Aktuelles Schlechter Sommer für Blockbuster - Hollywood in der Krise?

Schlechter Sommer für Blockbuster - Hollywood in der Krise?

Letzten Monat hatten Steve Spielberg und George Lucas vor einer baldigen, großen Krise in Hollywood gewarnt - vielleicht manifestiert sie sich schon jetzt, denn mehrere der großen Sommerblockbuster scheinen zu floppen. Alles Filme mit Starbesetzung, vielen Effekten und riesigen Budgets - und enttäuschenden Einspielergebnissen. Wir versuchen einige Faktoren zu dieser hausgemachten Krise zu beleuchten.

Die etablierten Filmemacher


Letzten Monat hatten Steve Spielberg und George Lucas vor einer baldigen, großen Krise in Hollywood gewarnt - vielleicht manifestiert sie sich schon jetzt, denn mehrere der großen Sommerblockbuster scheinen zu floppen: "R.I.P.D." (130 Mio $ Budget), "White House Down" (150 Mio $ ), "Pacific Rim" (180 Mio $) und "The Lone Ranger" (250 Mio $). Alles Filme mit Starbesetzung, vielen Effekten und riesigen Budgets - und enttäuschenden Einspielergebnissen. Zu den genannten Budgets kommen sogar Marketingkosten hinzu, die nochmal annähernd so groß wie das eigentliche Budget sein können.



Spielberg und Lucas warnten ja vor einer "Implosion" Hollywoods und berichteten bei einer Podiumsdiskussion von den Problemen, ihre eigenen Filme ins Kino zu bekommen. Spielbergs Oscar-gekrönter "Lincoln" wäre demnach beinahe nur im Fernsehen auf HBO zu sehen gewesen und auch Lucas "Red Tails" schaffte es nur knapp auf die Leinwand. Ganz im Zeichen der Zeit hat jetzt auch Spike Lee eine Kickstarter-Kampagne für einen neuen Film gestartet und klagt über Hollywoods Fixierung auf Sequels von Superhelden/VFX-Orgien-Blockbuster, die kleinen Filmen über echte Menschen keinen Platz mehr lassen.


White House Down von Roland Emmerich
White House Down von Roland Emmerich


Die Ursachen?


Die Ursachen für die Publikumsverweigerung werden unterschiedlichen Faktoren zugeschrieben: einmal der Einfallslosigkeit von Hollywood, die stur schemahafte VFX-Filme mit mangelhaften Storys fürs Zielpublikum der weißen, männlichen Jugendlichen produziert, das Überangebot de sich sehr ähnelnden Blockbuster, die alle gleichzeitig laufen, sowie dem schlechten kreativen Klima in Hollywood, das auch bekannte Regisseure wie eben Spielberg, Lucas und auch Soderbergh beklagen. Man sei hauptsächlich auf großes, möglichst risikoloses Geldmachen ausgerichtet, mit Betonung auf risikolos -- dies sollen die Filme theoretisch durch die strikte Verwendung von Formeln für die Handlung sein, sowie durch Algorithmen, die deren Erfolg vorauszusagen versprechen. Auch sog. Script-Doktoren setzen zunehmend auf datenbasierte Analysen, wie dieser schon etwas ältere Artikel in der NY Times beschreibt -- so sollte man angeblich seine Protagonisten zB. nicht kegeln gehen lassen, da solche Szenen häufig in Flops vorkommen... Daß solche Prognosen (zum Glück?) nicht zwingend funktionieren, zeigen die jüngsten Flops. Filmisches Neuland möchte dennoch kaum einer betreten, das wird den TV-Serien überlassen, wie auch an dieser Stelle schon mehrfach berichtet. Interessanterweise sieht die Produzentin Lynda Obst in einem Interview die Ursachen für die Vereinfachung der Plots und Konzentration auf VFX auch in der Internationalisierung - China ist inzwischen der zweitgrößte Filmmarkt (und wird 2020 die Nr.1 sein) und 80% der Einnahmen werden international erwirtschaftet. Und da nicht immer die gleichgrosse Menge an Geld fürs Marketing jeden neuen Film ausgegeben werden kann in jedem Land lohnt sich die Sequelisierung. Und das internationale Publikum liebt Action und wilde VFX (und 3D) - schlechte Karten für Nuancen und ausgefeilte Drehbücher. Und früher wurden die reichlichen DVD-Einnahmen zusammen mit den Filmgewinnen für die Fianzierung kleinerer Produktionen gwenutzt - durch den Einbruch bei den DVD-Verkäufen finanzieren jetzt Blockbuster-Gewinne nur noch weitere Blockbuster.



Die ultimative Formel zum Filmerfolg


Ein sehr interessanter Artikel macht die erzählerische Krise Hollywoods an dem bahnbrechenden Scriptwriting-Buch "Save the Cat!" fest, das im Gegensatz zu bisherigen Drehbuch-Ratgebern exakte Kochrezepte für die Entwicklung von Handlungssträngen in Drehbüchern vorgab, die seitdem zunehmend sklavisch von Hollywoodfilmen umgesetzt werden. Die strikte, oft auf die Filmminute exakte Umsetzung dieser Rezepte könnte dafür verantwortlich sein, dass immer mehr Filme sich ähnlich anfühlen und gleichzeitig auch leicht unförmig, weil die eigentliche Handlung in das Korsett der vermeintlich sicheren, Erfolg-versprechenden Formel gezwängt wurde. Nicht ganz unproblematisch dürfte auch die Fixierung auf ein einziges Zuschauersegment sein -- Jungs sind die Helden und Zuschauer, dabei steigt seit Jahren der Anteil an älteren Kinogängern, auch in den USA.


The Lone Ranger
The Lone Ranger



Hollywoods Reaktion auf Fehlschläge scheint allerdings eine noch größere Konzentration auf das - anscheinend ganz gut funktionierende, denn in 2011 berichteten wir schon mal ähnliches - Konzept der Sequels, Computerspiel- und Comicverfilmungen sein, die bisher nicht gefloppt sind - und nicht zu vergessen - (3D)Remakes erfolgreicher Filme. Denn welcher Film schon einmal sein Publikum gefunden hat (bzw. anderweitig bekannt ist), muss nicht ein zweites (oder x-tes Mal) völlig neu beworben werden und hat geringere Marketingkosten - und wahrscheinlich auch ein weiteres Mal ein sicheres Stammpublikum, das ihn vor dem Flop bewahrt. Denn das ist es was die Film-Finanziers vor allem vermeiden wollen: Geld zu verlieren.



Die Zukunft: mehr vom gleiche - Hauptsache sicher


Die Pläne für die nächsten Kinojahre 2014 und 2015 sehen jedenfalls mehr vom bewährten und bekannten gleichen vor, unter anderem: Paranormal Activity 5 (Sequel), RoboCop (Sequel), 300: Rise of an Empire (Sequel), Captain America (Comic+Sequel), Need for Speed (Game), Amazing Spiderman 2 (Sequel+Comic), Guardians of the Galaxy (Comic), Thor (Comic+Sequel), Legends of Oz (Remake), Godzilla (Remake), X-Men: Days of Future Past (Sequel+Comic), Transformers 4 (Sequel), Fast & Furious 7 (Sequel), Dawn of the Planet of Apes (Sequel/Remake), The Expendables 3 (Sequel), Sin City 2 (Sequel), Pinocchio (Remake), Resident Evil 6 (Sequel+Game), Hunger Games (Sequel), Hobbit 2 (Sequel), Pirates of the Caribbean (Sequel), Avengers (Sequel+Comic), WarCraft (Game), Jurassic Park 4 (Sequel), Cinderella (Remake), Terminator (Sequel), Assassins Creed (Game) und Kung Fu Panda 3 (Sequel).



Interessantes Kino wird wohl in der Zukunft erst recht woanders stattfinden. Doch bedeutet das mehr oder weniger Chancen für angehende Filmemacher? Wie seht ihr das?


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