Frage von Jalue:Moin, werte Community,
ich suche Ersatz für meine angegraute Nikon D 5200 und wäre für eure Meinung dankbar.
Ich bin primär videojournalistisch unterwegs, meine Hauptkamera ist eine Panasonic AG CX 350.
Für aufwändigere Produktionen/Beautyshots habe ich aber auch gerne eine handliche Großsensorkamera dabei, sei es, damit das Ikea-Regal hinter dem Interviewten gnädig in der Unschärfe versinkt oder auch für den Gimbal-Einsatz.
Mithin eine klassische B-Unit, die bei ca. 50% aller Drehs
nicht benötigt wird, woraus sich ergibt, dass sie weder zu klobig noch zu teuer sein darf. Das Preislimit, das ich mir gesetzt habe, liegt so bei 2-3K inklusive Zubehör. Kit-Zoom (ww-bis leichtes Tele) sollte dabei sein.
Die Kamera sollte robust und zuverlässig sein, einen zumindest brauchbaren AF, bzw. Focus Assist-Funktionen haben und im FHD/4K Betrieb nicht überhitzen. Sie sollte mit 2-4 Standardakkus akzeptable Aufnahmezeiten von 2-4 Stunden gewährleisten (mit Abschaltung nach 30 Min. kann ich leben) und eine ansprechende Color Science haben. Sie sollte zumindest in FHD 50p 4:2:2 /10 Bit onboard haben. DSM natürlich. Sachen wie RAW oder 6/8 K sind für mich irrelevant, LOG aber durchaus wichtig und HDMI-Out (für den Betrieb an einer Live-U) ein Muss! Und ja, so bis ISO 800 sollte das Rauschen tolerabel sein, weil ich keine Zeit habe, immer
Neat Video drüberzubügeln.
Hier meine Vorauswahl, nach länglicher und bisweilen verwirrender Recherche (früher war's irgendwie einfacher):
Panasonic Lumix S5
Sony A7 IV
BM Pocket 6K pro
Nun zur
Frage: Zu welcher dieser Kameras (oder; einer ganz anderen) würdet ihr mir, aus eurer eigenen Erfahrung heraus und mit Blick auf mein „Einsatzprofil“, raten?
Vielen Dank vorab!
Antwort von cantsin:
Jalue hat geschrieben:
Die Kamera sollte robust und zuverlässig sein, einen zumindest brauchbaren AF, bzw. Focus Assist-Funktionen haben
Panasonic Lumix S5
BM Pocket 6K pro
Die beiden Kameras scheiden schon mal aus, wenn Du Video-Autofokus brauchst. Bei der S5 kommt noch hinzu, dass sie keinen Focus Assist während der laufenden Aufnahme bietet.
Eigentlich wäre ja die A7sIII oder noch besser die C70 die ideale Kamera bei Deinen Anforderungen. Aber ich nehme an, dass sie Deinen Preisrahmen sprengen?
- Ich würde persönlich sonst noch zu einer Panasonic S1H raten, weil die ein aktiv gekühlter Dauerläufer mit extrem starkem Akku, ohne Laufzeitbegrenzung und Full-Size-HDMI ist (wodurch dann Fokus Assist per Field Monitor geht und praktikabel wird). Die liegt preislich zumindest noch unter der A7sIII und ist IMHO bis auf den (ebenfalls unbrauchbaren Video-) Autofokus die bessere Kamera.
Bei Videojournalismus denke ich vor allem an Dinge wie: Robustheit, Wetterfestigkeit, Anschlussmöglichkeiten für professionelle Mikrofone (XLR) in guter Qualität und mit vernünftigem Monitoring, kein Laufzeitlimit, keine Überhitzungsprobleme, gute Stabilisierung. (Und im Optimalfall eigentlich an eine Kamera mit eingebauten ND-Filtern wie die C70.)
Antwort von Jalue:
Hey Cantsin, danke für den Input. Die S1H wäre es wohl, würde den Preisrahmen (inkl. Zubehör wie Audio-Adapter, Cage, variablem ND-Filter, pi pa po) aber einfach mal sprengen, dito die C 70.
Vor genau dem Problem stehen vermutlich einige KollegInnen, von denen die Kunden aber genau jenen Level erwarten (am liebsten noch zuzüglich Profi-Drohne), ohne Anpassung der Honorare natürlich :-)
Gratwanderung ...
Antwort von cantsin:
Jalue hat geschrieben:
Hey Cantsin, danke für den Input. Die S1H wäre es wohl, würde den Preisrahmen (inkl. Zubehör wie Audio-Adapter, Cage, variablem ND-Filter, pi pa po) aber einfach mal sprengen, dito die C 70.
Meine S1H habe ich (wenig) gebraucht für 2000 EUR erstanden, vielleicht mit ein bisschen Glück dank der Corona-Flaute bei Produktionsfirmen. Wenn das für Dich eine Option wäre, würde ich mir das genauer ansehen. Zumal die S1H ja auch schon länger auf dem Markt ist als die wesentlich neueren C70, A7sIII und A7iv und deshalb Gebrauchtangebote öfter vorbeikommen, und das eine langlebig konstruierte Kamera ist.
Aber wie gesagt, auch die S1H hat die genannten Einschränkungen sowohl bei Autofokus, als auch bei focus assist, und das ist ihr Pferdefuß.
Welche Kamera Du auch ins Auge fasst, ich würde sie mir unbedingt erst mal für einen Tag leihen und damit etwas probedrehen. Bei den heutigen Kameras ist Ergonomie (bzw. wie gut man sich mit deren Bedienung anfreundet) IMHO das 90%ige Auswahlkriterium, gute Bilder machen sie heute alle... Die auf dem Papier bestpassende Kamera hilft Dir wenig oder nichts, wenn Dir ihre Bedienung nicht in Fleisch und Blut übergeht wie Autofahren, sondern dich ihre Bedienung oder andere Details täglich in den Wahnsinn treiben.
Antwort von cantsin:
Antwort von Drushba:
Die S1H war für mich seinerzeit auch etwas ausserhalb der Reichweite, hatte mir daher die S1 besorgt und bin damit sehr zufrieden. Sie hat HLG und Log, zusammen mit den Luts von 55Media ist das HLG schnell und hübsch konvertiertbar. HLG nutze ich deshalb, weil der Kontrastautofokous damit besser funktioniert als mit Log und fast ebensoviel DR hat (der ist zumindest in meiner Praxis ausreichend). In 50p ist der AF zudem nochmals besser als in 24/25p -> einfach mal ausprobieren, denn die Panasonic S-Serie ist in der 2000 Euro-Liga unschlagbar, da geh ich mit Cantsin absolut d'accord. Gebraucht gibts sowohl die S1H wie auch die S1 ziemlich günstig... Wenn der Nachfolger mit verbessertem AF erscheint, wäre mensch damit schonmal im Lumix-S-System.
Antwort von Jalue:
Nochmals vielen Dank an euch beide für die ausführlichen Antworten und Tipps. Basierend darauf neige ich jetzt zur "S-Serie" von Panasonic, auch weil ich mit diesem Hersteller bislang fast nur gute Erfahrungen gemacht habe und es den Vorteil hätte, dass ich bei A- und B-Kamera jeweils die gleichen Formate und ähnliche Settings einstellen könnte.
Gut ist auch der Tipp mit dem Testen. Es stimmt schon, die (individuell empfundene) Usability ist die halbe Miete bei guten Aufnahmen, jedenfalls wichtiger als 1-2 Megapixel mehr. Die Nikon hatte ich damals unbesehen gekauft - und bin in all den Jahren mit dem Ding nie wirklich warm geworden.
Warum fällt das Vergleichen der Kameras so schwer heutzutage? Meiner Meinung nach, weil die Hersteller viele fast gleich aussehende Produkte mit ähnlichen Namen herausbringen, ohne den Anwendungszweck klar zu benennen. Als Käufer muss man da schon die Tec Specs Zeile für Zeile vergleichen, um eine vage Ahnung zu bekommen ... wo da jetzt
künstliche Bremsen eingezogen wurden. Sinn und Zweck dieser "Marketing-Strategie" erschließt sich mir nicht.