Wissen Rigkomponenten: Schärfezieheinrichtung (Follow Focus) Teil 2

Rigkomponenten: Schärfezieheinrichtung (Follow Focus) Teil 2

Im zweiten Teil unserer Grundlagenserie zum Thema Rigkomponenten wollen wir noch stärker auf Details von Schärfezieheinrichtungen fokussieren. Hier geht es um Übersetzungsverhältnisse, Umkehrgetriebe, Anschlagspunkte, Qualitätskriterien u.a. ...

// 10:54 Di, 18. Aug 2015von

Im zweiten Teil unserer Grundlagenserie zum Thema Rigkomponenten wollen wir noch stärker auf Details von Schärfezieheinrichtungen fokussieren. Hier geht es um Übersetzungsverhältnisse, Umkehrgetriebe, Anschlagspunkte, Qualitätskriterien u.a. ... (Hier geht es zum ersten Teil)





Zahnräder (Übersetzungen, Montage, u.a.)

Die Zahnräder der Schärfezieheinrichtungen orientieren sich für gewöhnlich am industrieüblichen Pitch von 0.8 für die Zahnung. Sind Objektive mit anderen Zahnkränzen im Einsatz (z.B. mit 0.6 oder 0.5er Pitch) sollte darauf geachtet werden, dass sich das Zahnrad wechseln lässt und entsprechend andere Zahnungen auch zur Verfügung stehen.



Follow Focus 4 von Arri
Follow Focus 4 von Arri


Wie bereits erwähnt, empfiehlt es sich, bei besonders kurzen Objektivkonstruktionen, vorab zu prüfen, ob ggf. das Zahnrad auf der Schärfezieheinrichtung auch umgesteckt werden kann, um für die Montage mehr Platz zwischen Schärfezieheinrchtung und Kameragehäuse / Cage zu schaffen.



Zahnräder mit unterschiedlichem Durchmesser schaffen unterschiedliche Übersetzungen
Zahnräder mit unterschiedlichem Durchmesser schaffen unterschiedliche Übersetzungen


Bei den Getrieben unterscheidet man unterschiedliche Übersetzungen, die meistens über die Größe der Zahnräder reguliert werden. Häufig unterscheidet man hier zwischen Cine-Übersetzungen (1:2) und HD oder DSLR Übersetzungen (1:1). Manuelle Cine-Objektive mit ihren längeren Fokuswegen, werden hier häufig mit einer 1:2 Übersetzung gefahren.



Optional montierbare Zahnkränze für Foto-Objektive
Optional montierbare Zahnkränze für Foto-Objektive




Wer mit Foto-Objektiven ohne Zahnkranz unterwegs ist, und trotzdem einen Follow Focus nutzen möchte, wird bei optional montierbaren Zahnkränzen fündig werden.





Umkehrgetriebe

Der Fokus von Cine-Objektiven wird traditionell von nah auf unendlich mit einer Drehung nach rechts am Objektiv (vom DP aus gesehen) eingestellt. Allerdings gibt es im DSLR-Bereich auch Hersteller wie Nikon die ihren Fokus genau umgekehrt von nah auf unendlich belegt haben – zwar stellt dies eher die Ausnahme dar, doch Fokuspuller schätzen entsprechende Verkehrungen eher weniger.



Wer viel mit unterschiedlichen Objektiven und Fokusdrehrichtungen zu tun hat und nicht jedes Mal umdenken will, findet die Lösung in Form von Umkehrfunktionen. Diese können ganz unterschiedlich gelöst werden: Die einfachste ohne zusätzliche Hilfsmittel ist die umgekehrte Montage (Up-Side-Down) der Schärfezieheinrichtung an den Rods. Hierfür muss die Schärfezieheinrichtung jedoch ausgelegt sein – nicht alle Einrichtungen können das. Auch die spiegelverkehrte Montage auf der anderen Kameraseite (rechts an Stelle von links) ist ohne Zusätze machbar, bedeutet jedoch unter Umständen, dass das Zahnrad umgesteckt werden muss.



 Beim Sachtler ACE Follow Focus u.a. lässt sich das interne Getriebe ausbauen und umkehren
Beim Sachtler ACE Follow Focus u.a. lässt sich das interne Getriebe ausbauen und umkehren


Soll der Follow Focus seinen angestammten Platz auf der linken Rigseite beibehalten und trotzdem eine Umkehrung erfolgen, muss mit Zusätzen gearbeitet werden. Einige Hersteller bieten die On-Top-Montage eines zusätzlichen Zahnkranzes an (wobei hier darauf geachtet werden sollte, dass nicht zusätzliches Spiel in das System kommt) – bei anderen lässt sich das interne Getriebe tauschen oder drehen.



Wir empfehlen bei Umkehrfunktionen genau darauf zu achten, wie sauber der Objektivantrieb mit der Umkehrfunktion arbeitet und zu prüfen, wie häufig man tatsächlich eine Umkehrfunktion benötigt.





Anschlagspunkte für AF-Optiken

Soll mit AF-Optiken aus dem Fotobereich gearbeitet werden, die häufig über keine festen Anschlagspunkte für die Nah und Unendlich-Einstellung verfügen, empfiehlt sich eine Schärfeziehfunktion mit frei konfigurierbaren Hard-Stops zu wählen. Diverse Hersteller stellen hierfür unterschiedliche Lösungen zur Verfügung. Dias Prinzip ist jedes Mal das gleiche.



Gut ist hier die sog. VariLock Funktion für das Einstellen fester Anschlagspunkte zu erkennen (Chrosziel Cine Single)
Gut ist hier die sog. VariLock Funktion für das Einstellen fester Anschlagspunkte zu erkennen (Chrosziel Cine Single)


Bei dem AF-Objektiv wird einmal auf die Nah-Einstellung fokussiert und danach beim Follow-Fokus eine mechanische Stoppmarkierung gesetzt. Das gleich wird dann nochmal für die Unendlich-Einstellung gemacht. Die Schärfezieheinrichtung verfügt nun über zwei Anschlagspunkte und simuliert damit die mechanischen Anschlagspunkte von Cine-Objektiven.







Montage

Schärfezieheinrichtungen werden stets auf Leichtstützen montiert – doch bei der Art der Klemmung gibt es Teils große Unterschiede. Das fängt bei der zweifachen Klemmvariante (für jedes Rohr eine Extra-Klemmung) an und hört bei seitlich einsetzbaren Klemmungen (ohne das Kompendium abnehmen zu müssen) und minimalistischen 1-Rohr Schärfezieheinrichtungen auf.



Seitlich auf di Rods aufzusetzender Follow Focus (Mini) von Arri
Seitlich auf di Rods aufzusetzender Follow Focus (Mini) von Arri


Teilweise ist hier eine Abwägung zwischen Solidität und schnellem, einfachem Handling gefragt: Wird die Schärfezieheinrichtung häufig gegen eine Funkschärfe ausgetauscht und soll das Kompedium dazu nicht ausgebaut werden? Dann empfehlen sich seitlich einsetzbare Schärfezieheinchrichtungen. Ist vor allem eine möglichst robuste Konstruktion gefragt, kann eine zweifach geführte Klemmung Vorteile bringen. (Im Premium Cine-Segment würden wir allerdings auch seitlich einsetzbaren Klemmsystemen vertrauen).



Übrigens sollten die Kräfte, die auf die Objektivachse durch eine Schärfezieheinrichtung ausgeübt werden, nicht unterschätzt werden. Es hat durchaus Gründe, weshalb ein professeioneller PL-Mount so massiv ausgeführt ist und DSLR-Mounts im Vergleich so filigran – doch hierzu ein anderes Mal mehr ...





Gewicht

In letzter Zeit hat auch bei Schärfezieheichrichtungen durch den Einsatz neuer Materialien ein kleiner Wettlauf um möglichst geringes Gewicht stattgefunden. Wer sein Rig viel im mobilen Einsatz hat, kann hier durch bewußte Auswahl deutlich am Gewicht sparen. Doch mobile Einsätze dürften bei den meisten Produktionen eher die Ausnahme sein.



Das Gros der Einstellungen dürfte vom Stativ aus gefahren werden und sofern das Stativ groß genug für ein gerigtes Kamerasystem dimensioniert wurde, halten wir das Gewicht der Schärfezieheinrichtung für eher vernachlässigbar – eine Gewichtsreduzierung für Kompendien (z.B. für Gimbalsystem) oder schulterfähige Base Plates macht hier unserer Meinung nach sehr viel mehr Sinn.





Qualitätskriterien Follow Focus

Wieviel Spiel hat das System?


Ist das Zahnrad umsteckbar von hinten nach vorne für kürzere Objektive?


Werden unterschiedliche Pitch-Größen benötigt?


Werden unterschiedliche Übersetzungen benötigt?


Werden feste Anschlagspunkte benötigt?


Werden Welle und/oder Fokushebel benötigt und lassen sich diese einsetzen?


Wird eine Umkehr benötigt und wieviel zusätzliches Spiel bringt diese mit?


Soll der Follow Fokus ohne Abnahme des Kompendiums montiert werden können?


Welche Art Markierungsscheibe wird hauptsächlich benötigt und sind andere ggf. montierbar?


Wird ein beidseitig montierbares Handrad benötigt?


Spielt das Gewicht für mein Rig eine Rolle?


Ähnliche Artikel //
Umfrage
    Welche Streaming-Dienste nutzt Du?













    Ergebnis ansehen

slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash