Die klassischen Bildausschnitte

Die Supertotale etabliert den Ort der Handlung in einer grösstmöglichen Übersicht. Details sind hier kaum zu erkennen, dafür wird ein Gefühl für den Ort entwickelt. Als Panorama verschafft die Supertotale eine erste sehr weitläufige Orientierung. Sie wird häufig auch von einem erhöhten Standpunkt aus gefilmt.

Die Totale etabliert die Umgebung des Hauptmotivs. Häufig wird daher auch vom Establishing-Shot gesprochen. Die Totale bildet sowohl Hauptmotiv als auch Umgebung in voller Größe ab. Die Totale findet sich klassischer Weise am Anfang einer neuen inhaltlichen Sequenz, um konkreter in den Ort einer Handlung einzuführen, als dies die Supertotale könnte.

Die Halbtotale bildet unser Modell, das Hauptmotiv, in voller Größe ab. Etwaige Aktionen, die den gesamten Körper miteinbeziehen werden mit der Halbtotalen gefilmt. Die Halbtotale wird klassischer Weise für die Einführung einer Person benutzt.

Eine weit verbreitete Abwandlung der Halbtotalen ist die sogenannte Amerikanische Einstellung. Hier wird die Hauptperson vom Knie aufwärts gezeigt. Die amerikanische Einstellung erhielt ihren Namen aus Western-Filmen, wo stets der Revolver des Helden mit im Bild sein musste.

Die Halbnahe zeigt unsere Protagonistin ab der Hüfte aufwärts und wird auch gelegentlich als Reporter-Einstellung bezeichnet. Diese Einstellung ist uns aus dem Fernsehen aus dem Umfeld der Reportage bekannt. Die Halbnahe-Einstellung wird häufig als einführende Einstellung in eine Situation mit zwei Personen benutzt, wie beispielsweise Straßen-Interviews.

Die nahe Einstellung zeigt die Hauptperson in etwa ab der Schulter aufwärts. Die Umgebung spielt bei dieser Einstellung so gut wie keine Rolle mehr. Die Kamera ist nahe bei der Person – wahrt jedoch noch einen Abstand mit genügend Respekt vor der Person.

Die Großaufnahme begibt sich in intime Distanz zur Person – hier wird quasi eine unsichtbare Grenze überschritten. Die Mimik einer Person als Ausdruck von Gefühlen wird "groß" weitergegeben. Wir fühlen mit.

Die extreme Großaufnahme, auch Super-Close-Up genannt, fokussiert auf ein Detail, beispielsweise auf die Augenpartie, um psychische Befindlichkeiten noch konzentrierter weiterzugeben. Der Super-Close-Up sollte sparsam und mit Bedacht eingesetzt werden.

Unsere letzten drei Bilder stellen Spezialfälle in Sachen Kameraplatzierung dar: Hinter dem Dutch Angle verbirgt sich ein bewusst gekippter Bildausschnitt. Der Dutch Angle eignet sich zum einen für die Dynamisierung von Bildern, und zum anderen, um Motiven, die bereits hinlänglich bekannt sind, eine neue Perspektive abzugewinnen: für das Brandenburger Tor sehr gut einsetzbar.

Die Vogelperspektive lässt unser Modell klein erscheinen. Wer den Eindruck von Größe auf Seiten des Betrachters erwecken möchte, der greift zur Vogelperspektive.

Wer umgekehrt den Betrachter klein halten möchte und dem Motiv überproportionale Größe verleihen will, der greift zur Froschperspektive. Die Froschperspektive erlaubt im Gegensatz zur Vogelperspektive die bewusstere Wahl des Hintergrundes.