Frage von scsven:Ich denke mal, dass da jeder seine eigene Arbeitsweise hat. Aber vielleicht hat ja jemand eine Empfehlung oder sogar ein Standardwerk für mich.
Also, nehmen wir mal an, ich habe für einen Bericht alle Interviews und Einstellungen im Kasten, alles gesichtet und einen Rohschnitt gemacht.
Würdet ihr eher den Ton für alle Clips einzeln mastern oder die Tonspur vom Bericht im Ganzen?
Würdet ihr die Farbkorrektur als allerletztes machen? (Da sie viel Rechenpower braucht, müsste bei einem Neu-Schnitt wieder überall den Effekt rausnehmen. Da klickt man sich blöd.)
Ich bin gespannt.
Antwort von Axel:
Natürlich immer der Reihe nach. Und zwar ganz einfach deshalb, weil in jedem Handwerk Konstruktion (Schnitt) und Finishing nicht parallel erfolgen. Versuche, da man ja ohnehin alles alleine macht, alles gleichzeitig zu erledigen, führen zumindest zu schlechteren Videos, häufiger aber wohl in die Verzweiflung ...
Thema "Neuschnitt": Erstens gibt es bei den modernen NLE-Paketen dynamische Links (die freilich eine gewisse Workflow-Disziplin voraussetzen, was aber m.E. keine
schlechte Voraussetzung ist). Zweitens lassen sich Farbkorrekturen als Bündel sichern, sodass sogar eine komplett neue FK, die auf weitgehend demselben Footage beruht, in einem Bruchteil der Zeit vom ersten Mal erledigen lässt. Drittens gibt es bei Audio den Begriff der Mischung, der eine vom Einzelclip unabhängige neue Balance für die Endausgabe vorsieht, nicht sehr komfortabel in einem NLE möglich.
Antwort von scsven:
Ja ja, der Reihe nach. Das find ich auch gut, aber wie ist die Reihe?
Antwort von Axel:
Ja ja, der Reihe nach. Das find ich auch gut, aber wie ist die Reihe?
1. Sich Gedanken über den fertigen Film machen: Nicht-linearer, nicht destruktiver Offline-Schnitt im Geist.
2. Das Material mit der Idee im Hinterkopf einerseits, aber offen und kritisch andererseits (ein Widerspruch, aber einer, an dem kein Weg vorbei geht ...) sichten, benennen, sortieren.
3. Sequenzen (Timelines, Szenen, Kapitel, Teile, Akte) anlegen, die eine Struktur (nämlich deine) vorgeben. Auch ein Dreiminüter besteht mindestens aus Intro, Pointe, Outro, so in der Art.
4. Die benannten, sortierten Clips der Reihe nach und etwas lieblos auf die Timelines verteilen: Rohschnitt. Nicht zögern. Nicht kleckern, klotzen.
5. Rohschnitt sichten.
6 a) Rohschnitt trimmen (wenn es eilt).
6 b) Rohschnitt verwerfen und neu beginnen. Dieses immer zum Prinzip machen. Keine Stückelei.
Zur letzten "Edit Decision" (Feinschnitt) gehören noch keine Effekte und auch noch keine Farbkorrektur. Nur Zeitverhalten (Zeitlupe/-Raffer, Standbilder, Zeitrampen) gehört zum Schnitt: So sollten z.B. für Effekte, Titel und dergleichen Zeug wenigstens schon Statthalter in den Timelines liegen. Der Film liegt am Ende - "nach menschlichem Ermessen" - mit der Laufzeit und in den Geschwindigkeiten vor wie final beabsichtigt.
7. Effekte
8 und 9 (austauschbar): Farbkorrektur und Tonkorrektur/-Mischung.
10. Ausgabe in bester Qualität ("Master").
11. Ziehen von Kopien für das jeweilige Distributionsformat (DVD, BD, DCP, Webfilm).