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Infoseite // Limiter, Grundrauschen bei TV Produktionen



Frage von frederickan:


Hallo,

Es kommt vor das sich Cutter im Schnitt über einen nicht hoch genug gepegelten Ton beschweren. Die Lautheit lässt dich natürlich durch den Einsatz vom Limiter beeinflussen, jedoch wirkt sich das ja auch auf das Grund und Umgebungsrauschen aus.
Wie ich es gelernt habe sollte der Limiter so eingestellt sein das er die Pegelspitzen abfängt. Arbeitet man nun so das der Limiter viel zu tuen hat, also das Signal stark komprimiert wird, erreicht man ja ein "lauteres" Signal. Allerdings erhöhe ich ja somit auch das Grund und Umgebungrauschen und habe im Endeffekt eine qualitativ schlechtere Tonaufnahme.
Ich spreche hier vor allem von dem Einsatz bei TV Produktionen in der Elektronischen Berichterstattung.
Angenommen ich habe eine Interviewsituation bei der es unvermeidlich viele Umgebungsgeräsuche gibt. Drehe ich den Kanal nun weit auf, so das der Limiter stark arbeitet an den Stellen an denen der Interviewpartner spricht, dann wird doch auch an diesen Stellen die Umgebungsgeräusche nach untengedrückt. In den Sprechpausen oder leise gesprochenen Abschnitten, in denen der Limiter nicht arbeitet ist der Umgebungslärm also vergleichsweise laut.

Wie beeinflusst der Einsatz von einem Limter den Abstand von Nutz und Rauschsignal (Stimme und Atmo) einer Aufnahme?

Benutze ich keinen Limiter und Pegel so, das kein Clipping entsteht habe ich ja ein geringeres Umgebungsrauschen (aber auch ein leiseres Signal) als wenn ich den Kanal so aufdrehe das der Limiter richtig am arbeiten ist.

Ist es denn nun für die Sprachverständlichkeit besser eher ein niedrig gepegeltes Signal in der Postproduktion noch zu verstärken oder bereits bei der Aufnahme ein stark komprimiertes Signal zu erzeugen?

Grüße
frederick

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Antwort von beiti:

Wie beeinflusst der Einsatz von einem Limter den Abstand von Nutz und Rauschsignal (Stimme und Atmo) einer Aufnahme? Gar nicht. Der Limiter erlaubt nur, dass Du etwas höher aussteuern unf ggfs. die Dynamik des Aufnahmegerätes besser ausnutzen kannst, aber der Abstand zwischen den Störgeräuschen und dem Nutzsignal bleibt gleich.
Ist es denn nun für die Sprachverständlichkeit besser eher ein niedrig gepegeltes Signal in der Postproduktion noch zu verstärken oder bereits bei der Aufnahme ein stark komprimiertes Signal zu erzeugen? Das ist für die Sprachverständlichkeit "g'hupf wie g'sprungen".

Ich würde allerdings den Pegel bei der Aufnahme so einstellen, dass der Limiter wirklich nur seltene Einzelspitzen abfängt und sich ansonsten ruhig verhält. In der Nachbearbeitung hast Du viel mehr Kontrolle übers Ergebnis und kannst noch Dies und Jenes ausprobieren. Ein Limiter oder Kompressor bei der Aufnahme wird bereits fester Bestandteil der Tonaufname; wenn da etwas Unerwünschtes passiert (z. B. hörbares Pumpen der Hintergrundgeräusche in Sprechpausen), kriegst Du es später nicht mehr weg.

Ürigens kann man sich auf den Begriff "Limiter" auch nicht verlassen. Wie der genau arbeitet, legt jeder Hersteller selber fest. Manche legen den Begriff streng aus und regeln nur ganz kurzzeitig die Spitzen runter, andere machen daraus eine Art träge Aussteuerungsautomatik.
Angenommen ich habe eine Interviewsituation bei der es unvermeidlich viele Umgebungsgeräsuche gibt. Das kannst Du letztlich nur aufnahmetechnisch verbessern, nicht mit nachgeschalteter Elektronik und nicht in der Postproduktion. Das Mikro muss so nah wie möglich an die Schallquelle. Nichts Anderes hilft.

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Antwort von TomStg:

Erste Aktion bei jeder Audio-Postproduction ist der Equalizer. Dh bei Sprache Lowcut bis ca 80Hz, 1000-3000Hz mit ca +3-6dB anheben, evtl auch noch um 8000Hz. Das leichte Anheben verbessert die Verständlichkeit von Sprache erheblich, erzeugt mehr Präsens. Dann kommt der Kompressor mit ca 3:1 - 5:1-Verstärkung je nach Sprechweise - und ganz zum Schluss der Limiter, wenn dieser nicht schon im Compressor enthalten ist oder dort unbefriedigend arbeitet. Der Compressor erzeugt die gewünschte Wirkung der reduzierten Dynamik, dh er verkleinert die Unterschiede zw lauten und leisen Passagen.

Aber wie schon oben geschrieben: entscheidend ist in erster Linie die Aufnahmequalität, dh so dicht wie möglich an die Schallquelle mit einem externen Mikrofon.

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Antwort von srone:

Erste Aktion bei jeder Audio-Postproduction ist der Equalizer. Dh bei Sprache Lowcut bis ca 80Hz, 1000-3000Hz mit ca +3-6dB anheben, evtl auch noch um 8000Hz. Das leichte Anheben verbessert die Verständlichkeit von Sprache erheblich, erzeugt mehr Präsens. der imho, bessere weg ist, das absenken des unerwünschten, was im endeffekt auf obiges ergebnis herausläuft, allerdings bei besserem störabstand.

lg

srone

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Antwort von TomStg:

Klar, entscheidend ist immer, wie es sich letztlich anhört. Ich beschrieb das das Vorgehen unter Normalbedingungen. Aber wenn es zu heftig rauscht, kann in der Post auch ein anderes Vorgehen sinnvoll sein. Vorallem im Umgang mit dem Compressor. Evtl auch zuerst eine Entrauschung machen. Sprachaufnahmen sind dabei unempfindlicher für Flangern.

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Antwort von MLJ:

@TomStg
Zitat:
"Erste Aktion bei jeder Audio-Postproduction ist der Equalizer. Dh bei Sprache Lowcut bis ca 80Hz, 1000-3000Hz mit ca +3-6dB anheben, evtl auch noch um 8000Hz. Das leichte Anheben verbessert die Verständlichkeit von Sprache erheblich, erzeugt mehr Präsens. Dann kommt der Kompressor mit ca 3:1 - 5:1-Verstärkung je nach Sprechweise - und ganz zum Schluss der Limiter, wenn dieser nicht schon im Compressor enthalten ist oder dort unbefriedigend arbeitet. Der Compressor erzeugt die gewünschte Wirkung der reduzierten Dynamik, dh er verkleinert die Unterschiede zw lauten und leisen Passagen."
Zitat ende.

Wie aus dem Lehrbuch, so kenne ich das auch.

@Beiti
Zitat:
"Ich würde allerdings den Pegel bei der Aufnahme so einstellen, dass der Limiter wirklich nur seltene Einzelspitzen abfängt und sich ansonsten ruhig verhält."
Zitat ende.

Vollkommen richtig denn dann ist der Audiopegel sehr ausgewogen.

@srone
Zitat:
"...das absenken des unerwünschten, was im endeffekt auf obiges ergebnis herausläuft, allerdings bei besserem störabstand."
Zitat ende.

Stimmt auch und ist eine Alternative, aber wie schon richtig angemerkt wurde, das kommt auf das Material an.

@frederickan
Zitat:
"Wie ich es gelernt habe sollte der Limiter so eingestellt sein das er die Pegelspitzen abfängt."
Zitat ende.

Richtig und das ist die eigentliche Aufgabe eine Limiters, nichts anderes. Ein "fetteres" Signal erzielt man mit einem Compressor, nicht mit einem Limiter. Einen Compressor richtig einzustellen ist zum einen sehr Modellabhängig (Externe Geräte) und zum anderen fast eine Wissenschaft für sich. Nicht alle Plugin's in NLE's oder Audio Software funktionieren so wie die externen Geräte, das heisst das "2:1" eher einem "3:1" entspricht und "Release" und "Attack" auch nicht immer stabile Werte liefern was die Zeiten angeht. Hier hilf nur das Gehör weiter und empfehle einen guten Kopfhörer zur Kontrolle.

Sofern du eine "A/B" oder "Bypass" Funktion in der Audiosoftware hast während du das ganze abhörst, dann kannst du den Unterschied schnell ausmachen. Wie gesagt, zuverlässig sind hier nur die Ohren und unbedingt den Pegel im Auge behalten ;)

Der Workflow ist einfach:
- Erst den Equalizer einstellen
- dann den Compressor einstellen
- Falls nötig, zusätzlich einen Limiter hinzufügen

Wenn du mit einem Plugin arbeitest, dann würde ich den Compressor für das gesamte Material in die Master Sektion einfügen und nur die Spur mit der Stimme zusätzlich mit einem Equalizer transparenter machen, so wie es "TomStg" und "srone" bereits beschrieben haben. Der Vorteil ist, das dann nichts in den Hintergrund gedrückt wird und zusammen harmonisiert am Ausgangspegel. Auch hier gilt: Weniger ist mehr ;)

Cheers

Mickey

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Antwort von frederickan:

Vielen Dank an alle

Space


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