Frage von Didier:Salut!
Ich möchte ein Referat bei uns in der Schule filmen und möchte 2 Kameras einsetzen, eine die den Referenten in er Totale aufnimmt und die andere in der Nahe. Eigentlich habe ich geplant, die Kameras im Winkel aufzustellen (eine rechts, die andere links), jetzt erinnere mich aber an die "Achssprung"-Problematik. Frage: Ist das zu vernachlässigen (bei solchen Vorträgen) oder würdet Ihr prinzipiell empfehlen beide Kameras im gleichen Winkel auf den Referenten zu richten? 
Merci.Didier.
 Antwort von  thos-berlin:
Wenn die eine Kamera von Links und die andere von rechts schaut, dann wird im Umkehrschluß die aufgenommene Person mal von links und mal von rechts gezeigt und schaut mal links an der Kamera vorbei ins "Publikum" und mal rechts. Das ist für mich ein Achsensprung. Unabhängig von der Einstellung.
Wenn die Totale mittig die Szene aufnimmt (Person schaut in Richtung der Kamera) und die zweite Kamera dann die Details filmmt, dann ist das für mich kein Achsensprung. Ebesowenig, wie wenn die aufgenommene Perrson seitlich sitzt und beide Kameras die gleiche Gesichtshälfte filmen. 
Bei einem Referat sollte der Referent aber ins Publikum schauen - daher eine Kamera (Totale) in Blickrichtung/in die Mitte.
 Antwort von  Didier:
Dachte ich mir's doch. 
D.h. Totale von vorne und Nahe von der Seite (links) wäre ok. Was ist üblicher, beide Cams auf der gleichen Seite oder wie ich vorgeschlagen habe (Totale mittig und Nahe seitlich) ?
 Antwort von  Wiro:
Frage: Ist das zu vernachlässigen?
Hallo,
Achsensprünge sind nie zu vernachlässigen - sie führen beim Publikum zu Verwirrung und Seekrankheit (Sehkrankheit)  ;-)
Normalerweise ist man schon durch die Anordnung der Fenster (Lichteinfall) auf eine bestimmte Seite festgelegt. Wenn Du die Totale direkt frontal von vorne nimmst ist es ziemlich problemlos. Besser ist es jedoch, nicht frontal (platt) von vorne aufzunehmen, sondern leicht von der Seite. In diesem Fall müssen dann beide Kameras so stehen, daß die Achse nie übersprungen wird. Hört sich komplizierter an als es ist.
Auf keinen Fall einen Achssprung einbauen !
Gruss Wiro
 Antwort von  Debonnaire:
Ich nehme seit Jahren Theateraufführungen mit drei Kameras auf: Eine linke, eine in der Mitte und eine rechts. So kann man zwischen den Kameras hin und her schneiden und auch eben unterschiedliche Kadrierungen auf den Film bringen. 
Diese Anordnung (sie ist ja analog der hier zur Debatte stehenden) beinhaltet keinen Achsensprung, denn du nimmst ja dasselbe Objekt einfach aus zwei unterschiedlichen Winkeln auf. Ein Achsensprung liegt erst dann vor, wenn du zwei verschiedene, miteinander interagierende Objekte abwechselnd aufgenommen werden, was hier aber nicht der Fall ist!
Schaut euch doch mal an, wie in Fernsehstudios gefilmt wird und wo die Kameras stehen. Selbst bei Nachrichten werden mehrere Kameras, im Halbkreis vor den Sprechenden angeordnet, benutzt. Hat hier schon mal jemand die Orientierung verloren?
Und vorallem ist zu bedenken, dass ein Redner, welcher nicht, als Schauspieler, bewusst für/in die Kameras spielt, mal geradeaus, mal links und mal rechts ins Publikum schaut und spricht. Da bist du froh, wenn du dann nicht bei jedem zweiten Kopfdreher für mehrere Sekunden nur den Hinterkopf des Vortragenden aufnimmst, sondern zur anderen, dann frontalen Kamera schneiden kannst!
 Antwort von  thos-berlin:
Ich sehe keinen Widerspruch, denn die Theateraufführungen haben eine andere "Spielrichtung" die Schauspieler spielen auf der Bühne zueinander. Der Achsensprung käme hier , wenn Du deine weiteren Kameras in der Kulisse hättest.
Auch bei den zitierten Fernseh-Studio-Aufnahmen ist die Situation anders, da nicht zwei Kameras aus unterschiedlichen Richtungen die gleiche Person zeigen, sondern jede Kamera "ihre" Person frontal zeigt und über eine weitere Totale die Situation und die Achsen geklärt sind. Gegebenen falls wird über diese Totale (zwischen) geschnitten.
 Antwort von  Debonnaire:
Ich sehe keinen Widerspruch, denn die Theateraufführungen haben eine andere "Spielrichtung" die Schauspieler spielen auf der Bühne zueinander. Der Achsensprung käme hier , wenn Du deine weiteren Kameras in der Kulisse hättest.
Auch bei den zitierten Fernseh-Studio-Aufnahmen ist die Situation anders, da nicht zwei Kameras aus unterschiedlichen Richtungen die gleiche Person zeigen, sondern jede Kamera "ihre" Person frontal zeigt und über eine weitere Totale die Situation und die Achsen geklärt sind. Gegebenen falls wird über diese Totale (zwischen) geschnitten.
Siehe hierzu noch meine 
fette Ergänzung im vorhergehenden Post.
 Antwort von  thos-berlin:
Ich halte die Situation "Theateraufnahme" nicht grundsätzlich zu der Situation "Vortrag" analog, da m.E. die andere "Spielrichung" andere Achsen vorgibt. 
Lasse den Theaterdarsteller eine Papiertaube in Blickrichtung zu seimem Mitspieler werfen. Für alle Zuschauer und die Kameras links und rechts von der Bühne fliegt die Taube in die gleiche Richtung (es sei denn, eine Kamera steht in der Kulisse). Gleiche "Flugrichtung" beim Umschnitt = kein Achsensprung.
Wenn der Dozent die Taube in das Auditorium wirft, und beim Umschnitt von der einen Kamera zur anderen die Taube ihre "Flugrichtung" ändert, dann ist es ein Achsensprung.
Daher ist es für mich ein Achsensprung, wenn der Dozent erst links, dann rechts an der Kamera vorbeischaut. Ich denke aber, daß aus der Diskussion klar wird, worauf Didier achten muß.
 Antwort von  Debonnaire:
Ich halte die Situation "Theateraufnahme" nicht grundsätzlich zu der Situation "Vortrag" analog, da m.E. die andere "Spielrichung" andere Achsen vorgibt. 
Lasse den Theaterdarsteller eine Papiertaube in Blickrichtung zu seimem Mitspieler werfen. Für alle Zuschauer und die Kameras links und rechts von der Bühne fliegt die Taube in die gleiche Richtung (es sei denn, eine Kamera steht in der Kulisse). Gleiche "Flugrichtung" beim Umschnitt = kein Achsensprung.
Wenn der Dozent die Taube in das Auditorium wirft, und beim Umschnitt von der einen Kamera zur anderen die Taube ihre "Flugrichtung" ändert, dann ist es ein Achsensprung.
Daher ist es für mich ein Achsensprung, wenn der Dozent erst links, dann rechts an der Kamera vorbeischaut. Ich denke aber, daß aus der Diskussion klar wird, worauf Didier achten muß.
Es IST dieselbe Situation: Du hast eine Ebene des Interesses (die Bühne). Ob dort EIN Vortragsredner steht oder eine Gruppe Schauspieler lateral hin und her spielt, ist dasselbe. Die Kamera und die Action bleiben in gleicher Relation zu einander. Wenn der Vortragsredner dann seine Papiertaube tatsächlich ins Publikum starten sollte, dann schwenkst du ja mit der/den Kamera/s mit, und stellst sie nicht um, als Gegenschuss. Und ein Schwenk, genau so wie eine Fahrt (Dolly) ist NIE ein Achsensprung. Die Fahrt ist manchmal sogar das einizige Mittel, sich aus dem Achsensprungdilemma zu retten und die Achse eben "legal" und für den Betrachter nachvollziehbar zu überqueren, um dann mit der neuen Achse weiter zu arbeiten.
 
 Antwort von  Ansgar:
Auch wenn mich das Thema interessiert....ich versteh nur Bahnhof. 
Hat jemand mal ein konkretes Bespiel für eine Szene 
mit und einmal 
ohne Achsensprung im direkten Vergleich? 
Vielleicht auf youtube?
 Antwort von  Wiro:
Für You Tube hab ich nichts.
Hier aber mal ein gaaanz konkretes Beispiel.
Bestimmt gibts bessere Beispiele, aber vielleicht kann man erkennen, worauf es ankommt.
Gruss Wiro
 Antwort von  Frank B. nicht eingelogt:
Auch wenn mich das Thema interessiert....ich versteh nur Bahnhof. 
Hat jemand mal ein konkretes Bespiel für eine Szene 
mit und einmal 
ohne Achsensprung im direkten Vergleich? 
Vielleicht auf youtube?
Hallo Ansgar,
ein konkretes Beispiel habe ich auch nicht, aber die ganze Sache ist überhaupt nicht schwer zu begreifen. Du musst Dir einen Fernseher vorstellen und die Aktion, die Du darstellen willst. Nehmen wir einen Karnevalsumzug. Wenn Du auf der einen Straßenseite stehst, zieht der Zug von links nach rechts an Dir vorüber. Auf Deinen Aufnahmen und auf dem Fernseher ist das natürlich auch so. Wenn Du dann aus irgendeinem Grund die Kamera ausschaltest und die Straßenseite wechselst und weiter filmst, zieht der Zug dann von rechts nach links an Dir vorbei. Dir selbst fällt das in dem Moment gar nicht auf, da Du die Bewegung zur anderen Staßenseite für Dich vollzogen hast. Allerdings der Betrachter Deiner Videoaufnahmen wird irritiert sein, da er auf einmal den Zug von rechts nach links also in der Gegenrichtung zur ursprünglichen Bewegung auf dem Fernseher sieht. Der Zuschauer hat die räumliche Information nicht, dass Du die Straßenseite gewechselt hast. Der Achssprung (die Handlungsachse ist die Zugrichtung des Karnevalszuges) irritiert in den allermeisten Fällen die Zuschauer und ist daher möglichst zu vermeiden.
Man kann ihn aber filmtechnisch als Gestaltungsmitte sehr wohl einsetzen. Ich habe schon manchen Film gesehen, wo er bewußt eingesetzt wurde, um z.B. eine endlos erscheinende Autofahrt oder auch Orientierungslosigkeit darzustellen.
Nochmal zurück zum Karnevalszug. Analog dazu kannst Du Dir auch eine Person vorstellen, die in Blickrichtung zu Dir steht. Wenn Du jetzt ein Stück links um die Person gehst, blickt die Person von Dir aus gesehen nach rechts.
Wenn Du nach rechts gehst, blickt sie von Dir aus gesehen nach links, ohne dass sich die Person gedreht hat. Du bist lediglich über die Blickachse der Person gegangen. Also, bei Videoaufnahmen immer schon auf einer Seite der Handlungsachse bleiben.
Wenn es aus irgendeinem Grund nicht möglich ist auf einer Seite der Handlungsachse zu bleiben, kann man den unvermeidlichen Achssprung mit ein paar Tricks auch "entschärfen". Entweder man lässt die Kamera laufen und macht sozusagen eine Kamerafahrt. Man nimmt also seinen Zuschauer mit hinein in die Szene und gibt ihm die Bewegungsinformation, die er braucht, um den Achssprung nachvollziehen zu können, oder man "verdeckt" den Achssprung durch ein paar Zwischenschnitte.
Frank
 Antwort von  thos-berlin:
Lieber Debonnaire, 
dann kommen wir halt nicht zeinander. 
Für die Theaterauffuhrung gebe ich Dir ja recht. Die (Handlungs-)Achse läuft bei einem Vortrag einfach anders.
Ob dort EIN Vortragsredner steht oder eine Gruppe Schauspieler lateral hin und her spielt, ist dasselbe.
Eben nicht. Der Redner redet uns direkt an. Damit sind wir Teil der Szene und die (Handlungs-)Achse läuft auch in unsere Richtung bzw. in seine Hauptblickrichtung. In der Theaterszene sind die Zuschauer unbeteiligt am Geschehen und die (Handlungs-)Achse wird durch die Interaktion der Schauspieler miteinander festgelegt
Vielen Dank an Wiro, der in seiner Zeichnung sehr schön die Ausführungen zur Kamerapositionierung bei einem Vortrag aus meinem ersten Posting illustriert. Nach Debonnaire's Ansicht wäre da nämlich keine Einstellung ein Achsensprung.
 Antwort von  Wiro:
Na ja, eigentlich habe ich ja meine eigene obige Aussage illustriert.
Daß es auf Deine ebenfalls passt ist reiner Zufall.
;-)
Gruss Wiro
 Antwort von  thos-berlin:
Der Zufall paßt aber ;-)
Das Theaterstück ist übrigens durchaus mit den Fußballübetragungen zu vergleichen. Da stehen alle (Spiel-) wichtigen Kameras auf einer Seite des Spielfeldes aber durchaus auf beiden Seiten der Mittellinie. Trotzdem dort kein Achsensprung. Der kommt, wenn auf eine Kamera auf der anderen Spielfeldseite umgeschnitten wird. Da wird dann aber ein freundlicher Hinweis eingeblendet ("reverse angle").
OK, es soll auch Spiele geben, da ist die Handlungsachse die Mittellinie, aber eigentlich sollte die Handlungsachse die Verbindung der beiden Tore sein.
So, noch ein kleiner Nachtrag, warum die Theateraufnahemen auch kein Achsensprung sind.
 Antwort von  Markus:
Hallo zusammen,
wenn bei Vorträgen zwei Kameras den gleichen Standort haben, so hat das u.a. folgende große Vorteile:
1. Es springt nichts (Aufnahmewinkel, Perspektive, Licht) und auch der Hintergrund wechselt nicht von einer Einstellung zur anderen.
2. Eine Person kann zwei Kameras beaufsichtigen, ggf. steuern und die Bildausschnitte aufeinander abstimmen. Und das alles ohne kostspieliges Intercom.
3. ...Mist, habe ich vergessen. ;-)