch die Zusammenlegung von Senseln nicht nur eine geringere Detailauflösung, sondern auch eine eigene Ästhetik, die eventuell sogar erwünscht sein kann. So bekommt man in "Half res. premium" nicht nur die bessere Schnitt-Performance, sondern vielleicht sogar einen gewünschten Look, ohne hierfür einen dedizierten Grainsimulator bemühen zu müssen. Natürlich gibt es in diesem Fall nichts zu justieren, sondern diese Anmutung folgt dem "take it or leave it"-Prinzip. Aber wenn's passt...



















