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Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt

Die Kinos leiden sehr stark unter der Coronakrise, doch eine neue Studie macht ihnen Hoffnung auf vollere Kinosääle. Andererseits befinden sie sich in einem Kampf mit den Filmstudios, die Filme lieber online veröffentlichen wollen als per klassischer Kinopremiere - ein Problem für die Kinos die eh schon mit geringen Zuschauerzahlen kämpfen müssen.

Die Kinos leiden sehr stark unter der Coronakrise (und aktuell noch zusätzlich unter dem guten Wetter) - erst mussten sie lange schließen, jetzt ist der Betrieb nur mit strengen Auflagen möglich, welche aufgrund der 1.5m Abstandsregel nur eine sehr geringe Auslastung von ca. 20% der Sitzplätze erlauben. Zudem scheuen sich noch viele potentielle Zuschauer vor einem Kinobesuch, aus Angst sich mit dem COVID19 anzustecken, und nicht zuletzt fehlen attraktive Neuerscheinungen an Filmen, um Publikum anzuziehen.



Doch nun macht eine neue Studie des Hermann Rietschel-Instituts der TU Berlin den Kinos Hoffnung, denn ihr zufolge ist die Aerosolbelastung in Kinos sehr gering und damit auch das Ansteckungsrisiko für einzelne Besucher. Dem Ergebnis nach soll die eingeatmete Aerosolmenge im Kino grundsätzlich deutlich geringer sein, als normalerweise etwa in einem Büroraum, in dem mehrere Personen arbeiten und dabei miteinander sprechen oder telefonieren.



Grund hierfür ist, daß im Kino kaum gesprochen wird und die Be- und Entlüftung von unten nach oben erfolgt und auch wesentlich stärker als in Bürogebäuden ist. Untersucht wurde für die Studie die Aerosolkonzentration in zwei Sälen des Alhambra Kinos in Berlin; da sie offensichtlich abhängig ist von der Art der Belüftung, sind die Werte wohl nicht exakt übertragbar auf jedes andere Kino, sondern als Anhaltspunkt zu verstehen. (Auch stellt sich für uns die Frage, ob ein sehr lustiger Film, bei dem das Publikum viel lacht, nicht zu einer höheren Aerosolkonzentration führt.)


Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt : studie
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Unter Berufung auf diese Studie fordert der Hauptverband Deutscher Filmtheater Kino (HDF) die Abstandsregelung von 1,5 Metern bundesweit zu reduzieren, um Kinos eine höhere Auslastung und damit mehr Einnahmen zu ermöglichen.






Filmpremiere in Kinos, aber nicht in den USA

Auch was die bisher fehlenden Filmpremieren betrifft, bahnt sich eine Besserung der Lage an. Hatten die Filmstudios angesichts der geschlossenen Kinos bisher - sehr zum Verdruss der Kinobetreiber - zum Teil auf Online Premieren gesetzt, bahnt sich jetzt ein Wandel an. Denn zwar sind die Zahlen der Neuinfektionen in den USA noch sehr hoch (ca. 50.000 pro Tag) und erschweren deswegen die Öffnung von Kinos, doch schaut es in anderen Teilen der Welt besser aus. Dort zeigen viele Kinos unter Auflagen wieder Filme und stehen so bereit für Filmpremieren.



Ermutigend sind die Kinoticketverkäufe aus Ländern wie etwa Südkorea, Deutschland, Frankreich und Australien, wo trotz Sicherheitsauflagen in den Kinos schon mehrere 100.000 Kinokarten jedes Wochenende verkauft werden. Deswegen scheint Hollywood sich jetzt mit dem bisher ungewohnten Gedanken anzufreunden, neue Filmproduktionen erstmals nicht in den USA, sondern im Ausland zu starten.



So soll Christopher Nolans lang erwartete und mehrfach verschobene 205 Millionen Dollar Produktion, der Thriller "Tenet", in mehr als 70 Ländern endlich am 26. August in den Kinos starten. In den USA allerdings wird er erst 2 Wochen später in einigen wenigen ausgewählten Städten gezeigt werden.








Video-On-Demand-Premiere vs. Kinopremiere

Bei dem Konflikt um die Premiere neuer Filme - Kinobetreiber bestehen trotz Krise auf der Premiere neuer Filme im Kino, die Studios dagegen wollen Filme, um ein maximal großes Publikum zu erreichen, auch als Video-On-Demand-Premiere starten - ist nach den Boykottdrohungen durch mehrere große Kinoketten jetzt eine erste Einigung zwischen der weltgrößten Kinokette AMC und den Universal Studios zu verzeichnen, welche allerdings nicht nach dem Geschmack der Kinos sein dürfte.



Denn das Exklusivitätsfenster für Kinos für die Auswertung von neuen Filmen wird von 90 Tagen auf nur 17 Tage verringert, d.h. daß Universal schon nach etwas über 2 Wochen neue Filme online fürs Heimkino anbieten kann. Dieser Deal spiegelt das derzeitige Machtverhältnis wieder und wird auch in der Zeit nach Corona schwer wieder rückgängig zu machen sein. In Deutschland appellieren die Kinobetreiber deswegen an den Gesetzgeber, eine solche Verkleinerung des Auswertungsfensters zu Lasten der Kinos zu verhindern.



Die Kinos in den USA sollen erst Mitte/Ende August wieder aufmachen und werden auch dann voraussichtlich kein großes Zuschauerpotential samt Einnahmen entfalten, d.h. sie sind für die Filmstudios, die dringend auf Filmeinnahmen angewiesen sind, kein großer Faktor mehr. Um den Kinos zumindest eine gewisse Chance zu geben, von den Streaming-Einnahmen zu profitieren, wurde im Deal zwischen Universal und AMC jetzt für die VOD Online Premiere festgelegt, daß die Filme nur auf Premiumplatformen gezeigt werden dürfen zu einem entsprechenden Preis für rund 20 Dollar und nur zur Miete. Günstiger dürfen die Filme erst nach drei Monaten werden. Zudem soll AMC an den Streamingeinnahmen beteiligt werden.



Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt : trolls


Universal hatte bereits in der ersten Corona-Welle gute Erfahrungen mit Online-Filmstarts gemacht: so spielte zu Zeiten geschlossener Kinos am Höhepunkt der Coronakrise die VOD-Premiere von "Trolls World Tour" mit 100 Millionen Dollar in drei Wochen mehr Geld ein als der erste Troll-Film bei seiner Kinopremiere 2017. Für Filmstudios hatte bisher die reine Online Filmpremiere einen großen finanziellen Vorteil, denn sie müssen die Einnahmen für einen Film nicht mit den Kinos teilen. Grob geschätzt bekommen die Studios von den Einnahmen per Kinoveröffentlichung ca. 55%, per VOD aber rund 80%. Durch den neuen Deal ändert sich daran also zugunsten von AMC etwas.






Mulan startet gleich online

Doch andere Filmstudios sind an die Einigung zwischen AMC und Universal nicht gebunden - und tatsächlich hat Disney angesichts dramatischer Verluste von 4 Milliarden Euro in den letzten 3 Monaten durch seine geschlossenen Vergnügungsparks und ausgefallenen Filmstarts angekündigt, den Blockbuster "Mulan" (eine Verfilmung des gleichnamigen erfolgreichen Animationsfilms) , dessen Kinostart mehrmals verschoben wurde, ab 4. September in USA, Kanada, Neuseeland und dem Großteil von Westeuropa online in seinem neuen Streamingangebot Disney+ zu starten.



Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt : Mulan


In anderen Ländern, wo Disney+ nicht verfügbar ist, aber die Kinos schon offen sind, soll er traditionell im Kino starten. "Mulan", die Live Action Version des erfolgreichen gleichnamigen Animationsfilms, soll die Abonnenten allerdings eine Extragebühr von satten 30 Dollar kosten (man kann ihn dann ansehen so oft man will) - später soll Mulan dann allen Disney+ Abonnenten ohne Aufpreis zugänglich sein. Es wird sich zeigen, wie viele Zuschauer bereit sind, diesen stolzen Preis zu berappen.



Für die Kinobetreiber allerdings ist Disney Aktion ein Affront - wäre doch gerade "Mulan" ein sicherer Sommer-Blockbuster gewesen, der das dringend benötigte Publikum wieder in die Kinos gelockt hätte. Deswegen werden in einer Protestaktion eine ganze Reihe Kinobetreiber sämtliches "Mulan"-Werbematerial an das Münchner Disney-Büro zurückschicken.








Last but not least: es wird wieder gedreht...

Immerhin sind weltweit viele Filmproduktionen - unter Auflagen - wieder angelaufen und lassen auf neue Filme hoffen - auch wenn die Produktionskosten durch die Sicherheitsmaßnahmen deutlich steigen. Steven Soderbergh rechnet zum Beispiel mit 15-20% an Mehrkosten. Weltweit und auch hierzulande wird also wieder gedreht - mit ganz unterschiedlichen Sicherheitsmaßnahmen, wie etwa wiederholten COVID19-Tests, Gruppenquarantäne vor Drehbeginn, Vollquarantäne der Filmcrew während des Drehs, Aufteilung der Produktionsteams in Kleingruppen, das Tragen von Masken, Umschreiben des Drehbuchs (wie z.B. Wahrung der körperlichen Distanz, keine Massenszenen bzw. Ersatz durch CGI), Umstrukturierungen des Drehplans (Szenen mit Körperkontakt erst am Schluß) und Einhaltung von Abstandsregeln.



Kinos weiter in Not - neue Studie macht Hoffnung, aber das Filmauswertungsfenster wackelt : coronaproduction


Tatsächlich ziemlich entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen (und somit für die Sicherheit aller Beteiligten) scheint dabei zu sein, dass eine Person am Set ausschließlich als "Corona-Beauftragte" agiert, sich also nur darum kümmert, dass die Vorgaben auch eingehalten werden. So können sich alle anderen voll auf ihre Jobs am Dreh konzentrieren und die Vorsicht kommt trotz Hektik nicht zu kurz.


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