Hallo Leute,
ich arbeite für einen Naturschutzverband, der jetzt (endlich) auch Video für sich entdeckt hat. Wir wollen künftig Interviews, Q&As, usw. drehen - also Dreiminüter mit zwei Personen.
Dazu stehen uns zwei Locations zur Verfügung: hässliche Besprechungsräume und ein schöner Garten. Die Wahl ist da wohl klar ;) Dummerweise liegt der Garten an einer zweispurigen Straße
und ist dementsprechend laut.
Das Problem wollen wir so gut es geht minimieren - mit einem neuen(?) Mikro? Aktuell ist folgendes Setup aus verschiedenen früheren Projekten vorhanden:
- Tascam DR-100MK4 zur Aufzeichnung
- Rode NTG-2
- Boompole
Bisher nutzen wir das Rode als Handmikro und schicken den Ton direkt in eine Alpha 7. Klappt ganz gut. Mein Problem ist, dass wir ja keine Profi-Moderatoren haben und das mit dem Mic hin und her nicht immer so optimal funktioniert. Darum habe ich über eine Funkstrecke nachgedacht - z. B. diese hier: https://www.amazon.de/dp/B07YY988NQ/?co ... _lig_dp_it oder zwei Rode Wireless Go.
Nun die Fragen:
- Was haltet ihr von zwei Lav-Mics statt des Richtmikros? Wird sich dadurch der Ton verbessern oder aufgrund der Kugelform verschlechtern? Die Protagonisten stehen mit dem Rücken zu einer Hecke, dahinter gibt es eine 2,5 Meter hohe Betonmauer und danach kommt die Straße.
- Würdet ihr den Ton grundsätzlich mit dem Tascam aufzeichnen? Was würde sich dadurch verbessern?
Danke euch :)
LG
PS: Bitte bedenkt, dass wir keine Produktionsfirma sind. 1-2 Videos im Monat für Youtube, mehr soll es nicht sein
Antwort von srone:
Franz86 hat geschrieben:
Dazu stehen uns zwei Locations zur Verfügung: hässliche Besprechungsräume und ein schöner Garten. Die Wahl ist da wohl klar ;)
ja, die besprechungsräume...;-)
kein equipment der welt verhindert den strassenlärm...;-)
lg
srone
Antwort von pillepalle:
Für den Handbetrieb ist ein Richtrohr eh nicht ideal. Ja, am einfachsten 2 Lavaliermikrofone befestigen (Windschutz nicht vergessen). Die entweder via Kabel in den Tascam und von da aus in die Kamera, oder sich eben 2 Rode Wireless Go besorgen. Letztere sind störanfälliger und vom Sound etwas schlechter, dafür habt ihr mehr Bewegungsfreiheit. Die Windschütze beim Wireless Go sind allerdings schlecht. Ein handgehaltenes Reporter Mikro scheint für euch ja auch nicht in Frage zu kommen.
VG
Antwort von Franz86:
srone hat geschrieben:
Franz86 hat geschrieben:
Dazu stehen uns zwei Locations zur Verfügung: hässliche Besprechungsräume und ein schöner Garten. Die Wahl ist da wohl klar ;)
ja, die besprechungsräume...;-)
kein equipment der welt verhindert den strassenlärm...;-)
lg
srone
:D
Also dann Bild oder Ton - einen Tod muss man wohl sterben.
pillepalle hat geschrieben:
Für den Handbetrieb ist ein Richtrohr eh nicht ideal. Ja, am einfachsten 2 Lavaliermikrofone befestigen (Windschutz nicht vergessen). Die entweder via Kabel in den Tascam und von da aus in die Kamera, oder sich eben 2 Rode Wireless Go besorgen. Letztere sind störanfälliger und vom Sound etwas schlechter, dafür habt ihr mehr Bewegungsfreiheit. Die Windschütze beim Wireless Go sind allerdings schlecht. Ein handgehaltenes Reporter Mikro scheint für euch ja auch nicht in Frage zu kommen.
VG
Ok, danke. Ja, an ein Reportermikro habe ich auch schon gedacht, aber dann fummeln die sich wieder vor der Nase rum. Und: Das ist dann doch eine reine Kugel, würde die den Ton soviel besser abschirmen?!
Antwort von srone:
Franz86 hat geschrieben:
srone hat geschrieben:
ja, die besprechungsräume...;-)
kein equipment der welt verhindert den strassenlärm...;-)
lg
srone
:D
Also dann Bild oder Ton - einen Tod muss man wohl sterben.
na ja, zum einen gehts um ein besprechungsformat, da sollte der ton schon passen, zum anderen ist es als naturschutzverein natürlich schön im grünen zu drehen, wenn dann aber im hintergrund die 40t durchdonnern womöglich auch etwas komisch...:-)
lg
srone
Antwort von pillepalle:
Die Kugel ist dem Fall ehrlich gesagt ein Vorteil, eben weil sie nicht richtet. Zudem sind Kugeln deutlich unempfindlicher gegenüber Windgeräuschen. Ein geübter Reporter kann auch mit einem richtenden Mikro umgehen, weil er weiß wie er es halten muss. Bei einer Kugel geht es nur um die Nähe und nicht um die Richtung, das macht es einfacher im Handling. Gleiches gilt für die Lavaliermikrofone. Durch die Nähe zum Sprecher treten die Störgeräusche weiter in den Hintergrund. Ihr macht ja keine High-End Produktionen, da ist die Qualität von Lavaliermikrofonen völlig ok, wie ganz allgemein die Qualität der Mikros. Wenn irgendwann der Anspruch steigt könnt ihr immer noch zusätzliche Mikros einsetzen.
VG
Antwort von manfred52:
Hallo,
3 min nur Gequassel von 2 Personen wäre mir als Zuschauer zu langweilig.
Deshalb würde ich die Redner nur am Anfang im Bild (Innenraum) zeigen, dann dazu passende Bilder mit dem Ton als OFF. Zwischendurch auch mal wieder kurz die Redner einblenden.
Ist zwar aufwändiger, aber für den Zuschauer deutlich interessanter und für einen Naturschutzverband auch glaubwürdiger.
Gruß Manfred
Antwort von Jott:
Naturschutzbund und Location mit Strassenlärm. Das ist doch Grütze, egal welches Mikro, geht in den Wald oder sonst wohin, wo‘s grün und ruhig ist.
Antwort von pillepalle:
Idylle vortäuschen? Ja... kann man machen :)
VG
Antwort von Pianist:
Jott hat geschrieben:
Naturschutzbund und Location mit Strassenlärm. Das ist doch Grütze, egal welches Mikro, geht in den Wald oder sonst wohin, wo‘s grün und ruhig ist.
Da schließe ich mich vollumfänglich an! Es wird doch wohl im Wirkbereich dieses Verbandes irgendwo eine naturnahe Örtlichkeit ohne Straßenlärm geben.
Matthias
Antwort von TomStg:
Jott hat geschrieben:
Naturschutzbund und Location mit Strassenlärm. Das ist doch Grütze, egal welches Mikro, geht in den Wald oder sonst wohin, wo‘s grün und ruhig ist.
Oder zumindest in sehr verkehrsschwachen Zeiten aufnehmen, zB an einem Sonntag morgen. Allerdings kann das trotzdem in die Hose gehen, wenn gerade dann der große Schwertransport vorbeikommt.
Also:
Ruhiger Wald oder Wiese ohne Straßenlärm sind für dieses Thema die einzigen wirklichen Optionen.
Antwort von Pianist:
Tja, und wieder mal hat jemand eine technische Frage gestellt, hinter der sich in Wirklichkeit eine redaktionelle Frage verbirgt...
Matthias
Antwort von pillepalle:
Pianist hat geschrieben:
Tja, und wieder mal hat jemand eine technische Frage gestellt, hinter der sich in Wirklichkeit eine redaktionelle Frage verbirgt...
Na ja, die technische Frage stellt sich natürlich auch im Wald. Ein Richtrohr in der Hand halten ist prinzipiell keine besonders gute Idee.
VG
Antwort von rush:
Beide mit Lavs auszustatten wäre auch meine Lösung - egal ob im Wald oder genannten Garten... Letzteres ist akustisch natürlich nicht ideal - aber handgehaltene Reporter-Mics sind eben auch nicht immer die Lösung, insbesondere dann nicht wenn ggfs vor der Kamera auch agiert/etwas gezeigt werden soll und die Protagonisten ihre Hände benötigen.
Und ein einzelnes Richtrohr ist allein auch schwer zu handhaben wenn es Mal mehr als ein statisches Statement werden soll - so mit dynamischer Kameraführung ;-)
Wichtig.. wenn Funk: den Ton an der Kamera oder wenigstens am Empfänger (falls die kamera keinen Audio-Out hat) abhören - immer! Oder wenigstens nach jedem Take...
Alternativ einen Monitor per HDMI abschließen und darüber den Ton abhören.. hat meist etwas Versatz - aber Safety First!
Antwort von Jalue:
Ich würde jetzt gerne antworten können, „nimm Mikro X und Funkstrecke Y, dann sind deine Probleme gelöst!“ Dummerweise funktionieren pauschalen Ratschläge bei Tonaufnahmen nicht, gefühlt noch weniger, als bei Bildaufnahmen. Mikros, die an einer Location wunderbare Töne liefern, produzieren an einem vergleichbaren Ort plötzlich brutalen Hall. Straßenlärm kann im Hintergrund versinken, dafür ist plötzlich die (fürs unbewaffnete Ohr) kaum wahrnehmbare Klimaanlage fast so laut wie ein anfliegender Airbus.
Akustik ist tricky und aus diesem Grund führen EB-Teams ebenso wie professionelle Veejays ein Setup mit, das alle Eventualitäten so zu 80% abdeckt:
- 1 x gerichtete Kondensatorniere
- 1 x dynamisches Reportermikro (Kugel oder Niere)
- 2 x Funkstrecke plus Ansteckmikros (Kugel oder Niere)
- last but not least: Tonangel, Windkorb sowie Softie für das Kodensator-Mic.
Der Rest ist dann Ausprobieren vor Ort, unterstützt von Erfahrungswerten. Oft reicht es schon, ein paar Meter zur Seite zu gehen, um die Tonqualität von „mies“ auf „sendefähig“ zu pimpen.
Ihr habt das Equipment nicht? Auch nicht die Erfahrungswerte? Dann hilft nur; Leihen und vor Ort testen! Falls die Ergebnisse negativ ausfallen, muss eben eine andere Location her. Ob Mikros, bzw. Funken von Rode, Sennheiser oder Sony stammen, ist hingegen zweitrangig.
P.S.: Ist jetzt Off Topic, aber ein paar Geheimwaffen gibt es! Schon mal versucht, einen Beitrag, den ihr mobil schneiden müsst, an einer lärmigen Location zu vertonen? Ein britischer Kollege hat mich mal mit einem Produkt vertraut gemacht, das genau das ermöglicht: https://www.bhphotovideo.com/c/product/ ... phone.html
Diese Mikrofone sind bei uns erstaunlicherweise ziemlich unbekannt, im angelsächsischen Bereich jedoch absoluter Standard bei Sportübertragungen. Natürlich nur für Off-Kommentierungen, denn die hält man sich unmittelbar vor den Mund. Dafür gibt es übrigens wechselbare Mundstücke und auch verschiedenfarbige Griffe für gute Unterscheidbarkeit. Hat sich die BBC vor Jahrzehnten entwickeln lassen.
Ansonsten stelle ich es mir schon lustig vor, wenn sich zwei Naturschützer in einem Garten direkt neben der stark befahrenen Straße über das Liebesleben der Maikäfer unterhalten, und sich dabei jeweils ein Coles 4104 vor den Mund halten... :-)
Matthias
Antwort von Franz86:
Hallo ihr,
erstmal vielen Dank für die zahlreichen Tipps und Ideen. Ich denke, wir versuchen es mal mit einer Kugel und einem etwas ruhigeren Ort in der Nachbarschaft.
@Pianist, wg. des redaktionellen Problems:
Naja, natürlich denkt man sowas mit, aber mit dem Weg von der Arbeit weg sind ja auch (und gerade in der Anfangsphase, wo jeder noch argwöhnisch auf das Setup schielt) Probleme verbunden: Man kann nicht schnell vor die Tür gehen, muss irgendwelche Dienstgänge buchen, irgendwo hingehen, steht dann nicht mehr im "sicheren" Garten (wo man die LKWs/Autos nur hört, nicht sieht ;)) sondern mitten im Wohngebiet/Park, wo einen Jogger anglotzen, usw. Mein Ansatz war, den Mitarbeitern einen möglichst einfachen Zugang zur Thematik zu bieten. Aber du/ihr hast/habt schon Recht, das muss man einfach mal durchsetzen - fertig!
Antwort von rush:
Pianist hat geschrieben:
Ansonsten stelle ich es mir schon lustig vor, wenn sich zwei Naturschützer in einem Garten direkt neben der stark befahrenen Straße über das Liebesleben der Maikäfer unterhalten, und sich dabei jeweils ein Coles 4104 vor den Mund halten... :-)
Matthias
Wäre doch Mal ein lustiges Experiment wenn zwei Sportreporter den Bau eines Ameisenhaufen o.ä. mit voller Inbrunst kommentieren - setzt natürlich entsprechende Naheinstellungen und Schnitte voraus um die Dynamik zu unterstützen ;-) Aber jetzt wo kein Fußball stattfindet ist das doch sicher eine willkommene Abwechslung und hätte gewiss einen gewissen Mehrwert.