Tipp 1:
Eigentlich sollte es zwar schon jedem klar sein, jedoch kann man es nicht oft genug betonen: Achten Sie darauf, dass Ihr Motiv perfekt belichtet ist. Arbeiten Sie -soweit es sich vermeiden lässt- nie mit der Automatik. Oft regelt diese während der Aufnahmen die Helligkeit nach, wodurch das berüchtigte Helligkeitspumpen entsteht. Nur bei einer optimalen Belichtung kann der Kontrastraum von DV voll ausgenutzt werden. Da Film einen weitaus höheren Kontrastumfang besitzt, verlieren Sie bei einer schlechten Belichtung wertvolle Kontraststufen in Ihrem Videofarbraum, die sich auch in der Nachbearbeitung am PC nicht wieder herstellen lassen...Tipp 2:
Eine leichte Unterbelichtung ist niemals so tragisch wie eine leichte Überbelichtung. An zu hellen Stellen besitzt das Video keine Zeichnung mehr, es entsteht einfach eine weiße Fläche. Diese „Hot-Spots“ sind typisch für Amateur-Videoaufnahmen. Eine leichte Unterbelichtung läßt sich dagegen in der Nachbearbeitung leicht ausbügeln. Arbeiten Sie immer mit der Zebra-Funktion Ihres Camcorders, sofern eine solche vorhanden ist. Überprüfen Sie auch den Wertebereich der Zebra-Funktion. Oft zeigt diese bereits eine Überbelichtung an, obwohl noch Zeichnung in hellen Flächen zu erkennen ist.Tipp 3:
Für einen brauchbaren Filmlook benötigt man mehr Tiefenunschärfe als Video typischerweise liefert. Profis greifen hier oft zum teuren 35mm-Adapter von P+S-Technik. Wer diese Investition scheut, sollte sich beim Filmen zumindest an einigen Regeln der Fotografie orientieren: Entfernen Sie sich so weit wie möglich von dem Objekt und zoomen Sie anschließend sehr nah heran. Allerdings läßt sich dieser Effekt nicht auf jede Szene anwenden: Bei Innenaufnahmen fehlt oft die nötige Distanz und bei einer bewegten Kamera läßt sich mit starkem Zoom selten eine brauchbare Fahrt realisieren.Tipp 4:
Außerdem spielt natürlich die Blende selbst eine Rolle, wie groß der Tiefenschärfebereich ausfällt. Je größer die Blendenöffnung (d.h. je kleiner die Blendenzahl), desto kleiner ist der Bereich der später scharf erscheint. Eine elektronische Nachverstärkung, die oft bei Camcordern über die Blende geregelt wird, wenn diese maximal geöffnet ist bringt dagegen keinen zusätzlichen Nutzen, was die Schärfe angeht. Bei einer geringstmöglicher Blendenzahl sind die Aufnahmen jedoch schnell überbelichtet, weshalb man hier mit zusätzlichen ND-Filtern arbeiten sollte.Tipp 5:
Beim Neukauf eines Camcorders sollten Sie zusätzlich darauf achten, dass die Fläche des CCDs möglichst groß ausfällt, um mehr potentielle Tiefenunschärfe zu erhalten. Je größer die Fläche, desto kleiner ist der Tiefenschärfebereich. In Consumer-Camcordern sind die größten verbauten Chips ungefähr 1/3“ groß, während sich im Profi-Bereich auch 2/3“-Chips finden.Tipp 6: Deaktivieren Sie den Digitalen Zoom. Sobald ein Camcorder im digitalen Zoombereich aufzeichnet, wird nicht mehr die volle Fläche des CCDs genutzt, weshalb sich die effektive Auflösung Ihrer Aufnahmen verringert. Ein digitaler Zoom läßt sich außerdem im Notfall auch noch in der Nachbearbeitung erzeugen.
Tipp 7: Vermeiden Sie jeden digitalen Filter in Ihrer Kamera. Effekte sollten immer erst in der Nachbearbeitung auf einen Videofilm gelegt werden und sind meistens sowohl qualitativ besser als auch exakter zu justieren. Damit hält man sich eine Reihe von Gestaltungsoptionen für den folgenden Schnitt offen. Wenn eine Szene einmal mit einem digitalen Filter gefilmt wurde, gibt es kein Zurück!
Tipp 8: Nehmen Sie dem Video die künstliche Schärfe. Weil das CCD in der Kamera grundsätzlich nur eher weiche Bilder mit wenigen Details aufnehmen kann, benutzen fast alle Videokameras einen elektronischen Scharfzeichner. Dieser untersucht das Bild auf starke Kontrastübergänge und fügt an den gefundenen Stellen weiße oder schwarze Linien hinzu, um das Bild schärfer zu machen. Ist dieser Scharfzeichner zu hart eingestellt, wirken die Bilder schnell steril. Daher bieten viele Kameras eine Möglichkeit die Stärke der "Nachschärfung" zu regulieren. Diese Regler heißen meistens "Detail Level", "Contour correction" oder (Wie auch bei der Sony VX1000) "Sharpness", und sind entweder direkt zugänglich oder verstecken sich hinter einer nur mit dem Schraubenzieher zugänglichen Justierschraube. Oft bietet auch ein internes Menü eine Regulierungsmöglichkeit der Schärfe. Schließen Sie ihre Kamera an ihren Monitor oder Fernseher an und richten sie die Kamera auf ein Objekt ihrer Wahl. Justieren Sie nun die Schärfe ihres Camcoders solange, bis Sie ihr persönliches Optimum gefunden haben. Besitzt dagegen Ihr Camcoder keinerlei derartige Einstellmöglichkeit (was gerade bei billigen Consumermodellen der Fall ist), oder ist Ihnen das Bild immer noch zu "scharf", dann könnte der folgende Tipp weiterhelfen:
Tipp 9:
Benutzen Sie einen Diffusionsfilter. Ein Diffusionsfilter wird vor die Kameralinse montiert und reduziert in erster Linie den Kontrast der Aufnahmen. Dadurch entsteht ein weicheres Bild. Wer hierbei gleich an vor Romantik triefende, verwaschene Aufnahmen denkt, der sei darauf hingewiesen, dass es diese Filter in verschieden Stärken gibt, die von "fast nicht erkennbar" bis "Trüber Blick durch eine Milschglasscheibe" reichen. Gehen sie zu einem Videofachhändler und probieren Sie verschiedene Modelle durch. Sollte Ihnen einer dieser Filter zusagen, drehen Sie konsequent jede Szene Ihres Films damit. Sollte Ihnen diese Möglichkeit nicht gefallen, gibt es auch noch Möglichkeiten in der Nachbearbeitung den Film etwas weichzuzeichnen, jedoch ist das mit Premiere oder Mediastudio erreichte Ergebnis meistens nicht so natürlich, wie ein vorher montierter Filter.Tipp 10: Vermeiden Sie Halbbilder. Videoaufnahmen zeichnen prinzipbedingt immer zwei Halbbilder auf. Filme auf Zelluloid werden dagegen mit echten 24Vollbildern gedreht und wiedergegeben. Während Video also auch Bewegungen zwischen zwei Halbbildern aufnimmt, ist dieser Effekt im Kino oder bei Filmen die nachträglich auf Video überspielt wurden nicht bemerkbar. Um auch bei den eigenen Aufnahmen diese Wirkung zu erzielen gibt es einen eleganten und einen unsauberen Weg. Die elegante Methode liegt einmal mehr im Camcoder oder genauer in dessen Möglichkeit die Belichtungszeit manuell einstellen zu können. Verkürzt man nämlich die Belichtungszeit auf 1/25 Sekunde zeichnen manche Camcorder statt 2 Halbbildern ein Vollbild auf. Allerdings findet man kaum Modelle, die diese Funktion „sauber“ zur Verfügung stellen. Viele Modelle mit Movie- oder Frame Mode werden dabei ruckelig, weil dieser Modus dennoch nur mit einer Belichtungszeit von 1/50 Sekunde arbeitet, oder sie reduzieren die Auflösung, was sich genauso gut im nachträglichen Schnitt bewerkstelligen läßt. Hierbei filmen Sie ihr Material wie üblich und reduzieren in der Nachbearbeitung die horizontale Auflösung um die Hälfte, d.h. beim Pal Vollformat von 576 Zeilen auf 288 Zeilen. Dies kann entweder schon beim Capturing vollzogen werden, was auch den benötigten Speicherplatz auf der Festplatte halbiert, oder in den Videoschnittprogrammen herausgerechnet werden. Die Programme bieten auch Möglichkeiten bei derartig halbierten Bildern jede zweite (fehlende) Zeile mittels Interpolation zu einem Vollbild zu ergänzen. Nachteil dieser Methode ist natürlich der damit verbundene Informationsverlust, da auch ein durch Interpolation wieder "aufgeblasenes" Bild nie die Schärfe der Ursprungsaufnahme erreichen wird. Allerdings gibt es hierfür schon einige ausgefeilte Deinterlacer, die sehr ansprechende Ergebnisse durch clevere Algorithmen erzielen. Hier gilt die Devise "Ausprobieren und selber beurteilen".
Tipp 11:
Arbeiten Sie nur mit optischen Bildstabilisatoren. Elektronische Bildstabilisatoren nutzen einen Teil der CCDs um die Verwackelung auszugleichen. Dadurch stehen die verwendeten Pixel nicht mehr für Ihre Aufnahmen zur Verfügung, was einen Auflösungsverlust zur Folge hat. Einige neuere Megapixel-Camcorder können allerdings auch die zusätzliche Fläche, die für Videoaufnahmen nicht genutzt wird, zur elektronischen Bildstabilisierung verwenden, weshalb dieser Tipp bei solchen Modellen nicht beachtet werden muss.Tipp 12: Überprüfen Sie den Bildausschnitt Ihres Camcorder-Suchers und des LCD-Bildschirms. Oft wird hier der Bildausschnitt um den typischen Fernsehrand beschnitten. Prüfen Sie in Ihrem Schnittprogramm oder auf einem Underscan-Monitor wie viel Bildinformation Ihr Camcorder an den Rändern zusätzlich aufzeichnet und lernen Sie diese zusätzliche Information für Ihre Aufnahmen zu nutzen. Beim Hochkopieren oder einer Projektion durch einen Beamer können Sie so zusätzliche Auflösung gewinnen.
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