Im Rahmen der NAB 2015 lässt es sich Adobe nicht nehmen, ihren Videoanwendungen ein weiteres mal ein paar neue Funktionen mit auf den Weg zu geben. Die spannendsten Neuerungen auf einen Blick:

After Effects
Obwohl bestätigterweise fast das gesamte After Effects Team an einem neuen Performance Unterbau arbeitet, bleibt der von uns erwartete GPU-Unterbau (noch?) aus. Dafür gibt es nun eine "uninterrupted Preview". Hierbei kann die Vorschau auch im Dauerloop weiterlaufen, während man Parameter ändert. Todd Kopriva bemerkte dazu jedoch, dass dies nichts mit einer GPU-Beschleunigung unter der Oberfläche zu tun hat. Offensichtlich ist die Player-Engine einfach nur als eigener Prozess um ein Live-Parameter-Update erweitert worden.
Ansonsten wurde in After Effects nur der Face-Tracker als neue Funktion vorgestellt, der Gesichter noch akkurater Tracken und darin sogar Gesten erkennen kann.

Character Animator
Diese lassen sich vielleicht auch mit dem Adobe Character Animator verbinden, einem Tool das zur NAB 2015 nur als Beta vorgestellt wird. Es handelt sich hierbei um das schon bekannte Project Animal. Hiermit lassen sich Photoshop- und Illustrator-Layer zu Puppets verbinden, denen man auch autonomes Verhalten (wie z.B. atmen, wippen etc.) zuweisen kann. Animiert werden die Puppets dann über eine simple Live-Webcam-Aufnahme.

Premiere
Auch in Premiere hat sich nicht allzu viel getan. Die für uns größte Meldung ist, dass es HEVC noch nicht in die kommende Version geschafft hat. Samsung NX1-User können also ihre Videos nach wie vor nicht mit Premiere schneiden, jedoch soll es zeitnah Third-Party Support geben: Zumindest sagte Bill Roberts im Pressechat: "Multiple people will have support for PrPro and we're working on this area". Wir tippen mal, dass u.a. MainConcept bald mit einer integrierbaren HEVC-Lösung antreten wird. Unterstützt werden aber die folgenden neuen Format: Avid DNxHR Media, Canon XF-AVC, ProRes 4444XQ und Panasonic 4K_HS.
Größte Neuerung ins wohl der neue Color-Workspace, der das Graden und die Farbeinstellungen in Premiere noch effektiver zugänglich machen soll. Das neue Lumetri Color Panel ist jedoch kein zweites Resolve oder SpeedGrade, sondern erinnert in seinen Einstellungen stark an die typische Lightroom Seitenleiste.

Eine weitere neue Funktion wurde auch schon vormals auf der MAX 2014 gezeigt und sieht unauffällig und mächtig zugleich aus. Mittels "Morph Cut" lassen sich bei Interview-Aufnahmen Schnitte einfügen, ohne dass die Übergänge visuell auffallen. Kopf und Lippenbewegungen werden gleitend per Morphing ineinander geführt, ohne unnatürlich zu wirken. Da sind wir aber schon auf eigene Experimente gespannt.
Ebenfalls mit unauffälliger Content-Veränderung arbeitet die neue "Time Tuner"-Funktion. Hiermit lassen sich Timelines oder auch ganze Clips sowohl in Premiere als auch im Media Encoder insgesamt um bis zu 10 Prozent in der Länge verändern, ohne dass dies dem Zuseher auffallen soll. Es findet dabei anscheinend nicht nur normales Time-Stretching statt, sondern es werden Szenen analysiert und je nach Inhalt gekürzt oder verlängert. Als Anwendungsgebiet wurden Fernsehsender genannt, die Spielfilme verkürzen können, um mehr Werbung unterbringen zu können. Wir sind sehr gespannt was da rauskommt und ob das Ergebnis dann noch im Sinne des Erfinders ist.
Verbessert wurde der Workflow, um auf dem Smartphone mit der Premiere Clip iOS App erstellte Projekte nach Premiere Pro CC zu bekommen, des weiteren können Untertitel jetzt beim Export fest eingebrannt werden. Adobe wendet sich auch Windows-Anwendern zu, welche ihre Applikationen per Touch bedienen und ermöglicht die Steuerung von Funktionen wie dem Bewegen von Clips in der Timeline oder Scrubbing direkt per Berührung. User, die I/O-Geräte anderer Anbieter benutzten, werden Adobe zufolge eine signifikante Beschleunigung der Mercury Transmit Performance erleben.
Die neuen Funktionen vorgestellt:
Videos, in denen die einzelnen neuen Funktionen demonstriert werden, finden sich in Adobes NAB 2015 YouTube Kanal
Media Encoder
Der neue Media Encoder kann ebenfalls die Time Tuning Funktionen nutzen. Ansonsten hat er noch "Dolby Digital Support" verpasst bekommen.
Audition
Audition wird ebenfalls tiefer integriert und kann nun auch bei Dynamic Link mitspielen. Sogar in offenen Projekten können Assets nun "live" ausgetauscht werden und stehen dann gleich verändert beispielsweise in Premiere zur Verfügung.
Prelude
Prelude kann nun auch Voice Over aufnehmen, was wohl in erster Linie für Kommentar-Funktionen nützlich sein könnte.
SpeedGrade
SpeedGrade unterstützt ebenfalls den Lumetri Color-Workspace, der auch via Direct Link zusammenspielt.
Überhaupt scheint Adobe das Zusammenspiel bei den Farben als wichtiges Feature zu sehen, wie das gezeigte "Projekt Candy" belegt. Hiermit lassen sich mit iOS-Geräten aus Fotos gewisse Farblooks extrahieren und applikationsübergreifend weiternutzen.

Dies spielt wiederum mit den neuen CC-Libraries zusammen. Hierunter versteht man eine Kollektion von Grafiken, Styles, Looks und Farbkombinationen die sich verschiedene Anwender für ein Projekt teilen können. Klarer Anwendungsfall: Firmen-Logos, CI-Richtlinien und Fonts sind hier wohl am besten für einen gemeinsamen Zugriff aufgehoben. Hier findet sich Adobes offizielle Übersicht der neun CC-Funktionen.