Frage von FixInPost:Hallo,
Es ist nicht so, dass ich mir Aufwand oder Geld sparen will, ich kann diverses Licht leihen und einsetzen, aber gerade wenn es um Kerzenlicht geht, oder spezifische Stimmungen, gibt es ja auch andere bzw. bessere Möglichkeiten.
Ich habe gehört dass bei den TFMlern ein Seminar über Ausleuchtung mit Kerzen gehalten wurde. Ausprobieren werde ich sowieso, aber vielleicht kann mir jemand eine gute Starthilfe geben.
FixInPost
Antwort von srone:
flackerndes licht kann man sehr gut mit einer flachen, wasser gefüllten wanne simulieren. mit einem scheinwerfer auf die oberfäche leuchten und selbige vom assistenten/beleuchter sanft in bewegung setzen lassen. funktioniert allerdings nur an wänden und decke;-)
lg
srone
Antwort von FixInPost:
Bin gespannt, danke!
FixInPost
Antwort von iasi:
Es gibt genügend Regisseure und auch Kameraleute, die vorhandenes Licht bevorzugen bzw. nur Lichtquellen wollen, die auch im Bild zu sehen sein können - z.B. Kubrick oder von Trier.
Gerade habe ich gelesen, dass Robby Müllers Credo war: "Möglichst wenig Equipment".
Nur wenige Schauspieler lassen sich von Lampe und Beleuchtung nicht beeinflussen. Die ganze Technik schränkt sie zudem auch oft ein.
Wobei man natürlich immer daran denken sollte, dass es eben ein gewisses Maß an Licht braucht. Kerzenlicht - es gab da mal einen Versuch, bei dem ein Zimmer eines Fürstenpalastes wie in alten Zeiten nur mit Kerzen beleuchtet wurde. Das war schon enorm dunkel. Und seit Kubricks Versuch in "Barry Lyndon" haben es wohl auch nur noch sehr wenige genutzt.
Bei Kerzenlicht ist man absolut am Limit.
Interessant auch was Roger Deakins über Innen- und Außendrehs bzgl. DOF schreibt:
http://www.rogerdeakins.com/forum2/view ... 527561dad3
Available Light ist zudem so eine Sache. Hat man beim Außendreh genügend Licht und beherrschbare Kontraste, ist das was feines. Hat man jedoch einen großen Saal mit großen Fensterflächen in alle Richtungen und starkem Lichtabfall zur Saalmitte hin, wird es mehr als schwierig. Zumal, wenn Totalen und Fahrten gewünscht werden.
Und dann ist da natürlich die Konstanz, die man bei Available Light nicht hat. Wenn sich immer wieder Wolken vor die Sonne schieben, die Schatten länger werden, die Farbtemperatur wechselt, ... Eine Szene, die man an einem Tag drehen will, kann dann sehr schnell zur großen Herausforderung werden.
Oder eine größere Szene beginnt man an einem sonnigen Tag - und der nächste Drehtag bietet trübe Wolken.
Andererseits bietet Available Light eben oft auch Bilder, die man auch mit der besten und aufwändigsten Beleuchtung nicht zustande bekommt.
Antwort von otaku:
kubrick und available light? lol - nur wegen der einen szene von clockwork orange?
Antwort von iasi:
kubrick und available light? lol - nur wegen der einen szene von clockwork orange?
eyes wide shut
nur Lichtquellen, die auch im Film zu sehen sind
barry lyndon
...
Antwort von dudelsack44:
wirklich? was dazu gelernt...... hätte ich gar nicht gedacht, jetzt sehe ich den großen meister nochmal in ganz anderen augen. er hat es geschafft, dass man seinen filmen nicht ansieht, dass sie nur mit available und practical lights gedreht wurden :O (2001 odyssee mal 100%ig ausgenommen)
EDIT: wehe dir, oh du lügner:
zum Bild zum Bild
Antwort von Schleichmichel:
Kubrick hat fast immer beim Licht groß aufgefahren. Die höchsten Lichtstufen gab es bei SHINING, wo die Fensterfassaden mit Gerüsten voller Scheinwerfer ein möglichst authentisches Sonnenlicht erzeugt haben. Available light heißt bei Kubrick wohl eher, alles was Pinewood Studios im Lager hat zu benutzen. Bei BARRY LYNDON gab es zwar einige Kerzenszenen, aber die Raumszenerien wurden zusätzlich mit Reflektoren und etwas Scheinwerferlicht geleuchtet. Dass das Keylight nur von den Kerzen ausgeht, machte die Notwendigkeit der für meinen Geschmack in Berichten zu oft hervorgehobenen f0.7-Zeissoptik nötig, weil das Licht halt zu schwach für die damaligen Filmsorten war. Vieles wurde aber durch sehr große Mengen an Licht erzeugt. Er hat es nur sehr geschickt eingesetzt, so dass es wie natürlich wirkt. Selbst die Nachtszene mit Lady Lyndon auf dem Balkon wurde mit einer Bogenlampe als Mond geleuchtet. Das kann aber nicht alles sein, so perfekt geleuchtet wie die Szene aussieht.
Bei CLOCKWORK ORANGE wurden in Practicals oft Photobrenner eingesetzt.
Bei FULL METAL JACKET wurde wohl am meisten von allen Kubricks Available Light genutzt.
Das am häufigsten in den Raumszenen verwendete Licht für EYES WIDE SHUT waren ChinaBalls (mehrere), die ein extrem weiches Grundlicht erzeugten. Es wurde aber auch hier viel mit Scheinwerfern gearbeitet. Durch (zusätzlich durchgehend gepushten) 500 ASA Film kommen aber hier deutlich viele Practicals zum Einsatz.
Antwort von iasi:
wirklich? was dazu gelernt...... hätte ich gar nicht gedacht, jetzt sehe ich den großen meister nochmal in ganz anderen augen. er hat es geschafft, dass man seinen filmen nicht ansieht, dass sie nur mit available und practical lights gedreht wurden :O (2001 odyssee mal 100%ig ausgenommen)
EDIT: wehe dir, oh du lügner:
zum Bild zum Bild
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Und beleuchtete Fenster entsprechen natürlichen Lichtquellen.
Aber bei vielen Szenen hast du bei Eyes wide shut wirklich nur die Lichtquellen, die man auch in den Aufnahmen sieht - z.B. bei einem langen Shot, bei dem Cruise durch die ganze Wohnung läuft und mit Frau und Kind spricht - diese Bewegungsfreiheit ist nur möglich anders gar nicht möglich.
Auffällig ist dabei natürlich, dass überall Lampen herumstehen und jede Schrankglastür beleuchtet ist - natürlich wirkt dies dann auch schon nicht mehr natürlich, denn wer schaltet schon alle Lampen im Haus ein.
Ach ja - und natürlich hatte Kubrick nicht bei allen Filmen so gearbeitet (das 2.Bild ist ja vom Lolita-Set.)
Antwort von dudelsack44:
Auffällig ist dabei natürlich, dass überall Lampen herumstehen und jede Schrankglastür beleuchtet ist
Hatte noch gar nicht so richtig darüber nachgedacht, woher dieser "magische" Look in seinen Filmen kommt... klar, ist ja wirklich ganz offensichtlich...
Antwort von srone:
übrigens gilt es als erwiesen, das viele kleinere lichtquellen in wohnräumen, eine viel bessere stimmung schaffen als eine grosse.
dies lässt sich auf film übertragen.
lg
srone
Antwort von dudelsack44:
"gilt als erwiesen" klingt wie eine wissenschaftl. studie. also ich merke das am eigenen leib, da brauche ich keinen wissenschaftler für! ;-)
(warum? weil das licht die erlaubnis zum dort sein symbolisiert und man bei
einer lichtquelle in einen kleineren raum gezwängt wird. mehr lichtquellen erweitern den raum. so zumindest meine interpretation.)
Antwort von srone:
warum? weil das licht die erlaubnis zum dort sein symbolisiert und man bei
einer lichtquelle in einen kleineren raum gezwängt wird. mehr lichtquellen erweitern den raum. so zumindest meine interpretation.
trifft es ganz gut und würde sich auch im umkehrschluss, die gepeinigte figur die das dunkel sucht, umsetzen lassen.
lg
srone
Antwort von FixInPost:
Ich habe mal ein bisschen gestöbert, bin aber nicht wirklich fündig geworden. Wie ist es mit der Helligkeitswahrnehmung der Kameras und des Auges im Vergleich aussieht.
Ist das Hirn vielleicht in der Lage dunkle Bereiche in der Realität zu erahnen und eine hellere Wahrnehmung vorzutäuschen als es über eine Wiedergabe durch Monitore etc möglich ist? Kommt einem deshalb vielleicht eine dunklere Umgebung in echt weniger störend vor als in einem Film? Vielleicht hängt auch die Fokussierung des Auges in den beiden Fällen damit zusammen. Man blendet sozusagen Störendes aus und kann relevante Bereiche künstlich generieren, beim Film ist man allerdings auf die vorgegebene Fokussierung und den Bildausschnitt beschränkt.
Das Spektrum des natürlichen Lichts ist umfangreicher als die Beschränkung auf RGB. Also wird natürliches Licht am Monitor auch nur mit RGB simuliert ???
FixInPost
Antwort von srone:
dein auge ist in der lage bis zu 100 blendenstufen zu adaptieren.
lg
srone
Antwort von FixInPost:
Aber nicht durch die Pupille sondern ... eine Art Steigerung der Netzhautempfindlichkeit ???
Jedenfalls schonmal danke für die guten Anregungen und Infos!
FixInPost
Antwort von iasi:
Auffällig ist dabei natürlich, dass überall Lampen herumstehen und jede Schrankglastür beleuchtet ist
Hatte noch gar nicht so richtig darüber nachgedacht, woher dieser "magische" Look in seinen Filmen kommt... klar, ist ja wirklich ganz offensichtlich...
Vorsicht.
Kubrick versuchte sich nie zu wiederholen - daher kann man nicht davon ausgehen, dass das Beleuchtungsprinzip von Eyes wide shut bei allen Filmen Verwendung fand.
von Trier scheint jedoch seine Schauspieler prinzipiell nicht von Beleutungstechnik einzäunen zu wollen.
Antwort von dudelsack44:
ich fand diesen magischen licht-effekt besonders bei clockwork orange sehr präsent. ansonsten würde ich jetzt nicht gerade sagen, dass sich seine filme soo sehr voneinander unterschieden haben, was zumindest die wirkung anbelangt... aber das ist ja auch normal unter regisseuren, die "handschrift" zieht sich doch irgendwie immer durch ihre filmografien (scorsese und lebensgeschichten; danny boyle und die lebensgeschichten in verkürzter fassung, dafür experimentelle nutzung der filmischen instrumente; hitchcock und der horror/"suspense"; eastwood und aufeinandertreffende fronten; spielberg und das abenteuer; burton und die schrille fantasie; tarantino und die musik und dialoge; nolan und der hochklassige mainstream, also mainstream-machart mit top-stories; und zu guter letzt bay mit sinnloser und oberflächlicher action..).
um ehrlich zu sein, fand ich die storys von kubrick nie so richtig gut; trotzdem wirken seine filme extrem fesselnd... muss mir aber mal wieder eine aktuelle meinung bilden, kubrick flimmerte schon länger nicht mehr über meinen bildschirm... (habe auch noch nicht alle filme von ihm gesehen)
von Trier scheint jedoch seine Schauspieler prinzipiell nicht von Beleutungstechnik einzäunen zu wollen.
bei "melancholia" war der scheinwerfer-einsatz glaube ich etwas höher, aber ansonsten gehört er bestimmt nicht zu den licht(technik)-fanatikern..
Antwort von srone:
Aber nicht durch die Pupille sondern ... eine Art Steigerung der Netzhautempfindlichkeit ???
Jedenfalls schonmal danke für die guten Anregungen und Infos!
FixInPost
es geht um "stäbchen" und "zapfen", stäbchen sind für die helligkeit zuständig, zapfen für die farbe, das verhältnis liegt bei ca 20:1, deswegen wird es auch bei zunehmender dunkelheit mehr und mehr s/w, da immer mehr stäbchen involviert werden und deswegen funktioniert auch ein 4:2:0 farbmodell problemlos.
die pupille ist eher der vario-nd bei zuviel licht, als wie eine vergleichbare blende beim objektiv, da das auge tiefenschärfe durch kontinuierlichen autofokus generiert.
lg
srone
Antwort von dudelsack44:
die pupille ist eher der vario-nd bei zuviel licht, als wie eine vergleichbare blende beim objektiv, da das auge tiefenschärfe durch kontinuierlichen autofokus generiert.
und wo ist bei uns magic lantern untergebracht? ;-)
Antwort von srone:
die pupille ist eher der vario-nd bei zuviel licht, als wie eine vergleichbare blende beim objektiv, da das auge tiefenschärfe durch kontinuierlichen autofokus generiert.
und wo ist bei uns magic lantern untergebracht? ;-)
zwischen deinen ohren ;-)
lg
srone
Antwort von FixInPost:
Ah ich erinnere mich.netzhaut ist natürlich nicht der "sensor". Witzig diese vergleiche auge und kamera. Wenn es an die einzelheiten geht. Kannte bisher nur ein vereinfachtes modell.
Von trier, zumindest die "dogma95 regeln" haben nicht nur lichsetzung verboten sondern auch nachsynchronisation, effekte usw. Was natürlich bei synchronisierten versionen sone sache ist.
Es ging denen aber weniger um ästhetik als um eine art illusionslose wirklichkeitstreue.
FixInPost