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Infoseite // Filmproduktion als Einzelkämpfer?



Frage von P2Filmer:


Hallo Zusammen,

auch ich gehöre zu den -wohl nicht gerade wenigen- Leuten, die als "Einzelkämpfer" ihren Lebensunterhalt mit Filmen/Videos verdienen. Zuerst EB für die Öffis (dann Ausbildung beim Film) und seit einigen Jahren mit eigener Ausrüstung im Bereich Industriefilm/Imagefilm und teilweise Internetfilm.

Wie gesagt, als Einzelkämpfer. Akquise, Planung, Drehbuch, Kamera Schnitt, Abrechnung, etc. Für Ton, Sprecher u.ä. mit Freiberuflern zusammen im Netzwerk.
Läuft soweit auch ganz gut.....dennoch stelle ich mir folgende Frage:

Ist es wirklich optimal als Einzelkämpfer alleine oder im Netzwerk zu arbeiten, oder sollte man sich besser mit Gleichgesinnten als Firma zusammenschließen?
Evtl. kommt man so noch an größere Aufträge herankommen und ist auf Dauer wirtschaftlich stärker als wenn man es alleine macht.
Wie sind eure Erfahrungen?

Mich Interessieren vor allem Erfahrungen von Filmschaffenden, die sich zu einer größeren (größer als Einzelkämpfer) Firma zusammengeschlossen haben. Kanntet Ihr die Leute vorher? Ich wüsste z.B. niemanden, der das gerne machen würde. Die die ich kenne, bleiben lieber allein. Ich wollte das bisher auch, glaube mittlerweile allerdings, dass die Alternative auf Dauer erfolgreicher ist.

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Antwort von Jott:

Solange du dich nicht als Billigheimer positionierst, sondern im Prinzip ähnliche Tagessätze aufrufst wie größere Firmen (was kein Problem ist, wenn der Output stimmt), gibt es keinen Handlungsbedarf. Alleine bist immer der König, zusammen mit anderen gibt's schnell mal Streit, einer wird faul, der andere wird gierig, und schon herrscht Chaos. Nein danke.

Was ich aus Erfahrung mal gelernt hatte: die Location muss stimmen. Klingt albern, aber ein Studioumzug vom tristen Industriegebiet am Standrand in ein edles Gründerzeithaus in bester Innenstadtlage hatte den Umsatz ohne jedes Zutun nahezu verdoppelt. Kunden und Agenturen werfen inzwischen ganz gerne mal Google Streetview an, um schauen, ob der Einzelkämpfer nicht etwa daheim im Reihenhaus-Hobbykeller wirkt ...

Hilfreich auch die Gründung einer GmbH (alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer). Guter Auftritt, und die Kunden freuen sich, wenn das Generve mit der Künstlersozialkasse wegfällt. Viele beauftragen deshalb gezielt nur GmbHs.

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Antwort von P2Filmer:

Ja stimmt, die richtige Location und Firmierung spielen sicher eine große Rolle bei der Seriosität den Kunden Gegenbüber.

Als Billigheimer arbeite ich nicht. Die Tagessätze sind für Norddeutschland normal.
Das Problem ist hier eher die Billigkonkurrenz. Zumindest bei kleineren Aufträgen. Bei großen, von denen ich auch ein paar habe, spielen die „Billgheimer“ zum Glück noch nicht mit.

Daher fände ich es auch gut, das ganze etwas größer aufzuziehen. Klar, mit mehreren kann es schnell streit geben. Aber man kann eben auch Kompetenzen verteilen.
Zum Beispiel bin ich im kreativen Arbeiten sehr gut, auch im Umgang mit bestehenden Kunden. Allerdings nicht so klasse im akquirieren von Neukunden. Das können andere wieder viel besser. Genauso drehe und schneide ich zwar gerne, letzteres dauert bei mir aber sicher etwas länger als bei einem Cutter, der das ausschließlich macht.

Wenn einer dreht und ein anderer schneidet und ein anderen wiederum Kunden akquiriert etc, kann man natürlich schneller mehr Aufträge abarbeiten, als es alleine der Fall wäre. Gut, man muss auch mehr Umsatz machen, als beim Einzelkämpfer. Hat also Vor- und Nachteile.

Interessant wäre sicher auch eine Kombination aus mehreren Medienbereichen. Wenn sich also z.B. Filmemacher, Grafiker, Fotograf, etc zusammenschließen. Nur wo man die richtigen Leute finden würde, mit denen es nicht dauernd Probleme gäbe, weiß ich auch nicht.

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Antwort von Valentino:

Was ich aus Erfahrung mal gelernt hatte: die Location muss stimmen. Klingt albern, aber ein Studioumzug vom tristen Industriegebiet am Standrand in ein edles Gründerzeithaus in bester Innenstadtlage hatte den Umsatz ohne jedes Zutun nahezu verdoppelt. Kunden und Agenturen werfen inzwischen ganz gerne mal Google Streetview an, um schauen, ob der Einzelkämpfer nicht etwa daheim im Reihenhaus-Hobbykeller wirkt ... Das wird bei Werbe und EB-Drehs wichtig sein, aber ist nicht ausschlaggebend für das Endprodukt.
@Jott
Ich finde den letzten Satz von dir sehr daneben, da du damit eine menge guter Kameramänner, Tonmeister und Cutter(usw), welche zu Hause ihr Equipment haben und dort arbeiten in ein falsches Licht setzt.

Ich kenne genug Firmen die irgendwo in Berlin Mitte ihre kleine Abstellkammer haben oder sich das Büro mit anderen Firmen teilen und nicht wirklich einen guten Ruf haben.

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Antwort von stefangs:

klingt vielleicht ein wenig radikal, aber obwohl ich der festen ueberzeugung bin, dass nur im team langfristig groessere dinge zu machen sind, ist das nichts fuer die deutsche mentalitaet! wie man auch schon hier im thread lesen kann, der eine zu faul, der andere zu gierig.... die angst vor dem schritt laehmt den unternehmergeist und das neidische umherpicken nach des anderen kruemeln versauert die atmosphaere. die location spielt dabei keine grosse rolle.

aber bitte, das beruht nur auf meinen beobachtungen und es muss jeder fuer sich selbst entscheiden, ob der den noetigen amerikanischen teamgeist mitbringt, der so etwas mit der muttermilch aufgesogen hat oder nicht. mein tip: wenn zweifel bestehen, lieber einzelkaempfer bleiben.

stefan

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Antwort von nohab:

Ich musss auch zustimmen, dass man im Team besser arbeiten kann. Ich war lange als Einzelkämpfer unterwegs und habe vor kurzem mit Freunden ein GBR aufgemacht. Es läuft gut. Wir sind zwar auch noch als Einzelkämpfer unterwegs, aber trotzdem bin ich stolz auf den Schritt. Es muss in dem Team nur klar sein, welche Kompetenzen vergeben sind.
Mein Freund ist Journalist, ich bin Kameramann und mein anderer Freund ist ein genialer Tonmann und Cutter. Da wir uns sehr gut kennen verstehen wir uns sehr gut (bzw. ergänzen uns sehr gut).
Wenn du die Leute hast, wage den Schritt. Fange erstmal klein als GBR an. Da musst du auch kein Kapital binden.

Liebe Grüße
nohab

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Antwort von iMac27_edmedia:

Aber GBR ist rein rechtlich auch eine Haftung mit dem gesamten Vermögen, da wäre GmbH schon besser mit Gesellschaftern.

Jedenfalls kann man nur gut im Team arbeiten - jeder macht seinen Kompetenzbereich und natürlich ist es leichter fremdes Material zu schneiden als das eigene Material. Aber wenn man einen Imagefilm oder szenischen Film gedreht hat, übernimmt man auch gerne den endgültigen Feinschnitt, um Fehler des anderen Cutters auszumerzen oder sich mit dem Grading zu beschäftigen um den finalen Look anzupassen, so wie man es sich vorgestellt hat.

Wenn man mit Amerikaner zu tun hat, lernt man sich aufeinander zu verlassen und im Team zu arbeiten, in Deutschland ist da die Mentalität der kleinen Schlachtschiffe und Einzelkämpfer, aber nur im Team lässt sich grosses realisieren. Selbst versuche ich bundesweit Kontakte zu halten und zu realisieren, dank BahnCard100 besuche ich auf einen Sprung auch Agenturen und Kollegen in Hamburg und egal wo die sind. Und ein netter Austausch ist immer gut für beide Seiten. Netzwerke ausbauen, pflegen und erhalten, auch mal auf ein Bier treffen und Punkt!

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Antwort von Jott:

@Jott
Ich finde den letzten Satz von dir sehr daneben, da du damit eine menge guter Kameramänner, Tonmeister und Cutter(usw), welche zu Hause ihr Equipment haben und dort arbeiten in ein falsches Licht setzt. Verstehe ich nicht. Es geht um die Sichtweise von Kunden, die eine Filmproduktion beauftragen - und die ist nun mal so, damit muss man sich als "Einzelkämpfer" beschäftigen, wenn man gegen die "Großen" antritt. Oder in deinen Worten: man darf sich nicht ins schlechte Licht setzen lassen. Akquisition ist zu 90% reine Psychologie.

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Antwort von blowup:

Stell Dir einfach mal vor, du bist Werbeleiter und bis zur Messe muss ein Imagefilm fertig sein. Nach meiner Erfahrung werden viele grundsätzlich keinen Einzelkämpfer beauftragen, da sie (z.B. bei Unfall, Krankheit etc.) das Projekt und IHREN Job riskieren.

Grundsätzlich geht es aber letztlich um einen professionellen Auftritt (da kann auch die Location dazu gehören und professionelles Selbst-Marketing. Bei Projekten, die in Richtung Branding / Imagefilm gehen, sollte man schon jemanden dabei haben, der aus der Marketingberatung/Corporate Communication kommt, die Sprache des Kunden spricht und strategisches Beratungs-Know How hat, das über das reine Filmen hinaus geht.

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Antwort von Anne Nerven:

Wo liegt der Unterschied zwischen Netzwerk und Firma? In der Verpflichtung, jeden Monat Löhne zu zahlen. Egal, wie die Auftragslage ist. Die TEAMarbeit hängt doch nicht von der Unternehmensform ab. Als freier Netzwerker ist jeder für sich selber verantwortlich und wird aufgrund dessen wohl kaum schlechtere Arbeit leisten als ein Angestellter.

Hast Du es mal mit einem Vertriebsprofi versucht? Einer, der Dir mit seinen Kontakten Aufträge besorgt und daran provisionsgebunden mitverdient. Die Akquise ist doch oftmals das größte Problem. Cutter & Co gibt es wie Sand am Meer, da wirst Du schnell fündig, egal wie groß Deine Projekte werden.

Die nächste Frage ist aber, ob Du bei größeren Projekten auch mehr Geld verdienen wirst. Ich liebe Aufträge, die ich alleine abwickeln kann, weil die Rechnunssumme abzügl. Verleih mein Bruttoumsatz ist. In größeren Projekten wird die Summe auf so viele Köpfe verteilt, dass Du Dich manchmal fragen würdest, wozu Du Dir den ganzen Stress mit Koordination, Versicherungen, Produktionsplanung eigentlich machst. Oder Du bist gleich so groß, dass Du die Produktionsplanung aus den Händen geben kannst.

Zusätzlich kommen größere Sorgen: Wenn Du alleine aufgrund von widrigen Umständen nicht mit der Arbeit beginnen kannst, ist es meistens nur ärgerlich. Ein Drehausfall mit 5 Leuten kostet Geld. Schlechtes Wetter bei 10 Leuten beschert Dir höchstwahrscheinlich schaflose Nächte und führt Dich hin zum Glauben. Dann folgen Gebete an irgendeinen Gott, der morgen bitte, bitte die Sonne scheinen lassen soll. Und nach Abzug sämtlicher Kosten, steht eine Summe vor dem H, die Du auch alleine hättest erwirtschaften können. Große Firma bedeutet nicht unbedingt großes Geld aber häufig große Sorgen.

Dirk

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Antwort von motor-tv:

Stimme Dirk voll und ganz zu. Bin selber seit 17 Jahren "Einzelkämpfer", und mir bleibt am Ende des Jahres um ein vielfaches mehr als ein Freund aus Italien (im selben Aufgabengebiet, nur 1-2 Schritte größer), der ständig mit 5-6 Leuten (freiberuflich) dreht. Hat zwar in Summe natürlich größere Aufträge und auch mehr Jahresumsatz, aber sein Gejammere möcht ich gar nimmer hören.

Es muss aber jeder für sich das Beste rausfinden, z.B. bin ich bei After Effects oder Sprecher ein Null, somit suche ich mir bei Bedarf Hilfe. Planung, Dreh, Schnitt usw mach ich alles selber, nur so hab ich Kontrolle über mein Produkt. Wenn ich dann dem Cutter ständig über die Schulter schauen muss und korrigieren, kann ichs gleich selber machen.

Bin kein Billiganbieter, trotzdem habe ich über Jahre meinen Kundenstock. Große Firmen wünschen sich Kompetenz und Qualität, und ich arbeite auch ZU HAUSE.

Was ich jedoch auch bestätige, im Krankheitsfall sollte man sich immer eine Hintertüre sprich Ersatzkameramann offen halten, auch wenns dann nicht unbedingt die Ideallösung ist. Also: Bekannte, Freunde die in der selben Sparte arbeiten Kontakt pflegen im Falle des Falles, aber nicht unbedingt zusammenarbeiten ...

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Antwort von rainermann:

Hast Du es mal mit einem Vertriebsprofi versucht? Einer, der Dir mit seinen Kontakten Aufträge besorgt und daran provisionsgebunden mitverdient. Die Akquise ist doch oftmals das größte Problem. Cutter & Co gibt es wie Sand am Meer, da wirst Du schnell fündig, egal wie groß Deine Projekte werden. Hi Dirk, da sprichst mir aus der Seele. Komme auch von der "Macher"-Seite (Regie, Kamera, Schnitt) und suche noch jemanden für genau diese Sachen zur gegenseitigen Ergänzung: Aquise, Marketing, evtl. Redaktion. Einfach eine "Stimme nach Aussen". Könnte mir gut vorstellen, mit einer solchen Person etwas größeres aufzuziehen. Der eine sorgt für's Produkt, der andere verkauft's und am Ende haben beide was davon. Nur: wo anfangen zu suchen? Unter welchen Begriffen und Örtlichkeiten? Würde mich über jeden guten Tip freuen. Gerne auch Großraum Bodensee, da ich vorhabe, mich dort auszuweiten.

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Antwort von iMac27_edmedia:

Aber ein guter Vertriebler will pro Auftrag minimum 1000 Euro verdienen, ich kenne Firmen da verdient der Vertriebsmann mehr als der technische Part!

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Antwort von rainermann:

Aber ein guter Vertriebler will pro Auftrag minimum 1000 Euro verdienen. Soll ja auch der Kunde bezahlen und nicht ich. Die Kosten für einen Auftrag bestehen aus meiner Rechnung plus Provision Vermittler. Wie das zusammengesetzt ist, kann dem Kunden egal sein - solange er mit der Gesamtsumme (und nur die bekommt er auch zu sehen!) für geliefertes Produkt einverstanden ist. Und das zu Vermitteln und den Auftrag zur Zufriedenheit abzuschließen, ist Aufgabe des Vermittlers :-) So läuft's bei mir seit Jahren. Oft weiss ich gar nicht, was andere noch mitverdienen, wenn sie mich engagieren und es interessiert mich auch nicht - solange ich meinen "Schnitt" mache (im übertragenen Sinne)

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Antwort von Anne Nerven:

Natürlich bekommt ein Verkäufer viel Geld aber ich bekam durch Zufall mal mit, wieviel eine Agentur für einen Auftrag berechnete, den ich ausgeführt habe. Das waren mal eben 120% oben drauf! Also ca 55% Agentur und ca 45% für mich. Die Anfrage der Agentur war vorgegebener Festpreis, sprich die Agentur legte mein Budget fest. Nicht ich machte ein Angebot und die Agentur kalkuliert danach. Jetzt könnte ich argumentieren, das sei unfair oder Abzocke aber ich sehe das so: wenn ich mit einem Budget klar komme, kann die Agentur oder der Verkäufer draufschlagen, soviel sie/er will. Die Agenturarbeit möchte ICH nicht machen. Immer schickimicki unterwegs sein, immer und überall akquirieren. Jede Party nutzen, in Vereinen aktiv sein, mit der örtlichen Polit-Prominenz lieb Kind machen, mit Statussymbolen wie Klamotten und Auto (z.Zt. Audi R8) stets auf die Kacke hauen um Erfolg zu suggerieren. Heißt: immer am Limit leben. Immer die rote Lampe an haben.

Ein Vergleich:
Die Agentur beschäftigt mehrere Mitarbeiter: 2 Grafiker, 2 Azubis, 1 Buchhalterin/Büroleitung, 1 persönliche Sekretärin, die den Inhaber auch geschäftlich begleitet. Die Damen und Herren kosten. Die Grafiker sind diplomiert. Von den 120% Aufschlag bleibt für den Inhaber, je nach Volumen, nicht viel.

Mit einem 3000,- Auftrag (für mich, ohne zus. Kosten) habe ich 5 Monate alle Fixkosten gezahlt. Mein Ministudio (mit Wohnung unterm Dach) ist günstig gemietet und ich habe z.T. untervermietet, sodass ich auf 100,- Miete (warm inkl. Strom) komme. Das Wort Stress, im Sinne von "Wenn ich DEN Auftrag nicht kriege, sieht"s verdammt duster aus..." kenne ich zum Glück (momentan) nicht. Ich fahre aber auch nur einen Opel Combo und war letztes Mal 2005 für 10 Tage im Urlaub. Außerdem habe ich keine Familie zu ernähren, sonst könnte ich auch nicht so leben wie jetzt.

Es kommt halt darauf an, was man möchte. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

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Antwort von rainermann:

Du sprichst mir aus der Seele. Darum möchte ich auch gar nicht immer wissen, was der Vermittler für sich draufschlägt, solange ich das bekomme, was ich verlange. Möchte auch nicht mit ihm tauschen wollen.
Wir sollten uns zusammentun - Ach so, dann sind wir wieder nur 2 Filmer unter sich und das bringt ja auch keine neuen Aufträge ;-) haha

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Antwort von Anne Nerven:

Aber ein guter Vertriebler will pro Auftrag minimum 1000 Euro verdienen, ich kenne Firmen da verdient der Vertriebsmann mehr als der technische Part! Ist ja auch berechtigt, denn:
Der Verkäufer kann sich aussuchen, wem er den Auftrag geben möchte. ER hat doch den Kontakt. Der Techniker ist aber auf den Verkäufer angewiesen. Ohne den bekommt er keinen Auftrag. Aussendienst (Verkauf) wird immer höher entlohnt als Innendienst (Verwaltung/Technik). Egal in welchem Bereich.

Gibt es ein Verkäufer-Forum? Und wenn ja, würden dort Verkäufer über die Schwierigkeiten, eine Videofirma zu finden, diskutieren? Wohl eher nicht...

@rainermann:
Ich kenne ebenfalls keine Vertriebsprofis. Jedenfalls keine, die potenzielle Medienkunden hätten. Bei mir läuft es fast immer durch "Mund zu Mund". Oder Agentur. Habe nächste Woche einen Termin mit einem Messebauer, der weltweit agiert. Ich hoffe natürlich, zukünftig Aufträge und neue Kunden über ihn zu bekommen.

Es muss also nicht immer ein Vertrieb sein, der Kontakte hat oder herstellt. Es gibt andere Türöffner, zu neuen Kunden.

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Antwort von Anne Nerven:

...dann sind wir wieder nur 2 Filmer unter sich und das bringt ja auch keine neuen Aufträge ;-) haha Doch, wir könnten uns gegenseitig buchen :-)

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Antwort von Pianist:

Ist es wirklich optimal als Einzelkämpfer alleine oder im Netzwerk zu arbeiten, oder sollte man sich besser mit Gleichgesinnten als Firma zusammenschließen? Zunächst mal freue ich mich, dass wir dieses wichtige Thema hier mal durchnehmen. Andere haben dazu schon einiges geschrieben, die Vor- und Nachteile abgewogen, als Fazit bleibt wohl: Ob man in der Lage ist, alleine komplette Filme zu machen, und ob man dafür auch genügend Auftraggeber findet, das hängt von der eigenen Leistungsfähigkeit und dem Themengebiet ab.

Der Normalfall sieht vermutlich so aus: Es gibt einen Chef, der die Aufträge reinholt, einen Autor für die inhaltliche Arbeit, einen Kameramann, einen Assistenten, einen Cutter, einen Sprecher, einen Buchhalter und so weiter. Wenn man das alles selbst kann, und das trifft nur auf wenige zu, dann kann man das natürlich alleine machen und freut sich, dass man keinen Koordinierungsaufwand und eine günstige Kostenstruktur hat. Ich zum Beispiel kriege viele Aufträge unter anderem auch deshalb, weil die Leute wissen, dass ich sehr schnell zu sehr guten Ergebnissen komme, wo die großen Mitbewerber noch gar nicht angefangen haben oder gerade mal erst begriffen haben, was sie eigentlich machen sollen.
Kunden und Agenturen werfen inzwischen ganz gerne mal Google Streetview an, um schauen, ob der Einzelkämpfer nicht etwa daheim im Reihenhaus-Hobbykeller wirkt ... Der Satz ist anderen ja auch schon unangenehm aufgestoßen, ich möchte mich da anschließen. Der "Hobbykeller" sollte es natürlich wirklich nicht sein, aber was spricht dagegen, seinen Betrieb in einem eigenen Haus zu haben? Ob nun Reihenhaus oder freistehendes Einfamilienhaus lasse ich mal dahingestellt. Im eigenen Haus hat man doch sehr viel bessere Möglichkeiten, das Schnittstudio und den Sprecherraum akustisch auszubauen, man kann das Fahrzeug besser be- und entladen als mitten in der Stadt ohne eigene Parkmöglichkeit, das Archiv ist besser gegen Fremdeinwirkungen geschützt (in einer Mietwohnung weiß man nie, ob der über einem mit der Zigarette einschläft oder ob der unter einem an der Gasleitung manipuliert).

Außerdem: Wer seinen Betrieb im eigenen Haus hat, sagt doch damit aus, dass er bodenständig und zuverlässig ist, dass sein Leben auf Langfristigkeit aufgebaut ist und man nicht die Absicht hat, den Laden gegen die Wand zu fahren und sich aus dem Staub zu machen. Außerdem bringt man damit ja auch zum Ausdruck, dass das ganz gut läuft und die Kunden jemandem einen Auftrag erteilen, über dem nicht der Pleitegeier schwebt. (auch wenn man sich da bestimmt auch mal täuschen kann)
Hilfreich auch die Gründung einer GmbH (alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer). Guter Auftritt, und die Kunden freuen sich, wenn das Generve mit der Künstlersozialkasse wegfällt. Viele beauftragen deshalb gezielt nur GmbHs. Der Betrieb eines Filmproduktionsunternehmens ist zunächst mal eine gewerbliche Tätigkeit. Ich zahle auf 100 Prozent meiner Einkünfte Gewerbesteuer. Jemand, der mit eigener Technik komplette Filme produziert, entspricht ganz sicher nicht dem Bild eines "selbständigen Künstlers", dessen Leistungen abgabepflichtig sind. Da müsste man dann allenfalls schauen, wie viel Prozent der Auftragssumme wirklich einer schöpferischen Tätigkeit zuzuordnen sind, und das dürfte ein recht geringer Teil sein. Außerdem ist die KSK meiner Meinung nach eine reine Absurdität, die abgeschafft gehört. Das erkennt man schon daran, dass dort für die Leistung und nicht für das Mitglied kassiert wird, also auch für Leistungen, die von Nichtmitgliedern erbracht werden, während neue Mitglieder gar nicht oder erst auf dem Klageweg aufgenommen werden.
Stell Dir einfach mal vor, du bist Werbeleiter und bis zur Messe muss ein Imagefilm fertig sein. Nach meiner Erfahrung werden viele grundsätzlich keinen Einzelkämpfer beauftragen, da sie (z.B. bei Unfall, Krankheit etc.) das Projekt und IHREN Job riskieren. Ich mache oft die umgekehrte Erfahrung: Es gibt nur wenige Filmfirmen, die es gewohnt sind, extrem schnell zu arbeiten. Natürlich gibt es die EB-Team-Firmen, die tagesaktuell arbeiten, aber die stellen ja nur das Team und der Autor/Reporter kommt vom jeweiligen Sender. Dass man wirklich innerhalb weniger Tage einen kompletten Film aus dem Boden stampfen kann, das ist schon eine sehr besondere Leistung, die die Kunden dann eher Leuten wie mir als den großen Mitbewerbern zutrauen. Da kommt dann allenfalls mal die Randbemerkung "aber bitte nicht krank werden".
Bin kein Billiganbieter, trotzdem habe ich über Jahre meinen Kundenstock. Große Firmen wünschen sich Kompetenz und Qualität, und ich arbeite auch ZU HAUSE. Genau so sieht auch meine Erfahrung aus. Läuft seit Jahren super, und wenn ich mir die Liste meiner regelmäßigen Auftraggeber ansehe, dann frage ich mich echt, womit ich kleines Würstchen das verdient habe, solche bedeutenden Kunden zu haben. Aber da ich keinen Zeitverlust durch das Koordinieren anderer Leute habe, bleibt sogar ein wenig Luft, um gelegentlich was bei Slashcam zu schreiben.
Was ich jedoch auch bestätige, im Krankheitsfall sollte man sich immer eine Hintertüre sprich Ersatzkameramann offen halten... Klar, ich habe auch ein paar Leute, die ich ganz gezielt zu einzelnen Drehterminen schicken kann, wenn ich echt mal nicht kann. Meist sind es terminliche Überschneidungen, aber das würde auch für einen etwaigen Krankheitsfall gelten.

Also insgesamt meine ich: Wenn man es wirklich schafft, ganz alleine Filme zu produzieren, die so aussehen, als seien sie von einer großen Firma mit zehn Leuten gemacht worden, dann sollte man das einfach so weitermachen und sich über den gesparten Ärger und die gute Gewinnsituation freuen. Um das aber zu können, sollte man wohl schon als Jugendlicher in der Branche angefangen haben und mindestens ein abgeschlossenes Hochschulstudium im jeweiligen Themenbereich haben (also kein Filmhochschulstudium, sondern zum Beispiel Politikwissenschaft, wenn man Filme im Bereich der politischen Öffentlichkeitsarbeit macht).

Wer aber nicht alles selbst kann, der muss eben alles, was er nicht kann, als Leistung einkaufen. Ganz simpel.

Matthias

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Antwort von Jott:

Gute Zusammenfassung.

Zu meinem kritisierten Satz mit dem Standort stehe ich - weil Kunden aus den höherem Segmenten auf so was achten. Ich weiß es einfach. Dass Topleute auch zu Hause arbeiten können, weiß ich selber, aber es ging um den "Showfaktor" als Produktionsfirma, umd die Location, die nach meiner Erfahrung zu höherem Einkommen führt. Ich dachte, das sei so verständlich.

Künstlersozialkasse: beauftragt ein Unternehmen einen Freiberufler, einen Selbständigen oder eine GbR mit einem Filmprojekt, muss es dafür KSK-Abgaben leisten. Der Einfachheit halber wird keineswegs nach künstlerischen und nicht künstlerischen Tätigkeiten unterschieden, das "Gesamtwerk" mit allem Drumherum ist "Kunst", sagt die KSK mit Rückendeckung von meterweise Urteilen vor Sozialgerichten. Da die unaufgeforderte Zahlungspflicht immer noch weitgehend unbekannt ist, gibt es dann massiven Ärger und empfindliche Strafen, oft erst nach Jahren. Wer das als Auftraggeber einmal hinter sich hat, beauftragt garantiert nur noch GmbHs oder AGs. Selbstverständlich gehört die KSK in dieser Form abgeschafft - das besorgt irgendwann mal die EU, weil mehr als eine Umsatzsteuer nicht zulässig ist. Bis dahin muss man nur wissen, welcher Irrsinn da gepflegt wird und sich entsprechend verhalten.

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Antwort von blowup:

und mindestens ein abgeschlossenes Hochschulstudium im jeweiligen Themenbereich haben (also kein Filmhochschulstudium, sondern zum Beispiel Politikwissenschaft, wenn man Filme im Bereich der politischen Öffentlichkeitsarbeit macht).

Wer aber nicht alles selbst kann, der muss eben alles, was er nicht kann, als Leistung einkaufen. Ganz simpel.

Matthias Und wenn man im Bereich Branding/Image unterwegs ist, ist es sinnvoll fundierte Erfahrungen im Bereich Marketing zu haben. Muss nicht unbedingt ein Studium sein. Wenn ich z.B. daran denke, welche Projekte und Budgets ich los geschlagen habe, weil ich dem Kunden inhaltliche und formale Vernetzungsmöglichkeiten und Mehrfachnutzung aufgezeigt habe, die die Kosten natürlich relativieren.

Allerdings habe ich oft Bedenken gegenüber Einzelkämpfern gefunden. Es geht einfach um persönliche Reassurance. Wenn etwas schief geht, muss der Werbeleiter etc. seinen Kopf hinhalten und seine Entscheidung rechtfertigen. Hat er eine Produktionsfirma mit entsprechenden Ressourcen und Reputation beauftragt, war es eben Schicksal. Hat er einen Einzelkämpfer beauftragt, war es seine dämliche Entscheidung. Ist in anderen Bereichen (z.B. Investitionsentscheidung für EDV) aber ähnlich. Insofern hat man als Einzelkämpfer immer dann die besten Chancen, wenn man direkt ganz oben, bei der GF, angebunden ist.

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Antwort von Pianist:

Insofern hat man als Einzelkämpfer immer dann die besten Chancen, wenn man direkt ganz oben, bei der GF, angebunden ist. Genau. Das ist ja das Schöne, dass Filmprojekte überwiegend Chefsache und deshalb ganz oben angesiedelt sind. Also bei einem kleinen Unternehmen beim Inhaber, in einem mittleren Unternehmen beim Geschäftsführer (der das dann in der praktischen Durchführung an seinen besten Mitarbeiter delegiert), in einem großen Unternehmen beim Vorstand (der das dann an seinen Leiter Öffentlichkeitsarbeit delegiert) und bei Ministerien bei der jeweiligen Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit, die unmittelbar zum Leitungsbereich gehört. Das Schöne daran ist: Wenn die von ganz oben etwas wollen, müssen alle anderen sofort springen... :-)

(was ich natürlich niemals so weit raushängen lassen würde)

Matthias

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Antwort von Pianist:

Künstlersozialkasse: beauftragt ein Unternehmen einen Freiberufler, einen Selbständigen oder eine GbR mit einem Filmprojekt, muss es dafür KSK-Abgaben leisten. Der Einfachheit halber wird keineswegs nach künstlerischen und nicht künstlerischen Tätigkeiten unterschieden, das "Gesamtwerk" mit allem Drumherum ist "Kunst", sagt die KSK mit Rückendeckung von meterweise Urteilen vor Sozialgerichten. Dann möchte ich ab sofort keine Gewerbesteuer und keinen IHK-Beitrag mehr zahlen.

Ich habe jedenfalls auch Werbeagenturen als Kunden, die werden öfter mal von der KSK geprüft, und ich meine: Wenn da etwas zu holen gewesen wäre, hätte ich davon ganz sicher erfahren. Und auch die KSK unterscheidet ja zwischen Künstlern und Kunsthandwerkern. Letztere fallen nicht unter die Abgabepflicht. Und nichts anderes ist doch eine gewerbliche Filmproduktion. Ich muss doch letztendlich das machen, was meine Auftraggeber haben wollen. Platz für künstlerische Betätigung ist da keine.

Matthias

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Antwort von Jott:

Stimmt nicht. Die Zahlung von Gewerbesteuer schützt nicht vor der willkürlichen Einstufung als "Künstler" (und das sind per Gesetz z.B. ganz konkret auch Kameraleute), es geht nur um die Rechtsform. Rumschlagen mit dem Kram muss sich aber nur der Auftraggeber, insofern bei anderer Überzeugung gerne ignorieren. Quellen: www.kuenstlersozialkasse.de oder auch www.kskontra.de - eine recht informative und vor allem sehr sachliche Gegnerseite.

Ist ja auch nur eine winzige Facette zum Thema "Einzelkämpfer".

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Antwort von Anne Nerven:

Thema Künstlersozialkasse:

Bei meinen Rechnungen erhebt die KSK ebenfalls die zusätzlichen 5%. Bin ich dadurch eigentlich gleichzeitig berechtigt, mich darüber zu versichern? Und wenn nicht, muss der Auftraggeber trotzdem die Beiträge für meine Leistungen abführen? Weiß das zufällig jemand?

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Antwort von Jott:

Die KSK funktioniert janusköpfig: geht's um's Kassieren, ist praktisch jeder kreativ Tätige ein Künstler, auch mit Gewerbeschein. Geht es drum, dort versichert sein zu wollen, natürlich nicht - unter anderem wegen Gewerbeschein. Probier's aus!

"Bei meinen Rechnungen erhebt die KSK ebenfalls die zusätzlichen 5%. Bin ich dadurch eigentlich gleichzeitig berechtigt, mich darüber zu versichern?"

Nein.

"Und wenn nicht, muss der Auftraggeber trotzdem die Beiträge für meine Leistungen abführen?"

Ja. Die KSK-Abgabe ist in keiner Weise auf eine Person bezogen, das ist eine abstrakte Sondersteuer auf Kreativleistungen.

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Antwort von Pianist:

Bei meinen Rechnungen erhebt die KSK ebenfalls die zusätzlichen 5%. Bin ich dadurch eigentlich gleichzeitig berechtigt, mich darüber zu versichern? Und wenn nicht, muss der Auftraggeber trotzdem die Beiträge für meine Leistungen abführen? Weiß das zufällig jemand? Das hat eben beides überhaupt nichts mit einander zu tun. Die Abgabepflicht des Auftraggebers bezieht sich auf die Leistung. Unabhängig davon, wer sie erbringt. Das bedeutet noch lange nicht, dass Du dort als Mitglied aufgenommen wirst. Die meisten klagen sich wohl ein, wenn ich richtig informiert bin.

Zur Verdeutlichung der Absurdität mal ein Parallelvergleich: Wenn ich einen Fahrschein für den Omnibus kaufe, muss ich fünf Prozent des Fahrpreises an einen Hilfsfonds für notleidende Taxifahrer abführen. Wenn das so wäre, würde sich auch jeder an den Kopf fassen. Und nicht anders läuft es bei dieser Extrawurst für brotlose Künstler.

Matthias

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Antwort von Jott:

Zur Verdeutlichung der Absurdität mal ein Parallelvergleich: Wenn ich einen Fahrschein für den Omnibus kaufe, muss ich fünf Prozent des Fahrpreises an einen Hilfsfonds für notleidende Taxifahrer abführen. Der Vergleich stimmt so nicht mal, es wäre so: du fährst Taxi. Danach bist du gehalten, unaufgefordert derzeit rund 3,9% der Fahrtkosten zusätzlich an die Taxifahrersozialkasse abzuführen, unabhängig davon, ob der Taxifahrer überhaupt dort versichert ist (wahrscheinlich ist er es nicht, denn er verdient ja Geld und wird deswegen nicht aufgenommen). Das sagt dir aber keiner, woher sollst du das wissen? In ein paar Jahren kommt eine Buchprüfung, deine eingereichten Quittungen werden entdeckt. Keine Abgabe gezahlt? Das ist ein Straftatbestand, nämlich hinterzogene Sozialabgaben! Du bist am A...! Und wirst in Zukunft, wenn irgend möglich, das Taxifahren vermeiden.

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Antwort von Pianist:

Der Vergleich stimmt so nicht mal, es wäre so: du fährst Taxi. Danach bist du gehalten, unaufgefordert derzeit rund 3,9% der Fahrtkosten zusätzlich an die Taxifahrersozialkasse abzuführen, unabhängig davon, ob der Taxifahrer überhaupt dort versichert ist (wahrscheinlich ist er es nicht, denn er verdient ja Geld und wird deswegen nicht aufgenommen). Das sagt dir aber keiner, woher sollst du das wissen? In ein paar Jahren kommt eine Buchprüfung, deine eingereichten Quittungen werden entdeckt. Keine Abgabe gezahlt? Das ist ein Straftatbestand, nämlich hinterzogene Sozialabgaben! Du bist am A...! Und wirst in Zukunft, wenn irgend möglich, das Taxifahren vermeiden. Stimmt, der Vergleich ist noch besser. Ist und bleibt jedenfalls eine vollkommen bescheuerte Angelegenheit. Da sind übrigens etliche Synchronstudios dran Pleite gegangen, weil sie für fünf Jahre die Abgabe für die Sprecher nachzahlen sollten. Ein Synchronstudio-Besitzer hat sich deswegen sogar umgebracht.

Ich selbst kann mich im Prinzip zurücklehnen. Selbst wäre ich ja nur abgabepflichtig für die wenigen Fälle, wo andere Sprecher bei mir sprechen. Bei meinen Kunden sieht es allerdings anders aus. Ich gehe zwar nach wie vor davon aus, dass "Filmproduzent" eine gewerbliche Tätigkeit ist und meine Leistungen nicht abgabepflichtig sind, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass zumindest auf Teile meiner Leistungen die Abgabepflicht besteht. Sagen wir mal zu etwa 25 Prozent. Dann müssten meine Auftraggeber auf diese 25 Prozent der Rechnungssumme die Abgabe zahlen. Damit haben sie einen zusätzlichen Aufwand, den sie nicht haben, wenn sie eine GmbH beauftragen, auch wenn die Mitbewerber vielleicht insgesamt teurer sind und sie dadurch keinen finanziellen Nachteil haben. Aber allein der Mehraufwand wirkt ja schon abschreckend.

Die meisten meiner Mitbewerber sind GmbH. Folglich wäre es für mich ein Wettbewerbsnachteil, wenn für meine Leistungen eine Abgabepflicht bestünde. Ich kann mir daher kaum vorstellen, dass das rechtmäßig ist. Nun möchte ich aber auch nicht dort nachfragen, um keine schlafenden Hunde zu wecken.

Da könnte die FDP doch mal ein gutes Werk tun und diesen Unfug abschaffen.

Matthias

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Antwort von Jott:

Ich gehe zwar nach wie vor davon aus, dass "Filmproduzent" eine gewerbliche Tätigkeit ist und meine Leistungen nicht abgabepflichtig sind, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass zumindest auf Teile meiner Leistungen die Abgabepflicht besteht. Das ist - leider - falsch, sobald du selber eine Kamera anfasst oder Regie führst. Es sei denn, du stellst getrennte Fantasierechnungen z.B. für Dreh (künstlerisch, ein symbolischer Minibetrag) und Editing, Encoding etc. (nicht künstlerisch, verschlingt fast den ganzen Etat ...). Bei Grading wird's schon wieder schwierig: Koloristen sind laut Gesetz Künstler - zwar eigentlich auf Trickfilm bezogen, aber die KSK ist ja selbst sehr kreativ in diesen Dingen und hat sogar Webdesigner zu Künstlern erklärt ...

Ja, du hast einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber GmbHs. Und ja, keinesfalls nachfragen und schlafende Hunde wecken!!!

Erst in 2008 oder so ist die Abschaffung nur ganz knapp im Bundesrat gescheitert. Die einzige Hoffnung ist die EU, gegen deren Richtlinien die Nummer knallhart verstößt. Juristen sagen unisono: die KSK-Abgabe ist zwar geltendes Recht, kann aber unmöglich rechtens sein. Falls dich das tröstet.

Die KSK sieht übrigens auch Geschäftsführer einer Filmproduktions-GmbH als Künstler, die dann auf Ihr eigenes Gehalt die Abgaben zahlen müssen. Dagegen kann man sich zwar wehren, aber der Krake ist wirklich allgegenwärtig und nervt ...

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Antwort von Pianist:

Das ist - leider - falsch, wenn du selber eine Kamera anfasst oder Regie führst. Es sei denn, du stellst getrennte Fantasierechnungen z.B. für Dreh (künstlerisch, ein symbolischer Minibetrag) und Editing, Encoding etc. (nicht künstlerisch, verschlingt fast den ganzen Etat ...) Konkret sieht das bei mir so aus: Auf meinen Rechnungen gibt es eine Position für "Text verfassen und sprechen". Das wäre eindeutig abgabepflichtig. Dann gibt es Positionen für Drehtage und Schnitt-Tage. Diese müsste man dann aufteilen, also etwa ein Drittel ich als Mensch und zwei Drittel die teure Technik, die darin enthalten ist. Nun stellt sich die Frage: Ist man verpflichtet, seine Auftraggeber auf diesen Umstand hinzuweisen? Ist man schadenersatzpflichtig in Höhe der Abgabe, wenn man es nicht getan hat?

Ich rechne gerade mal für die Jahre 2006 bis 2010 aus, welche Abgaben ich zu leisten hätte. Das bezieht sich dann immer auf die von mir gezahlten Honorare an Sprecher und Übersetzer. Das bleibt im durchaus bezahlbaren Rahmen. Nun frage ich mich allerdings, ob ich mich dort freiwillig melde und das angebe, um Bußgeldzahlungen zu vermeiden. Denn dann kennen die mich und fangen vielleicht an nachzurecherchieren, für wen ich Filme produziert habe, um dann dort wiederum die Abgabe für meine Leistungen zu kassieren. Können die mich zwingen, meine Auftraggeber preiszugeben?

Matthias

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Antwort von Jott:

Ich will jetzt nicht zum offiziellen KSK-Berater werden (dafür sind Steuerberater und Fachanwälte für Sozialrecht zuständig), aber dennoch:

"Konkret sieht das bei mir so aus: Auf meinen Rechnungen gibt es eine Position für "Text verfassen und sprechen". Das wäre eindeutig abgabepflichtig. Dann gibt es Positionen für Drehtage und Schnitt-Tage. Diese müsste man dann aufteilen, also etwa ein Drittel ich als Mensch und zwei Drittel die teure Technik, die darin enthalten ist. Nun stellt sich die Frage: Ist man verpflichtet, seine Auftraggeber auf diesen Umstand hinzuweisen? Ist man schadenersatzpflichtig in Höhe der Abgabe, wenn man es nicht getan hat?"

Zwei Mal nein. Ist nicht dein Problem. Dein Auftraggeber kann mit dem Prüfer darum kämpfen, dass das auseinander gedröselt wird - er hat aber kein Recht darauf. Ist Ermessenssache des Prüfers, und die sind total überfordert mit dem Thema. Daher sind die Sozialgerichte voll mit dem Sch..., sh. zum Beispiel die Posse mit Dieter Bohlen: als DSDS-Juror wurde er gerichtlich zum Künstler ernannt, und RTL musste in diesem Fall heftige Summen abdrücken.

"Ich rechne gerade mal für die Jahre 2006 bis 2010 aus, welche Abgaben ich zu leisten hätte. Das bezieht sich dann immer auf die von mir gezahlten Honorare an Sprecher und Übersetzer. Das bleibt im durchaus bezahlbaren Rahmen. Nun frage ich mich allerdings, ob ich mich dort freiwillig melde und das angebe, um Bußgeldzahlungen zu vermeiden."

Die Bußgelder sind schmerzhaft. Freiwillig melden oder aussitzen ist eine rein persönliche Entscheidung. Es ist allerdings ein Straftatbestand, nicht zu zahlen ...

"Denn dann kennen die mich und fangen vielleicht an nachzurecherchieren, für wen ich Filme produziert habe, um dann dort wiederum die Abgabe für meine Leistungen zu kassieren."

Das tun sie im Falle einer Betriebsprüfung bei deinen Auftraggebern.

"Können die mich zwingen, meine Auftraggeber preiszugeben?"

Nein. Die interessieren sich eigentlich bei einer Prüfung bei dir nur für Rechnungen, die an dich gestellt wurden (Sprecher etc.), nicht von dir an andere, denn dafür ist ja bei dir nichts zu holen. Die sind ja sogar zu blöde dazu, ihre Erfassungsbögen automatisch an alle Firmen zu schicken.

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Antwort von Pianist:

Zwei Mal nein. Ist nicht dein Problem. Dein Auftraggeber kann mit dem Prüfer darum kämpfen, dass das auseinander gedröselt wird - er hat aber kein Recht darauf. Ich werde wohl tatsächlich mal eine Erstberatung bei einem Fachanwalt wahrnehmen. Und ich überlege, ob ich künftig auf allen meinen Rechnungen folgenden Satz einführe: "Hinweis: Die Bemessungsgrundlage gemäß §25 (1) KSVG aus Leistungen auf dieser Rechnung beträgt XXX EUR." Das wäre dann die Addition aus dem Autoren- und Sprecher-Honorar plus ein Drittel aus den Drehtagen und ein Drittel aus den Schnitt-Tagen. Der Rest ist Technik.

Dann weiß keiner, der sich damit nicht auskennt, was gemeint ist. Und wenn es mal zu einer Prüfung kommt, weiß der Prüfer genau, was gemeint ist. Und wenn sich vorher mal jemand damit beschäftigt, weiß er genau, welche Zahlen er in den Meldebogen eintragen muss.

Interessant ist übrigens folgendes: Die KSK behauptet, dass auch Behörden abgabepflichtig sind. Im Gesetz ist aber nur von "Unternehmen" die Rede. Und Behörden sind ganz gewiss keine Unternehmen.

Matthias

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Antwort von Jott:

Ja, mach das mit der Fachberatung. Es reicht aber erst mal, www.kuestlersozialkasse.de durchzuarbeiten. Das interessante Kleingedruckte kommt im Download-Bereich.

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Antwort von Jott:

Und ich überlege, ob ich künftig auf allen meinen Rechnungen folgenden Satz einführe: "Hinweis: Die Bemessungsgrundlage gemäß §25 (1) KSVG aus Leistungen auf dieser Rechnung beträgt XXX EUR." Das wäre dann die Addition aus dem Autoren- und Sprecher-Honorar plus ein Drittel aus den Drehtagen und ein Drittel aus den Schnitt-Tagen. Der Rest ist Technik. Spar's dir:

"Die Künstlersozialabgabe ist auf alle Entgelte ( z. B. Gagen, Honorare, Tantiemen ) zu zahlen, die an selbständige Künstler oder Publizisten gezahlt werden. Dazu gehören auch alle Nebenkosten, z. B. Telefon- und Materialkosten.

Nicht abgabepflichtig sind:

- Zahlungen an juristische Personen
- die gesondert ausgewiesene Umsatzsteuer,
- steuerfreie Aufwandsentschädigungen (z. B. Reise- und Bewirtungskosten)
- Entgelte, die im Rahmen der so genannten Übungsleiterpauschale in Höhe von 1.848 EUR jährlich (ab 2007: 2.100 EUR jährlich) steuerfreie Aufwandsentschädigungen sind ( § 3 Nr. 26 EStG)."

Das mit dem gut gemeinten Aufdröseln funktioniert also nicht. Entscheiden oder beurteilen, was künstlerische Tätigkeit ist und was eventuell nicht, dürfen sowieso nur die KSK und ihre Prüfer, nicht du.

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Antwort von Pianist:

Spar's dir:

"Die Künstlersozialabgabe ist auf alle Entgelte ( z. B. Gagen, Honorare, Tantiemen ) zu zahlen, die an selbständige Künstler oder Publizisten gezahlt werden. Dazu gehören auch alle Nebenkosten, z. B. Telefon- und Materialkosten. Das sind doch aber Formulierungen, die auf meinen Sachverhalt gar nicht zutreffen. Ein Sprecher ist nur er selbst als Mensch mit seiner Stimme und seinem Gehirn, er hat vielleicht ein paar Telefon- und Materialkosten, wenn er telefoniert und eine Rechnung ausdruckt und verschickt, das ist in seinem Honorar enthalten. Ich aber muss doch differenzieren zwischen mir als Mensch, der gewisse Leistungen erbringt, und der Technik, die ich dafür einsetze. Das passt doch nicht.

Vergleich: Es gibt ja auch Filmproduzenten, die nur einen Schreibtisch haben. Die ziehen einen Auftrag an Land, heuern einen Autoren und einen Kameramann an, sie mieten eine Kamera, einen Schnittplatz und so weiter. Natürlich müssen sie für den Autoren die Abgabe zahlen, und wohl auch für den Kameramann. Aber doch nicht für die gemietete Kamera und den gemieteten Schnittplatz. Nun die Frage: Wenn die jetzt die Produktion eines Filmes ihrem Kunden in Rechnung stellen, wie wird dann die Abgabe berechnet und wer zahlt sie? Und macht es einen Unterschied, ob der Schreibtischtäter ein Einzelunternehmer oder eine GmbH ist?

Matthias

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Antwort von Jott:

"Ich aber muss doch differenzieren zwischen mir als Mensch, der gewisse Leistungen erbringt, und der Technik, die ich dafür einsetze. Das passt doch nicht."

Klar passt das nicht. Es geht hier aber nicht um Logik, sondern ums Abgreifen von Geld. Die KSK steht auf dem Standpunkt, dass du ohne deine Kamera ja nichts Künstlerisches vollbringen kannst, also gehört selbige zwingend zur Leistung.

"Wenn die jetzt die Produktion eines Filmes ihrem Kunden in Rechnung stellen, wie wird dann die Abgabe berechnet und wer zahlt sie?"

Beide. Der Produzent zahlt Abgaben z.B. für Kameramann und Sprecher, der Auftraggeber des Produzenten auf die gesamte Produktion (sofern der Produzent nicht GmbH oder AG ist). Die Abgaben für Sprecher und Kameramann werden also doppelt erhoben. Cool, was?

"Und macht es einen Unterschied, ob der Schreibtischtäter ein Einzelunternehmer oder eine GmbH ist?"

Absolut. Genau das ist der Knackpunkt. Die KSK kann keine juristischen Personen zu Künstlern erklären, auch wenn eine GmbH noch so viel Kunst produziert! Deshalb fallen bei Aufträgen an GmbHs keine Abgaben an, der Auftraggeber ist raus aus der Misere.

Lass dir das mal von einem versierten Fachmann in Ruhe verklickern und ein paar Workarounds erklären. Irgendwann versteht man's, muss aber gleichzeitig kotzen. Entschuldigung.

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Antwort von P2Filmer:

Dafür muss dann aber die GmbH die KSK-Abgaben selber zahlen. Ist so! Hatte sehr viel ärger mit der KSK, bis hin zum Anwalt und ne GmbH auch und daher weiß ich das.
Der Kunde spart also nicht. Er hat höchstens weniger Aufwand.

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Antwort von Pianist:

Dafür muss dann aber die GmbH die KSK-Abgaben selber zahlen. Ist so! Hatte sehr viel ärger mit der KSK, bis hin zum Anwalt und ne GmbH auch und daher weiß ich das.
Der Kunde spart also nicht. Er hat höchstens weniger Aufwand. Genau darum geht es mir auch nur. Ich möchte einfach nicht, dass meine Kunden mehr Aufwand als nötig haben. Nun habe ich aber auch keinen Bock, extra deshalb eine GmbH zu gründen. Das hätte immerhin den Vorteil, dass ich genau differenzieren könnte, welche inhaltlichen Leistungen ich als Mensch gegenüber meiner GmbH erbringe, und nur darauf fallen dann die Abgaben an. Der Rest ist Technik und dafür fällt nichts an.

Ich meine aber immer noch, dass es zumindest möglich sein muss, auch bei einem Einzelunternehmer zwischen abgabepflichtigen und nicht abgabepflichtigen Leistungen zu differenzieren. Beispiel: Kunde vergibt Auftrag an Grafiker, einen Katalog zu gestalten und drucken zu lassen. Kunde zahlt Rechnung, auf welcher Gestaltung und Druck ausgewiesen sind. Dann wird doch wohl die Abgabe nur für die Gestaltung und nicht für den Druck anfallen, oder?

Matthias

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Antwort von P2Filmer:

@Pianist
Kann ich verstehen. Ich würde es auch gerne so sehen. Aber leider läuft das nicht so. Es ist tatsächlich so, dass das gesamte Werk (Film oder Internetseiten oder Foto, etc.) KSK-Abgabe pflichtig ist, samt aller nichtkünsterlischen Zusatzleistungen. Das sollte man schon ändern und vereinfachen.

Generell finde ich es aber nicht in Ordnung, wenn Industrie- und Wirtschaft gleich die Abschaffung der KSK fordern. In diesem Land wird so gut wie nichts mehr für Kunst und Kultur getan.
Wenn man überlegt was es für Milliarden Euros an Steuererleichterungen, Subventionen, Rettungsmaßnamen, etc, für Großkonzerne, Banken uvm. gibt, und den Künstlern gönnt man nix. Es sind 3,9% von einem - häufig eh schon recht geringen - Künstlerhonorar, verglichen mit anderen Selbständigen.

Und viele Künstler, Musiker, Buchautoren, Schauspieler etc, könnten ohne KSK gleich dicht machen. Da finde ich diese Institution gar nicht so übel. Auch wenn die Handhabung sicher generell vereinfacht werden sollte.
Okay, ich weiß, ich mache mir hier einige Feinde, aber es ist halt Meinung. Mehr will ich zu dem Thema aber hier auch nicht sagen, es ist schließlich nicht das Ausgangsthema dieses Beitrags.

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Antwort von soan:

"Technische Leistungen" sind nicht abgabepflichtig, können (sollen) also auch nicht in den an die KSK zu meldenden Gewinn enthalten sein.

Beispiel:

"Wartung Internetseite - Skalieren und Einbinden von angelieferten Grafiken auf Internetseite" - nicht abgabepflichtig

"Gestaltung für Internetseite - Bearbeiten von angelieferten Grafiken, Farbkorrektur und Einpassen in ein grafisches Gesamtkonzept" - künstlerische Tätigkeit, abgabepflichtig

KÖNNTE theoretisch eigentlich ein und dieselbe Tätigkeit sein, bloss halt anders umschrieben ;-)

Bei Filmschaffenden ist das etwas schwieriger:
"Technische Kontrolle eines angelieferten Clips, Umrechnen in ein internettaugliches Format, Hochladen auf Kundenserver" - klingt ziemlich technisch, keine künstlerische Tätigkeit

"Kontrolle und Farbkorrektur eines angelieferten Clips, Einarbeiten von Änderungen nach Kundenvorgaben, Umrechnen des Clips...usw" - ist schon irgendwie mit künslerischen Tätigkeiten verbunden, also schwer zu trennen. Einzelne Postitionen in der Rechnung sollten Klarheit bringen, jeweils mit seperaten Berechnungsgrundlagen

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Antwort von Anne Nerven:

Ich mache mein Angebot von vornherein einfach 10% teurer und ziehe bei Rechnungsstellung "großzügig" die 5% für die KSK ab.

Dann zahle ICH die Abgabe, der Kunde läuft vor Glück im Kreis und ich werde weiter empfohlen...

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Antwort von soan:

Gefällt mir die Idee...

Ich werde wohl bei bisher abgeleisteten Aufträgen eine gewisse Kulanz in Folgeaufträge mitnehmen und halt "mit Ansage" einige Dinge günstiger machen.

Was mich am meisten ärgert: ALLE geleisteten Zahlungen im Zuge des Auftrages (sprich: Rechnungsstellung), also auch Auslagen, Kilometer, Mieten etc welche in den "Zahlungen an den Künstler" enthalten sind zählen mit zur Abgabepflicht. Geisteskrank !!

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Antwort von Anne Nerven:

Oder man gründet eine zweite Firma, die mit Medien nur handelt. Mit dieser kauft man sich selbst das Video-Kunstwerk für 100,- Euro ab, zahlt 5 Euro KSK und verkauft es für die vereinbarten 20.000,- dem Kunden. Der hat dann nichts an die KSK zu zahlen. Nachteil: doppelte IHK-Mitgliedschaft.

Ende mit Rendern! Gute Nacht.

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Antwort von Jott:

"Dafür muss dann aber die GmbH die KSK-Abgaben selber zahlen. Ist so! Hatte sehr viel ärger mit der KSK, bis hin zum Anwalt und ne GmbH auch und daher weiß ich das."

Stimmt. Ein fähiger Steuerberater hätte dir aber erklären können, wie man das umschiffen kann. Nur leider nicht nachträglich.

Die Idee, den Auftraggeber offen vorzuwarnen und gleichzeitig einen passenden Rabatt einzuräumen ist okay und pragmatisch, um Ärger zu vermeiden. Nur bitte nicht "Rabatt wegen KSK" oder so was auf die Rechnung schreiben, denn es ist natürlich auch wieder illegal, die Abgaben selbst zu übernehmen.

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Antwort von Pianist:

Es ist doch aber totaler Mist, wenn man wegen sowas eine 1-Mann-GmbH gründen muss. Dann erbringt die GmbH die technischen Leistungen und man selbst (als geschäftsführender Gesellschafter) erbringt die inhaltlichen Leistungen (ich weigere mich immer noch, das, was ich mache, als "Kunst" zu bezeichnen). Als Geschäftsführer bekommt man ein Gehalt von der GmbH. Man ist also angestellt und kein "selbständiger Künstler". Da dürften doch eigentlich gar keine Abgaben mehr anfallen, oder mache ich da schon wieder einen Denkfehler?

Ich habe aber echt keine Lust, mich wegen sowas nun auch noch um die ganzen GmbH-Details kümmern zu müssen... Dann kommt ja auch noch die Veröffentlichungspflicht der Jahresabschlüsse, und das würde ich dann auch wieder nicht wollen. Und ich muss mich dann doppelt um die Steuern kümmern, einmal für die GmbH und einmal für mich als Mensch.

Man kann es drehen und wenden, wie man möchte: Wer in unserem Land sein Leben so einrichtet, dass er der Allgemeinheit nicht auf der Tasche liegt, hat die Arschkarte gezogen.

Matthias

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Antwort von Jott:

Machst du eine 1-Mann-GmbH, ist tatsächlich die KSK-Abgabe auf dein eigenes GF-Gehalt fällig. Die etwas verquere Begründung findest du auf deren Website. Wie gesagt, man kann das aber aushebeln bzw. massiv mindern.

Viele Fotografen treten inzwischen als 1-Mann-GmbH auf und werben sogar aktiv damit, dass der Kunde für sie keine KSK-Abgaben leisten muss.

Dein letzter Satz stimmt, das ist die traurige Wahrheit. Selbständigkeit wird in Deutschland eher schikaniert als gefördert.

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Antwort von P2Filmer:

Selbständigkeit wird in Deutschland eher schikaniert als gefördert. Stimmt vollkommen. Wahrscheinlich sind Selbständige nicht gerne gesehen. Angestellte sind vielleicht leichter zu kontrollieren. ;-)
Andererseits kann man als Selbständiger mit Hilfe eines guten Steuerberaters viel Steuern sparen. (Nix illegales, da reicht das Steuergesetzt vollkommen aus). Da werden manche Angestellten neidisch.

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Antwort von soan:

Kleines Update meinerseits:

Die Aussage "Kilometergeld etc gehören mit zum Ermessungsbetrag" ist FALSCH. Ich weiss nicht wer das gesagt hat, bin jetzt auch zu faul zum suchen, aber das ist schon eine wichtige Informationen.

Originaltext dazu:
http://www.kuenstlersozialkasse.de/wDeu ... osten_.pdf

Hier ist noch vom Steuer-Freigrenzbetrag die Rede, ich weiss nicht inwiefern das in die Berechnung einfliesst.

Der Satz für 2010 ist übrigends 3,9%

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Antwort von Jott:

Wäre ja nett, wenn's so einfach wäre - deswegen unbedingt genau und komplett lesen, die Grütze. In der Buchhaltung eines Unternehmens soll jemand das verstehen, anwenden und ausrechnen?

"Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln kommt zu dem Ergebnis, dass den Unternehmen durch das Künstlersozialabgabeverfahren jährliche Bürokratiekosten i. H. v. 142 Mio. € entstehen. Dieser Betrag ist kaum geringer als die insgesamt pro Jahr gezahlte Künstlersozialabgabe aller Unternehmen i. H. v. 179 Mio. € (in 2008). Zum Bürokratieaufwand tragen die zahlreichen Unschärfen der rechtlichen Regelungen, eine ausufernde Rechtsprechung der Sozialgerichte und die umfangreichen Aufzeichnungs-, Dokumentations- und Meldepflichten bei. Für jeden Euro Künstlersozialabgabe müssen allein die abgabepflichtigen Unternehmen Bürokratiekosten in Höhe von 79 Cent aufwenden, hinzu kommen weitere Verwaltungskosten bei der Künstlersozialkasse und der Rentenversicherung."

Aus den 3,9% werden also bei betroffenen Auftraggebern schnell 7% und mehr, nur wegen des Aufwandes. Weltfremder geht es nicht mehr. Und deswegen werden zunehmend lieber GmbHs beauftragt, anstelle von Geldverbrennung.

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Antwort von soan:

Hehe...es sei denn der beauftragte "Künstler" ist unschlagbar gut auf seinem Gebiet ^^...

"Wir Künstler" schaffen durch die bürokratischen Umschweife der KSK Arbeitsplätze, denn der Verwaltungsaufwand muss durch entsprechende Arbeitskräfte bewältigt werden. Lieber eine arme Bürokaufrau in Beschäftiging fürs selbe Geld als jemanden mittels Sozialabgaben durchfüttern ;-)

(*Ironie off*)

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