Frage von ennui:Wenn man die Belichtung mit einer Graukarte (und Belichtungsmesser oder Waveform) misst, klappt das ja wunderbar, wenn man zb. ausgeleuchteten Protagonisten im Bild die Karte vors Gesicht hält, also mehr oder weniger im Nahbereich. Mann weiß, wo das Grau landen soll, stellt die Blende ein, Gescht optimal belichtet.
Wenn ich jetzt aber zb. weitwinklig eine ganze Landschaft filme und möglichst exakt belichten will, gibts gleich mehrere Probleme: Von wo messe ich denn? Und was? Eigentlich hätte man den Kamerastandpunkt und will ja letztlich das Licht messen, das dort eintrifft. Der Lichteinfall am Kamerastandort ist aber ja vielleicht ganz anders als etwas weiter weg (Extrembeispiel: Ich filme aus einem Höhleneingang, oder im Wald mit tw. Sonne durch Bäume). Da hilft es ja nix, nun dort groß die Karte ins Bild zu halten, die wird abhängig von ihrem Ort unterschiedlich reflektieren. Wenn aber jemand 50m weiter läuft und da die Karte hochhält, ist sie im Bild und in der Waveform viel zu klein, um da noch was zu messen.
Eigentlich muss man da ja nun mit Kamera und Karte jeweils zu allen wchtigen Objekten im Bild hinrennen, dort in dem jeweiligen Licht die Graukarte vors Objekt halten, etcpp. Spätestens bei einem Berg oder Kirchturm wirds dann aber schwierig. Und so erhält man ja wahrscheinlich auch unterschiedlichste Werte/Blenden. Was denn dann, die goldene Mitte der gemessenen Blenden? So kompliziert wie bei Ansel Adams mit dem Zonensystem muss ja nun auch nicht sein, aber schon möglichst genau. Ideen?
Antwort von Peppermintpost:
Spot meter?
Antwort von rush:
Ähmmm ist das jetzt eher eine rein theoretische Betrachtung oder wie kommst du jetzt darauf?
Ich käme nicht auf die Idee eine Landschaft per Graukarte einmessen zu wollen.
Ein gut eingestellter Sucher und ein ordentliches Augenmaß sollten die richtige Belichtung bringen... zumal es in der Natur kein "richtig" oder "falsch" gibt...
Histogram und Waveform als zusätzliche Hilfsmittel sollten doch mehr als ausreichen.
Ggfs noch ein Zebra hinzuschalten um Spitzen obenrum abfangen zu können... viel mehr kannst du eh nicht tun - es sei denn du leuchtest die Landschaft komplett aus ;)
Antwort von ennui:
Nö, ich möchte das demnächst so mal testen. Der Punkt ist ja, wenn ich eine Person in der Landschaft habe, habe ich ihr Gesicht als Referenz/zum Messen, der Rest ist quasi Deko und solange das Lichtverhältnis stimmt, siehts schon irgendwie ok aus. Aber was, wenn die Landschaft insgesamt optimal abgebildet werden soll, also technisch alle Tonwerte (möglichst) in die Dynamik der Kamera quetschen, weder Expose to the right noch left sondern to the middle, quasi. Dafür würde man ja eine Graukarte nehmen. Gut, mit dem Handbelichtungsmesser und Spotmessung ginge es solala, und dann den Mittelwert. Mit Lichtmessung von der Kamera weg sowieso. Aber wenn ich es mit der Waveform+Graukarte machen will? Pi mal Daumen kriege ich es natürlich auch so hin, aber die Ergebnisse können da eben sehr unterschiedlich sein, weshalb man bei Fotos in der Situation eine Belichtungsreihe machen würde. Das ist aber hier keine Option, es sollte also schon "sitzen".
Antwort von Peppermintpost:
du versuchst ein kreatives Problem technisch zu erschlagen, und das wird dir nicht gelingen. Was immer du Fotografierst oder Filmst, es wird sich immer die Frage stellen, was dir an dem Bild wichtig ist, oder worauf es dir ankommt, und darauf solltest du dann auch belichten. Gerade bei Landschaften wo ja eine maximale DR auftreten kann, wenn du nicht gerade bei Nebel arbeitest, gibt es keinen Mittelwert der irgendwie Sinn machen würde, und wenn er Sinn machen würde wäre es ein Zufall.
Zudem gehe ich davon aus, das du ja nicht von Film Belichtung sprichst,
wo du zum Zeitpunkt des Drehs dein Material ja nicht sehen kannst, sondern du sprichst vermutlich von Digital, was ist also gegen den Vorschlag einzuwenden mal einen Blick auf den Monitor zu werfen?
Wenn du deinen eigenen Augen nicht traust, dann ist das für dich das falsche Hobby.
Du bekommst einen anständigen Belichtungsmesser mit Spot Funktion bei eBay für unter 50 Euro, den kannst (solltest) du benutzen um deine extrem Punkte und deinen Mittelwert zu ermitteln, also schwarz und weiss solltest du ja einfach im Bild entdecken können, dein Mittelwert ist dann dein Objekt an dem du Interesse hast, der Mittelwert sollte sich mit deinen Kamera Einstellungen weitestgehend decken, und dann kannst du entscheiden, wenn du z.B. aus einer Höhle heraus Filmst, ob du die Struktur der Wände sehen willst, oder die Wolken. Das ist aber deine kreative Entscheidung, da kann dir ein Belichtungsmesser technisch helfen, kreativ leider nicht.
Antwort von ennui:
Genau, ich möchte es quasi "blind" belichten, per Waveform und Graukarte. Wie bei Film. Es geht mir nicht darum, eine kreative Entscheidung zu treffen, sondern es soll gemessen werden, um den Dynamic Range des Log-Material optimal auszunutzen. Mit der Graukarte weiß man, wo das 18%-Grau landen soll, der Rest ordnet sich dann rechts und links davon an - man misst auf einen standartisierten Mittelwert. Es ist ein manuelles Messverfahren für Belichtung. Um kreative Entscheidungen geht es hier eher aqnderweitig:
Die Frage, die ich nämlich weiterhin habe, ist, wie man die Graukarte in dem Fall am schlauesten verwendet: ob man zb. die Werte ähnlich wie in Anselm Adams Zonensystem verteilen würde (der damit das Problem in der Fotografie gelöst hat), und wie man das denn auf die Kombi Graukarte/Waveform übertragen könnte. Also ob man da jetzt in der Praxis wirklich von Helligkeitszone zu Helligkeitszone rennen muss am besten noch mit einem Graukeil, oder ob es einen weniger umständlichen Weg gibt. Wenn man es so exakt wie möglich haben will.
Wie man sonst eine Landschaft filmt, weiß ich, und ich kann zb. normalerweise auch ganz gut allein anhand des LCD-Bilds belichten. Nur bei Log täuscht das eben und man kann sich nicht mehr darauf verlassen, außerdem ist der DR der Kamera dann größer als der des Monitors, so dass die Kamera mehr aufnimmt als der LCD darstellt. Daher schlauerweise: Messen.
Das Beispiel mit der Höhle diente nur der Erläuterung, dass es "Graukarte kurz ins Bild halten, fertig" nicht immer so wirklich bringt, denn natürlich will ich auch hier die Landschaft vor der hypothetischen Höhle korrekt belichten, und nicht die Höhlenwände, die dürfen absaufen. Graukarte direkt vor Kamera würde aber hier ja eben nur das wenige Licht messen, das innen noch auf die Höhlenwand fällt, dort wo die Kamera stünde. Was also stattdessen tun mit der Karte.