Meinung Hintergründiges und Vordergründiges zum Magic Lantern Raw-Hack

Hintergründiges und Vordergründiges zum Magic Lantern Raw-Hack

Magic Lantern hat die Büchse der Pandora geöffnet. Dabei haben sie eigentlich nur öffentlich zugänglich gemacht, was die einfachste Form einer digitalen Kamera darstellt.

// 10:00 Mi, 15. Mai 2013von

Magic Lantern hat die Büchse der Pandora geöffnet. Dabei haben sie eigentlich nur öffentlich zugänglich gemacht, was die einfachste Form einer digitalen Kamera darstellt. Die nackten Sensordaten können jetzt praktisch direkt auf eine Speicherkarte geschrieben werden. Das Bild entsteht erst erst in Postproduktion am PC, die Kamera braucht hierfür die denkbar geringste Eigenintelligenz.



Wer diese Entwicklung spannend findet, träumt wahrscheinlich von einer noch einfacheren Kamera. Nämlich einfach nur ein Sensor, der über eine schnelle Schnittstelle nach außen verfügt. Aktuell ist die 5D Mk3 nur durch die Datenrate ihrer CF-Schnittstellen limitiert, und dort können gerade mal 150MB/s durchgeschleust werden. 4K/14-Bit-RAW in 16:9 wären an der 5D Mk3 schon rund 360 MB/s. Also wohl gerade noch so mit USB3.0 möglich. Nicht auszudenken, was es jetzt für den Markt und kommende 4K-Kameras bedeuten würde, wenn die 5DMk3 eine USB3-Schnittstelle hätte.



Wer nun einen Blick auf den HDMI-Ausgang wirft, könnte evtl. auf die Idee kommen hierüber die Datenberge irgendwie nach draußen zu bekommen. Und die Idee ist nicht einmal so abwegig, aber der Weg der Realisierung dagegen steinig bis unmöglich.



Denn die HDMI-Schnittstelle bietet grundsätzlich die Möglichkeit ca. 1 GB/s zu übertragen, doch laut Magic Lantern Developer Alex, funktioniert der aktuelle Hack nur, weil die Daten wirklich 1:1 über einen DMA-Controller durchgereicht werden. Man kann also nur einen Sensorbereich angeben und dieser wird 1:1 ohne den Prozessor zu belasten (und eben drum so schnell) auf die Speicherkarte geschoben. Für jegliche Umformatierung der Datenberge fehlt der Kamera die Prozessorleistung. Eine In-Kamera-Kompression als CompressedDNG oder ProRES fällt damit genauso unter den Tisch wie eine HDMI-konforme Umformatierung der Daten für den HDMI-Output.



Träumer dürfen allerdings vielleicht noch hoffen, dass man die RAW-Daten einfach unformatiert an den HDMI-Port schickt und dort ein speziell programmierter Recorder eines Drittherstellers wartet, der diese dann verstehen und aufzeichnen kann. Aber auch hier steht angeblich noch viel signalmodifizierende Hardware am Output dagegen. Unmöglich scheint dabei jedoch nichts, schließlich kommt es ja nur darauf an, die herauskommenden Daten wieder richtig zu interpretieren.



Doch all dies sind nur Fragen für ungeduldige, denn Magic Lantern hat mit diesem Hack schon heute etwas ganz anderes erreicht, nämlich Begehrlichkeiten geweckt, die auch andere Hersteller in Zukunft erfüllen müssen. Wollen Nikon, Sony und Panasonic in Zukunft auch szenische Filmer mit ihren SLRs ansprechen, müssen sie Alternativen zu den kostenlosen Optionen von Magic Lantern anbieten. Ansonsten werden die meisten DSLR-Filmer mittelfristig wieder bei Canon landen. Ob das nun 10 Bit-Codecs oder HDMI/USB/Thunderbold-Schnittstellen mit direktem Sensor-Output sind, ist prinzipiell egal. Nur ohne Reaktion steht Canon nun wieder mit einem ziemlich siginifikanten Alleinstellungsmerkmal für szenische Filmer im Markt.



Und was denkt Canon darüber? Der Firma dürfte dieser Schritt keinesfalls ungelegen kommen. Der Hack ist und bleibt ein Hack. D.h. man wird immer auf der unsicheren Seite sein, ob man durch Hitzeprobleme oder andere Hickups nicht doch gelegentlich ein paar Frames oder eine ganze Aufnahme verliert. So gesehen werden nur stark technikaffine Kameramänner mit knappem Budget diese RAW-Lösung einsetzen. Also die klassischen Indy/Rebel-Filmer, die schon die 5DMk2 groß gemacht haben. Dies sind jedoch nicht die Leute, die sich sonst eine C100/C300/1DX C gekauft hätten, weil diese Käuferschicht hundertprozentige Zuverlässigkeit und Support sowie einen unkomplizierten Workflow verlangt. Auch muss Canon nicht für irgendwelche Fehlfunktionen geradestehen, denn garantiert ist ja von Firmenseite gar nichts. Auch Support fällt durch die neuen Möglichkeiten nicht an. Und da die Kamera ja nebenbei auch nicht die schlechteste H.264-DSLR und ein extrem guter Fotoapparat ist, dürften die kostenlose RAW-Zusatzfunktion die Kamera gerade jetzt für viele potentielle Käufer besonders interessant machen. Und sei es nur, um einmal in die RAW-Filmerei hinein zu schnuppern.


Ähnliche Artikel //
Umfrage
  • Was hältst du von den neuen Bild/Video-KIs?





    Ergebnis ansehen
slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash